Heute beschäftigen wir uns mit Katrin Gals Science-Fiction-Comic „Radius Band 1“.

Radius Band 1
© Splitter Verlag

Ursprünglich hatte Katrin Gal, die in den Sozialen Medien auch als Radacs bekannt ist, „Radius Band 1“ im Eigenverlag herausgegeben. Nun ist der Comic in überarbeiteter Form im Splitter-Verlag erschienen. Um was genau geht es in dem Comic und ist er wirklich so gut, wie viele Kritiker*innen sagen?

Die Vorgeschichte

Ein Raumschiff von der Erde muss aufgrund eines technischen Fehlers auf einem bis dahin unbekannten Planeten notlanden. Da kein Kontakt mehr zum Heimatplaneten hergestellt werden kann, richtet sich die Besatzung dauerhaft in der neuen Welt ein. In einer Enzyklopädie sichert die Besatzung das ganze Wissen, das sie von der Erde mitgebracht hat und ergänzt es um neue Erkenntnisse.

Generationen später haben die Nachfahren der unfreiwilligen Siedlerinnen und Siedler die genauen Hintergründe ihrer Herkunft vergessen und verehren die ursprüngliche Besatzung als Gottheiten und „heilige Vorfahren“. Die Enzyklopädie gilt als heilige Schrift, die nur von ausgewählten Personen eingesehen werden darf.

Nova und Avon – Zwei Hälften eines Planeten

Der neubesiedelte Planet weist die Besonderheit auf, dass er über einen freiliegenden Kern verfügt. Bei diesem Kern handelt es sich um eine gewaltige Energiequelle, die den Planeten auseinandergerissen hat. Da beide Planetenhälften durch ein Gravitationsfeld um den freiliegenden Kern beisammengehalten werden, ergibt sich ein bemerkenswertes äußeres Erscheinungsbild des Planeten. Die eine Hälfte des Planeten trägt den Namen Nova („neu“ auf Latein), während ihr Gegenpart Avon (also Nova rückwärts gelesen) genannt wird.

Gesellschaftliche Trennung und soziale Unruhen

Auf dem Planeten spalten sich die Menschen in unterschiedliche Gruppen. Eine dieser Gruppen ist der Adel, der sich über seine Herkunft und über sein blondes Erscheinungsbild definiert. Dem steht das „einfache“ Volk gegenüber, das optisch nicht dem blonden Ideal entspricht und auf Avon lebt. Zusätzlich gibt es die sogenannten „Novianer“, bei denen es sich um Menschen handelt, von denen das eine Elternteil dem Adel und das andere dem einfachen Volk angehörte.

Da Avon der ressourcenreichere Teil des Planeten ist, setzt der Adel alles daran, das einfache Volk auszubeuten und zu unterdrücken. Dies führt wiederholt zu Aufständen, die blutig niedergeschlagen werden.

Eine künstlich herbeigeführte Katastrophe

Der Adel versucht durch „Säuberungen“, die ursprüngliche Ordnung wiederherzustellen. Da dies nicht zum Erfolg führt, manipulieren Wissenschaftler den energiereichen Kern des Planeten, indem sie diesen mit Nano-Substanzen infizieren. Die Substanzen mutieren schließlich zu Viren, die einen Großteil der Bevölkerung Avons töten.

Eine unvorhergesehene Wende

Doch sterben nicht alle Einwohner von Avon. Ein Teil überlebt und wird zu Mutanten, die schließlich zu Cyborgs werden und ein kollektives Bewusstsein entwickeln. Von Rache am Adel angetrieben, infizieren die Cyborgs weitere Menschen mit dem Virus, um mit neuen Mutanten eine immer größer werdende Armee aufstellen zu können.

Der Bürgerkrieg

Hatte der Adel bisher mit gelegentlichen Aufständen zu kämpfen, bricht nun ein regelrechter Bürgerkrieg aus. Die Cyborgs versuchen, auch den Adel mit dem Virus zu infizieren. Im Gegenzug stellt dieser mit den „Hellhounds“ eine Eliteeinheit auf, deren Ziel das Zurückdrängen der Cyborgs darstellt. Die Rebellen wiederum verfügen mit der aus verschiedenen Experimenten hervorgegangenen Mutantin Akraia über eine neue Waffe, die endlich den Sieg herbeiführen soll.

Die weitere Handlung

Vor diesem Hintergrund ereignet sich in der Folge die eigentliche Handlung der Geschichte. Akraia verfolgt andere Pläne als von den Rebellen erhofft und stößt auf Tom, ein Mitglied der Hellhounds. Dabei zeigt sich, dass dieses Aufeinandertreffen kein Zufall ist und sich auch hinter Tom mehr zu verbergen scheint als es zunächst den Anschein hat. Welche Ziele verfolgt Akraia wirklich und weshalb benötigt sie Tom dafür? Und welche Rolle spielt der sogenannte Meister, ein Adliger, der mit den Rebellen zusammenarbeitet und ihnen Akraia zur Verfügung gestellt hat? All dies muss in den weiteren Bänden des Comics beantwortet werden.

Mein Eindruck von „Radius Band 1“

Katrin Gals Geschichte klärt uns zunächst ausführlich über den Hintergrund der Welt auf, in der sich die Handlung ereignet. Auf dieser Basis verfolgen wir dann eine Einheit der Rebellen sowie eine Gruppe der Hellhounds, die letztlich aufeinanderstoßen. In jeder dieser beiden Gruppen steht eine Person im Vordergrund: Akraia bei den Rebellen und Tom bei den Hellhounds. Es zeigt sich, dass Akraia und Tom etwas gemeinsam haben und scheinbar nur beide zusammen eine Katastrophe abwenden können.

Es ist mehr als offensichtlich, dass Katrin Gal ihre Geschichte mit einer ordentlichen Portion Gesellschaftskritik versehen hat. Der Adel erinnert wohl kaum zufällig an „Arier“ und die Unterdrückung und Ausbeutung von Menschen, die in ressourcenreichen Gebieten leben, stellen ebenfalls Motive dar, die uns leider nur zu gut aus unserer eigenen Welt vertraut sind. Dabei verfällt „Radius“ allerdings keineswegs in eine simple „Gut gegen Böse“-Geschichte, sondern weist vielmehr eine ganze Pallette an Grautönen auf, was der Erzählung sicherlich guttut.

Optisch ist der Comic ansprechend gestaltet, interessant gezeichnet und koloriert. Held und Heldin wirken äußerlich vielleicht etwas stereotyp. So ist Tom ein ebenso gutaussehender wie durchtrainierter Soldat mit Augenklappe, während Akraia natürlich ebenfalls sehr schön ist und über recht ausgeprägte Brüste verfügt. Beides wirkt jedoch keineswegs übertrieben und ist durchaus als ästhetisch ansprechend einzustufen. Somit überzeugt der Comic optisch auf ganzer Linie.

Fazit

„Radius Band 1“ hat mich nicht unbedingt vom Hocker gerissen, doch der Comic hat mir durchaus gut gefallen. Natürlich ist es noch zu früh, um bereits jetzt ein Urteil über die Reihe zu fällen. Geschichten müssen sich entwickeln und man muss einem ersten Band zugestehen, die Erzählung erst einmal in Gang zu bringen. Vom Zeichenstil und der bisherigen Story her bin ich jedenfalls definitiv neugierig genug, mir auch Band 2 anzuschauen, wenn er voraussichtlich im März 2020 erschienen sein wird. Man darf sicherlich gespannt sein, wie es mit „Radius“ weitergehen wird!

Falls auch ihr neugierig geworden seid, könnt ihr euch Kathrin Gals Zeichenstil am besten bei Instagram anschauen. Bei den Kolleginnen von „3 Frauen n Comics“ findet Ihr außerdem ein äußerst erfischendes Podcast-Interview, in dem sich die Autorin sehr ausführlich zu „Radius Band 1“ äußert.

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Michael Kleu
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