Der sensible Mensch leidet nicht aus diesem oder jenem Grunde, sondern ganz allein, weil nichts auf dieser Welt seine Sehnsucht stillen kann (Jean-Paul Sartre). Einer dieser sehr sensiblen Menschen war Klaus-Dieter Orlowski, ein Trekkie und Nerd und einer unserer ersten Leser. Vor einiger Zeit erreichte uns die traurige Nachricht von seinem plötzlichen Tod.
Klaus-Dieter Orlowski (Klaus) wurde am 16. September 1959 in Hagen geboren. Er besuchte zunächst die Grundschule, anschließend die Realschule, die er mit dem Hauptschulabschluss verließ. Klaus war ein kluger und belesener Mensch. Jedoch hatte er als Schüler, wie so viele junge Menschen, nur mäßiges Interesse am Schulunterricht.
Sein Vater Fritz Orlowski war ein strenger Vater, der den Werdegang seines Sohnes nach seinen eigenen Vorstellungen gestalten wollte. So kam es, dass Klaus, der als Schüler am liebsten an Mofas herumschraubte statt zu lernen, eine Ausbildung zum Dreher machen musste. Eigentlich hätte er im Nachhinein betrachtet lieber einen kreativen Beruf erlernt. Sein Vater war jedoch der Meinung, Dreher sei kein schwerer Beruf, obwohl die ständig gebeugte Haltung Klaus՚ Gesundheit auf Dauer nicht zuträglich gewesen war.
Klaus՚ Mutter Helga Orlowski, deren Mädchenname mir leider nicht bekannt ist, stammte aus dem Sudetenland, aus dem sie als Kind vertrieben worden war. Auf der Flucht nach Westen erlebte sie schreckliche Dinge, die sie sicherlich zeit ihres Lebens nicht mehr losgelassen, ihr jedoch gleichzeitig eine gewisse Gelassenheit verliehen hatten, da nichts, was sie weiterhin erlebte, an das damalige Grauen heranreichen konnte. Sie kümmerte sich gut um ihren Sohn Klaus, hatte bei allem ihre Prinzipien, aber war bereit alles zu geben, zur Not auch ihr letztes Hemd.
Nach der Ausbildung fand Klaus Arbeit bei der ehemaligen 23 Base Workshop REME in Wetter an der Ruhr. Die REME, inzwischen längst geschlossen, war eine britische Panzerreparaturstätte. Klaus liebte das typisch Englische und fühlte sich rundum wohl in diesem Umfeld. Seine Arbeit bei der REME empfand er als erfüllend, etwas, was ihm bei seinen späteren Stellen ein wenig gefehlt hatte. Er erzählte gern aus dieser Zeit, unter anderem davon, wie Mitglieder des englischen Königshauses die REME besichtigt hatten. Er selbst sprach übrigens recht gut Englisch, obwohl er in der Schule nur einige Grundbegriffe gelernt hatte. Die Sprache hatte er sich über die Zeit selbst angeeignet.
Zwar war Klaus schon in seiner Kindheit von Science-Fiction begeistert, aber der Nerd in ihm kam erst später zum Vorschein. Er konnte prima mit Computern umgehen, sah für sein Leben gern Serien, hatte Spaß an Fantasyspielen, Table-Top- und Onlinegames. Zwar gab er sich im Spiel gerne als harter Krieger, doch im richtigen Leben war er ein empfindsamer Mensch, der keiner Fliege etwas zuleide tun wollte.
Da er gesundheitlich sehr angeschlagen war, daher auch früh verrentet wurde und obendrein lange Zeit menschenscheu gewesen war, war er lange Zeit sehr allein. Er zog, als seine Mutter Helga pflegebedürftig wurde, zu ihr. Sein Vater war bereits verstorben. Er kümmerte sich so gut es ging um sie und verbrachte die meiste Zeit bei ihr. Dadurch verlor er nach und nach den Kontakt zur Außenwelt und lebte sehr zurückgezogen. Erst als seine Mutter endgültig zum Pflegefall wurde und deswegen auch ins Seniorenpflegeheim umziehen musste, traute Klaus sich aus seinem Schneckenhaus hervor, um seine Nachbarn anzusprechen. Er traf dabei auf andere Nerds, liebe Freunde von mir, die ihm auch sofort von Warp-Core.de erzählten. Klaus wurde zu einem treuen Leser und meldete sich auch in unserem Discord-Chat an. Mit seinen Nachbarn traf er sich recht gerne und so manches Mal versanken sie in nerdigen Diskussionen, was ihm sichtlich gut tat, und die Einladung zu einem sommerlichen gemeinschaftlichen Nachbarschaftsgrillen nahm er erfreut an. Leider kam es dazu nicht mehr.
Klaus verstarb überraschend am 15. April 2021 in seiner Wohnung. Seine Mutter überlebte ihren Sohn nur um eine Woche. Sein Nachlass, ein unglaubliche Sammlung an Spielen, Lego-Sets, DVDs, Figuren und vielem mehr kam zum Teil dem Imperathomas e.V., der sich für krebskranke Kinder einsetzt zugute, ein weiterer Teil wird von Nachbarn und Freunden in Ehren gehalten.
Lieber Klaus, leider war es uns nicht mehr vergönnt, uns persönlich kennenzulernen. Ich hätte mich sehr darüber gefreut. Es heißt, man lebe zweimal: Das erste Mal in der Wirklichkeit, das zweite Mal in Erinnerung. Lebe wohl, du wirst in guter Erinnerung behalten.
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