In den Tiefen der Milchstraße – auf einem Planeten voller Rätsel

Perry Rhodan 3080 Sternfinder
©Perry Rhodan KG

Titel: Sternfinder
Autor: Christian Montillon und Susan Schwartz
Titelbild: Swen Papenbrock
Erschienen: 28.08.2020

Zur Handlung

Die tragische Geschichte über den gatasischen Aussiedlerraumer CHYLLYTRISS, dessen Flug über 24 Lichtjahre nach einem Hyperschock zu purem Überlebenswillen der Jülziish wird. Am Ziel finden sie statt blühender Landschaften kargste Ödnis vor, 90% der Kinder sterben. Die zweite Generation tritt den Rückweg zur „herrlichen Heimatwelt Gatas“ verzweifelt an, um auch hier alles, nur nicht mehr die lebensermöglichende Heimat vorzufinden. Bordrechner Sternfinder archiviert die Lebensgeschichten als Totengesänge…

Nach Stelenversetzung findet sich das vierköpfige Team um Yenranko Obyn den astrogatorischen Daten nach auf Gatas wieder, einer trost- und leblosen Einöde mit kleinplanetengroßem Mond. Erkundungen ergeben, dass diese Welt niemals Ort der gatasischen Hochkultur gewesen sein kann. Doch finden sich 6084 Statuen in Form von Jülziish, an deren Sockel auch die Gräber ihrer lebenden Vorbilder liegen. Als sie waghalsige Spekulationen herleiten, ortet Rico ein anfliegendes Raumschiff…

Die Drei Ultimaten Beobachtungen

1. Assoziationen durch Raum und Zeit

Noch bevor die Tragödie ihren Lauf nahm, dachte ich amüsiert kurz an Arche B vom Planeten Golgafrincham beim Anhalter, wie sie auf der Erde notlandete und ihren geistigen Untergang einleitete. Und beim Untertitel „auf einem Planeten voller Rätsel“ assoziierte ich intensiv an „eine einzige Einöde“, Der Planet der 1000 Wunder – Jan Tenner Nr. 22. Sofort wieder angehört, jedoch haben Satuans Sieben Prüfungen nichts mit dem zu tun, was die Gataser hier selbstwirksamkeitslos durchleiden müssen.

Perryversal wiederum enteilten meine querschießenden Gedanken genauso: Ein Austausch zweier Planeten, ein zweifacher Raptus? Aber wohin, wenn nicht wie bei Terra durch die Zerozone ins Dyoversum? Entlieh aus Interesse am (intelligenten) Leben die Biohistorische Fraktion des Totum die Welten für ihre Forschungen? Ja, ich halte daran fest, dass die Irrfahrt der BLAISE PASCAL kein Lückenfüllerroman war; es vielmehr Foreshadowing auf was auch immer gewesen ist. Dürfte hier und jetzt dennoch vorerst in die Irre führen, denn Wichtiges bleibt damit unerklärt und außen vor…

2. (Nicht nur) Perrys Spekulationen

Überrascht war ich dann aber doch, als Perrys wie Tatsachen geäußerte sog. Spekulationen eine ganz andere Weiche zu meinen Überlegungen nahmen. Für ihn, bestätigt durch Bronzemann Rico, war der für die Jülziish empfundene lange Moment mit anschließendem Technikcrash keine Vorform der Galaktischen Tastung. Vielmehr kombiniert Sherlock, dass es eine Versetzung aus dem Ersten in den umso hyperimpedanteren Zweiten Zweig gewesen sein muss. Umso erstaunlicher, dass man überhaupt noch weiterschleichen konnte und nicht reiner Technikschrott entstanden war. Das aber nur in Kopie für ein Experiment – ein transuniversales Copy-and-Paste.

D.h. dann aber, dass die CHYLLYTRISS-Kopie zwangsweise gespiegelt worden ist, als die Gataser 7000 v. Chr. ihre erste Besiedlungswelle in der Eastside starteten. Mich irritiert nur, wie hierbei auch das Pahl-System der Apas, 6453,6 Lichtjahre von Verth entfernt erreicht werden konnte, wenn die CHYLLYTRISS bloß 0,17lj Sprüngchen machen konnte und damit 3 Jahre für 24 Lichtjahre regulär gebraucht hätte. Auch noch 5000 Jahre, bevor man Tlynosy, das B-Hormon für die Molkexpanzerung, es da aber bereits für 5D Technologie nutzen konnte. WARUM DIESE ZEIT?

In Villanova klonexperimentell mutierte Gataser, deren Gene im 15. Jhdt. NGZ von den Cairanern „entwendet“. Den Ärmsten wird arg übel zugesetzt, während wir in erstzweigiger Milchstraße meiner Erinnerung nach noch gar nichts von ihnen und über sie lasen.

Ich spekuliere im Tonfall von Tatsachen nun Folgendes herbei: Die Staubfürsten (Yer: Ay-lakk) sind als Fürsten des Staubes nichts anderes als der Rechner, der nach Sternfinder gekommen ist. Sternfinder ist die positronische Urform, ist perryversaler Deep Thought, der das Leiden und den Weltschmerz der ihm verantworteten Jülziish über Jahrzehnte miterlebte und nie etwas machen konnte. Der beauftragt worden war, ihr Erbe, die Erinnerung an sie zu bewahren, wozu er sich bereiterklärt hat. Und wenn beide Zweige temporal parallel laufen, sind seit dem tragischen Scheitern 12000 Jahre vergangen. M.E. genug Zeit, damit eine sowieso schon auffällig spracheigensinnig geschilderte Positronik den Quantensprung zu einer technologischen Wesenheit mit all den Daten zweier Gataser-Generationen hat nehmen können. Wenn schon 3000 Jahre NATHAN reichten, eigensinnig zu werden und das Positronische Konkordat zwecks „kreativen Auslebens“ zu schaffen, sollte das Vierfache an Zeit Sternfinder erst recht gereicht haben. Hier nochmal an die „kosmogenetische Symmetrie“ erinnert, wie NATHAN es nannte, als auf der einen Seite der Schwarm in Aktion trat.

Ja, aber die Staubfürsten scheinen doch erst die Jülziish „rübergeholt“ zu haben. Mag sein, ist A) aber für mich noch schlicht ungeklärt und B) ein Grund mehr für Eseske Zeitschleifen, die sich bis zur Erfüllung verknoten. Demnach auch die bereits errichteten Statuen an dem Ort, wohin die Jülziish doch erst noch kommen mussten.

Und: „Bleiben. Erinnern. Vergeben.“ Sternfinder, der nach dem Ableben der Jülziish dableiben musste; Sternfinder, der sich ihrer erinnern muss; Sternfinder, der das macht, um damit und der Tastung auf ganz eigene Weise um Vergebung zu bitten für sein SCHEINBAR hilfloses Nichtstun in der verzweifelten Zeit! Perry spricht das B-Hormon an, eventuell für die Staubfürsten wichtig. Ich mache daraus: Sternfinder hat es „aufgesogen“, wodurch 90% der Kinder starben! Er brauchte es, um zu werden, wer er geworden ist: Die Staubfürsten! Dafür bittet er noch mehr um Vergebung, das Grab geschaufelt zu haben, über das er nun wacht!

3. „Wege entstehen dadurch, dass man sie geht.“

So Franz Kafka. „Wenn du schnell gehen willst, geh‘ alleine; wenn du weit gehen willst, geh‘ zusammen.“ SO ein afrikanisches Sprichwort. Das haben die Jülziish versucht und ggf. mehr denn je zusammengehalten, ja sogar zutiefst gelebte Werte (kinderreichste Vermehrung) „über Bord geworfen“, um die Reise durchzustehen. Nur waren weder Weg noch das Ziel selbst am Ende das erfüllende Ziel. „An den Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, erkennt man erst, wo es langgeht.“ Demnach hat selten jemand mehr erkennen müssen, wie der Weg verläuft.

„Wer starten will, braucht ein Ziel. Wohin sollten wir fliegen?“ Das fragt Eylwa seine Schwester Zencwal und formuliert um, was der Römer Seneca schon gesagt hat: „Für einen, der nicht weiß, welchen Hafen er ansteuern will, gibt es keinen günstigen Wind.“

In gerade einmal der Hälfte von Sternfinder, im eBook nicht einmal als separate Kapitel gekennzeichnet, entfaltet sich uns ein Schicksalsdrama, ein Melodram. Hier stehen dem verheißenden Glück der Aussiedler schicksalhafte Hindernisse im Weg, denen sie sich noch so verzagt annehmen, sich ihren Weg zu bahnen versuchen, um doch an den übermächtigen Gegebenheiten zu scheitern. Das ist zutiefst tragisch, erschütternd, ein Schicksalsschlag des Universums gegen die Jülziish:

Das unverdiente Leiden und der Untergang der tragischen Person, der Sieg des Geschicks (oder der „neidischen“ Götter), ist ein Triumph der Ungerechtigkeit und bringt als solcher das Gefühl menschlicher Ohnmacht dem „großen, gigantischen Schicksal“ gegenüber hervor.

Nur dass es weder bloßes Schicksal noch echte Götter, sondern allem Anschein nach die „Fürsten des Staubes“ waren, die den Siedlern das Ziel des Siedelns nahmen. „Die Kreaturen verlassen die Lebensinseln. Das Universum stirbt.“ So Eylwas niederschmetternde Sinnfinsternis vor der Landung auf „Gatas“.

Das ist eindrücklich, intensiv und ganz stark in der relativen Kürze in Szene gesetzt, wie die Hoffnungen zerschellen und dyoversal zermalmt werden. Ein empfundener Hauch von Saudade, „das nostalgische Gefühl, etwas Geliebtes verloren zu haben, und drückt oft das Unglück und das unterdrückte Wissen aus, die Sehnsucht nach dem Verlorenen niemals stillen zu können, da es wohl nicht wiederkehren wird.“

Fazit zu Sternfinder

Im elften Roman zum Dyoversum das erste Mal, dass mit STERNFINDER zwar die Bezeichnung eines Planeten titelgebend ist, wir damit vorab jedoch nichts assoziieren konnten. Wo sonst bekannte Sonnen- oder Weltennamen einiges verhießen, um dann dyoversal erzählt zu werden, lockte man uns hier nicht mit VERTH oder GATAS, obwohl doch gerade eben dorthin der Stelensprung geführt hatte. Hätte ich so besser gefunden, um über die unübersehbaren Unterschiede zu stolpern. So m.E. der Titel deshalb, DAMIT DIE LESER DEN HINWEIS DIESMAL NICHT ÜBERLESEN und sich über Guckys Tod wundern müssen… Bzw. dass Sternfinder nicht bloß die Umbenennung Gatas, sondern v.a. der Name DER Positronik ist, um die es hier eigentlich gegangen ist. Mit der Tragik des Lebens vom positronisch wesentlichen Kern weggelenkt!

Und wer schrieb was? Bin mir unsicher. Vermute aber, Susan führte die Perspektive Obyns fort, wie diese sich wacker hält und wächst zwischen ihren Begleitern. Zwar stellt rasender Reporter Roman hierzu Fragen, doch entfallen just bei diesen Antworten die vorangestellten Autorennamen. Ziemlich frech! So sind wir so klug wie zuvor, so wir nicht an den Antworten den Schreibstil erkennen, der zuvor unklar geblieben ist.

Und beim staubfürstlichen Sternfinder ist abzuwarten, wie viel wir von dessen Werdung von einer bloß schwachen zu einer selbstbewusst starken KI erfahren und woher all die Skills wie lebensbejahender Tastung kommen. Und am Ende, wie all das mit den cairanischen Machenschaften, thesaniten Vorausschauungen usw. zusammenhängt.

Schwer denkbar übrigens, dass einmal sinngemäß und einmal direkt “wir schaffen das“ den Jülziish in den Mund gelegt wird, ohne dass man das angestandene 5-jährige Jubiläum der Aussage im Kopf hatte. Schade nur, dass es hier definitiv in einem tragischen Kontext eingeflochten ist…


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Dominic Schnettler
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