Rettungsmission auf einem Schiffswrack, welches in ein schwarzes Loch zu stürzen droht – die Terraner finden Das Ei der Loower

Das Ei der LoowerTitel: Das Ei der Loower
Autor: Lucy Guth
Titelbild: Dirk Schulz / Horst Gotta
Erschienen: 02.10.2020

Zur Handlung

Im Schutz des Couhl – also des mumifizierten Ilts (siehe NEO 235) – nimmt die CREST II Kurs auf das omnitische Herz. Gucky leidet massiv unter der Psi-Strahlung und hört die Stimme des verstorbenen Mausbibers Sork. Als es für den Ilt kritisch wird, schaltet Thora Rhodan da Zoltral die Strahlung ab.

Unterdessen erreicht das Schiff ein Notruf, dem die Terraner folgen. Sie finden das Wrack eines Schiffes, das in ein schwarzes Loch zu stürzen droht. Thora und Gucky erkennen es wieder, da sie auf Snowman im Jahre 2037 bereits ein solches Modell gesehen haben. Ernst Ellert behauptete damals, dass es dem untergegangenen Volk der Loower gehöre.

Ein Team um Rhodan und Gucky geht an Bord und findet neben mumifizierten Leichen eine sehr eigenwillige Positronik namens Myadra vor. Die Positronik nimmt widerwillig die Hilfe der Terraner an, mit Einschalten der Energieversorgung kommt es jedoch zu Problemen. Ein Energiewesen mit der binären Bezeichnung 00101010 wurde aus dem Schwarzen Loch an Bord befördert und sorgt dort unbewusst für Chaos. Um es zurückzubringen, muss die CREST II mit der inzwischen eingeschleusten DONDERVALD zurück zur Singularität – und das trotz mittlerweile angreifender Shafakkflotten.

Außerdem schlüpft ein Loower aus dem Ei in einer Stasiskammer. Mit Glück, Geschick und viel Gucky gelingt es, den jungen Loower zu bändigen.

Ein gewagtes Manöver und die Hilfe von Myadra sorgen derweil dafür, dass das Wesen 00101010 zurück in seine Heimat gelangt und die CREST II gerettet wird. Die DONDERVALD fliegt nach der Taufe des Loowers allein weiter ihrem eigentlichen, den Terranern unbekannten Auftragsziel entgegen.

Gedanken zu Das Ei der Loower

  • Das Ei der Loower: Der titelgebende Gegenstand war natürlich gleichzeitig zentraler Teil der Story. Zunächst als Mysterium, welches von der Bordpositronik (oder besser Bord-KI?) der DONDERVALD geschützt wird, später als Ausgangspunkt der Entwicklung des vermeintlich letzten Loowers. Spannend war dabei die rasant geschilderte Reifung des Schlüpflings durch verschiedene Phasen. Dass es derer neun gibt, mag nicht überraschen, da diese Zahl eine offensichtlich wichtige und zentrale Bedeutung für dieses Volk hat.
  • Loower allgemein: Tiefenbewusstsein, Entelechie, Zweidenker. Jedem Kenner der klassischen Serie sind das sofort bekannte Begriffe, aber für diejenigen, die “nur” NEO lesen, ergeben sich hier faszinierende neue Konstrukte. Teile mögen zunächst verwirrend, ja vielleicht sogar etwas zu abgehoben wirken. Lucy Guth und die Expokraten schaffen es aber meiner Meinung nach, diese Besonderheiten gleich im ersten Roman, in dem es um die Loower geht, auf faszinierende Weise zu erläutern. Zudem gibt das NEOversum in dieser Hinsicht einige Vergleichsmöglichkeiten her: Nathalie Rhodan da Zoltral, die sich als Dyade bezeichnet und zwei Bewusstseine in sich trägt. Sud, die sich aus Sid Gonzales und Sue Mirafiore zusammensetzt und natürlich auch der arkonidische Extrasinn. Ich denke die Loower werden uns als Volk oder zumindest als das Einzelwesen Pankha-Skrin noch viel Freude und berühmten “Sense of Wonder” bescheren.
  • Apropos Pankha-Skrin: Der junge Schlüpfling wird, nachdem Gucky ihm zur Vereinigung mit seinem Tiefenbewusstsein verholfen hat, auf diesen Namen getauft. In der klassischen Serie hat ein Loower dieses Namens eine herausragende Bedeutung für sein Volk. Wie es um seinen Namensvetter bei NEO bestellt ist, werden wir sicher in nicht allzu ferner Zukunft erfahren. Sicher ist, dass er schon Freundschaft mit unserem liebsten Ilt geschlossen hat.
  • Gucky und sein Geist: Der Mausbiber hat nach Abschaltung der Psi-Strahlung heftige Halluzinationen. Er sieht und hört Sork, den Mausbiber, der vor einiger Zeit auf einer Shafakk-Raumstation sein Leben ließ. Die Frage ist, ob es sich wirklich um Halluzinationen handelte, die eine schlichte Nachwirkung der Strahlung waren oder ob mehr dahinter steckte. Man wird sehen, auch wenn ich nicht wirklich an mehr glaube.
  • SENECA und Myadra: Neben den Loowern die spannendste “Baustelle” des Romans. Wieder einmal macht SENECA sein eigenes Ding. Zum ersten Mal aber erfahren wir als Leser ein paar mehr Hintergründe dazu. Die Positronik entwickelt sich, sammelt Erfahrungen und beginnt Entscheidungen zu treffen. Sie kommt laut Myadra – einer ebenfalls sich selbst bewussten KI mit der sie mehrfach kommuniziert – zu Bewusstsein. SENECA hadert noch ein wenig mit seiner eigenen Wahrnehmung und seinem Weg. Die KI ist unsicher, wirkt kindlich, die Tendenz ist aber ganz deutlich. Deutlich wird aber auch, dass SENECA trotz – oder vielleicht auch gerade wegen – erwachendem Bewusstsein, ein loyaler Partner der Terraner auf der CREST II ist. Diese schleichende Entwicklung des Rechners über inzwischen einige NEOs gefällt mir persönlich außerordentlich gut.
  • Donna Stetson, der heimliche Star: Die Positronikpsychologin scheint leicht autistisch veranlagt. Sie tut sich schwer mit Ironie und Sarkasmus, hat Probleme mit sozialer Interaktion und versteht ihre Mitmenschen nicht immer. Trotzdem oder gerade deshalb verbirgt sich in ihr ein Genie, welches durch ihre Kollegen gehemmt, erst spät nach außen dringt. Dazu muss man sagen, dass beide Kollegen ziemliche Idioten sind, die sich lange Teile der Handlung unmöglich und schlicht dumm verhalten. Die Schilderung dieser sehr komplexen Dame gelingt Lucy Guth ausgezeichnet und der Handlungsstrang um Stetson und ihre Gruppe war für mich das Highlight von Das Ei der Loower, obwohl es eben “nur” eine Nebenhandlung darstellte. Wirklich eine tolle Charakterschilderung!
  • 00101010: Das binäre Wesen aus dem Black Hole. Faszinierender Gedanke, dass eine Lebensform innerhalb eines Schwarzen Lochs existieren kann. Dass dieses Wesen – aus welchen schiefen physikalischen Gründen auch immer – aus der Singularität herausgezogen wird, hätte wohl sogar Stephen Hawking ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert, wie Donna Stetson für sich feststellt. Die Idee dahinter finde ich grandios, aber leider bleibt es bei diesem tollen Konzept, ohne echte Tiefe zu bekommen. Stetsons Team entdeckt das Energiewesen, sie kommuniziert kurz mit ihm und sie schicken es zurück. Letztlich war das ein guter Hebel, um das Finale einzuleiten, aber aus meiner Sicht ist hier viel Potenzial flöten gegangen. Es sei denn natürlich, die Expokratur hat mit diesen Wesen noch mehr vor und wollte es bewusst so schwammig halten. Momentan glaube ich daran nicht so ganz, aber wer weiß, bei NEO ist ja bekanntlich so einiges möglich.

Fazit

Hat dieser Roman die Handlung der aktuellen Staffel weitergebracht? Eher nicht. War er ein spannender Ausblick auf kommende Ereignisse? Definitiv ja!

Als Leser der klassischen Perry Rhodan-Serie geht einem ein wenig das Herz auf bei Loowern, Pankha-Skrin und Co., aber auch wenn diese Namen und Begriffe komplettes Neuland bedeuten, war Das Ei der Loower ein spannender und toller Roman. Dazu hat Lucy Guth mit Donna Stetson eine großartig charakterisierte “Neben-Hauptfiguren” geschaffen, die dem Roman das Sahnehäubchen aufsetzt.


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Sven Fesser

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