Ein ausgesprochener Star-Wars-Star ist er freilich nicht – Paul Bettany, dem wir heute anlässlich seines 49. Geburtstages ein Spotlight widmen möchten. Zwar bleibt er den Fans der Saga sicherlich als fast undurchschaubarer, intergalaktischer Gangsterboss Dryden Vos aus Solo: A Star Wars Story gut in Erinnerung, doch seine bekannteste Rolle der letzten Zeit ist zweifellos die des fühlenden Androiden Vision in mehreren Filmen des Marvel Cinematic Universe. Aber immer hübsch der Reihe nach.
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm
Paul Thane Bettany, der am 27. Mai 1971 im Londoner Stadtteil Harlesden geboren wurde, bekam die Schauspielerei gewissermaßen bereits in die Wiege gelegt. Sein Vater Thane Bettany war Schauspieler, sowohl am Theater als auch in britischen Filmen und Fernsehserien wie etwa Sprengkommando Atlantik mit Roger Moore oder auch in Doctor Who, und verdingte sich zusätzlich als Theaterlehrer. Seine Mutter dagegen war Schulsekretärin.
In seiner Kindheit musste Paul einen Schicksalsschlag verkraften, als sein jüngerer Bruder Matthew als 8-Jähriger bei einem Sturz ums Leben kam. Paul zog in jungen Jahren nach London, wo er sich sein Geld zunächst als Straßenmusiker verdiente. Doch zur gleichen Zeit absolvierte er ein Schauspiel-Studium am Drama Centre London in Chalk Farm und war schon bald darauf auf verschiedenen Theaterbühnen vorwiegend in klassischen Stücken zu sehen.
Von TV-Kleinrollen zum Kinobösewicht
Sein TV-Debüt gab der damalige Mittzwanziger in Episoden der hierzulande kaum bekannten britischen Serien Wycliffe und The Bill – The Right Thing. Es folgte ein Auftritt in der auch in Deutschland erfolgreichen Historienserie Die Scharfschützen im Jahr 1997. Im gleichen Jahr erhielt Bettany in dem anrührenden Holocaust-Drama Bent, das von der Liebe zweier homosexueller Häftlinge im Konzentrationslager Dachau handelt, eine erste Kinorolle als einer der Wachleute.
Es folgten weitere, eher kleine Rollen in Kino- und TV-Produktionen wie Killer Net, Brombeerzeit (beide 1998) oder The Suicide Club (2000), ehe Paul Bettany seine erste Hauptrolle als Nachwuchs-Verbrecher im Film Gangster No. 1 bekam, einer Hommage an die Genreklassiker der Vor- und frühen Nachkriegszeit. Von da an sah man ihn in zunehmend größeren Kinorollen, wobei er recht unterschiedliche Rollen spielte: in Ritter aus Leidenschaft (2001) etwa den mittelalterlichen Dichter Geoffrey Chaucer oder aber den gefährlichen religiösen Fanatiker Silas in der Dan-Brown-Verfilmung The Da Vinci Code – Sakrileg (2006).
Marvel– und andere (Anti-)Helden
Paul Bettanys erste Rolle im Marvel Cinematic Universe stand im Jahr 2008 an: Im allerersten MCU-Film Iron Man von 2008 war er zwar nicht zu sehen, dafür aber zu hören: Er lieh Tony Starks Super-Computer JARVIS seine ausdrucksstarke Stimme, was er zwei Jahre später in Iron Man 2 wiederholte. Im selben Jahr verkörperte er in dem apokalyptischen Fantasy-Thriller Legion die Rolle des Erzengels Michael, der auf der endzeitlichen Erde in den Krieg der Engel ziehen muss. Auch im auf einem Anime basierenden Sci-Fi-Horror-Spektakel Priest blieb Bettany klerikalen Themen treu: Hier spielte er die Titelrolle als mysteriöser, monsterjagender Priester, der in einer erneut endzeitlichen Umgebung den dämonischen Bösewicht „Schwarzer Hut“ (übrigens dargestellt vom neuen Dr-McCoy-Darsteller Karl Urban!) bekämpfen muss.
2012 und 2013 hörte man Paul Bettany dann noch zwei weitere Male als Stimme von JARVIS in Marvel’s The Avengers sowie Iron Man 3, ehe er 2015 in Avengers: Age Of Ultron erstmals die Rolle des rothäutigen, gefühlvollen Kunstmenschen Vision spielte (übrigens lieh er im gleichen Film JARVIS ein weiteres Mal seine Stimme). Dies tat er in The First Avenger: Civil War (2016) und Avengers: Infinity War (2018) zwei weitere Male, wobei Vision in zweitgenanntem Film den Leinwand-Tod stirbt.
Die Nemesis von Han Solo
Ebenfalls 2018 verkörperte Paul Bettany, wie schon eingangs erwähnt, die Rolle von Han Solos Gegenspieler Dryden Vos, dem nur bedingt menschlichen Anführer des gefürchteten galaktischen Verbrechersyndikats Crimson Dawn und zudem Han Solos Rivalen um die Gunst von dessen Jugendliebe Qi’ra. Bemerkenswerterweise kam Paul Bettany nur deshalb an die Rolle, weil der ursprüngliche Dryden-Vos-Darsteller Michael K. Williams terminlich nicht für die umfangreichen Nachdrehs zur Verfügung stand.
Regisseur Ron Howard, seit der zweimaligen vorherigen Zusammenarbeit mit Paul Bettany an A Beautiful Mind (2001) und The Da Vinci Code – Sakrileg gut mit dem Mimen befreundet, überredete ihn einzuspringen. Dies war wegen Bettanys Rolle als Vision in Avengers: Infinity War nicht ohne Schwierigkeiten zu bewältigen – mehr darüber findet sich im Buch Es lebe Star Wars.
Übrigens: Han Solo wurde in Solo: A Star Wars Story bekanntermaßen von Jungschauspieler Alden Ehrenreich gespielt, doch Paul Bettany war schon einmal der Gegenspieler von dessen Originaldarsteller gewesen (wenn auch nicht in der Rolle des sympathischen Weltraum-Schmugglers): Im Thriller Firewall von 2006 machte Bettany als Cyber-Verbrecher Bill Cox dem biederen Computerspezialisten Jack Stanfield das Leben schwer, dargestellt von Hollywood-Star Harrison Ford. Paul Bettanys neuester Film ist übrigens das Melodram Uncle Frank von 2020, in dem er einen homosexuellen Universitätsprofessor im ländlichen Amerika der 70er Jahre spielt.
Happy Birthday für einen vielseitigen Schauspieler
Seinen heutigen 49. Geburtstag wird Paul Bettany sicher mit seiner Ehefrau Jennifer Connelly verbringen, die er wie seinen Freund Ron Howard im Jahr 2000 bei den Dreharbeiten zum Film A Beautiful Mind kennenlernte und zwei Jahre später heiratete. Jennifer Connelly dürfte Fans des fantastischen Films noch aus dem kultigen Giallo-Horrorfilm Phenomena (1985) von Meisterregisseur Dario Argento sowie als Sarah aus Jim Hensons und George Lucas‘ Fantasy-Klassiker Die Reise ins Labyrinth (1986) an der Seite von Rockmusiker David Bowie in bester Erinnerung sein. Auch Stellan und Agnes Lark Bettany, die 2003 und 2011 geborenen gemeinsamen Kinder des Paars sitzen heute mit Sicherheit an der Geburtstagstafel des vielseitigen Darstellers.
Wir von Warp-Core.de wünschen wie immer: Die Macht sei mit Dir, Paul Bettany!
A good villain has to have a clear philosophy about how the universe operates. They can’t just be doing bad things because they’re evil. They have to be thinking, everyone else is getting theirs, so why can’t I get mine?
Paul Bettany im Web
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