Riesenrobot OLD MAN schlägt zurück – und die Irrfahrt der CREST beginnt

Die vier Unheimlichen
©Perry Rhodan KG

Titel: Die vier Unheimlichen
Autor: K. H. Scheer
Titelbild: Johnny Bruck
Erschienen: 1967

Die Handlung

OLD MAN setzt sich in Richtung Milchstraße in Bewegung. Es kommt zur Raumschlacht. Die CREST IV wird durch ein einmaliges Manöver der helfenden Haluter entstofflicht und nach M87 abgestrahlt.
An Bord erscheinen vier Gewebeklumpen, die sich als Atlan, Roi Danton, Oro Masut und Melbar Kasom erweisen.

Harte Worte

Ich warne vorab. Selten hat mich ein Heft so auf die Palme gebracht wie dieses. Nicht, weil es herausragend schlecht gewesen wäre. Sondern weil es so durchkonstruiert und vorhersehbar war, dazu diverse andere Eigenheiten. Weiterlesen also auf eigene Gefahr.

K.H. Scheer startet wie gewohnt mit markigen Worten und extrem triefenden Pathos. Natürlich muss, wie immer in seinen „Schlüsselromanen“, nochmal ganz deutlich werden, dass alle Terraner Perry Rhodan bedingungslos lieben und lachend in eine Kreissäge rennen würden, wenn er darum bitten würde. Die meisten Frauen wären wohl froh, würde ihr/e Partner/in sie nur 5% so stark lieben.  Und natürlich sind die Menschen und ihre Schiffe allem und jedem überlegen bla bla laber fasel sülz.
Nach 327 Romanen wissen wir das allmählich, danke auch. Nach 6 Jahren PR nutzt sich zudem dieser ewig gleiche Aufbau eines Romans extrem ab. Beim ersten und zweiten Mal ist das toll, ja. Beim gefühlt einhundertdrölfzigsten Mal nervt es nur noch ungemein.

Schmunzeln konnte ich noch beim Transmitterunfall mit den Schweinen, die im Nirgendwo verschwanden. Schweine im Weltall… Nicht mehr lustig wirkt jedoch der Dampfhammerhumor mit Soldatenunterton, der selbstverständlich immer psychologisch perfekt wirkt und die Spannung lockert. Blödsinn und Käse. Und wahrscheinlich nur für (ehemalige) Soldaten/Wehrdienstleistende lustig. Wenn’s jemand toll fand oder findet, bitte, genießt es, sei Euch gegönnt. Mich widert es nur noch an.

Unterirdisch wurde es, als die CREST IV in M87 ankam. Gut, dass sie strandet, kaufe ich. Ich kaufe sogar die vier Gewebeklumpen durch den Transmitterunfall. Was ich nicht kaufe: Nur ein Perry Rhodan kann auf die Idee kommen, in den vier Klumpen mehr zu sehen als eine Bedrohung. Am *zensiert* die Waldfee. Sobald Perry dabei ist, spricht Scheer jedem normalen Menschen die Intelligenz einer Küchenschabe zu. Damit der strahlende Held als absolut unschlagbare Instanz selbst vom dümmsten anzunehmenden Leser anerkannt wird. Auch dies mag die ersten drei oder vier Male noch lustig wirken, hier geht es allerdings langsam wenig dezent auf die Nerven.

Und schauen wir mal an, wo wir gelandet sind. M87. An und für sich ist eine solch extreme Versetzung – oder die Tatsache, dass es die CREST IV nicht gleich im Hyperraum vernichtet hat – eine Riesensensation. Wird aber mehr oder minder nur im Nebensatz abgewatscht.
Wieso? Man hätte statt der konstruierten Handlung um Atlan auch eine etwas weniger knallige Handlung haben können, in der die tiefe Erschütterung der Terraner deutlich wird. Man ist in einer fremden Galaxis, die weit außerhalb der Reichweite der eigenen Antriebe liegt. Sowas hat auch auf eine Elitebesatzung starke Auswirkungen. Nein, sowas fällt unter den Tisch, Menschen sind eben Maschinen, die immer voll funktionieren. Zumindest in der Welt dieses Heftes.

Greifen wir der Handlung etwas vor. Selbst wer die nachfolgenden Hefte noch nicht gelesen hat, dürfte schon ahnen, dass M87 in irgendeiner Beziehung zu OLD MAN oder der Zeitpolizei stehen muss, sonst wäre nicht Perry Rhodan persönlich hier gestrandet.
Und genau hier steigert sich dann auch wieder meine Kritik. Von den Milliarden Galaxien im Universum verschlägt es unsere Helden ausgerechnet dorthin, wo man sein muss, um Infos zu bekommen. Dorthin, wo eine Verbindung zum aktuellen Gegner besteht. Selbst wenn man jetzt herumschwadroniert, dass dies nur durch spezielle Paratronfrequenzgleichheiten geschehen kann, bleibt es derart konstruiert, dass man nur mit dem Kopf schütteln kann. Heute würde man den Autoren dafür einen Shitstorm angedeihen lassen oder zumindest das Heft abwatschen.
Aber es war ja damals und es war ja Scheer, da ist Kritik natürlich Blasphemie, nicht wahr…

Kleinere Ungereimtheiten

Zu dem oben ausgeführten größeren Ärgernis im Heft gab es auch kleinere Dinge, die mich im Lesefluss aufhielten. Da ist zum Beispiel die Szene, in der die Körperlosen rund um Atlan auf eine Kamera feuern, um Rhodan ein Zeichen zu geben. Dazu wählen sie einen Abstand von drei Sekunden zwischen den Schüssen.
Perry zieht daraus den Schluss, es könnten nur Terraner sein, die diesen Abstand wählen.
Echt jetzt? Das sind wieder diese völlig an den Haaren herbeigezogenen „Schlussfolgerungen“ Marke: Hier haste, lieber Leser, und jetzt hinterfrag bloß nicht.
1961, in den Anfangstagen der Serie, war das auch okay. Nach sechs Jahren Serie allerdings reicht so ein Konstrukt nicht mehr.

Die Gewebeklumpen werden als Monster bezeichnet. Wieso bitte hat damals jeder Autor bei allem, was fremdartig und nicht kuschelig wie Gucky aussah, gleich diese Bezeichnung rausgehauen? Für einen besonders ekelhaften und bösen Gegner okay, aber echt für jedes Fremdwesen gleich solche Worte?

Und eine allgemeine Frage drängt sich mir nebenbei auf. Atlan und sein Team werden nach der Rettung in einen medizinischen Heilschlaf gelegt, ergo betäubt. Wie unterscheidet ein Zellaktivator eigentlich, ob eine solche Betäubung Sinn ergibt oder nicht? Und wenn er nicht unterscheidet und bei Atlan die Dosis höher ist – bindet dann nicht die höhere Dosis und der dadurch ausgelöste höhere Belastungsgrad des Zellaktivators wichtige Kräfte bei der angestrebten Heilung? Wäre Atlan im Grunde ohne Heilschlaf besser dran?

Fazit zu Die vier Unheimlichen

Bleibt mir als Fazit in Sternen ausgedrückt: 1 Stern. Für die Schweine im Transmitter. Klingt jetzt, als wäre mir das Heft in übelster Laune meinerseits begegnet. Nein, dem ist nicht so. Die Länge dieses Reviews dürfte aber weit über dem liegen, was ich sonst zu einem Heft zu sagen habe. Was klar aufzeigt, dass hier sehr vieles schief lief. Am Schlimmsten für mich war dabei der Umstand, dass sich jeder Autor im Laufe der Jahre weiterentwickelt hat, Scheer in diesem Falle aber nicht. Im Gegenteil, dieses Heft wirkte wie aus der Schublade nach Baukastenprinzip Schema F zusammengeklöppelt. Lustlos. Uninspiriert. Kurzum, einfach schlecht.

Dabei kann K.H. Scheer um Universen besser schreiben. Hat er in so vielen Heften schon bewiesen. Da konnte er auch ordentliche Logikketten aufbauen, hatte die Lobhudeleien auf Perry und seine Mannen halbwegs im Griff und lieferte ordentliche Schreibe ab. Spannung konnte Scheer, das will ich nicht bestreiten, und auch dieses Heft war an und für sich spannend aufgebaut. Nutzt aber eben wenig, wenn die ganzen breit ausgeführten Dinge einen alle paar Seiten aus dem Lesefluss hauen und das innere Kopfkino dauernd Filmriss hat.


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Mario Staas
2 Gedanken zu „[Perry Rhodan 327] Die vier Unheimlichen“
  1. Durchaus habe ich die – nur setze ich mich dann nicht an den PC und schreibe etwas 😉

    Ich kann zwar nicht für die Kollegen sprechen, bezweifle aber, dass sich jemand von uns hinsetzt und etwas schaut/liest/hört, wenn man einen nicht so guten Tag hat und dann den Artikel runterschreibt, möglicherweise auch an einem schlechten Tag. Andere Redakteure mögen das machen, wird dann aber dem zu besprechenden Werk nicht gerecht. Deswegen versuchen wir das zu vermeiden.

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