He-Man and the Masters of the Universe waren in den 80ern ein bestimmendes Thema. Ein Kinofilm war da Pflicht.

Skeletor hat es geschafft. Er hat Schloss Grayskull erobert. Er braucht nur noch ein wenig mehr Zeit, damit die Macht von Grayskull auf ihn übergeht. He-Man, Teela und Duncan (Man-At-Arms) befreien den Schlüsselschmied Gwildor und dringen in Grayskull ein. Sie müssen allerdings fliehen und landen somit auf der Erde. Dort treffen sie auf Julie und Kevin, die von den Schergen des Bösen angegriffen werden. Skeletor triumphiert auch hier, nimmt He-Man gefangen und verbannt den Rest auf die Erde. Doch er hat die Rechnung ohne Gwildor und Detective Lubic gemacht…

Rezension

Wie macht man einen super Film? Nun, wir brauchen einen guten Soundtrack. Der muss ins Ohr gehen und da bleiben. Also holen wir den Mann, der uns „Gonna fly now“ aus Rocky und die Themen zu vielen berühmten 80er-Jahre-Serien wie Falcon Crest, Der Denver Clan, Cagney & Lacey, Fackeln im Sturm und Die Colbys gegeben hat. Oscargewinner Bill Conti.

Dann brauchen wir ein Drehbuch. Mit David Odell holen wir uns den Schreiber von „The Dark Crystal“ ins Boot, er hat immerhin einen Emmy im Regal stehen. Dann brauchen wir natürlich noch einen Mann für die Spezialeffekte, denn diese sind in einem Science-Fantasy-Film natürlich immens wichtig. Was macht Oscargewinner Richard Endlund gerade? Kein Star Wars, kein Indiana Jones, kein Ghostbusters? Na super, wenn der Zeit hat, soll er das doch einfach machen.

Wir haben also schon mal drei Preisträger in unseren Reihen. Was kann da noch schief gehen? Also kann ja auch ruhig Regieneuling Gary Goddard das machen und die Produktion übernimmt das Duo, das bisher eher für trashige oder arg klamaukige Filme bekannt war: Yoram Globus, Menahem Golan. Die beiden produzierten übrigens auch Superman IV – falls ihr den Podcast von mir und Ben Calvin Hary gehört habt, sollten hier die Alarmglocken schrillen.

Okay, das Produktionsteam steht. Wir brauchen natürlich noch Schauspieler. Als Bösewicht nehmen wir Frank Langella – der einst auf der Bühne Dracula so gut neuinterpretierte und später auch im Film, dass es immerhin Nominierungen für Preise gab. Als Helden nehmen wir Dolph Lundgren, der seit Rocky IV immens populär ist. Dazu packen wir Meg Foster, die wie kaum eine andere finster schauen kann.

Mal sehen, was war in den 80ern noch populär? Top Gun und Zurück in die Zukunft? Okay, also noch James Tolkan in eine autoritäre Rolle rein, dann sollte das schon mal klappen. Für die Rolle des „Zwergs“ nehmen wir Billy Barty. Ja, der hat ein paar „Negativ-Preise“ gewonnen, aber so schlimm wird es schon nicht werden.

Dazu kommt TV-Veteran Jon Cypher und ein paar Neulinge. Anthony De Longis kann dann auch gleich die Stunts für Frank Langella machen, wenn er schon da ist. Okay, was brauchen wir noch? Kostüme, klar. Und Kulissen. Wie, das Budget reicht nicht mehr? Na gut, verlagern wir den Hauptteil des Films auf die Erde, das spart uns eine Menge Geld für aufwändige Kulissen und dann drehen wir halt viel in schlechtem Licht, das täuscht über die Qualität der Kostüme hinweg.

So ungefähr stelle ich mir eines der ersten Produktionsmeetings vor. Und bei Cannon Films kann es sogar durchaus so gewesen sein.

Das Resultat spricht da deutlich für. Es ist ein kleiner Schlag ins Gesicht für jeden He-Fan, dass wir von Eternia ein bisserl Wüste und den Thronraum sehen. Der Grund dahinter ist ganz klar, das Budget reichte einfach nicht und das wusste man von Anfang an. Genau aus diesem Grund gibt es auch keinen Orko. Die Tricktechnik für einen schwebenden Trollaner ohne Beine wäre einfach zu teuer gewesen. Da die Kids aber eine Figur brauchten, erfand man Gwildor. Nebeneffekt: Es gibt eine neue Figur zum Verkaufen.

Das hätte auch klappen können, wenn man Gwildor nicht als absolute Witzfigur geschrieben hätte. Die Maske, die Billy Barty da tragen musste, bewegte sich obendrein kaum, wenn er sprach. So wirkt Gwildor wie ein kleines Anhängsel für ein paar spaßige Szenen.

Masters of the Universe

Wo ist He-Man?

Es klingt komisch, aber ein Film über Masters of the Universe, das als „He-Man“ bekannt ist, hat erstaunlich wenig Szenen mit He-Man drin und davon dann auch noch wenig Kampfszenen. Okay, He-Man muss nicht immer kämpfen und er hat eine ähnliche Einstellung zum Töten wie Batman. Sprechrollen sollte man Dolph Lundgren auch nun eher nicht geben. Dolph kommt am besten, wenn er kämpft. Rein optisch ist er definitiv ein guter He-Man. Aber eben nicht vom Reden her. He-Man ist intelligent und wortgewandt. Das bringt Lundgren eben nicht rüber. Der heftige Akzent erschwert obendrein die Verständlichkeit. Seine deutsche Stimme Manfred Lehmann (auch bekannt für Bruce Willis und Radiowerbung) rettet da einiges.

Statt He-Man und seinen Erzfeind Skeletor in den Vordergrund zu rücken (so wie es jeder Comic, jede Trickepisode und jedes Hörspiel gemacht hat) ging man hier einen ganz anderen Weg. He-Man und seine Freunde stranden auf der Erde und ab dem Zeitpunkt dreht sich die Handlung mehr um Julie und Kevin und die verstorbenen Eltern von Julie. Sogar das Ende ist einzig für sie.

Die Erdenszenen haben aber wenigstens James Tolkan dabei. Ihr wisst schon, Strickland von Zurück in die Zukunft. „Sie sind eine Null, McFly, genau wie ihr Vater, der war auch eine Null.“ Der macht hier nichts anderes als dort und sorgt für die besten Zitate.

Andere Änderungen

Ich habe bereits gesagt, dass Orko aus Budgetgründen fehlte und He-Man nicht so präsent war, was wahrscheinlich am Talent von Dolph Lundgren lag. Battle-Cat fehlte wahrscheinlich aus den gleichen Gründen wie Orko. Ein Tiger als Reittier? Garantiert teuer. Aber warum fehlt Prinz Adam? Für die, die mit He-Man nicht so vertraut sind: He-Man ist eigentlich ein Alter Ego von Prinz Adam, der wiederum der Sohn von König Randor und Königin Marlena ist. Die Königsfamilie fehlt hier völlig und Grayskull ist nicht mehr ein einzelnes Schloss im Nirgendwo, sondern inmitten einer Stadt.

Die Figuren, die man aus der Spielzeugreihe übernahm, wurden teilweise komplett anders charakterisiert als man es aus allen anderen Medien kannte. Teela’s Verbindung zur Zauberin (sie ist eigentlich ihre Tochter und Duncan der Pflegevater) fehlt völlig. Von He-Mans Gefährten sind eben nur Man-At-Arms (Duncan) und Teela übrig, die obendrein äußerst kampflustig gezeichnet wird. Auch Skeletors Vasallen sind sehr ausgedünnt. Hat er in anderen Medien eine kleine Schar von mehr oder weniger treuen Dienern um sich, steht hier nur Evil-Lynn an seiner Seite. Dafür hat er eine schier endlose Armee an Soldaten in schwarzen Rüstungen. Diese erinnern eher an die Wilde Horde aus dem She-Ra Cartoon. Aus seinen ehemaligen „Henchmen“ wurden Söldner – und nur Beast-Man (Deutsch: Das wilde Biest) basiert auf der Spielzeugreihe.  Blade (Deutsch: Das Messer), Karg und Saurod wurden extra für den Film erschaffen. Das macht ja durchaus Sinn, da man ja Spielzeug verkaufen will. Aber man hätte eventuell mehr bekannte Charaktere nutzen können. Saurod und Beast-Man dürfen nicht sprechen und obwohl man dem Kostüm von Saurod ein gewisses Unikat nicht absprechen kann, wirken die restlichen Kostüme doch recht billig. Ist ja auch klar, dass man Chelsea Field als Teela in einen körperengen Anzug steckt und ihren Hintern das eine oder andere Mal im Bild festhält.

Synchronisation

Wer des Englischen mächtig genug ist, sollte sich auf jeden Fall die Originalversion anschauen. Hier muss man zwar mit Dolph Lundgrens Akzent leben, allerdings klappten mir bereits bei der Einführungsrede des Erzählers die Fußnägel hoch. Aus „has kept the universe in harmony“ machte man tatsächlich „hat das Universum in Harmonie erhalten“. Das ist eine so ungenaue Übersetzung, dass mir der Film fast vermiest wurde. Korrekter wäre „hat das Universum im Einklang gehalten“- oder eben in Harmonie, wobei wir im Deutschen das eher selten so benutzen. Im Prinzip also nur zwei Buchstaben – aber die machen hier eine Menge aus. Als Kind, als ich den Film zum ersten Mal gesehen habe, fiel mir dies natürlich nicht auf, heute kann mich aber nur die Stimme von Manfred Lehmann dazu bewegen, die deutsche Synchro zu nutzen.

Andere ungenaue Übersetzungen kommen natürlich auch vor, hier hat man aber zumindest die Erklärung, dass die Synchronisation ja so gut wie möglich mit den Lippenbewegungen übereinstimmen soll. So wird  aus „He-Man, thank the Sorceress you are alive“ auch mal „Der Zauberin verdankst du dein Leben.“ Korrekt wäre aber „Der Zauberin sei Dank, du bist am Leben“. Und was am schlimmsten ist: Skeletor wird fast immer Skeleter ausgesprochen. *seufz* – das betrifft allerdings die Originalversion.

Dafür kracht dann aber wieder der Soundtrack von Bill Conti gut. Nicht Spitzenklasse, aber zumindest ordentlich. Und die Effekte gehen auch vollkommen in Ordnung.

Fun Facts

  • Das Script vom geplanten zweiten Teil wurde zum Jean-Claude Van Damme Film „Cyborg“ umgeschrieben und Teile des Sets und des schon gedrehten Materials gingen ebenfalls in den Film. Grund dafür waren finanzielle Probleme von Cannon.
  • Manfred Lehmann sagte in einem Interview über seinen Job als Dolph Lundgrens deutsche Stimme: „Dolph ist immer sehr einfach, der redet ja nicht viel.“
  • Der Film wurde im selben Jahr für den Saturn Award und die Goldene Himbeere nominiert.
  • Seit 2004 ist bereits ein zweiter Film in „Planung“- Schauspieler, Stab, Produktionsfirma wechseln dabei ständig. Als Darsteller für He-Man waren der verstorbene Paul Walker und die (ehemaligen) Wrestler Dwayne Johnson und Paul Levesque im Gespräch. Skeletor sollte zeitweise von Nicholas Cage gespielt werden.
  • Anthony De Longis, Robert Duncan McNeill, Meg Foster  und Frank Langella spielten auch in Star Trek mit.
  • Der Film soll ein Budget von 22 Millionen Dollar gehabt und 17,3 Millionen Dollar in den USA eingespielt haben.
  • Die Sporthalle, die im Film in Brand gerät, wäre beinahe wirklich abgebrannt während des Drehs der Szene.
  • Der Film hätte fast kein Ende bekommen, da er sein Budget überzogen hatte und der Stecker gezogen wurde.
  • Er hat ein Rotten Tomatoes Rating von 17% (Zuschauer 40%), ein IMDb Rating von 5,4 und einen metascore von 35.
  • Die kleine Wache, fast am Ende des Films ist Pigboy – unter der Maske steckt der Gewinner eines Gewinnspiels, bei dem man eine Rolle im Film gewinnen konnte – leider war der Film schon fast abgedreht, als das Gewinnspiel endete, also blieb nur so ein kleiner Auftritt.
Everything comes to he who waits. And I have waited so very long for this moment.
-Skeletor

Fazit zu Masters of the Universe

Das hätte ein richtig toller Film werden können. Leider hat man einfach alles, was die Masters of the Universe ausmacht, ignoriert und einfach nur die Namen übernommen. Immerhin: Die Kostüme sind, wenn man sich jetzt mal nicht um Details streiten will, wirklich gelungen. Vor allem Skeletor sieht top aus. Man darf ja nicht vergessen, wir reden hier von Ende der 80er. Im gleichen Jahr wie dieser Film wurde auch The Next Generation produziert. Und der Soundtrack und vor allem Frank Langella als Skeletor und James Tolkan als Lubic machen einfach eine Menge Spaß.

In meinen Augen hat man hier aber eine Menge Potenzial verschenkt. Unter anderem durch die Verlagerung auf die Erde und dem Einführen von neuen Figuren. Einen Charakter (Karg) davon gibt es erst seit diesem Jahr, 33 Jahre später, als Figur. Ironischerweise wurde aber Saurod von Skeletor getötet, den es als Figur gab.

Und das Weglassen von Prinz Adam, König Randor und der kompletten Geschichte rund um das Alter Ego, lässt darauf schließen, dass man sich an der ursprünglichen Geschichte orientiert hat, die nur in den ersten Minicomics und einigen Comicbänden vorkam – bekannter ist aber eben die „Filmation-Geschichte“ mit Adam, Randor und später auch Adora.

5 Punkte gibt es von mir auf der Warpskala, weil dieser Film besser ist, als keinen zu haben. Und obwohl er so viel falsch macht, ist er doch irgendwie unterhaltsam.

 

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Marco Golüke

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