In Morgen, und morgen, und wieder morgen landet Kellys altes Ich durch einen temporalen Unfall auf der Orville. Das wirbelt so einiges durcheinander…
Staffel 2, Folge 13
“Morgen, und morgen, und wieder morgen” – “Tomorrow, and Tomorrow, and Tomorrow”
Die Handlung
Kelly (Adrianne Palicki) und Ed (Seth MacFarlane) diskutieren über das Wiederaufleben ihrer Beziehung. Ed ist für einen Neuanfang, Kelly dagegen. Als Isaac (Mark Jackson) mit einem neurologischen Zeitreisegerät experimentiert, wird eine sieben Jahre jüngere Kelly in die Gegenwart transportiert. LaMarr (J. Lee) findet erst einmal keinen Weg, sie in ihre eigene Zeit zurückzuversetzen.
Als Lieutenant Grayson tritt die jüngere Version der Besatzung bei. Die ältere Kelly ist unterdessen besorgt: Die Verbrüderung ihres einstigen Ichs mit der Crew untergräbt ihre eigene Autorität. Lt. Grayson konfrontiert Commander Grayson daraufhin mit dem Vorwurf, ihre Lebensziele nicht erreicht zu haben.
Die jüngere Kelly und Ed kommen sich näher. Aber er erkennt schnell, dass er selbst die Zeit nicht zurückdrehen kann. Er schätzt inzwischen vielmehr Kellys Reife und ihre gemeinsame Geschichte, die sie beide im Laufe der Jahre durchlebt haben.
Endlich entdecken LaMarr und Isaac einen Weg, um Lt. Grayson in die Vergangenheit zurückzuführen. Sie unterzieht sich einer Erinnerungslöschung, um die Zeitachse zu schützen. Aber offensichtlich lief etwas schief: Sie wacht zwar sieben Jahre zuvor in ihrer Wohnung auf. Als der jüngere Ed sie jedoch nach ihrem ersten Date anruft, sagt sie zu ihm, dass sie nicht zusammenpassen.
Rezension
Eigentlich ist die Handlung auf den ersten Blick eher banal. Und die Logik von Zeitreisen sollte, wie immer, besser keiner hinterfragen. Aber „Morgen, und morgen, und wieder morgen“ wirft einige tiefschürfende Fragen auf: Wie sehr verändern wir uns im Laufe der Zeit? Sind wir Jahre später überhaupt noch dieselben Menschen? Wenn wir die Uhr zurückdrehen könnten, würden wir alles noch einmal genauso machen?
Ed scheint anfangs zumindest erfreut, dass seine vermeintlich unerwiderte Liebe bei der jungen Kelly auf fruchtbaren Boden trifft. Beinahe geht einem als Zuschauer das Herz auf, als er nach dem ersten Date glücklich durch die Gänge hüpft – zumindest, bis ihm ein Crew-Mitglied entgegenkommt. Gordon (Scott Grimes) gegenüber gesteht er: „Ich habe eine echte Chance, es richtig zu machen.“ Selbst Gordon mahnt zur Vorsicht: „Das ist `ne miese Idee.“ Denn er erinnert sich noch, wie schlecht es seinem Freund nach dem Seitensprung seiner Ex-Frau ging.
Auch Ed muss bald erkennen, dass er mit der jungen Kelly nicht mehr viel gemeinsam hat. Sie trinkt viel, ist impulsiv und feiert gerne. Dass er nicht mehr ganz mithalten kann oder will, wird in der Club-Simulation deutlich: Die junge Kelly tanzt ausgelassen mit Talla (Jessica Szohr). Ed und Gordon halten sich lieber zurück. Witzige Szenen liefert an dieser Stelle Yaphit (Norm MacDonald), der immer neue Ausbuchtungen im Rhythmus der Musik bekommt. Auch Bortus (Peter Macon) und Klyden (Chad Coleman) legen auf der Tanzfläche ihre moclanische Reserviertheit ab. Sie schwelgen in Erinnerungen an einen moclanischen Paarungstanz.
Jung und voller Träume
Die junge Kelly ist hingegen zunächst nicht begeistert von ihrer älteren Version. Letztere hat augenscheinlich wenig von dem erreicht, was Kelly sich einst erträumte. „Meine Zukunft ist eine Enttäuschung“, wirft sie verbittert Commander Grayson vor. Nur langsam erkennt Lt. Grayson, dass sich persönliche Ziele im Laufe der Zeit verändern. Nicht alles, was damals erstrebenswert schien, ist es heute noch.
Lassen wir die tiefschürfenden philosophischen Aspekte der Folge aber mal beiseite. (Anmerkung: Ich dachte nicht, dass ich diese Worte jemals im Zusammenhang mit The Orville nutzen werde…) Etwas merkwürdig mutet es an, dass die Orville einfach vor den Kayloniern flieht und sich im Eis versteckt. Visuell war das zwar nett. Eine Strategie auf Dauer kann und darf das jedoch nicht sein.
Adrianne Palicki liefert in der Doppelrolle eine exzellente Arbeit. Man kann die Gefühle beider Versionen gut nachvollziehen. Die “ältere” wirkt überlegter, gereifter und sicherlich auch den einen oder anderen Fehler bedauernd. Die “junge” agiert unbekümmerter und nimmt ihr Leben – zumindest bis dato – recht leicht. Die junge Kelly war zwar nicht unsympathisch. Und natürlich musste der Zuschauer sie optisch von der älteren Version unterscheiden können. Aber ihr Gesicht sah (mir als Frau) etwas zu glattgebügelt aus. Auch die steifen Haare ließen sofort eine Perücke erkennen und erinnerten mehr an Stroh. Vielleicht wäre das eleganter gegangen…
Es bleibt abzuwarten, wie sich ihr Korb an Ed in der finalen Folge der Staffel 2 auswirken wird.
Bemerkenswert
- Das Drehbuch schrieb zum ersten Mal Janet Lin. Sie schrieb zuvor beispielsweise für Bones.
- Sein Regie-Debüt gab Neuling Gary Rake. Vorher war er bei vielen Serien wie The Walking Dead Assistent des Regisseurs, auch bei The Orville.
- Adrianne Palicki sagt, dass dies ihre Lieblingsfolge aus Staffel 2 sei, weil die Dreharbeiten eine solche Herausforderung gewesen seien.
- Palicki bat um ein Körperdouble, um in bestimmten Szenen als die “andere” Kelly aufzutreten. Michele Boyd übernahm die Aufgabe. Sie spielte bereits eine kleine Rolle in Vertraue dem Feind.
Fazit
Die Folge bildet einen guten Auftakt zum Staffelfinale. Da sich die junge Kelly bei ihrer Rückkehr gegen eine Beziehung mit Ed entschiedet, kann die Zeitlinie nicht mehr dieselbe sein.
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