In diesem Jahr wird einer der größten Filme des 20. Jahrhunderts 35 Jahre alt. Die Rede ist von Zurück in die Zukunft.
Was geht ab?
Doc Brown (Christopher Lloyd) ist der Typ Wissenschaftler, den man wohl als „merkwürdig“ bezeichnen würde. Sein bester Freund ist Marty McFly, der ihm oft bei seinen Experimenten zur Hand geht. Eines Abends treffen sich die beiden, um ein Experiment mit einer Zeitmaschine durchzuführen. Dabei geht aber alles schief und Marty landet im Jahr 1955, wo sich seine eigene Mutter in ihn verliebt.
Was soll man da noch sagen?
Ich gehe davon aus, dass jeder, der diese Rezension liest, den Film bereits gesehen hat, deswegen werde ich mich nicht groß mit der Handlung befassen. Es gibt zahlreiche Plotholes, die aber eben sein müssen, damit aus dem Film nicht ein 08/15-Zeitreisenfilm wird, sondern eben dieses Meisterwerk, das 35 Jahre später noch ein großer Teil unserer Popkultur ist. Man beachte dazu einfach, dass es in diesem Jahr einen Adventskalender und andere Sachen von Playmobil gibt. Entwickelt wurde die Idee von Robert Zemeckis und Bob Gale, die bis heute die Rechte daran halten und ein Reboot oder ein Remake kategorisch ausschließen.
Der Film ist gespickt mit Anspielungen. Als Marty (Michael J. Fox) Johnny B. Goode spielt, ruft Marvin seinen Cousin Chuck Berry an. Von ihm wurde der Song 1959 veröffentlicht. Das ist natürlich ein Paradoxon (und eines der Plotholes), denn wie sollte man 1985 den Song kennen, wenn Marty den erst aus der Zukunft mitbringen musste?
Wie viele andere Filme bezieht Zurück in die Zukunft seinen Charme und Witz aus der Situation. Ein Fremder kommt in eine ihm unbekannte Gegend und kommt nicht zurecht, da für ihn eben alles fremd ist. Ob dies nun die Zukunft, die Vergangenheit, ein anderes Land oder ein anderer Planet ist, solche Geschichten gibt es zuhauf. Es ist Michael J. Fox, Christopher Lloyd und eben diesen ganzen Anspielungen zu verdanken, dass diese spezielle Geschichte zu einem Hit wurde. Daneben brillieren auch Crispin Glover als schüchterner Nerd George McFly und Lea Thompson als Lorraine Baines, sowie Thomas F. Wilson als Bully Biff Tannen. Lediglich Claudia Wells als Martys Freundin Jennifer Parker kann nicht so recht überzeugen, was aber an ihrer wenigen Screentime liegen kann. Mr. Autoritätsperson James Tolkan als Schulrektor Mr. Strickland ist hier aber wieder ganz in seinem Element.
Kann man sich heute vorstellen, dass dieser Film über 40 Mal abgelehnt wurde? Und der Titel fast zu „Spaceman from Pluto“ geändert worden wäre, wenn irgendwer eine Memo von Sid Sheinberg ernst genommen hätte?
Was hat Eric Stoltz damit zu tun?
Filmfans werden es sicherlich wissen, aber Fox war nicht der erste Marty McFly, obwohl er die erste Wahl war. Leider war er mit Familienbande beschäftigt, also holte man Eric Stoltz an Bord. Dieser lieferte in Die Maske eine so gute Performance ab, dass er für den Golden Globe nominiert wurde. Eric ist allerdings eher auf ernstere Filme spezialisiert und nach einigen Wochen wechselte man ihn gegen den dann doch verfügbaren Michael J. Fox aus. Niemand, nicht einmal Eric selbst, war überrascht davon. Stoltz ist heute ein bekannter Darsteller, den Rauswurf hat seine Karriere also unbeschadet überstanden. Für Fox wurde das aber zu einer kleinen Tortur, denn er drehte Familienbande und Zurück in die Zukunft gleichzeitig und hatte eigenen Aussagen nach nur zwei Stunden Schlaf pro Nacht über einen Zeitraum von drei Monaten.
Der DeLorean DMC-12
Dieses Auto wurde wegen seines futuristischen Designs, im Speziellen die Flügeltüren, gewählt. Für jemanden aus den 50ern sollte das Auto in der Tat nach UFO aussehen. Aber ein Auto war nicht die erste Wahl. Ein früherer Entwurf sah einen Kühlschrank als Zeitmaschine vor, dieser wurde aber fallengelassen, da man befürchtete, Kinder könnten sich darin versehentlich einsperren.
Ein Standard-DeLorean sollte es dann aber doch nicht sein, also wurden drei Autos gebaut. Einer mit einem starken Motor für Außenaufnahmen, einer mit dem Cockpit und einer wurde für Innenaufnahmen aufgesägt. An die Karosserie wurde allerhand Zeug gebaut, teils aus dem Abfall, teils aus dem Elektronikladen. Hauptsache, es sah gut aus und konnte blinken.
John DeLorean bedankte sich bei Zemeckis dafür, dass er sein Auto unsterblich machte. Die Preise, für die diese Autos heutzutage gehandelt werden, hängen sicherlich auch mit eben diesem Film zusammen. Qualitativ war das Auto allerdings ein Desaster, so sorgten kleine Pannen immer wieder für Verzögerungen. Trotzdem wurde es zum Kult, eben dank dieses Films und wird seitdem in etlichen Medien referenziert.
Noch mehr Paradoxa…
Zeitreisen sind immer ein schwieriges Thema in der Science-Fiction. Da es dort rein theoretisch zugeht und es verschiedene Theorien dazu gibt, kann man hier eigentlich nur alles verkehrt machen. Der Film spielt hauptsächlich mit dem Großvaterparadoxon, also der Tatsache, dass man seine eigene Geburt verhindert. So fehlt dann aber der kausale Zusammenhang für den Eingriff, denn wenn es mich nicht gibt, kann ich ja auch meine Geburt nicht aufhalten. Ergo kann es dann meine Geburt doch wieder geben und damit auch wieder… ach, lassen wir das.
Streng genommen hätte Marty aufhören müssen, zu existieren, in dem Augenblick als seine Mutter Lorraine ihn auf der Straße aufhebt, denn dieser Moment war ursprünglich der erste Kontakt zu George. Sie geht dann mit ihm zum Schulball, bei dem die beiden sich beim Tanz verlieben. Durch den Eingriff Martys kommt es nicht zum Florence-Nightingale-Effekt in Bezug auf George, sondern auf Marty. Die Anziehung von Lorraine bezogen auf Marty verdeutlicht dies stark. Marty hätte also eigentlich keine Zeit mehr gehabt, die Zeitlinie zu reparieren und wäre verschwunden.
Eine Äußerung von Marty sorgt auch dafür, dass Goldie Wilson auf die Idee kommt, eine politische Karriere anzustreben.
Immerhin: Der Eingriff Martys und die daraus resultierende Auseinandersetzung zwischen Biff und George sorgen für Veränderungen des 1985, aus dem Marty kam.
Aber wie ich oben schon sagte: Diese Paradoxa machen den Film erst sehenswert. Ohne diese ganzen Gags würde der Film einfach zu ernst.
… und Details
Neben wirklich vielen Produktplatzierungen gibt es auch etliche Details im Film, die man nicht unbedingt beim ersten Mal sehen mitbekommt. Ich greife mir hier mal exemplarisch eine Szene raus, die eigentlich schon sehr bekannt ist.
1985 auf dem Parkplatz der Twin Pines Mall erzählt Doc Brown davon, wie der alte Peabody hier Fichten (im Original „Pines“, also Kiefern) anpflanzen wollte. Als Marty dann im DeLorean in die Vergangenheit reist, landet er genau dort und fährt einen Baum um. Als er zurück in der Zukunft und wieder an der Mall ist, heißt sie nun Lone Pine Mall.
Der Film nimmt auch Bezug auf die Popkultur der 80er. So stellt sich Marty mal als Darth Vader vor, einem Außerirdischen vom Planeten Vulkan, während er die typische Vulkanier-Geste macht.
Dazu packte man noch einen wirklich genialen Soundtrack, der die jeweilige Zeit der Handlung perfekt einrahmt. Lloyd wurde übrigens für die Szenen im Jahr 1985 künstlich gealtert, ebenso wie Lea Thompson. Der Gesang von Marty kam von Mark Campbell, dem Sänger von Jack Mack and the Heart Attack. Seine einzige Goldene Schallplatte bekam er für genau diesen Song. Die Band ist in vielen Filmen aufgetreten wie z. B. auch bei Police Academy und Beverly Hills Cop II.
Und noch ein nettes Detail: Die Serie Twilight Zone von 1959 (in Deutschland Unglaubliche Geschichten) startet mit einem jungen Mann, der in einem Stadtzentrum konfus über die Straße läuft. Das ähnelt nicht nur der Ankunft im Jahr 1955, es wurde auch am selben Set gedreht.
Eine Fortsetzung war übrigens nicht geplant. Die Schlussszene war einfach nur ein weiterer Moment für die Zuschauer, erst der Erfolg sorgte dafür, dass gleich zwei Fortsetzungen gedreht wurden.
There’s that word again. „Heavy.“ Why are things so heavy in the future? Is there a problem with the Earth’s gravitational pull?
-Doc Brown
Der Film hat ein IMDb-Rating von 8,5 und bei metacritic kommt er auf 87 mit einer Userwertung von 9,0. Der Film spielte bei einem Budget von 19 Millionen Dollar über 380 Millionen Dollar ein.
Fazit zu Zurück in die Zukunft
Es gibt wohl kaum einen anderen Film dieser Art, der so sehr 80er ist wie dieser. Und das, obwohl der Großteil der Handlung im Jahr 1955 spielt. Der versehentliche Trip in die Vergangenheit ist heute wie damals einfach ein Spaß, der auch nach dem zwanzigsten Anschauen noch Freude macht. Für mich einer der 20 Filme, die man gesehen haben muss. Sagt meine Frau übrigens auch, und die hat den 2019 zum ersten Mal überhaupt gesehen.
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