Zwei Astronauten werden an das Ende des Universums geschickt.
Vor Langeweile gestorben
Colonel Harold Richards (Casper van Dien) und der Wissenschaftler Abe Anderson (Sean Maher) befinden sich seit 13 Jahren auf einem Flug zum Rande des Universums. Dabei wird nicht nur ihnen schnell langweilig, sondern auch dem Publikum. Der öde Alltag der beiden Astronauten lädt schnell zum vorskippen ein und wird schließlich auch den Protagonisten zu viel. Nach nur knapp einer Viertelstunde liegt Richards tot auf dem Boden. Woran er gestorben ist? Wahrscheinlich an Langeweile.
Sein Kollege Anderson entsorgt die Leiche aus der Luftschleuse und sieht sich daraufhin ein altes Interview aus der Zeit kurz nach dem Start der Mission an. Darin heißt es, dass sie während des Fluges zusätzlich das Verhalten von Bienen in Schwerelosigkeit erforschen sollen. Doch an Bord herrscht überhaupt keine Schwerelosigkeit. Wie die künstliche Gravitation erzeugt wird, bleibt ein Rätsel. Obwohl das Raumschiff kugelförmig ist, kann die Schwerkraft nicht durch Rotation erzeugt werden, da die Innenräume nicht im Kreis entlang der Außenhülle verlaufen wie bei der Discovery One aus 2001: Odyssee im Weltraum.
Doch wer kümmert sich schon um solch technische Details? Oder die Frage, warum die Bienen plötzlich ebenfalls sterben? Sind sie vielleicht verhungert, weil es Bord keine Blütenpflanzen gibt? Das wäre ja noch einleuchtend, aber wie durch ein Wunder fließt der Honig in Strömen. Sind die Bienen also auch an Langeweile gestorben? Anderson reicht die Einsamkeit jedenfalls, sodass er sich einen Strick aus Kabeln um den Hals legt. Eine Erschütterung beschleunigt zunächst sein Vorhaben, doch dann reißt der Kabelbaum.
Aberwitzige Handlungssprünge
Nach Abes gescheitertem Suizidversuch springt die Handlung zurück auf die Erde vor den Start der Mission. Hier wird noch einmal halbherzig erklärt, worum es geht. Dann sind Richards und Anderson wieder auf dem Raumschiff, wobei zwischen den beiden endlich mehr Dialoge stattfinden. Es geht um zurückgelassene Familien, Steuererleichterungen und den kaputten Flipperautomaten. Abe versucht, diesen zu reparieren, und schlussendlich gelingt es ihm auch. Oder ist die Handlung schon wieder zurückgesprungen? Das wird nicht so ganz deutlich, denn der Handlungsverlauf wird immer bizarrer.
Es folgt eine weitere Rückblende zum Start der Mission, bei der noch zahlreiche Gäste in Alltagskleidung auf dem Raumschiff sind und mit Tubenchampagner anstoßen. Warum der Sekt weltraumtauglich verabreicht wird, ergibt keinen Sinn, denn da an Bord künstliche Schwerkraft herrscht, hätte man ihn auch aus Gläsern trinken können. Das Essen wird ja schließlich auch auf Assietten serviert. Womit wir wieder beim eintönigen Missionsalltag wären, der aus Sportübungen, Aale füttern, Honig abzapfen und nunmehr auch Flipper spielen besteht.
Ansonsten steht den zwei Astronauten noch eine Festplatte voller alter Schwarz/Weiß-Serien zur Verfügung, mit der sie sich die Zeit vertreiben können. Unvermittelt finden sie sich plötzlich selbst in einer der Serien wieder, in der sie zurück auf der Erde bei Abes Ex-Frau sind. Ob diese Szene nur eine Realitätsflucht widerspiegeln soll? Oder gerät hier schon das Raum-Zeit-Gefüge durcheinander? Es ist nicht mit Sicherheit zu sagen.
Jedenfalls stirbt Richards diesmal gleich tausend Tode durch den Zitteraal, dessen Zweck auf dieser Mission ebenso fragwürdig ist, wie die Mission an sich. Dabei steht Herold wortwörtlich neben sich selbst, um sich beim Sterben zuzusehen. Anfangs wirkte das mehrfache Vorhandensein der Protagonisten noch wie ein optischer Effekt, der die Eintönigkeit der Situation verdeutlichen sollte, doch nun scheint es eher so, als sei die Raumzeit verzerrt. Dafür spricht auch, dass die Situation deutlich anders verläuft, als zu Beginn des Films.
Anderson erklärt zudem, dass er Dinge gezeichnet habe, die erst noch passieren. So zeichnete er sowohl den Tod der Bienen als auch den Tod seines Kollegen vor deren Eintreten. Sind die Bienen also nur gestorben, weil Abe es gezeichnet hat? Dann wohl doch eher aus Langeweile. Wobei diese zunehmend Verwirrung weicht, denn plötzlich trifft das Raumschiff auf das Ende des Universums. Eine unsichtbare Wand zersplittert und dahinter erscheint weißes Licht. Und statt Richards und Anderson sind plötzlich zwei andere Astronauten an Bord des Raumschiffs. Ende!
Teure Mission billig umgesetzt
Für eine Reise ans Ende des Universums bräuchte es eigentlich ein hochmodernes Raumschiff mit einem überragenden Antrieb. Doch die Sets erwecken nicht mal im Entferntesten den Eindruck eines Raumschiffs. Alles ist total billig, abgesehen von dem Flipper-Automaten vielleicht. Die Luftschleuse besteht aus Plastikkisten und ist viel zu niedrig, als dass da jemand im Raumanzug aussteigen könnte. Raumanzüge sind auch gar nicht zu sehen. Ebenso kein richtiges Cockpit, sondern nur ein paar blinkende Wandkonsolen.
Das gesamte Ambiente wirkt nicht gerade weltraumtauglich. Das betrifft ebenso das Aquarium mit den Zitteraalen. Was ist denn, wenn mal die künstliche Schwerkraft ausfällt? Der Wasserschaden würde das gesamte Raumschiff lahmlegen. Dessen Inneres passt schlussendlich auch nicht wirklich zum Äußeren. Letzteres ist kugelförmig mit einem Loch in der Mitte. Nichts davon spiegelt sich bei den Innensets wider.
In der Mitte der Kugel soll wohl der Antrieb sitzen, der nach vorne einen Strudel erzeugt, welcher Asteroiden und anderes Weltraumgedöns schluckt. Hinten kommt derweil eine Rauchwolke wie bei einer Dampflok heraus. Das wirft die Frage auf, um was für eine Art Antrieb es sich überhaupt handelt? Jedenfalls um keinen, der auch nur in der Theorie existieren könnte. Dagegen wirkt sogar der Unwahrscheinlichkeits-Drive aus Per Anhalter durch die Galaxis realistisch.
Zu Beginn ist vom Raumschiff aber ohnehin nicht viel zu sehen, nur schemenhafte Umrisse und ein diffuses Wabern. Soll das eine Art Hyperraumreise darstellen? Und wenn ja, warum fliegt das Raumschiff später durch ein Sternenmeer? So langsam, wie es an den Sternen vorbeizieht, müsste die Reise bis zum Ende des Universums doch hunderte Milliarden von Jahren dauern. Obendrein sehen die CGI-Effekte überwiegend grauenhaft aus. Lediglich ein paar Galaxien und Nebel, welche die beiden Astronauten beim Blick aus den Fenstern betrachten, sehen ganz hübsch aus. Hier mussten wohl Hubble-Aufnahmen herhalten.
Diesen Trash kann nicht einmal Casper van Dien retten. Der einstige Star von Starship Troopers (1997) ist aber ohnehin längst in der Trashfilm-Hölle gelandet. Abgesehen von seiner Rückkehr als Johnny Rico in Starship Troopers 3: Marauder (2008) sowie als Sprechrolle im animierten Starship Troopers: Traitor of Mars (2027) und einem Auftritt in Alita: Battle Angel (2029), war van Dien fast ausschließlich in unterfinanzierten Schrottfilmen zu sehen. Darunter Dracula 3000 (2004), in dem eine Halle mit Betonwänden als Raumschiff herhalten musste, oder Sharktopus vs. Whalewolf (2015), der nicht umsonst bei Schlefaz lief.
Sean Maher, den Sci-Fi-Fans als Simon Tam aus der Serie Firefly sowie dem darauf basierenden Kinofilm Serenity (2005) kennen dürften, kann immerhin noch einige nennenswerte Serienauftritte vorweisen, darunter in DCs Arrow. Ein Karrieresprungbrett war ISRA 88 aber auch für ihn nicht.
Fazit zu Mission ISRA 88: 2 Stunden geballte Langeweile
Der Film ist total konfus. Es gibt zwar ein klares Ziel, doch dieses ist am Ende fast noch verwirrender als der Weg dorthin. Die ganzen Zeit- und Realitätssprünge erscheinen willkürlich und werden nicht begründet. Die Sets wirken billig und sind es wohl auch, genauso wie die Spezialeffekte. Für Casper van Dien ist dieser Film wohl nur ein weiterer Sargnagel in seiner einst aussichtsreichen Karriere.
Info
Originaltitel: Beyond the Edge / ISRA 88
Drehbuch: Thomas Zellen & Jordan Champine
Regie: Thomas Zellen
Musik: Ryan Stratton
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