Sie stürzen in Richtung Protozeit – eine unerwartete Begegnung
Titel: Nathan
Autor: Christian Montillon / Susan Schwartz
Zeichner: Swen Papenbrock
Erschienen: 27. November 2020
Worum geht es in diesem Roman?
Erde und Mond sind auf dem Rücksturz ins Standard-Universum. So ganz reibungslos klappt der Transfer von der anderen Seite des Dyoversums in unsere Seite des Dyoversums aber nicht und die legendäre Mondpositronik NATHAN muss helfend eingreifen.
Parallel gibt es noch Auszüge aus den Tschubai-Chroniken.
Der Leseeindruck
Meine ersten Fragen an mich selbst vor einer Rezension sind immer: „Hat mir dieser Roman gefallen?“ und „Ist mir etwas Besonderes aufgefallen?“. Die erste Frage lässt sich mit einem klaren „Jein“ beantworten. Den Grund dafür liefert gleich die zweite Frage nach den Besonderheiten.
Der Roman weist zwei Handlungsstränge auf, die auf den ersten Blick absolut nichts miteinander zu tun haben. Kenner werden ahnen, dass diese am Ende wohl irgendwie zusammen laufen werden. Das kann man aber als Leser nicht wissen und so haben wir zwei Rampensäue auf der Bühne, die sich gegenseitig die Schau stehlen. Besonders krass, um nicht zu sagen brutal, sind dabei die Übergänge zwischen den beiden Handlungen: Es gibt keine!
Als Verfechter der Theorie, dass in einem Heftroman genau Platz für eine Geschichte ist, die einem im Idealfall für ein, zwei Stunden in die fremde Welt entführt, ist das harter Tobak. Genau in dem Moment, in dem die Immersion in die Geschichte einsetzt, wird hart umgebrochen und man ist auf einmal wieder ganz wo anders und fängt mit der Immersion wieder bei null an. Zumindest bei mir kommt da kein wirkliches Lesevergnügen auf.
Was schade und meiner Meinung nach vollkommen unnötig ist, denn beide Handlungsstränge sind, für sich alleine gelesen, spannend und mitnehmend. Christian Montillons Rücksturzteil wartet mit einigem „sense of wonder“ auf, der einem Fan von höheren Mächten und kosmischen Zusammenhängen das Herz aufgehen lässt. Susan Schwartzs Neuausgabe der Tschubai-Chroniken entführt uns auf die RAS TSCHUBAI und zusammen mit dem Nachfahren des Namensgebers des Schiffes erleben wir ebenfalls Kosmisches, das den Leser staunen lässt und auch mit viel Zwischenmenschlichem glänzt.
Hier zeigen sich die Grenzen der Teamarbeit, die besonders zwischen Christian Montillon und Susan Schwartz in allen Dyoversumsblöcken wirklich gut funktioniert hat. Irgendwie muss man die Arbeit aufteilen und im Idealfall, wie in allen vorherigen Romanen, funktioniert das. Hier fehlt schlicht und ergreifend der direkte, dem Leser in dem Moment erkennbare Bezug zwischen den beiden Handlungssträngen. Ja, am Ende laufen diese zusammen, aber das müsste man dann vom Ende zum Anfang hin lesen, damit das funktioniert.
Sieht man von ein paar weiteren Punkten ab, die meiner Meinung nach einer ganz strengen Prüfung nicht standhalten, wären das eigentlich zwei sehr gute Romane geworden.
Schade.
Wer dazu noch mehr hören will, dem sei die YouTube-Version dieser Rezension ans Herz gelegt. Die geht nochmal ausführlicher auf diese Punkte ein.
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