Peter Cushing (1913-1994) wird allen Star Wars-Fans für immer als Großmoff Tarkin in Erinnerung bleiben, der in Episode IV (Eine neue Hoffnung) das Kommando über den ersten Todesstern innehatte. Doch blickte der Schauspieler zu diesem Zeitpunkt bereits auf eine bewegte Karriere zurück, die ihn bis heute auf das Engste mit dem Horror-Genre verbindet. Begeben wir uns also auf eine Reise durch Peter Cushings bewegtes Leben als Schauspieler.
Die frühe Karriere des Peter Cushing
Am 26.05.1913 in England geboren zeigte sich Peter Wilton Cushing sehr von einer Peter-Pan-Theateraufführung beeindruckt, der er als Kind im Publikum beiwohnte. Auf der Schule engagierte er sich dann im Schultheater, wo ein Lehrer auf sein schauspielerisches Talent aufmerksam wurde. Zwar waren schon ein paar Familienmitglieder Schauspieler*innen gewesen, doch unterband Peter Cushings Vater den Wunsch seines Sohnes, nach der Schule einen schauspielerischen Beruf zu ergreifen.
So arbeitete Cushing zunächst drei Jahre lang als Assistent eines Landvermessers. Zwischenzeitlich trat er weiterhin im Schultheater und in Laienspielen auf. Aufgrund mangelnder Erfahrung als professioneller Schauspieler wurde Cushing immer wieder abgelehnt, wenn er sich um Rollen in größeren Theaterstücken bewarb.
Als Cushing versuchte, ein Stipendium der Guildhall School of Music and Drama in London zu erhalten, scheiterte er beim Vorsprechen auf ganzer Linie. Doch gab der junge Mann nicht auf, sondern schrieb ganze 21 Briefe an die Schule, sodass man ihn 1935 schließlich ein zweites Mal einlud, um ihn darum zu bitten, von weiteren Briefen abzusehen. Irgendwie gelang es Cushing im Rahmen des Gesprächs jedoch, eine eigentlich völlig unbedeutende Statistenrolle zu erhalten, die schließlich dazu führte, dass er doch ein Stipendium bekam und verschiedene Aufgaben im Theater übernahm.
Hollywood is calling
1939 beschloss Peter Cushing, sein Glück in Hollywood zu wagen, wo er in Der Mann mit der eisernen Maske 1939 sein – wenn auch sehr klein ausgefallenes – Filmdebüt gab. Die Rolle war mit einer Fechtszene verbunden. Zwar verfügte Cushing diesbezüglich über keinerlei Erfahrungen, doch behauptete er einfach, ein großer Experte im Fechten zu sein, was dann offensichtlich irgendwie gutging.
Danach hatte er das Glück, dass für eine Laurel-and-Hardy-Produktion – in Deutschland vielleicht besser bekannt als Dick und Doof – ein britischer Schauspieler gesucht wurde. Cushing erhielt die Rolle und in der Folge auch einige weitere, sodass eine größere Karriere in greifbare Nähe rückte.
Home Sweet Home – Zurück nach England
Eine größere Karriere in den USA scheiterte schließlich daran, dass sich Peter Cushing nach seiner Heimat sehnte, weshalb er während des Zweiten Weltkrieges nach England zurückkehrte. Da er selbst aus gesundheitlichen Gründen nicht in den Krieg ziehen konnte, trat Cushing zunächst zur Unterhaltung der Soldaten auf. Zwar mussten diese Auftritte bald aus gesundheitlichen Gründen abgebrochen werden, doch lernte er bei dieser Gelegenheit seine Ehefrau Helen Beck kennen und lieben.
Die Kriegs- und Nachkriegsjahre erwiesen sich als eine harte und bittere Zeit für Peter Cushing. Jedoch lernte er den berühmten Schauspieler und Regisseur Laurence Olivier kennen, was wiederum eine recht sonderbare Geschichte ist. Denn Cushing war zu einem Casting geladen, sagte jedoch gleich, nachdem er erfahren hatte, dass er im Stück mit amerikanischem Akzent sprechen solle, dass er das nicht könne. Laurence Olivier war so dankbar dafür, dass Cushing nicht seine Zeit verschwendet hatte, dass er sich später an ihn erinnerte, als er Schauspieler*innen für eine Hamlet-Produktion suchte. So kam der Schauspieler mit Mitte 30 mit Hamlet (1948) zu seinem britischen Filmdebüt.
Hamlet erwies sich als großer Erfolg. Bei den Dreharbeiten lernte Peter Cushing übrigens Christopher Lee kennen, mit dem ihn eine lebenslange, private wie auch berufliche Freundschaft verbinden sollte. Jedenfalls folgte zunächst eine Tournee durch Australasien, bevor wieder eine berufliche Durststrecke folgte. Hier erwies sich ein Rat von Cushings Frau als äußerst hilfreich. Denn Helen empfahl ihrem Mann, es doch einmal beim gerade aufstrebenden Fernsehen zu versuchen, was dann auch funktionierte. Bald schon war Peter Cushing einer der erfolgreichsten TV-Stars Großbritanniens.
Peter Cushing und Hammer Film Productions
Da Peter Cushing in seiner Jugend Mary Shelleys Frankenstein sehr gemocht hatte, zeigte er sich interessiert daran, den Protagonisten Victor Frankenstein in einer von Hammer geplanten Verfilmung zu übernehmen. Auch wenn Peter Cushing eigentlich gut 20 Jahre zu alt für die Rolle des jungen Wissenschaftlers war, zeigte sich die Produktionsfirma hoch erfreut über das Interesse des Schauspielers. Was soll man sagen? Der Rest ist wohlbekannt.
Peter Cushing spielte zunächst in The Course of Frankenstein (1957), wo er wieder auf Christopher Lee traf, der die Rolle des Monsters übernahm. Und es sollten noch weitere 21 Filme für Hammer folgen, in denen der Schauspieler immer wieder als Victor Frankenstein, als Vampirjäger Doctor Van Helsing oder in anderen Rollen auftrat. Und wer war in der Regel dabei? Natürlich Christopher Lee.
Somit gehört Peter Cushing mit Christopher Lee und Vincent Price sozusagen zum Triumvirat britischer Horrorfilm-Ikonen.
Jenseits von Hammer
Aus Sorge, zu sehr auf das Horror-Genre festgelegt zu werden, zeigte sich Peter Cushing stets bemüht, auch in Filmen Präsenz zu zeigen, die nichts mit Horror zu tun hatten. In diesem Kontext sei auf zwei Filme verwiesen, in denen er Dr. Who verkörpertete, sowie auf eine Sherlock-Holmes-Reihe. Auch trat er in verschiedenen Komödien auf.
Aber auch jenseits von Hammer waren es dann doch immer wieder Horrorfilme, in denen er in Erscheinung trat. Und trotz aller Beschäftigungen fand er die Zeit, wieder dorthin zurückzukehren, wo alles begonnen hatte – die Theaterbühne.
Peter Cushing als Großmoff Tarkin
Nach so einer Karriere ist es kein allzu großes Wunder, dass George Lucas Peter Cushing gern für Star Wars gewinnen wollte. Lucas sagte, Cushing sei seine erste Wahl für die Rolle des Tarkin gewesen, während der Schauspieler selbst kundtat, eigentlich als Obi-Wan Kenobi vorgesehen gewesen zu sein, was aus terminlichen Gründen nicht funktioniert hätte (Die Rolle Obi-Wans wäre mit wesentlich mehr Drehtagen verbunden gewesen, was sich wegen anderer Verpflichtungen nicht realisieren ließ). Wie dem auch sei: Bekanntlich übernahm mit Sir Alec Guinness, eine weitere britische Schauspiel-Ikone, die Rolle des alten Jedi-Meisters.
Zu den Dreharbeiten zu Star Wars Episode IV – A New Hope (1977) gibt es eine amüsante Anekdote zu berichten. Peter Cushing hatte sehr große Füße und leider waren die Schuhe für Großmoff Tarkin viel zu klein ausgefallen, sodass der angsteinflößende Bösewicht während eines guten Teils seiner Szenen Hausschuhe trug, weshalb der Kameramann den Fokus bevorzugt auf sein Gesicht legen musste, um das unangemessene Schuhwerk zu verschleiern.
1977-1994
Auch wenn Peter Cushings ganz große Zeit nun vorbei war, folgten noch viele weitere Filmproduktionen, sodass der Schauspieler insgesamt in mehr als 100 Filmen zu sehen gewesen war, bevor er am 11. August 1994 im Alter von 81 Jahren verstarb. Kurz vor seinem Tod hatte er noch an der Dokumentation Flesh and Blood: The Hammer Heritage of Horror mitgewirkt, wo er und Christopher Lee gemeinsam die Rolle der Erzähler übernommen hatten.
Peter Cushing in Star Wars – Rogue One (2016)
Dass Peter Cushing 12 Jahre nach seinem Tod 2016 wieder in einem Star-Wars-Film zu sehen war, löste einige Kontroversen aus. Darf man mit technischen Mitteln Verstorbene auf der Leinwand wieder zum „Leben“ erwecken? Hier ist nicht der Ort, um solche Diskussionen zu vertiefen, doch wäre es sicherlich interessant, die Meinung Peter Cushings dazu zu hören, dessen schauspielerisches Lebenswerk ja eng mit der Rolle des Victor Frankenstein verbunden war, der ebenfalls Tote wieder zum Leben erweckte.
Schlussgedanken
Was ich hier wiedergegeben habe, sind nicht mehr als Auszüge aus einem sehr bewegten Leben, zu dem auch gehörte, dass Peter Cushing den Tod seiner Frau Helen im Jahr 1971 nie überwand. Wenn euch der großartige Schauspieler in Star Wars gefallen hat, schaut euch doch auch einmal seine anderen Filme an. Es lohnt sich definitiv!
You have to have a sense of humour, darling, to be alive. Even a bit mad. It helps to be mad.
Peter Cushing im Web
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