Der große Krieg der Planeten ist Japans Antwort auf Star Wars. Kann der Film da mithalten?

Inhalt

Die Erde des futuristischen Jahres 1988 wird von einer Flotte Ufos vom Planeten Venus angegriffen, welche verheerende Verwüstungen in etlichen Großstädten wie New York oder London anrichten. Die einzige Hoffnung der Vereinten Nationen ruht auf den Schultern des japanischen Wissenschaftlers Professor Takigawa, der zusammen mit seinem (deutschen?) Kollegen Dr. Schmidt an einem Superraumschiff namens „Gohten“ arbeitet. Tragischerweise ist Dr. Schmidt jedoch bei einem Unfall ums Leben gekommen. Professor Takigawa staunt jedoch nicht schlecht, als der vermeintlich Verstorbene quicklebendig bei ihm auftaucht und vor dem Einsatz der „Gohten“ warnt.

Des Rätsels Lösung ist einfach: Es handelt sich dabei um einen als der tote Dr. Schmidt verkleideten venusianischen Doppelgänger, der den Einsatz der Gohten verhindern soll. Nachdem das Alien von der zufällig anwesenden potenziellen Raumschiffcrew der Gohten und Prof. Takigawas Tochter June besiegt worden ist, bereitet man sich auf den Jungfernflug des Schiffes vor. Zuvor muss die Crew noch ein paar zutiefst menschliche Probleme lösen: June war ursprünglich in den dynamischen Miyoshi verliebt, hat sich in dessen langjähriger Abwesenheit jedoch mit dessen altem Freund Muroi verlobt. Crewmitglied Jimmy hingegen muss mit dem Tod seiner Familie fertig werden, die bei der Zerstörung New Yorks ums Leben kam.

Kurz darauf startet die Gohten unter dem Kommando von Professor Takigawa in den Weltraum und fliegt zunächst die von den Venusianern zerstörte Raumstation „Terra 5“ an. Hier kommt es zu einer unerfreulichen Konfrontation mit dem Crewmitglied Mikasa, bei dem es sich ebenfalls um einen feindlichen Doppelgänger handelt. Wenig später kommt es zu einer Konfrontation der Gohten mit der „Daimakan“, dem Super-Raumschiff der Venusianer, das wie eine hochtechnologisierte römische Galeere aussieht, und ihrem Oberbefehlshaber Commander Hell. Hell entführt June von Bord der Raumstation und lässt sie vom „Space Beast“ bewachen, einer pelzigen Kreatur, die exakt so aussieht wie ein gehörnter Wookie. Miyoshi, Muroi und die anderen Crewmitglieder können sie jedoch befreien.

Es kommt zur finalen Schlacht zwischen der Gohten und ihrer Mannschaft und den Venusiern, nachdem die Crew erfahren hat, dass diese die Erde vor allem deswegen erobern wollen, weil ihre eigene Welt am Rand einer kosmischen Katastrophe steht, und ihre Vernichtung droht …

Rezension

Kommt die Rede auf japanische Live-Action-Science-Fiction-Filme dauert es meist nicht lange und Namen wie Godzilla, King Ghidorah, Mothra oder Gamera stehen im Raum – ganz sicher nicht zu Unrecht, da der „Kaiju-Film“ (sinngemäß übersetzt bedeutet „Kaiju“ übrigens „Rätselhafte Bestie“) im Land der aufgehenden Sonne nach wie vor eines der beliebtesten Sub-Genres im Bereich phantastischer Unterhaltung ist. Zumindest gibt es einen engen Bezug zu diesen mehr oder weniger liebenswerten Riesenmonstern auch im Falle des beschriebenen Films: Produziert wurde er nämlich in den nahe Tokyo ansässigen Toho-Studios, welche auch die Produktionsstätte besagter Kaiju-Klassiker sind. Ferner wurde Regisseur Jun Fukuda als der Nachfolger des legendären Ishiro Honda bekannt, der als einer der Erfinder des Kaiju-Films gilt.

Riesenmonster kommen in Der große Krieg der Planeten zwar nicht vor, dafür aber wurde der Film noch vor seinem Kinostart am 17. Dezember 1977 in den USA als „Japans Antwort auf Star Wars“ angekündigt (in Deutschland war er übrigens ab dem 18. Januar 1978, also zwei Wochen vor der deutschen Premiere von Krieg der Sterne zu sehen).

der große Krieg der Planeten

Dem muss man recht offen widersprechen: Trotz einiger unübersehbarer Referenzen an das damalig völlig neue Super-Phänomen Star Wars (…wie dem „gehörnten Wookie“ namens „Space Beast“, der bzw. das jedoch nur einen kurzen Auftritt in der Handlung hat) gebührt der Titel „Japans Antwort auf George Lucas“ weit eher dem ein Jahr später entstandenen Sternenkrieg im Weltall (Uchu Kara No Messeji) von Regisseur Kinji Fukasaku. Der große Krieg der Planeten (der, wenn wir schon beim Thema Nachahmungen sind, mindestens ebenso viele Anklänge an Star Trek wie an Star Wars hat) war eigentlich als eine Art Quasi-Fortsetzung des längst als Klassiker geltenden Films Krieg im Weltenraum (Uchu Dai Senso) gedacht, den der schon genannte Ishiro Honda im Jahre 1959 inszenierte. Eine der Hauptrollen spielte auch diesmal der großteils durch Auftritte in Science-Fiction-Filmen zu einem ausgesprochenen Filmstar in Japan gewordene Ryo Ikebe (1918-2010).

Asiatische Filme im Allgemeinen und japanische im Speziellen sind nun einmal kein Hollywood-Kino. Insbesondere in den 70er- Jahren waren insbesondere fantastische Filme fast ausschließlich
Billigproduktionen, deren Budgets sich nicht im Entferntesten mit denen messen konnten, welche Herren wie George Lucas oder Steven Spielberg zugesprochen wurden. Entsprechend gestaltet sich auch die tricktechnische Optik von Der große Krieg der Planeten. Raumschiffe hängen deutlich sichtbar an Fäden, die Weltraumbösewichter wurden aus Restbeständen von Historienfilmen eingekleidet und die Laserstrahlen wurden starr in das Bild hineinkopiert.

Die Handlung entbehrt nicht einer unübersehbaren kindlichen Naivität, wenn mit relativer   Gleichgültigkeit auf das Wiederauftauchen eines vermeintlich Verstorbenen reagiert wird oder an und für sich recht schwerwiegende Probleme mit Aussagen wie „Wird schon wieder!“ gelöst werden. Hinzu kommt, dass auch Der große Krieg der Planeten gegenüber der japanischen Originalversion augenscheinlich gekürzt wurde, was einige nicht ganz nachvollziehbare Sprünge in der Handlung mit sich bringt.

Trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – machen solche Filme auch mehr als 40 Jahre nach ihrem Erscheinen einfach großen Spaß, auch wenn man sich ein nostalgisches Gemüt bewahrt haben sollte, wenn man diesen tatsächlich haben möchte. Denn wie kaum andere Science-Fiction-Filme strotzen japanische Produktionen nur so vor Phantasie und schrecken eben auch nicht davor zurück, erfolgreiche Elemente aus großen Vorbildern abgewandelt zu übernehmen. Den Darstellern ist allesamt ihre Spielfreude deutlich anzumerken und wenn das mit einer Bohrspitze versehene Super-Raumschiff Gohten dann zu einer Filmmusik-Melodie in den Weltraum zieht, die an das Karnevalslied „Rucki-Zucki“ erinnert, erinnern sich insbesondere ältere Zuschauer noch bestens an die Zeiten, in denen Filme keine Super-Effekte á la Marvel brauchten, um wirklich zu unterhalten.

Der große Krieg der Planeten ist als DVD in einem liebevoll gestalteten Mediabook im Fachhandel erhältlich. Statt Informationen zum Film in Form von Specials liegt der Box ein gedrucktes Heft mit Informationen bei. Einziges Manko ist die stellenweise dem Alter des Materials geschuldete schwache Bild- und Tonqualität. Doch auch dies schmälert die Freude an diesem kleinen „Must-have“ nicht.


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