„Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion“ war etwas völlig Neues in Deutschland und fegte als erste deutsche Science-Fiction-Serie die Straßen leer.

Erzählt werden hier die Erlebnisse der Besatzung des Schnellen Raumkreuzers Orion. Der Kommandant Major Allister McLane (Dietmar Schönherr) bringt seine Vorgesetzten gegen sich auf, weil er ständig eigenmächtig handelt und Befehle missachtet. Aus diesem Grund wird er strafversetzt. Seine Mannschaft bleibt ihm dabei treu. Und als wäre das noch nicht genug, wird ihm eine Offizierin des Galaktischen Sicherheitsdienstes (GSD) zur Seite gestellt: Leutnant Tamara Jagellovsk (Eva Pflug) soll dafür sorgen, dass McLane keine Alleingänge mehr durchführt. Doch ob dieser sich daran halten wird…?

Die Mannschaft

Neben Major McLane und Leutnant Jagellovsk befinden sich außerdem an Bord: Armierungsoffizier Leutnant Mario de Monti (Wolfgang Völz), Bordingenieur Leutnant Hasso Sigbjörnson (Claus Holm), Astrogator Leutnant Atan Shubashi (Friedrich G. Beckhaus) und Raumüberwacherin Leutnant Helga Legrelle (Ursula Lillig).

Sie alle bilden nicht nur die Besatzung der Orion, sondern sind ebenso eine eingeschworene Gemeinschaft. Als Kommandant hat McLane das letzte Wort und die Entscheidungsgewalt. Jedoch achtet er gewissenhaft darauf, dass seine Mannschaft ihre Meinungen und Kritik nachteilsfrei äußern kann. Gemeinsam dienen sie den Schnellen Raumverbänden.

Major Allister McLane ist bereits seit 15 Jahren im Dienst. In seiner Zeit als Kommandant hat er es fertiggebracht insgesamt sieben Raumkreuzer im Eifer des Gefechts zu zerstören. Dennoch gilt er als Held und Idol der Jugend, wie der Chef des GSD erwähnt. Dabei ist McLane ein Mensch, der auch für seine Eigenwilligkeit bekannt ist. Er widersetzt sich häufig Befehlen, so dass er für drei Jahre zur Raumpatrouille strafversetzt wird. Am Ende retten er und seine Mannschaft die Menschheit vor einer außerirdischen Bedrohung. Er wird dafür zum Oberst befördert. Gleichzeitig wird seine Strafe aufgehoben.

Leutnant Tamara Jagellovsk gehört dem GSD an. Ihr Aufgabe ist es, darauf zu achten, dass die Orion-Besatzung die Vorschriften und Befehle einhält. Mit ihrer kühlen Art widersteht sie den Anbiederungsversuchen der Crew und wird von dieser zunächst auch nicht gerade herzlich aufgenommen. Im Laufe der Zeit ändert sich dies jedoch. Jagellovsk übernimmt an Bord eine Tätigkeit als Raumüberwacherin und es zeigt sich, dass sie eine hervorragende Beiboot-Pilotin ist. Statt beständig auf die absolute Einhaltung der Vorschriften zu pochen, erkennt sie, dass das Befolgen oftmals schwierig ist. Während der drohenden außerirdischen Invasion wird ihr erst recht klar, dass der gehorsame Dienst nach Vorschrift die Erde ins Unglück stürzen würde.

Leutnant Helga Legrelle ist für Kommunikation und Raumüberwachung verantwortlich. Sie liebt Musik und Lesefilme und interessiert sich sehr für Sport. McLane ist sie heimlich sehr zugetan und beobachtet die Entwicklung zwischen ihm und Jagellovsk mit verborgener Eifersucht. Dennoch wettet sie zum Schluss mit ihrem Kameraden de Monti um mehrere Flaschen Sekt, dass McLane und Jagellovsk sich im Sitzungssaal der TRAV (Terretristische Raumpatrouille OrionRaumaufklärungsverbände) küssen würden – sie gewinnt diese Wette.

Leutnant Marion de Monti ist als Armierungsoffizier zuständig für die Bewaffnung und Abwehr. Er ist ein Mensch, der stets einen flotten Spruch parat hat und sich selbst nicht so ernst nimmt. Dadurch sammelt er Körbe wie andere Leute Briefmarken, denn meistens winken die Damen, die er näher kennen lernen möchte, direkt ab. Obwohl an Bord striktes Alkoholverbot herrscht, hat er heimlich eine Kiste seines Lieblings-Whiskys in seinem Quartier versteckt. Leider bringt sein lockeres Mundwerk Jagellovsk dazu, diesen Verstoß an ihre Vorgesetzten zu melden.

Leutnant Hasso Sigbjörnson ist als Ingenieur für alles Technische auf der Orion verantwortlich. Oftmals spricht er davon, den Dienst im Weltraum zu quittieren. Allerdings lässt das All ihn nicht los, sehr zum Leidwesen seiner Frau Ingrid. Er hat immer eine Ausrede parat, weswegen er noch einen weiteren Einsatz mitmachen will. Zusammen mit seinem Kollegen Shubashi sichtet er als erster die sogenannten „Frogs“, welche die Menschheit bedrohen.

Leutnant Atan Shubashi ist der Astrogator an Bord. Er besitzt einen der noch 376 existierenden echten Pudel. Wenn er im All unterwegs ist, macht er sich zuweilen große Sorgen um den Gesundheitszustand des Hundes. Gemeinsam mit Sigbjörnsson entdeckt er die Außerirdischen, welche eine Invasion planen und gibt ihnen die Bezeichnung „Frogs“.

Nachdem die Orioncrew die Menschheit vor der Invasion der „Frogs“ bewahrt hat, wird sie rehabilitiert und bekommt drei Monate Urlaub auf Regierungskosten.

Außerirdische bei „Raumpatrouille Orion“

Es ist von zwei außerirdischen Lebensformen die Rede. Zum einen lebt auf dem Planeten Chroma eine menschenähnliche Spezies. Zum anderen existiert eine invasorische Lebensform namens „Frogs“.

Die Vorfahren der Bewohner des Planeten Chroma stammen ursprünglich von der Erde. Nachdem der „Erste Galaktische Krieg“ vorbei war, sollten alle Kolonisten zurückkehren. Die Neptun-Kolonie weigerte sich und wanderte Richtung Chroma aus. Dort hat sich eine von Frauen bestimmte Gesellschaftsform entwickelt. Sämtliche wichtigen Entscheidungen werden von ihnen getroffen. Die Regierung ist rein weiblich und die Männer begnügen sich mit „niederen“ Aufgaben wie Landwirtschaft, Gärtnern, Bauarbeiten, etc. Auf dem Planeten herrscht Frieden. Die Regentin erklärt dazu, dass dies am Matriarchat läge. Da die Männer keine Entscheidungen treffen dürften, könnten sie auch ihren Hang zur Gewalt, zum Streit nicht ausleben. Man erlaube ihnen zwar, als Gardesoldaten tätig zu sein, aber mehr auch nicht.

Die „Frogs“ sind eine nichtmenschliche aggressive Rasse. Ihre Gestalt ist schwer erkennbar. Das menschliche Auge kann nur eine glitzernde Masse wahrnehmen, welche einen humanoiden Umriss hat. Auch ihre Sprache ist unverständlich. Sicher ist, dass sie keinen Sauerstoff benötigen. Dieser ist sogar tödlich für sie und wird von Sigbjörnson und Shubashi als Waffe eingesetzt. Weiterhin ist bekannt, dass sie über sogenannte Telenose-Strahlen verfügen. Mit diesen können sie den Willen eines Menschen ausschalten und ihn gefügig machen, so dass er ihren Befehlen gehorcht. Die „Frogs“ wollen aus unbekannten Gründen die Erde angreifen und sie übernehmen. Sie kommen in Raumschiffen, mit denen sie zumeist in Dreiecksformationen fliegen. Dazu benötigen sie einen Leitstrahl, der ihnen den Kurs weist.

Leben im Jahr 3000

Das Leben in dieser sehr fernen Zukunft ist anders als wir es heute kennen. Die Nationalstaaten sind längst abgeschafft. Die Bewohner der Erde bilden eine einzige Gemeinschaft, so dass es keine signifikanten sozialen Unterschiede untereinander mehr gibt. Probleme wie Rassismus, Armut und Wohnungsnot sind gelöst und die Menschen leben in Frieden miteinander.
Auf anderen Planeten wie dem Mars sind Kolonien entstanden. Die Menschheit erforscht das All, unterhält verschiedene Außenposten und baut Rohstoffe auf Asteroiden ab.

Zuhause sind sie auch unter Wasser. Große, behagliche Gebäudekomplexe bedecken den Meeresboden. Eine Einsicht in das beliebte Starlight-Casino zeigt große Bullaugen, hinter denen sich Fische und Schildkröten tummeln. Auch die Raumkreuzer, wie die Orion, sind unter Wasser stationiert. Leider bietet die Serie nicht viele Einblicke in das Leben auf der Erde. Erwähnenswert wäre noch der beliebte Gesellschaftstanz „Galyxo“, der durch seine wunderlichen Tanzfiguren seltsam und unfreiwillig komisch wirkt.

Ansonsten ist der Einfluss der 1960er Jahre in die Gestaltung der Serie gut sichtbar. Die Frisuren der Frauen sind helmartig auftoupiert mit jeweils einer langen dreieckigen Strähne auf den Wangen. Auch die Einrichtung könnte sich teilweise in den Haushalten dieses Jahrzehntes befunden haben. Nichtsdestotrotz wurde eine futuristisch anmutende Umgebung errichtet.

Das Aus nach sieben Episoden

Nach wenigen Folgen wurde Raumpatrouille Orion eingestellt. Über das Warum kursieren verschiedene Annahmen.

War die Serie zu teuer? Mit etwa 360.000 Deutsche Mark pro Folge war Raumpatrouille Orion unglaublich kostspielig. Über diese Summe würde man heute sicherlich lachen, aber in den 1960er Jahren war es eine Menge Geld. Das Projekt konnte nur verwirklich werden, weil mit einem französischen Fernsehsender zusammengearbeitet wurde.

Der Sprung ins internationale Fernsehen blieb zum Teil verwehrt. Die Filmaufnahmen waren rein schwarz-weiß, was mit dem damals gerade aufkommenden Farbfernsehen nicht mehr gern gesehen wurde. So ließ sich „Raumpatrouille Orion“ zum Beispiel nicht in die USA exportieren.

Ein weiterer Grund war die sehr militaristisch anmutende Struktur. Zwar weicht die Crew der Orion ständig von den Vorschriften ab und bringt einiges an Lockerheit hinein, jedoch sind vor allem die Verhältnisse im Hauptquartier unübersehbar steif. Natürlich muss in den „Schnellen Raumverbänden“ eine feste Ordnung herrschen. Andernfalls würde eine solche Institution gar nicht funktionieren.
Leider erinnern die Uniformen gerade im Hauptquartier teilweise an das Dritte Reich. Der Schnitt ist unglücklich gewählt und auch das zackige Verhalten weckt bei diesem Hintergrund unangenehme Assoziationen.

Was ist an „Raumpatrouille Orion“ so faszinierend?

An dieser Stelle gebe ich meine eigene Meinung wieder. Ich persönlich bin sehr von den Kulissen und den Spezialeffekten angetan. Die Ausstattung der Orion ist sparsam, aber sehr futuristisch-modern. Da hat sich jemand eindeutig viele Gedanken gemacht und viel Liebe zum Detail hineingesteckt. So fanden diverse Alltagsgegenstände einen Platz, wie beispielsweise das berühmte Bügeleisen in der Konsole oder Wählscheiben aus Telefonapparaten. Ebenso sind glänzende Wasserhähne als Schalthebel zu sehen. Gerade solche Dinge sind gleichzeitig sympathisch und belustigen ohne lächerlich zu wirken. Man merkt daran, wieviel Phantasie die Macher hatten. Nicht jeder sieht in einem einfachen Bleistiftanspitzer ein Bauteil einer Konsole.

Die Spezialeffekte sind mit den einfachsten Mitteln hergestellt worden. Der berühmte Unterwasserstart der Orion ist eigentlich nur eine Tablette im Wasser, welche sich sprudelnd auflöst. Das Bild der Orion wurde dabei umgekehrt hineinmontiert und alles zsammen gefilmt. Das Resultat war verblüffend überzeugend.
Sämtliche Spezialeffekte hier aufzuzählen ist zu viel des Guten. Als weiteres Beispiel sei die Supernova in „Planet außer Kurs“ genannt. Hierbei handelte es sich um eine hölzerne Kugel, welche mit einer brennbaren Substanz bestrichen worden war. Anschließend zündete man sie an.

Die Einfachheit vieler Tricks lag nicht einfach am Budget. Dieses war für damalige Verhältnisse sogar recht hoch. Der Grund war schlichtweg der, dass damals das sogenannte Blue-Screen-Verfahren genutzt wurde und dieses war sehr teuer. Daher musste an anderen Stellen gespart werden.

Aber auch die schauspielerische Leistung überzeugt. Die meisten Darsteller hatten bereits Theatererfahrung und waren daher in der Lage, ihre Rollen zu leben, statt sie zu spielen. Stimme ist beim Theater eines der wichtigsten Dinge überhaupt. Daher empfinde ich es als sehr angenehm, dass die Texte nicht vernuschelt, sondern deutlich gesprochen wurden.

Und augenzwinkernd möchte ich bemerken, dass hier immer wieder das „typisch deutsche“ zum Vorschein kommt: Fakten, Effizienz, Ernsthaftigkeit bis hin zur Humorlosigkeit und ein festes Korsett aus Regeln und Bürokratie.

 


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Kirsten P.
2 Gedanken zu „Special: Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion“
  1. Hallo Kirsten

    ein schöner Bericht über „Raumpatrouille Orion“.
    Die Serie hatte in den 90ern schon mal ein krasses Revival. Ich erinnere mich gern an meine Britpop/Modzeiten um 1995- 1997 herum, wo wir die Serie bei DJ- Sets oft laufen liessen, weil sie eben dieses perfekte Space Age- Design hatte. Und die Frisuren der weiblichen Crew- Mitglieder waren unser absolutes Vorbild, wenn es darum ging, seine Rübe in unendliche Höhen zu toupieren… War eine schöne Zeit, wenn die Bilder flimmerten und der ganze Club zu „Psycho Rock“ abging…Und Dietmar Schönherr fand ich unglaublich sexy in seiner schwarzen Uniform, seufz!

    Liebe Grüße
    Christiane *sucht ihren schwarzen Rollkragenpullover und den Toupierkamm* ;-D

  2. Vor Allem ist zu bemerken, dass der Kommandant sich nie freiwillig in Gefahr begibt, er schickt immer jemanden vor. Im Gegensatz zur Enterprise, wo immer, wenn es gefährlich wird, der Kommandant, der Erste offizier und der Doktor gehen.

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