In einer beschaulichen Kreisstadt in Brandenburg ist ein ganz besonderes Museum beheimatet. Ein unscheinbares Wohnhaus mitten in der Stadt beinhaltet das Raumschiff Eberswalde.

Seit ich davon erfahren hatte, wollte ich da hin. Irgendwann einmal, denn zu meinem Bedauern musste ich feststellen, dass sich Eberswalde nicht gerade um die Ecke befindet. Zwischen Duisburg und der kleinen Kreisstadt in Brandenburg liegen rund 556 Kilometer.

Im Universum ist dies nichts im Vergleich zur Unendlichkeit. Da das Beamen jedoch noch nicht erfunden ist, bedeutet dies für mich eine längere Reise mit Übernachtung. Daher schob ich Eberswalde zunächst in eine unbestimmte Zukunft, zumal man das Museum nicht einfach nach Lust und Laune besuchen kann. Um zu vermeiden, dass ständig Besucher vor der Tür stehen, wurde die Adresse nicht veröffentlicht. Das ist durchaus nachvollziehbar, denn es handelt sich um ein ganz normales Wohnhaus.

Da ich Raumschiff Eberswalde auf mehreren Portalen folge, erfuhr ich sehr schnell von den geplanten Veranstaltungen in 2019. Ich schrieb sofort eine E-Mail und meldete mich für das Wochenende im September an. Die Antwort kam postwendend und ich sollte am 7. September 2019 an Bord gehen.

Die weite Anreise löste ich mit einem Städtetrip nach Berlin. Eberswalde liegt ungefähr eine halbe Stunde Zugfahrt von der deutschen Hauptstadt entfernt. So buchte ich ein Hotelzimmer, Bahntickets und wartete gespannt auf den September.

Was ist Raumschiff Eberswalde eigentlich?

Dazu muss ich ein wenig ausholen. Tatsächlich ist Raumschiff Eberswalde ursprünglich ein Hörspiel gewesen. 2009 startete der Podcast, in dem die Abenteuer der USS Eberswalde in Logbuchform erzählt wurden. Bis 2013 kam die Serie auf insgesamt 508 Folgen. Die Zuhörer stießen dabei auf viele Bekannte, unter anderem die deutschen Stimmen von Leonard Nimoy und Whoopi Goldberg. Auch der deutsche Kosmonaut Sigmund Jähn hatte einen Gastauftritt. Sämtliche Folgen können übrigens bei Soundcloud.com angehört werden.

Ein Universum auf 17,01 m2

In einem Kellerraum befindet sich eine schier unglaubliche Anzahl an Exponaten. Die Quadratmeterzahl stimme tatsächlich, versicherte Kurator und Synchronsprecher Benjamin Stöwe seinen Gästen. Das geradezu winzige Museum lädt zum Schauen und Staunen ein. Ich war überrascht von der Fülle der Ausstellungsstücke. Tribbles, Phaser, Uniformen, Masken, Modelle, Figuren, Bücher und mehr. Alles befindet sich geschützt hinter Glas. Ganz egal, wie viele Runden man durch den Raum dreht, man entdeckt jedes Mal etwas Neues. Selbst eine kleinere Variante des berühmten „Wächters der Ewigkeit“ (Star Trek TOSDie Stadt am Rande der Ewigkeit, TAS Das Zeitportal) steht dort. Man kann nebenbei gefahrlos hindurchsteigen, allerdings habe ich ihn in Verdacht, am Zeitfluss herumgespielt zu haben. Diese scheint auf Raumschiff Eberswalder schneller abzulaufen als draußen.

Der restliche Keller, zwar auch „trekkig“ hergerichtet, gehört jedoch nicht zum eigentlichen Museum. Außerhalb der Besuchszeiten und Veranstaltungen wird das Museum verschlossen und der Keller wird wieder zu seinen eigentlichen Zwecken genutzt. Eine Fotogalerie findet ihr am Ende des Artikels.

An Bord von Raumschiff Eberswalde

Kurz vorher traf ich mich mit meiner Trekkie-Freundin Christiane in einem Café in der Nähe. Wir kennen uns vom Trekdinner Krefeld her und normalerweise hätte an diesem Tag unser monatliches Nudelessen stattgefunden. Stattdessen wollten wir gemeinsam dieses Raumschiff in Eberswalde erkunden. Christiane erschien stilecht übrigens ganz und gar als Vulkanierin gekleidet, inklusive spitzer Ohren und IDIC-Symbol. Sie hatte sogar ihre Haare blauschwarz gefärbt. Wir genossen noch einen leckeren Cappuccino, bevor wir uns auf den Weg machten.

Nach einer herzlichen Begrüßung vor dem Haus wurden die Besucher ins Innere geführt. Zuvor übergab ich jedoch ein kleines Mitbringsel. Ein kleiner Minispock war am Abend zuvor frisch von der Nadel gehüpft, wie man in Häkelkreisen sagt, und ich fand es passend, ihn nach Eberswalde zu bringen. Dem „Aaaawwww“ der anderen Gäste zufolge stand ich mit der Meinung nicht alleine da.

Neben der begeisternden Entdeckungsreise durch die Räumlichkeiten fand auch ein kleines Rahmenprogramm statt. Autor Björn Sülter hielt eine Lesung, in der er seine Gedanken zu Star Trek in zwei Essays teilte. Dabei stellte er seine Ansichten unter anderem zu Enterprise und Discovery dar. Im Anschluss las er aus dem Vorwort seines Buches Es lebe Star Trek. Wir stellten fest, dass die Zeit im Raumschiff Eberswalde anders verlaufen musste als draußen. Sie verging wie im Fluge. Sollte der „Wächter der Ewigkeit“ tatsächlich …? Dennoch nahm Sülter sich die Zeit, um auf die Fragen der Gäste zu antworten.

Mit dem nächsten Programmpunkt nahm Benjamin Stöwe uns mit in die Gefilde der Synchronisation. Bekanntlich leiht er Dr. Hugh Culber aus Star Trek Discovery seine Stimme. Für ihn ging damit ein Kindheitstraum in Erfüllung. Auch in den Star Trek Filmen Into Darkness und Beyond ist er zu hören.

Für wie viele Menschen geht der Traum, ein aktiver Teil des Star Trek Universums zu sein, in Erfüllung? Ich wage zu behaupten, dass die meisten der Trekkies schon früh den Wunsch hegen, dabei sein zu können. Wie man sieht, wird für den einen oder anderen Fan der Wunsch wahr.

Stöwe zeigte in einer Art Mitmach-Vortrag, wie Synchronisation vonstattengeht. Dabei bot er uns die Möglichkeit an, einmal selbst eine Synchronisation zu versuchen und Dr. Culber eine Stimme zu geben. Es stellte sich heraus, dass dies gar nicht so einfach war. Der richtige Zeitpunkt musste eingehalten werden und auch Sprechgeschwindigkeit sowie Intonierung gehörten dazu.

Zwischen den Programmpunkten gab es Zeit, alles zu erkunden, wobei die Zeit seltsamerweise anders verlaufen sein musste als draußen… Moment, habe ich das nicht schon angesprochen?

Ganz zum Schluss umriss ein kurzer Film die Entwicklung von Star Trek. Szenen aus sämtlichen Serien und Filmen nahmen uns mit auf eine Reise, deren Ursprung im Jahr 1965 liegt. Mit dem zu Unrecht abgelehnten Pilotfilm The Cage fing damals alles an. Es ging weiter über TOS, TAS, TNG, DS9. Gefolgt von Voyager, Enterprise, Discovery und allen 13 Kinofilmen. Mein selig-entrücktes Lächeln wollte nicht verschwinden, denn ich verbinde in 30 Jahren Trekkie-Dasein sehr, sehr viel mit Star Trek.

Schon vorbei?

Der Nachmittag war im Nu vorüber. Völlig perplex über das rasante Vorüberziehen der Zeit und um viele wunderbare Eindrücke reicher, verließ ich das Museum.

Ich bin begeistert. Die Sammlung ist fantastisch. Ausblicke auf die Brücken der Enterprises aus TOS und TNG, diverse Pappaufsteller bekannter Charaktere und ein kleines Shuttle lassen das Trekkie-Herz höherschlagen. Nicht zu vergessen die schöne Bildergalerie, das Bücherregal, Modelle und ein 3-D-Schach.

Habe ich eigentlich erwähnt, dass die Zeit in Raumschiff Eberswalde faszinierenderweise anders verläuft als draußen?

Ein Besuch lohnt sich definitiv. Es wird kein Eintritt verlangt, dafür um eine Spende für das örtliche Kinder- und Jugendtheater gebeten. Mehr Infos gibt es auf der offiziellen Homepage.

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Kirsten P.

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