Ein Außenteam trifft auf eine Kultur mit dem Mehrheitsprinzip – einer totalen Demokratie. „Upvotes“ und „Downvotes“ ersetzen dort das Rechtssystem.

Staffel 1, Folge 7
Mehrheitsprinzip – Majority Rule

Die Handlung

Der Planet Sargus 4 ist technologisch etwa auf dem Stand der Erde des 21. Jahrhunderts. Bewussten Kontakt mit außerirdischen Zivilisationen gab es bisher nicht. Dort beginnt Kaffee-Barista Lysella ihren Tag mit Frühstücken und Fernsehen. Sie folgt einer Live-Talkshow, in der sich zwei Männer für ihre Verbrechen entschuldigen. Weil Lysella findet, dass einer der beiden seltsam aussieht, drückt sie auf einen nach unten gerichteten Pfeil an ihrem Monitor und geht zur Arbeit.

Die Orville soll nun die auf Sargus 4 vermissten Anthropologen Lewis und Tom ausfindig machen. Die zwei waren undercover unterwegs, um mehr über den Planeten und seine Bewohner zu erfahren. Captain Mercer schickt deshalb Commander Kelly Grayson, Sicherheitschef Alara Kitan, Dr. Claire Finn and Lieutenant Commander John LaMarr auf die Oberfläche, um nach den beiden zu suchen. Alara versteckt ihr xelayanisches Aussehen unter einem Hut und einem Pflaster auf der Nase.

Dort angekommen, fragt das Außenteam einen Kioskbesitzer, ob er Tom und Lewis zufällig kenne. Er sagt, dass die beiden wohl jedem bekannt sind, fragt jedoch gleich, warum keiner von ihnen die Vorrichtung trägt, die zum „voten“ nötig ist. Weil sie keine Ahnung haben, wovon der Mann spricht, redet sich das Team heraus. Sie kaufen die offenbar sehr wichtigen Badges illegal vom Kioskinhaber.

Als sie ihre Suche fortsetzen, erzählt Alara, dass sie mit ihrem Freund Andy Schluss gemacht hat, weil ihr sein Tanzstil nicht gefallen hat. LaMarr findet den Grund lächerlich. Er tanzt dabei lasziv eine Statue an und fragt, ob das in etwa Andys Tanzstil nahekommt. Mehrere Bewohner des Planeten zeichnen diesen Moment mit dem Handy auf.

In einem Coffeeshop treffen sie auf Lysella, bei der gerade eine Frau versucht, einen Kaffee zu bestellen. Aber Lysella wirft sie raus, weil sie über 500.000 „Downvotes“ hat. Sie verweist die Frau auf einen Aushang im Laden. Dort steht, dass niemand bedient wird, der über eine halbe Million negative Bewertungen hat. Die Votes dienen offensichtlich als eine Art Währung. Je mehr Upvotes man hat, desto angesehener ist man. Zu viele Downvotes bedeuten hingegen Isolation und Diskriminierung.

Mehrheitsprinzip

Während sich das Außenteam mit Lysella unterhält, schnellen die Downvotes auf LaMarrs Badge rasant nach oben. Lysella, die von dem jungen Offizier bis dahin noch sehr angetan war, bekommt Panik und weist das Team an den Shop sofort zu verlassen. All das wird von Passanten neugierig gefilmt. Die Polizei nimmt LaMarr daraufhin fest.

Auf der Polizeistation sitzt LaMarr vor Publicity Officer Willks, der ihm erklärt, dass er die Downvotes aufgrund seines unangebrachten Tanzes mit der Statue bekommen hat. Das Video wurde im so genannten „Masterfeed“ hochgeladen. LaMarr hat inzwischen über eine Millionen Downvotes. Das bedeutet, dass er damit automatisch ein Verbrechen gegen den Staat begangen hat.

Er bleibt in Haft und soll auf eine „Entschuldigungstour“ gehen. Dafür muss er mehrere Live-Auftritte im Fernsehen absolvieren, die vom Publikum bewertet werden. Falls er die Grenze von zehn Millionen Downvotes überschreitet, muss er „sozial korrigiert“ werden, also sich einer neurologischen Behandlung unterziehen, was einer Lobotomie gleichkommt.

Der erste TV-Auftritt von LaMarr verläuft nicht wie gewünscht: Natürlich kennt er die Nationalheldin Mella Giffendon nicht, deren Statue er obszön angetanzt hat. Die Moderatoren kritisieren ihn hart und die Downvotes schnellen auf über drei Millionen.

Währenddessen versuchen Alara und Dr. Finn weiter, Lewis und Tom zu finden. Sie fragen noch einmal bei Lysella nach, als sie ein Mann unterbricht. Er beschuldigt Alara mit ihrer Kopfbedeckung die Kultur der Kelvic zu beleidigen und fordert sie auf, den Hut sofort abzunehmen. Sollte sie das nicht tun, würde er ein Video von ihr im Masterfeed hochladen. Dr. Finn begleitet sie daraufhin zur Toilette, wo sie sich eine andere Kopfbedeckung einfallen lassen. Aber sie werden von Lysella überrascht, die Alaras außerirdische Stirnpartie sieht.

Finn und Alara spendieren Lysella daraufhin einen Drink und bestätigen ihre Vermutung, dass sie nicht von ihrem Planten stammen. Lysella stimmt zu, ihnen zu helfen. Es stellt sich im Gespräch heraus, dass Tom tot ist, Lewis aber noch lebt. Sie suchen ihn in seinem Appartement auf und sind geschockt. Er wurde lobotomisiert und ist kaum mehr zu einer emotionalen Reaktion fähig. Der Schaden ist irreversibel.

Captain Mercer, dem untersagt wurde, sich in die Angelegenheiten einer sich entwickelnden Kultur einzumischen, will LaMarr dennoch retten. Er weist an, Lysella auf die Orville zu bringen. Mit ihrer Hilfe gelingt es, den Masterfeed zu manipulieren: Isaac hackt sich in das System und postet Bilder, die LaMarr zeigen, wie er seine Großmutter unterstützt, dass er als Kind übergewichtig war und wie er aus dem Krieg nach hause zurück zu seinem Hund kehrt. Der Plan geht kurz vor knapp auf. LaMarr darf gehen und kehrt auf die Orville zurück.

Lysella bedankt sich bei Mercer, dies alles gesehen haben zu dürfen. Sie wünsche sich nur, alles jemandem erzählen zu können. Mercer antwortet, dass es vielleicht reicht, ihrer Welt zu sagen, dass es auch besser geht.

Am nächsten Morgen wacht Lysella wieder in ihrer Wohnung auf. Wie in der ersten Szene sieht sie beim Frühstücken fern und verfolgt die Entschuldigungstour eines Häftlings. Kurz bevor sie auf den Downvote drückt, überlegt sie es sich anders und schaltet den Fernseher ab.

Rezension

„Mehrheitsprinzip“ spiegelt sehr gut unseren Social-Media-Wahn wider und zeigt ein gruseliges Bild, wo dieser hinführen könnte. So kann zwar jeder frei seine Meinung äußern. Allerdings ist diese Meinung völlig unreflektiert und abhängig vom Moment.

Sargus 4 treibt die Idee auf die Spitze. Im Falle eines „Verbrechens“ unterstützt ein Marketingberater die Angeklagten. Leistet dieser gute Arbeit, kommt der Täter ungestraft davon. Wenn nicht, dann nicht. Denn häufig schließt sich der „Mob“ lediglich der Meinung der Mehrheit an. Es entsteht ein Meinungsbild, das über die weitere Existenz des Täters entscheidet. Bei einem „Shitstorm“ wird der Täter lobotomisiert und führt den Rest seines Lebens eine menschenunwürdige Existenz.

„Mehrheitsprinzip“ wirft auch eine andere Grundsatzfrage auf: Ist eine „echte“ Demokratie überhaupt möglich bzw. erstrebenswert? Sollte tatsächlich jedermann eine Stimme zu allem abgeben dürfen und die Mehrheit entscheidet dann? Die Episode wirft hier durchaus ein paar Punkte in den Raum, über die wir alle nachdenken sollten.

Bemerkenswert

Die komplette Folge wurde von Seth MacFarlane geschrieben. Die Idee „klaute“ er sich aus dem Buch „In Shitgewittern: Wie wir uns das Leben zur Hölle machen“ (englischer Titel: „So You’ve Been Publicly Shamed“). Autor Jon Ronson beschreibt darin die irren Mechanismen und Auswirkungen öffentlicher Demütigungen durch das Internet. MacFarlane war nach der Lektüre fest entschlossen, die Thematik zu verarbeiten, denn er war davon fasziniert und verstört zugleich.

Fazit zu Mehrheitsprinzip

„Mehrheitsprinzip“ ist ein gutes Beispiel dafür, wie eine Gesellschaft quasi außer Kontrolle gerät und Moral durch Gefühl ersetzt. Zumindest mich hat sie in vielen Punkten sehr nachdenklich gemacht. Abschalten und abhaken konnte ich sie zumindest nicht.

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Sabine Jobstmann
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