Mit Marvel’s The Avengers endete die erste Phase des Marvel Cinematic Universe.
Ein Wagnis, von Anfang an geplant
Als Marvel’s The Avengers 2012 in die Kinos kam, war der Hype, wie es so schön heißt, real. Seit dem allerersten Iron Man 2008, wurde von Marvel auf diesen Film hingearbeitet. Als Zuschauer und Fan wollte man wissen, ob und wie es dem Studio gelingen würde, die Figuren aus den vorherigen Filmen in einem gemeinsamen Filmabenteuer zusammenzuführen. Es war damals ein Wagnis, weil noch nie etwas Derartiges probiert worden war. Aber andererseits war ja auch das gesamte Marvel Cinematic Universe ursprünglich ein Wagnis.
Dabei bestanden die Pläne, diesen Film zu drehen, schon von Anfang an. Sie entstanden nicht erst, als die ersten Kinofilme erfolgreich waren, sondern bereits 2003. So stellte 2005 Avi Arad, der damalige CEO von Marvel Studios, die Idee vor, einen Film auf der Comicserie zu entwickeln. Konkreter wurde er etwas, als er vor Investoren davon sprach, dass das Filmstudio vorhatte, eine Reihe von Kinofilmen herauszubringen, die die jeweiligen Figuren entwickeln würden, ehe sie in einem Crossover-Film aufeinandertreffen würden.
Und bereits 2007 wurde Zak Penn als Drehbuchautor angeheuert, der ebenso für das Skript von The Incredible Hulk (2008) verantwortlich war. Danach kam der Streit der Drehbuchautoren von 2007 bis 2008, für den sich Marvel die Ausnahmegenehmigung einholte, Filme auf Basis der Iron Man, Ant Man und Avengers-Comics zu entwickeln.
Über Rückkehrer und Neu-Besetzungen
Das MCU sollte Fahrt aufnehmen und nach und nach wurden die diversen Schauspieler gecastet, die auch in Marvel’s The Avengers wieder auftreten sollten. Robert Downey Jr., Gwyneth Paltrow und Samuel L. Jackson sollten aus Iron Man wieder auftauchen. Aus Iron Man 2 würden Scarlett Johansson und Clark Gregg erneut ihre Rollen wahrnehmen. Thor war der Film, der mit Tom Hiddleston den Antagonisten Loki bieten würde. Gleichzeitig bot er jedoch auch Chris Hemsworth, Stellan Skarsgård und Jeremy Renner die Chance in ihren jeweiligen Charakteren wieder aufzutreten. Und zuguterletzt kam aus Captain America: The First Avenger Chris Evans als Captain America.
Aufmerksame Leser dürften bemerken, dass in der Aufzählung ein Film und dessen Star fehlt. Denn der Hauptdarsteller aus The Incredible Hulk, Edward Norton, sollte nicht zurückkommen. Das sorgte selbstverständlich für Aufsehen, da dies ein ungewöhnliches Vorgehen war. Marvel selbst meinte dazu, dass der Grund nicht monetärer Natur sei, sondern dass sie einen Darsteller wollten, der fähig war, in einem Ensemble aufzublühen. Der so geschmähte meinte 2014, dass er selber hingegen die Entscheidung getroffen habe, weil er mehr Diversität in seiner Karriere haben wollte und nicht auf eine einzige Figur festgenagelt sein wollte.
Damit war klar, dass die Rolle des Bruce Banner in Marvel’s The Avengers neu besetzt werden musste. Die Wahl fiel auf Mark Ruffalo, der zu dieser Zeit durch romantische Komödien wie Solange du da bist (2005) und dem Thriller Shutter Island (2010) bekannt war. Er war nicht der Einzige, der neu zum Cast hinzustieß. Cobie Smulders, die damals durch ihre Rolle in der Sitcom How I Met Your Mother berühmt geworden war, wurde zu Maria Hill, der rechten Hand von Nick Fury bei S.H.I.E.L.D..
Ein… problematisches Verhalten mit der Arbeit eines Kollegen
Der Cast war zusammen, blieb nur noch die Frage des Regisseurs. Und da gelang Marvel Studios ein richtiger Coup. Denn niemand Geringeres als Joss Whedon wurde 2010 als Filmemacher und Drehbuchautor vorgestellt. Zu jener Zeit war er vor allem für die Kultserie „Buffy im Bann der Dämonen“ aus den 1990er Jahren berühmt. Jahre später wurde dann allerdings bekannt, dass er insgeheim ein sehr toxisches Verhalten aufwies.
Eine erste Ahnung davon sollte die Geschichte um Zack Penns Drehbuch für Marvel’s The Avengers geben, welches Joss Whedon förmlich zerriss. Er meinte zu Kevin Feige, dass das Studio nichts habe und es besser wäre, vorzugeben, dass der Entwurf seines Kollegen nicht existiere. Er erschuf einen eigenen Entwurf, der bei Marvel auf Begeisterung stieß. Das Studio machte einige Vorgaben, wie beispielsweise, dass er Loki mit einbaute, dass die Helden in der Mitte gegeneinander kämpften und dass es einen Kampf gegen die Schurken am Ende geben sollte. Oh, und der Film sollte bitte schön für einen Mai 2012-Release fertig sein.
Das Skript machte diverse Versionen durch. So gab es unter anderem auch solche, in denen die Comicfigur Wasp vorkam. Als das finale Drehbuch fertig war, musste er sich die finalen Credits mit Zak Penn teilen, worüber Joss Whedon nicht glücklich war. Er meinte, dass er sehr für eine Einzelnennung gekämpft habe und er deshalb ebenfalls sehr missmutig war. Penn selbst hingegen sagte aus, dass er das Gefühl hatte, dass sie mehr hätten zusammenarbeiten können, Whedon sich aber dagegen entschied. Er (Joss Whedon) wollte dass so, weshalb er (Penn) das auch respektiere.
Verwirrungen vermieden
Letzten Endes wurde der Kinofilm rechtzeitig fertig. Allerdings gab es kurz vor Release noch eine Anpassung. Um Verwirrungen mit der britischen Kultserie The Avengers zu vermeiden, hieß der Film in dem Königreich und damit auch in Europa Marvel’s The Avengers. Ansonsten feierte der Film am 11. April 2012 seine Premiere in Hollywoods El Captain Theatre.
Nachdem er in Asgard gescheitert war, nahm Loki Verbindung zu dem Anderen auf. Von ihm erhält er einen Stab, mit dem er andere kontrollieren kann, sowie eine Armee, falls der Trickstergott den Tesserakten findet. Das tut er und kommt im S.H.I.E.L.D. HQ wieder auf die Erde zurück, wo er direkt einige wichtige Personen übernimmt.
Um Loki aufzuhalten, trommelt Nick Fury einige der Helden zusammen, mit denen er in den Jahren zuvor zu tun hatte. Manche kommen freiwillig mit, andere müssen erst überredet werden. Doch am Ende könnte Loki die Erde erobern, ohne einen Finger zu krümmen. Einfach, weil die so unterschiedlichen Figuren sich untereinander nicht gerade grün ist. Weshalb es auf Grund der Manipulationen des Gottes schon bald zu Gefechten zu einer ungünstigen Zeit an einem schlechten Ort dafür kommt.
Ein ambitioniertes Wagnis
Die erste MCU-Phase war ein Wagnis, an dessen Ende die Frage stand, ob es mit Marvel’s The Avengers eine Bruch- oder eine Punktlandung laden würde. Zum Glück für die Fans des MCUs sollte das Ergebnis nahezu vollständig überzeugen. Am Ende von des Films stand fest, dass Marvel hier etwas unglaubliches gelungen war. Nämlich ein Kinofilm, der unter den Comicadaptionen seinesgleichen suchte.
Die Voraussetzungen waren schwierig. Nicht nur musste Joss Whedon den jeweiligen Figuren gerecht werden. Er musste ebenso eine spannende Geschichte erzählen und ein Spektakel erzeugen, dass die erste Phase des MCUs glaubwürdig abschloss und gleichzeitig auch die Basis für die zweite Phase bilden sollte. All das gelang ihm scheinbar problemlos.
Das ist nicht selbstverständlich. Die ganze Grundidee hinter Marvel’s The Avengers war ambitioniert. Es wurden hier mehrere Wagnisse eingegangen, nicht zuletzt, wie die Zuschauer auf den neuen Hulk-Darsteller reagieren würden.
Eine gelungene und völlig andere Leistung
Mark Ruffalos Leistung musste sich zu Beginn mit der von Edward Norton vergleichen lassen. Schließlich war es Letzterer, der den grünen Giganten ins MCU einführte und dabei gleichzeitig seine „Duftmarke“ als Bruce Banner setzte. Er stellte den Wissenschaftler als jemanden dar, der alles versuchte, um sein Alter Ego zu kontrollieren, der daran äußerst zielstrebig arbeitete. Und der, so wurde am Ende angedeutet, eine Art Frieden mit seinem Alter Ego gefunden hatte.
Mark Ruffalos Darstellung war hingegen eine komplett andere. Als Bruce Banner war er von einer Art Grundnervosität gekennzeichnet. Er knetete ständig seine Hände und seine gesamte Körpersprache war zurückhaltend, gezeichnet von einer Art Resignation, dass sein Alter Ego ihn immer quälen würde. Was sich dann allerdings änderte, als er zum Hulk wurde. So oder so, beging er nicht den Fehler, die Darstellungsart seines Vorgängers zu kopieren, sondern seine eigene zu erschaffen. Mit Erfolg, weil er durch den Erfolg von Marvel’s The Avengers sich als das Gesicht von Bruce Banner und dem Hulk in das Gedächtnis der Fans spielte.
Dabei ist er auch ein gutes Beispiel, wie der Film es schafft, jede Figur ihre eigene Entwicklung durchmachen zu lassen. Wie beispielsweise ein Steve Rogers, der zu Beginn noch nach seinem Platz in der Welt sucht, nur um anschließend im finalen Akt mühelos in die des Befehlshabers zu schlüpfen. Oder die von Clint Barton, der zunächst übernommen wird und dann später auf Rache sinnt. Oder die eines Tony Starks, der als Egoist eine erstaunlich selbstlose Tat vollbringt. Oder einer Natasha Romanoff, die Schwäche und Stärke gleichermaßen in sich selbst findet, oder, oder.
Ein genialer Antagonist
Jeder der Avengers erhält in Marvel’s The Avengers mehrere Momente, wo er oder sie wachsen kann. Wo er oder sie glänzen kann. Und der Zuschauer feiert das alles.
Dass der Film so gut funktioniert, liegt aber auch an dem Antagonisten. Es war eine gute Idee, das Tom Hiddleston als Loki wieder auftreten durfte. Als der Trickstergott gibt er sich bombastisch, überlegen. Und das zu Recht. Denn selbst in den Momenten, wo er scheinbar unterlegen ist, zieht er in Wahrheit die Strippen und sorgt dafür, dass seine Pläne und die seines mysteriösen Benefaktors weiter voranschreiten können. Dass er am Ende scheitert, weil er zu arrogant wurde, liegt in der Natur der Story. Aber selbst dann feiert man den Schurken, weil er so charismatisch dargestellt wird, dass er selbst in dem Moment seiner Niederlage einem ans Herz gewachsen bleibt. Es hat seine Gründe, wieso er von allen Schurken des MCUs der einzige ist, der eine eigene Serie erhielt.
Was die Chitauri hingegen angeht? Abgesehen von ihrem Namen und ihrem biomechanischen Aussehen bleiben sie typische Handlanger, typisches Kanonenfutter. Dementsprechend blass wirken sie. Ihre einzige Funktion ist es, möglichst eindrucksvoll von den Avengers besiegt zu werden. Was natürlich in Marvel’s The Avengers geschieht.
Job erledigt, bye!
Auch muss man den Film für den Tod von Phil Coulson kritisieren. Für die Story ist er wichtig, weil er so der Katalysator ist, damit sich die Avengers zusammenraufen, nachdem sie im mittleren Akt eher mit sich selbst beschäftigt waren. Doch hat man das Gefühl, dass nach dem Ableben der Figur nichts mehr aus ihr gemacht wird. Sie wird nicht mehr erwähnt, noch gibt es eine Art Begräbnis oder andere Art der Anerkennung. Zum Glück für den Charakter wurde sein Potential erkannt, weshalb er schon bald seine eigene Fernsehserie erhielt. Die dann allerdings irgendwann nicht mehr Teil des MCUs sein sollte.
Trotzdem ist Marvel’s The Avengers ein Hit. Auch wenn die Story dem bekannten Muster von Crossovergeschichten aus den Comics folgt, dass die Helden sich erst gegenseitig prügeln, ehe sie dann zusammenfinden, um das Böse zu besiegen. Aber der Film bietet einfach jede Menge ikonische Momente, die einem im Kopf hängen bleiben.
Szenen, wie Tonys Auftritt auf der Brücke des Helicarriers, wie er Bruce Banner triezt, wie Black Widow in einer augenscheinlich unterlegene Situation die Oberhand behält, wie Iron man unter die Räder kommt, Bruce Banners Geheimnis, Wir haben einen Hulk oder, oder, oder… Jede Menge cooler Momente und Szenen. Captain America erteilt Leuten Anweisungen oder wie die Helden im Kreis zusammenstehen und sich für die Konfrontation vorbereiten… Es gibt viele solcher genialen Eindrücke. So viele, dass man als Zuschauer stellenweise aus dem Grinsen, weil es so genial wirkt, nicht mehr rauskommt.
Unterm Strich war Marvel’s The Avengers ein gelungenes Experiment. Die erste MCU-Phase war erfolgreich abgeschlossen worden. Die Zweite konnte beginnen!
Drehbuch: Zak Penn, Joss Whedon
Hauptdarsteller: Robert Downey Jr., Chris Evans, Mark Ruffalo, Chris Hemsworth, Scarlett Johansson, Jeremy Renner, Tom Hiddleston, Stellan Skarsgård, Samuel L. Jackson
Release: 05/2012
Produzent: Kevin Feige
Regie: Joss Whedon
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