Mit Das Siegel der Elias startet die Mothra-Trilogie.
Eine Nebenfigur erhält (wieder) einen eigenen Film
Es war das Jahr 1995. Mit Godzilla gegen Destoroyah ging die sogenannte Heisei-Ära der bekannten Riesenechse zu Ende. Bis zum nächsten Filmabenteuer aus den Toho-Studios sollten einige Jahre vergehen. Doch das Filmstudio wollte auf der Welle des Erfolgs reiten und beschloss, eine Art Spin-Off zu drehen.
Zu diesem Zweck wählte man Mothra aus. Es war die erste Nebenfigur aus der Godzilla-Filmreihe, die eine eigene Reihe erhielt. Wobei sie eigentlich bereits 1961 einen eigenen Film hatte, der auch gleichzeitig ihr offizielles Debüt darstellte. Doch das wurde damals unter den Teppich gekehrt und ignoriert.
Dabei wollte man mit dem Film, der der Auftakt zu einer Filmtrilogie sein sollte, nicht nur den Erfolg des erstgenannten Kaiju-Streifens fortsetzen. Ebenso wollte man andere Zielgruppen ansprechen. Frauen und Familien sollten das Zielpublikum sein.
Familienfreundlicher
Dementsprechend standen im Mittelpunkt von Mothra – Das Siegel der Elias eine normale Familie und anders als bei den „Godzilla“-Filmen gab es keine zerstörten Städte oder tote Menschen. Gleichzeitig wollte man auch das Thema Umweltzerstörung ansprechen, was dann ebenfalls ins Drehbuch eingebaut wurde. Der endgültige Entwurf wurde schließlich im Mai 1996 eingereicht.
Gleichzeitig gab es auch einige Änderungen, auf Grund des Budgets. Im Entwurf sollte die Geschichte des Films eine Woche dauern. Doch in der Kinofassung lief das Abenteuer innerhalb von vier Tagen ab.
Es gab im Vergleich zu früheren Auftritten von Mothra in Mothra – Das Siegel der Elias eine gravierende Änderung. Die Shobijin-Schwestern existierten nicht mehr. Statt ihrer gab es nun die titelgebenden Elias, Moll und Lora, die vom Design her sich deutlich von ihren Vorgängern unterschieden und in der Story auch erheblich aktiver involviert waren. Ihr Kostüm sollte an Superhelden erinnern. Dargestellt wurden sie von Sayaka Yamaguchi als Lora und der Sängerin und Modell Megumi Kobayashi als Moll. Ihre bösartige „Schwester“ Belvera wurde von Aki Hano zum Leben erweckt. Die Familie Goto, die ebenfalls im Mittelpunkt des Geschehens stand, wurde von folgenden Schauspielern dargestellt: Kazuki Futami erhielt die Rolle des jungen Taiki, derweil Maya Fujisawa zu seiner jüngeren Schwester Wakaba wurde. Vater Yuichi wurde durch Kenjiro Nashimoto geschauspielt, während Mutter Makiko von Hitomi Takahashi zum Leben erweckt wurde.
Achtet auf die Umwelt!
Vor Millionen von Jahren versuchte ein Drache mit dem Namen Desghidorah die Erde zu erobern. Doch eine Spezies hochentwickelter Motten konnte ihn besiegen und ihn unter der Erde einsperren und zu versiegeln. Zurückblieben die Elias, Moll und Lora, die rachsüchtige Belvera und Mothra.
In der Gegenwart ist Yuichi ein Angestellter einer Holzfällerfirma, die bei der Rodung eines Waldes auf das Siegel stößt. Er nimmt es aus der Erde und schenkt es später seiner Tochter Wakaba. Doch durch die Entfernung des Siegels schwächt er das Gefängnis von Desghidorah, was Belvera nutzen will, um ihn endgültig zu befreien.
Mothra – Das Siegel der Elias ist ein interessanter Kaiju-Film. Er versucht einerseits, eine klare Message rüberzubringen, nämlich, dass man die Umwelt doch bitte schön nicht zerstören möge und dass eine heile Familie sogar das Böse schlägt. Gleichzeitig ist es aber auch ein typischer Genre-Film, bei dem es am Ende jede Menge Keilerei gibt und der Plot dementsprechend zu Gunsten der Action zurücktritt.
Monsterkeile hat eine höhere Priorität, als Umweltbewusstsein
Das ist an und für sich nichts Schlechtes. Man merkt hier einfach, dass die Macher des Films sich von vorneherein an Kinder und Frauen orientieren. Dementsprechend haben sie die Geschichte angepasst, „vereinfacht“ und „harmloser“ gemacht. Wobei dies Begriffe sind, die im Grunde nur bedingt auf das zutreffen, was diesen Kinofilm angeht.
Es ist eben ein Unterschied wie Tag und Nacht, wenn man Mothra – Das Siegel der Elias mit einem Frankensteins Kampf gegen die Teufelsmonster vergleicht. Letzterer hat das Thema Umweltzerstörung bzw. Verschmutzung ja ebenfalls aufgegriffen und zum zentralen Punkt der Story gemacht. Er hat es aber auch deutlich ernsterer thematisiert, als jetzt der Mothra-Film. Und auch, wenn der Streifen damals seine Fehler hatte, hat sich bei ihm das Thema erheblich mehr eingeprägt, als jetzt in diesem Film.
Das Problem ist, dass der Streifen zwar vielversprechend anfängt. Er thematisiert den Kapitalismus und seine rücksichtslose Ausbeutung der Natur. Doch im Laufe der Story erhält dieser Plot immer mehr und mehr weniger Priorität und fokussiert sich stattdessen auf das Familiendrama der Gotos, sowie dem Kampf Mothras gegen Desghidorah. Ab und an blitzt es nochmal auf, etwa wenn man erfährt, dass der Drache sich von der Erde und ihrer Natur ernährt, oder wenn man sieht, wie in einem Krankenhaus die Menschen nach Luft schnappen. Jedoch spielt es überwiegend während des Films keine Rolle, was dann doch enttäuschend ist.
Vielversprechender Beginn, Enttäuschende Entwicklung
Nicht, dass es den menschlichen Protagonisten in Mothra – Das Siegel der Elias besser geht. Auch hier hat man das Gefühl, dass der Plot vielversprechend anfängt. Man hat den geschwisterlichen Zank, sowie eine Ehefrau, die auf ihren Mann, der anscheinend mehr für den Beruf lebt, sauer ist. Doch all das verschwindet nach und nach, als sie alle in den Kampf Mothras gegen Desghidorah verwickelt werden. Auf ein Mal spielt dies alles keine Rolle mehr und Frau Goto wird dann zu einer Damsel in Distress, die ständig am Schreien ist.
Wirklich glänzen kann der Film nur dann, wenn die Monster, die Kaijus und die Elias im Mittelpunkt des Geschehens stehen. Man fiebert mit, wenn Moll und Lora mit ihrer Minimotte Floh gegen Belvera und ihrem Minidrachen kämpfen. Oder wenn die Minimenschen zur Unterstützung Mothras mal wieder ein Lied anstimmen.
Und natürlich sind die Szenen, in denen die Kaijus sich direkt fetzen, exzellent inszeniert. Stellenweise geht es sogar für einen solchen Film, der sich an Kinder orientiert, rabiat zur Sache. So sieht man, wie die Mothra-Larve richtig „blutet“, weil der Drache sie beißt. Und auch Mothras Tod in Mothra – Das Siegel der Elias lässt einen nicht kalt, wobei dies bei ihr Standard und Tradition ist.
Am Ende wird man vom Film gut unterhalten, wenn man mit der entsprechenden Erwartungshaltung rangeht. Es ist eben kein (!) Kaiju-Film, wie es die damaligen Godzilla-Abenteuer waren. Es ist familienfreundlicher, kindgerechter, was man auch am Plot merkt. Berücksichtigt man dies, dann wird man gut unterhalten und kann über die Schwächen hinweggucken.
Infos
Drehbuch: Masumi Suetani
Hauptdarsteller: Megumi Kobayashi, Sayaka Yamaguchi, Aki Hano, Kazuki Futami
Produzent: Hiroaki Kitayama
Regie: Okihiro Yoneda
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