Dies ist die Lebensgeschichte des vielleicht gefährlichsten lebenden Menschen – die von Iratio.
Titel: Iratio
Autor: Rüdiger Schäfer
Titelbild: Dirk Schulz/Horst Gotta
Erschienen: 22. Januar 2021
Zur Handlung
Der Lebensweg von Iratio Hondro führt aus dem Ghetto in Ecuador über den Aufstieg im dortigen Drogenkartell bis zum scheinbar geläuterten Häftling, der einen Neuanfang auf Plophos anstrebt. Als ihn seine Ehefrau betrügt, beginnt seine dunkle Reise jedoch erst richtig. Sein Versuch, Plophos als Obmann zu regieren und dafür Gelder durch die Zusammenarbeit mit dem Geminga-Kartell zu generieren, endet damit, dass er von eben jenem Kartell auf einem lebensfeindlichen Planeten zum Sterben ausgesetzt wird.
Iratio Hondro findet dort jedoch eine Höhle voller Hyperkristalle – und voller Dunkelleben, welches ihn infiziert und ihm Suggestivkräfte verleiht. Als es beginnt, ihn zunehmend auszuzehren, wird er von der chinesischen Deneb-Kolonie wie magisch angezogen. Dort findet er ebenfalls eine große Ansammlung von Hyperkristallen und die Entität Tihit nimmt Kontakt zu ihm auf. Die Begegnung potenziert seine Kräfte auf ein Vielfaches und gemeinsam wollen Hondro und Tihit die Menschheit unterjochen sowie Tihits Rückkehr einleiten.
Zu diesem Zweck ist Iratio nun auf dem Weg in das Solsystem. Er wartet nur darauf, dass seine Agenten die Vorarbeit leisten. Unter ihnen ist auch Jessica Tekener.
Gedanken zu Iratio
Hand aufs Herz, ich habe größere Bedenken gehabt, bevor ich mit der Lektüre begann. Iratio Hondro ist einfach nicht meine Figur und ich hoffe – übrigens auch nach der Lektüre – dass er demnächst das Zeitliche segnet. Mit ihm darf und muss auch das Dunkelleben inklusive Tihit verschwinden. Das ist aber nur mein persönlicher Geschmack, ich werde mit dieser Thematik einfach nicht warm.
Beim Roman Iratio bin ich zwiegespalten wie selten. Er liest sich für die ersten 120 Seiten wie die Biografie eines Mafiabosses. Diese Biografie ist durchaus gut geschrieben und würde mir alleinstehend als Roman auch gut gefallen. Ich hatte immer mal wieder Szenen aus Der Pate vor meinem geistigen Auge, lediglich auf modernere Zeiten projiziert. Allerdings bin ich im Rahmen von Perry Rhodan NEO nur bedingt glücklich damit. Schließlich möchte ich hier Science Fiction lesen und keine Mafia-Story. Aber gut, darüber könnte man noch hinwegsehen, schließlich ging es darum, dem Antagonisten Tiefe zu verleihen.
Ein Problem bereitet mir, dass die Figur des Iratio Hondro durch dermaßen viele Schicksalsschläge gebeutelt wird, dass es für meinen Geschmack etwas zu viel des Guten ist. Mir ist klar, dass diese Lebensgeschichte seinen Charakter erklären soll und bis zu einem gewissen Grad tut es das auch. Nach seinem Gefängnisaufenthalt wird es aber für mich immer weniger glaubwürdig. Vielleicht kann man sogar noch die Probleme bei der Anpassung seines Genoms akzeptieren. Dass aber wirklich niemand auf die Idee kommt, den Mord an der Ärztin, welche zu seinen engsten Kontaktpersonen zählte, mit einem ehemaligen Häftling und nicht ganz unbekannten Mafiaboss in Verbindung zu bringen, ist mindestens fragwürdig.
Warum ihn seine Frau mit einem weiteren guten Freund betrügt, bleibt unklar. Der Verrat seines ersten Freundes erscheint hier deutlich nachvollziehbarer. Dass das Schicksal dann auf seinem eigentlichen “Todesplaneten” eine weitere Wendung für ihn im Gepäck hat, ist storytechnisch nachvollziehbar und musste irgendwie passieren, hat aber nichtsdestotrotz erneut arg den Geschmack nach der Hand Gottes oder einer anderen, höheren Fügung.
An wirklich neuen Erkenntnissen bringt uns Iratio wenig. Wir wissen nun, wie er zu Dunkelleben und seinen Fähigkeiten kam und es wurde nochmals deutlich bestätigt, wie seine Pläne aussehen: das Nonagon mit NATHANs Hilfe aktivieren, welcher mit den Planetenmaschinen verknüpft ist. Dadurch soll es Tihit ermöglicht werden, in der lokalen Blase Fuß zu fassen. Zu diesem Zweck ist Hondro auf dem Weg in das Solsystem, wartet allerdings darauf, dass seine Schlüsselfigur – Jessica Tekener – vor ihm dort eintrifft, um bisher ungenannte Bedingungen herzustellen.
Im Vorfeld war aus der Redaktion zu lesen, dass sie über eine Triggerwarnung nachgedacht haben. Zugegeben, der Roman war an der einen oder anderen Stelle brutal, allerdings hat mich gerade das nicht gestört, denn es hat den Lebensweg von Iratio Hondro realistischer erscheinen lassen.
Fazit
Mir fällt das Fazit wahrlich schwer. Insgesamt hat mich Iratio als Einzelroman ganz ordentlich unterhalten. Handwerklich war es ein recht typischer Rüdiger Schäfer-NEO. Charakteren eine Vorgeschichte und damit Tiefe zu geben, kann er wie kaum ein Zweiter. Allerdings bleibt die gesamte Story um Iratio Hondro für mich persönlich eine, mit der ich nicht warm werde. Daran ändert der aktuelle Roman leider nichts, auch wenn einige Beweggründe des Plophosers nun nachvollziehbarer erscheinen. Über die für meinen Geschmack zu vielen verketteten Schicksalsereignisse – positiver wie negativer Art – im Leben von Hondro habe ich oben schon alles gesagt.
Abschließend – ich wiederhole mich, muss es aber nochmal betonen – hoffe ich auch im Namen vieler anderer NEO-Fans, deren Zurufe ich zuletzt gehört oder gelesen habe, dass das Thema Iratio Hondro, Dunkelleben und Tihit mit der aktuellen Staffel endet um neuen, frischen Storys den Weg frei zu machen.
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Die Themen Iratio Hondro, Dunkelleben und (vorerst) auch Tihit sind mit NEO 249 abgeschlossen. Mit Band 250 beginnen wir eine komplett neue Handlungslinie!
Lieber Rüdiger, danke für die Info, das beruhigt mich sehr und ich freue mich auf die Handlung ab 250! 🙂