Im Juli 2020 ist endlich der 19. Band von Christophe Becs Prometheus-Reihe erschienen, der den Titel Artefakt trägt und selbstverständlich umgehend auf Warp-Core.de vorgestellt wird.
Werden wir im Nachfolgeband zu Die Sandkorntheorie weitere Geheimnisse enthüllt bekommen? Und rückt mit Artefakt ein Ende der Erzählung in greifbare Nähe oder legt Christophe Bec mal wieder einen drauf, indem er der Geschichte erneut völlig neue Ebenen hinzufügt?
Syrakus 414 v. Chr.
Artefakt führt uns zunächst wieder in das von den Athenern im Rahmen des Peloponnesischen Krieges belagerte Syrakus. Hier kommt es zu einem Konflikt zwischen Hassan Turan und Admiral Dimbort. Denn Letzterer hat den Syrakusanern Tipps für die Kriegsführung gegen die Athener gegeben, womit er den Verlauf der Geschichte verändert haben könnte. Gerade in dem Moment, als der Admiral den Archäologen zu töten droht, aktiviert sich mit dem Mechanismus von Ioakim das titelgebende Artefakt, woraufhin der Golfer Tim Scott aus der Zukunft anreist und Dimbort mit einer Pistole bedroht. (In diesem einführenden Teil stimmt entweder etwas nicht mit der Übersetzung oder die Sprechblasen sind nicht richtig zugeordnet.)
Der Mechanismus von Ioakim? Wo kommt der denn plötzlich her? Die Zeitreisenden werden in Syrakus einem jungen Mann namens Ioakim vorgestellt, der von Außerirdischen auf eine Spritztour zu anderen Planeten mitgenommen worden ist. Bei einem zweiten Besuch hinterließen sie ihm den Mechanismus, der von seiner Machart an den Mechanismus von Antikythera erinnert, der bereits häufiger in der Prometheus-Reihe in Erscheinung getreten ist. (Weshalb ein Junge aus dem Syrakus des 5. Jh. v. Chr. einen aus dem hebräischen stammenden Namen trägt, wird nicht erläutert.)
Camp Hero, Long Island 1969
Hier greift Prof. Carpenter weiterhin auf das Lebensborn-Projekt der Nazis zurück, indem er die hellblonden Kinder, die aus dem nationalsozialistischen Versuch, eine Superrasse zu züchten, hervorgegangen sind, für seine Zeitreiseexperimente nutzt. So schickt er vier Kinder in die Zukunft, die im zerstörten Providence auf Aliens treffen, die ihnen von der Vernichtung der Menschheit am 13. Tag berichten. Auf diese Weise erfährt Carpenter, dass Hassan Turan und die anderen Zeitreisenden, die nach ihrem Aufenthalt in Syrakus im Jahr 1969 gelandet sind, die Wahrheit über die drohende Vernichtung der Menschheit im Jahr 2019 gesagt haben. Die vier Kinder zahlen den direkten Kontakt zu den Außerirdischen mit ihrem Leben.
Gleichzeitig stellt sich heraus, dass der Aufenthalt der Zeitreisenden in Syrakus keinen Einfluss auf die Zeitlinie gehabt zu haben scheint. Offen bleibt nur, welche Bedeutung der Mechanismus von Ioakim hat, den Hassan Turan und seine Gefährten aus der griechischen Antike mit in die USA gebracht haben. Prof. Carpenter scheint jedenfalls etwas Grundlegendes verstanden zu haben, da er den Zeitreisenden German Denton zu einem privaten Gespräch bittet.
Washington DC 2019
Im post-apokalyptischen Washington befinden wir uns in der als “Dorf” bezeichneten Siedlung der Überlebenden, die der ehemalige US-Präsident anführt. Er wird nun Gründervater genannt. Wie wir bereits in einem der vorherigen Bände erfahren haben, ist den Menschen von den Außerirdischen eine neue Regel oder ein neues Gesetz gegeben worden, über das bisher nichts Konkretes gesagt wurde. Der Gründervater löst dieses Geheimnis auf, wenn er verkündet, die Forderung der Außerirdischen befolgen zu wollen, um eine neue Ära der Menschheit zu begründen. Von nun an ist es keiner Frau mehr gestattet, auf natürliche Weise schwanger zu werden. Stattdessen soll Fortpflanzung nur noch über künstliche Befruchtung erfolgen, wobei die menschliche DNS mit außerirdischer vermischt wird.
Der Gründervater legitimiert sein neues Gesetz damit, dass die Außerirdischen bereits in der Frühzeit der Menschheit auf die DNS der Erdenbewohnerinnen und Erdenbewohner eingewirkt hatten und man dementsprechend ohnehin bereits über außerirdische DNS verfüge. Hinzu kommt, dass die Außerirdischen der Menschheit fortschrittliche Technologie zur Verfügung stellen wollen, wenn sich diese auf das Zuchtprogramm einlässt. Nichtsdestotrotz regt sich Widerstand, sodass ein Teil der Leute das Dorf verlässt. Selbst die Frau des Gründervaters und sein enger Vertrauter Adams schließen sich aus ethischen Gründen dem Widerstand an, dem auch die hochschwangere Reporterin Kellie Lambert und ihr Partner, der ehemalige Golf-Profi Tim Scott, angehören.
Denn das neue Gesetz soll nicht nur für die Gefolgsleute des ehemaligen Präsidenten gelten, sondern für den gesamten Planeten, wobei Nichtbeachten allem Anschein nach mit dem Tod bestraft wird. Die Widerständler sammeln sich in einer Zitadelle auf Haiti, zu der Außerirdische auch zwei Elitesoldaten bringen, die wir aus den vorherigen Bänden kennen.
England 1838
Im vorherigen Band haben wir Hassan Turans Vater Teki Turan in einem äußerst spannenden Moment verlassen. Denn als Teki mit Polizisten einen Außerirdischen verfolgte, starben alle Menschen am direkten Kontakt mit dem fremden Wesen. Einzig Teki überlebte, da Tim Scott einen Eingriff an seinen Augen durchgeführt hatte, der es ermöglicht, die Außerirdischen direkt anzublicken. Es kommt zu einem bemerkenswerten telepathischen Gespräch zwischen Mensch und Außerirdischem. Denn wie Teki kommt auch das außerirdische Wesen aus der Zukunft und ist vor seinen Artgenossen geflohen, da es nicht einverstanden damit ist, wie diese die Menschheit behandeln.
Raumschiff 2019 – Die Pläne der Außerirdischen
Auf einem Raumschiff befindet sich der Mensch Collins. Von seinen Gastgebern erfährt er, dass seine Gattung eine Art Virus oder ein Krebsgeschwür darstellt, da sie ihre Umwelt vernichtet, statt in Harmonie mit ihr zu leben. Aus diesem Grund sei es zwischen den Außerirdischen zu enormen Meinungsverschiedenheiten gekommen. Die sogenannten “Ordnungskräfte” sind für die weitgehende Vernichtung der Menschheit sowie das neue Gesetz zur kontrollierten Fortpflanzung verantwortlich. Ihnen gegenüber stehen andere, die nicht mit diesem Weg einverstanden sind und deshalb den bewaffneten Konflikt gestartet haben, von dem wir bereits mehrfach Zeugen wurden. Besonders radikale Kräfte unter den Außerirdischen sind übrigens der Meinung, dass man die Menschheit nie erschaffen hätte dürfen.
Road 35 1959
10 Jahre bevor Prof. Carpenter den Zeitreisenden German Denton zum Gespräch bittet, muss er ihn zunächst einmal wiederfinden, da dieser ja ausgebrochen war und dadurch viel Unheil angerichtet hat. Carpenter gelingt es schließlich, den Flüchtenden zu stellen. Denton zeigt sich nicht sonderlich überrascht darüber, vom Professor aufgefunden worden zu sein, da er verstanden hat, dass er selbst ein “Sandkorn” ist.
Wie wir uns erinnern haben wir in Band 14 der Reihe erfahren, dass Eingriffe Zeitreisender in die Geschichte in der Regel nur geringe Auswirkungen haben und im Normalfall vom natürlichen Zeitverlauf automatisch wieder ausgebügelt werden. Sandkörner jedoch können zu gewaltigen Änderungen führen und neue Zeitebenen erzeugen. Es ist nicht ganz klar, was Carpenter mit German Denton vereinbart, doch ist Letzterer im Jahr 2019 als alter im Rollstuhl sitzender Mann niemand Geringeres als der Anführer der Widerständler in der Zitadelle!
Mein Eindruck von Prometheus Band 19: Artefakt
In vielfacher Hinsicht: Wow! Zunächst einmal ist es vier Monate nach der letzten Besprechung gar nicht so einfach, wieder alle Erzählstränge richtig einordnen zu können. Wenn dies aber einmal gelungen ist, macht Artefakt wirklich Spaß, da endlich einige grundlegende Fragen beantwortet werden. So wissen wir nun mit Gewissheit, weshalb die Außerirdischen einander bekämpfen, wobei nun klar ist, dass es sich um eine Art Bürgerkrieg handelt, also sämtliche Kriegsparteien derselben Rasse angehören. Auch wird klipp und klar gesagt, dass die Menschheit von den Außerirdischen erschaffen und dann in ihrer Entwicklung beobachtet worden ist, wobei es immer wieder zu Eingriffen kam, um ein Aussterben der Menschen zu verhindern.
Auch wird enthüllt, was es mit dem Gesetz auf sich hat, dass die Gruppe der Außerirdischen, die sich als die Ordnungskräfte bezeichnen, für die Menschheit vorgesehen hat. Es soll keine natürliche Fortpflanzung mit all ihren ungewissen Resultaten mehr geben, sondern nur noch geplante Reproduktion im Reagenzglas. Dabei macht Christophe Bec mehr als deutlich, dass er das Ausmerzen von Abweichungen für den Tod der menschlichen Kultur hält. Denn gerade die Abweichler unter den Menschen würden wichtige neue Impulse setzen.
Schön ist auch, dass mehr und mehr Erzählstränge allmählich zusammenlaufen, sodass das gewaltige Erzählwerk dann doch mal ein wenig übersichtlicher wird. So entsteht grundsätzlich der Eindruck, dass ein Ende der Reihe in absehbare Nähe rückt. Ich vermute, dass es aufgrund der großen Bedeutung der Zahl 13 in Prometheus auf 26 Bände hinauslaufen wird.
Schade ist, dass das mythologische Element seit mehreren Bänden gänzlich verschwunden ist. Eine kurze Anmerkung in Artefakt könnte darauf hindeuten, dass die Geschichte um den Titanen Prometheus als Metapher für die großen Kämpfe und Konflikte der Menschheit zu betrachten ist, denen durch das neue Fortpflanzungsgesetz ein Ende gesetzt werden würde.
Fazit
Artefakt hat wieder richtig Spaß gemacht und weckt große Lust auf Band 20, der den Titel Die Zitadelle tragen wird.
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