Außerirdische Technologie verwandelt Menschen in Supermutanten.

Invasion der Zoanoiden

Vor Äonen kamen Außerirdische auf die Erde und haben die Zoanoiden erschaffen. Während diese Biotechnologie auf die Außerirdischen lediglich einen Verwandlungseffekt hat, gewinnen Menschen dadurch überlegene Stärke. All das wird bereits im Fließtext zu Beginn offenbart, was im Prinzip den gesamten Inhalt des Films vorweg nimmt. Keine sonderlich schlaue Entscheidung.

Besonders schlau sind die Außerirdischen ebenfalls nicht. Zuerst lassen sie sich ihren Guyver-Apparat von Dr. Segawa (Greg Paik) klauen. Dabei handelt es sich um ein Gerät, das seinen Träger in einen Supersoldaten mit übermenschlichen Fähigkeiten verwandelt. Segawa konnte das unmöglich seinem Auftraggeber überlassen. Das kommt davon, wenn man Menschen für sich arbeiten lässt. Die Typen, die die Chronos Corporation ausschickt, um den Guyver zurückzuholen, sind aber mit Abstand die größten Nieten. Lisker (Michael Berryman) liefert sich einen Monsterfight mit Segawa und tötet diesen dabei, während Striker (Jimmie Walker) den Klischee-Gangster-Rapper gibt und dumme Sprüche rockt.

Wie sehr sie den Auftrag versemmelt haben, bemerken sie erst, als sie den erbeuteten Behälter vor ihrem Boss Balcus (David Gale) öffnen. Dieser ist vom Inhalt wenig begeistert und als er seine Minions erneut losschickt, den Guyver zu besorgen, erwartet man schon fast, dass sie beim nächsten Mal mit Richard Dean Anderson zurückkehren.

Der Guyver ohne Mac gerät unterdessen in die Hände des Karate Kids Sean Barker (David Hayter), der während einer Schlägerei in einen Supermutanten verwandelt wird. Seine Freundin ist ausgerechnet Mizky Segawa (Vivian Wu), die Tochter des ermordeten Chrono-Wissenschaftlers. Auf der Suche nach dem Guyver ist sie daher die logische Wahl und wird von den Mutronics entführt. Neben Sean ist diesen auch der CIA-Agent Max Reed (Mark Hamill) auf den Fersen.

Es kommt zu zwei großen Monster-Fights, einmal in einer verlassenen Fabrikhalle und schließlich in den Laboren von Chrono Corp. Dort wird Reed in einen besonders grotesken Zoanoiden verwandelt und stirbt einen hässlichen Tod. Sean kann derweil den Guyver sicherstellen, Mizky retten und den Boss-Gegner nebst seiner verblieben Mutronics besiegen. So weit, so vorhersehbar.

Im Fahrwasser der Ninja Turtles

Eigentlich basiert The Guyver, wie der Film im Original heißt, auf einem Manga von Yoshiki Takaya, den dieser 1984 unter dem Titel Bio-Booster Armor Guyver entwickelt hat. Eine erste Verfilmung namens The Guyver: Out Of Control gab es bereits 1986, gefolgt von einer Serie, die über zwei Staffeln von 1989 bis 1992 lief. Für den amerikanischen Markt wurde die Story stark abgeändert. So wurde aus dem 17-jährigen Sho Fukamachi der amerikanische Karateschüler Sean Barker und aus seinem Freund Tetsuro Segawa das weibliche Love Interest Mizky Segawa, wobei der Vorname in Tetsu abgekürzt auf deren Vater überging. Neu hinzugekommen ist zudem der CIA-Agent Reed, welcher der außerirdische Bedrohung auf die Schliche kommt.

Natürlich spielt die Handlung dementsprechend in den USA und ist mitnichten so ernst, wie im Manga oder in der japanischen Serie. Da gerade die Teenage Mutant Ninja Turtles (1990) voll im Trend lagen, wollte man aus dem Stoff eine Komödie machen. So wimmelt es im Film von schrägen Gags, die nicht selten aus heutiger Sicht rassistische Klischees bedienen, wie den rappenden, mit Goldkettchen behangenen Gangster Striker. Andere Gags sind dagegen schon wieder originell und durchbrechen fast die vierte Wand, als zum Beispiel die Zoanoiden bei der Verfolgung von Sean und Mizky in die Dreharbeiten eines Monsterfilms geraten und sich die Filmcrew begeistert über Strikers gelungenes Outfit äußert.

Die Kostüme und Masken sind im Übrigen das absolute Highlight des Films. Regisseur Screaming Mad George arbeite zuvor mit Stanley Winston (1946-2008) zusammen am Aussehen des Predator (1987) und hat hier wahrlich von den Besten gelernt. Zwar sieht der Striker-Zoanoid ein wenig wie ein Gremlin aus, aber abgesehen von solchen Anleihen gibt es an den Kostümen nichts auszusetzen. Im Gegenteil, sie werten den Film deutlich zu Edel-Trash auf. Später war Mad George an weiteren Trash-Perlen wie Space Truckers (1996) beteiligt.

Mutronics – Invasion der Supermutanten (1991)

Mit einem etwas ausgereifteren Drehbuch hätte aus Mutronics ein ernstzunehmender Alien-Horror werden können. Leider findet der Film nicht die richtige Balance zwischen Monsterfilm und Komödie. Im Vergleich sind sogar die Ninja Turtles-Filme deutlich ernsthafter, zumindest im Originalton. Kleiner Funfact am Rande: Der deutsche Titel Mutronics – Invasion der Supermutanten sollte die Anlehnung an die mutierten Schildkröten noch einmal verstärken, um den Film im Fahrwasser der Ninja Turtles besser vermarkten zu können. In Deutschland kam er allerdings erst 1992 direkt auf Video heraus und die Fortsetzung Guyver – Dark Hero (1994), für die sich Steve Wang allein verantwortlich zeichnete, war bereits im Original eine Direct-to-Video-Produktion.

Ein Jedi auf Mutantenjagd

Der bekannteste Name des Films ist zweifelsohne Mark Hamill, den wohl jeder als Luke Skywalker aus Star Wars kennt. Obwohl diverse Kinoplakate von Mutronics ihn ins Rampenlicht rücken, spielt er im Film tatsächlich nur eine Nebenrolle. Das grenzt bereits an irreführende Werbung. Aber was will man machen, wenn die Hauptrolle mit einem weitgehend Unbekannten besetzt ist? In der Fortsetzung wurde Jack Armstrong gar durch David Hayter ersetzt.

Gleiches gilt für Sean Barkers japanischstämmige Freundin Mizky, die im ersten Teil von Vivian Wu verkörpert wird. Die Schauspielerin ist übrigens gar keine Japanerin, sondern Chinesin. Immerhin bedeutete ihre Rolle in Mutronics nicht das Ende ihrer Karriere, obwohl sie diese deutlich ins Fernsehen verlagerte, wo sie vor allem in Krimi- und Mystery-Serien wie Mord ist ihr Hobby, JAG – Im Auftrag der Ehre, Millennium und Ghost Whisperer mitspielte. Zuletzt war sie in der Sci-Fi-Serie Away zu sehen, diesmal als chinesische Astronautin.

Zwei weitere bekannte Namen im Mutronics-Cast sind David Gale (1936-1991) sowie Jeffrey Combs. Beide spielten in den Re-Animator-Filmen mit, die wie auch Mutronics von Brian Yuzna produziert worden sind. Während Combs in allen drei Re-Animator die Hauptrolle des Dr. West spielte, war Gale nur in den ersten zwei Teilen dabei, da er 1991 kurz nach den Dreharbeiten zu Mutronics verstarb. Jeffrey Combs legte derweil eine vielfältige Star Trek-Karriere hin und dürfte den Fans vor allem als Vorta Weyoun sowie als Andorianer Shran bekannt sein.

Michael Barryman, der in Mutronics Lisker verkörpert, war ebenfalls zweimal in Star Trek zu sehen. Einmal als namenloser Alien im vierten Kinofilm Zurück in die Gegenwart (1986) und zwei Jahre später als erster Bolianer in der TNG-Episode Die Verschwörung. Mit seinem markanten Aussehen und der Glatze hätte er auch gut als Alien in Dark City gepasst, mit Alexander Proyas kam er allerdings nur beim Dreh von The Crow (1994) in Berührung. Seine Szene als Eric Dravens Spirit-Guy fielen jedoch der Schere zum Opfer, sodass er im fertigen Film nicht zu sehen war.

Fazit zu Mutronics: Teenage Mutant Karate Monster

Mutronics kann sich leider nicht so recht entscheiden, ob er ein ernstzunehmender Monsterfilm oder eine Komödie sein will. Einige Gags zünden, andere eher nicht. Mark Hamill in eine Nebenrolle zu drängen und dann dreist mit ihm als vermeintlichen Star des Films zu werben, kommt ebenfalls nicht so gut rüber. Was dagegen im Gedächtnis bleibt, sind die hervorragenden Kostüme und Make-Up-Effekte. Ohne diese wäre der Film einfach nur Trash. So ist er jedoch schon fast Kult-Trash.

Info

Originaltitel: The Guyver
Regie: Screaming Mad George & Steve Wang
Drehbuch: Yoshiki Takaya & Jon Purdy
Musik: Matthew Morse
Kamera: Levie Isaacks
Schnitt: Andy Horvitch & Joe Woo junior

 


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