Das Marsgrab sorgt für enorme Probleme.

Miles Flint 04 – Das Marsgrab
Cover © Bastei Lübbe

Die Karriereleiter weiter aufgestiegen

Auf dem Mars werden die skelettierten Überreste von Menschen gefunden. Die Distys, die über den roten Planeten herrschen, geraten daraufhin in Panik und ergreifen die Massenflucht. Die sie zum Mond führt, der eigentlich nicht die Kapazitäten hat, diese Mengen zu bewältigen.

Womit dies zu einem Fall für Noelle DeRicci wird. Die ehemalige Polizistin ist die Karriereleiter weiter aufgestiegen und ist jetzt allgemein für Katastrophen jeder Art zuständig. Ihre Aufgabe ist es, diese möglichst im Keim zu ersticken. Doch hat sie ihre Neigung, anderen Leuten auf die Füße zu treten, nicht abgelegt, weshalb es immer noch nicht wenige Personen gibt, die sie am liebsten scheitern sehen wollen.

Bislang war es in der Miles Flint-Reihe so, dass wenn Außerirdische auftraten, diese häufig in einem nicht sonderlich guten Licht dargestellt wurden. Es wurde zwar ihre Andersartigkeit betont, doch ging die meistens zu Lasten der Menschheit. Mit Das Marsgrab versucht Kristine Kathryn Rusch das erste Mal, diese eher einseitige Darstellung aufzubrechen.

Wenn die richtige Figur im Mittelpunkt des Geschehens steht

Das tut sie, in dem sie etwas mehr auf die Gebräuche und Riten der Distys eingeht. Jene wurden in Die Verschollenen als eine äußerst aggressive Spezies eingeführt. Zu lesen, dass sie selber ebenfalls Furcht und Schrecken verspüren können, ist daher interessant. Vor allem auch deshalb, weil die Autorin trotz allem immer noch die Andersartigkeit von ihnen betont, in dem sie die Reaktion auf die Überreste gefühlt übertrieben charakterisiert. Doch passt dies zu einer Spezies, die im Vergleich zu den Menschen anscheinend in Extremen leben.

Das Marsgrab ist dabei auch ein weiterer Fall, in dem Noelle DeRicci glänzen kann. Sie ist ein mal mehr die Karriereleiter aufgestiegen und befindet sich dieses Mal in einer Position, wo sie noch mehr unter Druck, noch mehr im Fokus der Medien steht. Es ist schön zu lesen, dass die ehemalige Polizistin im Job weiter aufsteigt, immer mehr Verantwortung übernimmt und das scheinbar mit Bravour schafft. Es ist endlich die Anerkennung, die die Figur nach ihren früheren Arbeiten verdient hat.

Weshalb ihre Szenen auch die spannendsten des gesamten Romans sind. Man fiebert mit, wie sie versucht der Situation Herr zu werden, wie sie das anwendet, was sie die letzten Jahre gelernt hat, stets unter dem Brennglas der Medien, die nur darauf warten, dass sie einen Fehler macht. Sie hat zwar einiges dazu gelernt, aber im Kern ist sie immer noch die DeRicci, die man von Anfang an kennt: Fokussiert darauf, ihre Arbeit zu machen, ohne Rücksicht auf Verluste.

Stagnation

Doch wo man in Das Marsgrab Noelle DiRicci beim Wachsen zuschauen kann, stagniert Miles Flint. Kristine Kathryn Rusch lässt sich Zeit, bis sie ihn in die Story eingreifen lässt. Und das aus gutem Grund. Denn charakterlich tritt er auf der Stelle. Er ist immer noch der paranoide Lokalisierungsspezialist, der alle auf Armeslänge Abstand hält und Informationen wie Schätze behandelt, die zu wertvoll sind, um sie anderen anzuvertrauen. Es ist eine Darstellung, die mittlerweile nervt, vor allem, wenn man ihn mit seiner einstigen Kollegin vergleicht.

Auch stört, dass die Autorin wieder auf klischeehafte Nebenfiguren zurückgreift, um die Story voranzutreiben. Dieses Mal hat man es mit einer skrupellosen Reporterin zu tun, die versucht, Dreck über Noelle DeRicci zu finden. Unnötig zu sagen, dass sie dafür vor nichts zurückschreckt, was ermüdend ist.

Und zuguterletzt hat Kristine Kathryn Rusch wieder eine Actionszene am Ende des Romans eingebaut. Und wie schon in Die Lautlosen wirkt diese wie ein Fremdkörper, wie etwas, was nur deshalb reingeschrieben wurde, weil es so verlangt wurde. Und das ist einfach nur enttäuschend.

Das Marsgrab ist leider der bislang schwächste Miles Flint-Roman.

Info

Autorin: Kristine Kathryn Rusch
Titel: Miles Flint 04 – Die Tödlichen
Originaltitel: Buried Deep
Übersetzer: Frauke Meier
Verlag: Bastei Lübbe
Erschienen: 03/2008
Einband: Taschenbuch
Seiten: 496
ISBN: 978-3-404-23305-5

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Götz Piesbergen
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