Die Lautlosen brechen über den Mond herein.
Eine Seuche auf dem Mond
Als bei einem Mond-Marathon eine Leiche gefunden wird, wird Noelle DiRicci mit den Ermittlungen beauftragt. Schnell stellt sich heraus, dass die Person an einer mysteriösen Krankheit litt, die hoch infektiös war und mit der sich vermutlich auch einige Zuschauer angesteckt haben. Die Polizistin steht mit dem Rücken zur Wand, denn von ihr wird ein Scheitern erwartet. Jedoch hat sie vor, diese Erwartung zu enttäuschen.
Miles Flint hat sich als Privatdetektiv selbstständig gemacht. Er hat einiges an Reichtum angesammelt und kann es sich leisten, seine Klienten selber auszuwählen. Doch dann soll er eine Frau ausfindig machen, die anscheinend mit den Vorkommnissen bei dem Mond-Marathon in Verbindung steht.
Bereits mit Die Verschollenen bewies Kristine Kathryn Rusch, dass sie ein Talent dafür hatte, eine interessante Welt zu beschreiben. Eine, in der Gut und Böse scheinbar eindeutig verteilt sind. Aber ebenso eine, in der sie viele Idee konsequent umsetzte und mit charmanten Protagonisten bevölkerte. Mit Die Lautlosen knüpft sie daran an.
Ein richtiger SF-Krimi
Es ist einiges an Handlungszeit zwischen den beiden Romanen vergangen. Miles Flint hat den Dienst bei der Polizei quittiert und ist Privatdetektiv geworden. Noelle DiRicci ist zurückgeblieben und steht ständig auf der Abschussliste ihrer Vorgesetzten. Sie kriegt immer die unmöglichsten Fällen, damit sie scheitert und entlassen werden kann. Das ist die Ausgangssituation für diesen Roman.
Und darauf aufbauend präsentiert die Autorin eine spannende Handlung. Nicht ohne Grund wurde mit Die Lautlosen auf dem Buchcover angegeben, dass dies ein „SF-Krimi“ sei, was ja durchaus passte. Denn auch wenn das Setting in der Zukunft stattfindet, ist der Plot an sich ein waschechter Thriller, mit jeder Menge Wendungen, wie man es von der Schriftstellerin nicht anders kennt.
Dabei verwendet sie gleichviel Mühe darauf, ihre beiden Haupthandlungsträger gut zu charakterisieren. Interessant ist, wie sehr sie sich jeweils weiterentwickelt haben.
Miles Flint ist in all der Zeit, die seit dem Ende des letzten Bandes vergangen ist, zu einer Art Berufsparanoiker geworden, der seine Freunde und Verwandte auf Armeslängedistanz hält. Er hat zwar seine Gründe dafür, und es ist auch irgendie eine konsequente Weiterentwicklung seiner Darstellung aus dem vorherigen Buch, aber es tut einem in der Seele weh, wenn man dies so liest.
Als Kontrastprogramm hat man in Die Lautlosen Noelle DiRicci. Die Autorin stellt sie als eine intelligente Frau vor, die hart zu sich und ihren Untergebenen oder Kollegen ist. Aber nicht auf eine übertriebene Art und Weise. Ihre Intelligenz und ihr Einfühlungsvermögen werden in diesem Roman besonders betont.
Unnötige Action
Doch wo die Hauptcharaktere glänzen können, vermögen das die Nebenfiguren nicht. Im Gegenteil: So mancher Nebencharakter wirkt wie ein wandelndes Klischee. Wie beispielsweise Noelle DiRiccis karrierefixierter Vorgesetzter, bei dem immer andere Schuld haben, aber nicht er. Was auf Dauer sehr ermüdend ist.
Leider ist es auch so, dass die Autorin am Ende eine Actionszene einbaut. Wenn man bedenkt, dass im vorigen Roman die Handlung nur mit Gerede aufgelöst wurde, ist das schon enttäuschend. Dieser Actionmoment wirkt in Die Lautlosen wie ein Fremdkörper, wie etwas, dass da eigentlich nicht hingehört, aber aus – vermutlich – kommerziellen Gründen vorhanden ist.
Es ist schade, dass das Buch nicht das Niveau des Vorgängers hält. Hoffentlich wird das mit dem nächsten Teil besser.
Info
Autorin: Kristine Kathryn Rusch
Titel: Miles Flint 02 – Die Lautlosen
Originaltitel: Extremes
Übersetzer: Frauke Meier
Verlag: Bastei Lübbe
Erschienen: 06/2007
Einband: Taschenbuch
Seiten: 448
ISBN: 978-3-404-23310-6
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