Auf dem Jupiter-Mond Kallisto geschehen Ereignisse, die auch Miles Flint betreffen.

Miles Flint 06 – Kallisto
Cover © Bastei Lübbe

Berechtigte Paranoia

Rhonda Shindo ist augenscheinlich eine normale Angestellte eines Unternehmens auf dem Jupiter-Mond Kallisto. Bis sie und ihre minderjährige Tochter Talia von zwei Männern attackiert werden. Einer von ihnen stellt sich als Beschaffer vor und will Rhonda mitnehmen, wegen eines Verbrechens an einem Alienvolk, das sie vor Jahren begangen hat. Eigentlich sollte sie damals ihr Kind zur Strafe abgeben, doch dann kam es angeblich ums Leben. Es geht um Miles Flints Tochter, die vorgeblich im Kindergarten ums Leben kam. Doch aktuell existieren Klone von der und Talia ist so einer.

Der ehemalige Polizist weiß davon erstmal nichts. Er ist vor allem damit beschäftigt, die Dateien seiner früheren Mentorin wiederherzustellen. Und findet dabei heraus, dass sie schon vor seinem ersten Kontakt mit ihr von ihm wusste. Es gibt Spuren, die zum Mond Kallisto führen, wo seine Ex-Frau Rhonda wohnt. Es scheint also eine Art Zusammenhang zu geben.

Die letzten Romane durfte man mitkriegen, wie Miles Flint immer paranoischer wurde, wie er immer mehr und mehr die Personen, die ihm was bedeuteten, mindestens auf Armeslänge Distanz hielt, wenn nicht sogar mehr. Doch wie gut in Wahrheit seine Paranoia berechtigt war, das zeigt Kallisto.

Auserzählt

Es ist dabei ein Roman, in dem viele Entscheidungen, die Kristine Kathryn Rusch die letzten Bände getroffen hat, Sinn ergeben. Damit ist nicht nur die ausufernde Paranoia von Miles Flint gemeint. Sondern auch, wieso sich Noelle DeRiccis Privates und Berufsleben zuletzt so positiv weiterentwickelte.

Denn Kallisto ist der erste Roman der Miles Flint-Reihe, in der sie nicht auftaucht. Sie wird kurz erwähnt, doch ansonsten hat sie in diesem Buch keine einzige Szene. Was im Rückblick auch Sinn ergibt, weil die Geschichte der Figur vermutlich auserzählt ist.

Stattdessen fokussiert sich, abgesehen von dem Serienhelden, auf völlig neue Figuren. Unter anderem auf Miles Ex-Frau Rhonda, auf seine Klontochter Talia oder die Anwältin Gonzales. Allen Charakteren gemein ist, dass sie sehr gut charakterisiert werden. Die Autorin gibt sich richtig Mühe, dass jede Figur glaubwürdig wirkt.

Da braut sich was zusammen

Talia beispielsweise hat die Computerfähigkeiten ihres Vaters geerbt, wird aber auch als typische Teenagerin dargestellt, die mit vielem auf ein Mal fertig werden muss. Sie gibt Leuten die kalte Schulter, weil diese einmal einen Fehler im Umgang mit ihr gemacht haben. Der Ermittler Zagrando wird hingegen als sehr gewissenshaft dargestellt. Als jemand, der versucht, alles in seiner Macht Stehende zu unternehmen, um dem Mädchen zu helfen. Was nicht einfach ist, da der Konzern, für den er arbeitet, ein gewichtiges Interesse an ihr hat, wenn auch kein gutes.

Und so springt die Autorin in Kallisto von Figur zu Figur, entwickelt sie weiter und bereitet teilweise einige Tragödien vor, die dann am Ende geschehen. Während sie im Hintergrund eine Verschwörung aufbaut. Denn es zeigt sich, dass Talia nicht der einzige Klon von Miles angeblich verstorbener Tochter ist. Und dass diese sogar vermutlich noch am Leben ist.

Es sind diese Enthüllungen und Andeutungen, die dafür sorgen, dass dieser Roman einen ganz anderen Stellenwert erhält. Man merkt, dass die Autorin hier daran gearbeitet hat, den Status Quo der Reihe zu verändern. Dass hier Sachen aufgebaut wurden, die dann im nächsten Teil sicherlich von Relevanz geworden wären.

Ende hierzulande offen

Doch der nächste Teil ist hierzulande nie herausgekommen. Mit dem Erscheinen von Kallisto wurde die „Miles Flint“-Reihe 2009 von Bastei Lübbe eingestellt. Gerade, als sie gut und spannend wurde, und viele Sachen Sinn ergaben. Weshalb man, wenn man wissen möchte, wie die Geschichte ausgeht, auf die US-Originale zurückgreifen muss.

Es ist ein fantastischer Roman, spannend geschrieben und voller überraschender Wendungen.

Info

Autorin: Kristine Kathryn Rusch
Titel: Miles Flint 06 – Kallisto
Originaltitel: Recovery Man
Übersetzer: Frauke Meier
Verlag: Bastei Lübbe
Erschienen: 09/2009
Einband: Taschenbuch
Seiten: 429
ISBN: 978-3-404-23339-7

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Götz Piesbergen
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