Sammelkartenspiele, egal ob in Papierform oder digital, erfreuen sich einiger Beliebtheit. Marvel SNAP bringt dabei die Charaktere der Comics in den digitalen Wettkampf.

Spielprinzip

Das Grundprinzip ist bei Sammelkartenspielen immer sehr ähnlich. Beide Spieler bauen sich ein Deck mit ihren Karten und versuchen den Gegner zu besiegen. Oft ist dies über Lebenspunkte geregelt und die Karten kämpfen direkt gegeneinander. Marvel SNAP geht da einen etwas anderen Weg, und ist damit der erste Vertreter des Genres (den ich kenne), der vom Grundprinzip abweicht. Jeder hat 12 Karten zur Verfügung und nach 6 Runden ist Schluss. Karten werden an einem von drei Standorten gespielt, die bis auf sehr wenige Ausnahmen einen Effekt auf das Gameplay haben. Die Karten kommen verdeckt ins Spiel und werden der Reihe nach aufgedeckt. Die Stärke an diesem Standort wird durch simples Addieren der Stärke der maximal vier Karten an diesem Standort ermittelt, Sieger ist, wer die höchste Stärke hat. Zwei von drei Standorten muss man gewinnen, geht einer unentschieden aus, entscheidet die Gesamtstärke. Um Karten zu spielen steigt die Energie rundenweise von 1 bis 6, die Karten haben unterschiedliche Kosten, Stärke und Effekte.

Marvel SNAP

Gameplay

Zwölf Karten sind nicht viel, aber es reicht trotzdem, dass man manchmal bestimmte Karten einfach nicht bekommt, denn das Spiel ist dank der Rundenbegrenzung immens schnell. Die wichtigsten Faktoren sind hier die Effekte, sowohl der Standorte als auch der Karten. Manche der Effekte passen zum Standort oder dem Charakter, andere nicht. Drastische Auswirkungen auf den Spielverlauf haben aber alle. Der Standort Daily Bugle (links im Bild) gibt den Spielern eine Kopie einer der Handkarten des Gegners. Dieser Effekt ist nur wenig mit dem eigentlichen Bugle verbunden, die Strange Academy (Mitte) allerdings schon mehr, denn diese bewegt alle Karten nach Runde 5 an andere Standorte (wenn möglich).

Bei den Karten wird es schwieriger, denn hier wird aus dem Vollen geschöpft. Grundlegende Effekte sind AUFDECKEN, FORTLAUFEND, BEWEGEN , ABWERFEN und ZERSTÖREN.

Aufdecken: Der Effekt der Karte tritt einmal in Kraft und zwar in dem Augenblick, in dem die Karte aufgedeckt wird. Hier gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, die passieren können, von einer Runtersetzung der Kosten, einer Erhöhung der Stärke oder auch einer der drei Effekte BEWEGEN , ABWERFEN und ZERSTÖREN. Die Karte Galactus (Mitte) zerstört passend zum Charakter die anderen Standorte und die dortigen Karten.

Fortlaufend: Der Effekt der Karte ist permanent im Spiel, so lange die Karte im Spiel ist. Das ist oft simple Stärkeerhöhung, aber manchmal gibt es auch besondere Effekte. Lizard verliert an Stärke, wenn die Gegnerseite voll mit Karten ist und Ant-Man gewinnt an Stärke, wenn seine Seite voll ist.

Bewegen: Manche Karten wie Doctor Strange oder Heimdall haben als Aufdecken-Effekt das Bewegen von anderen Karten. Manche allerdings kann man aber auch selbst bewegen und wiederum andere haben Effekte, die durchs Bewegen ausgelöst werden können. Vulture wird zum Beispiel stärker, wenn er bewegt wird, Nocturne ersetzt den Zielstandort durch einen anderen, wenn sie bewegt wird.

Abwerfen: Viele Karten wie Corvus Glaive oder Blade (im Screenshot) lassen den Spieler Karten abwerfen als Aufdecken-Effekt, dafür gibt es manchmal einen Bonus von der Karte selbst, und manche Karten haben einen Effekt, wenn sie abgeworfen werden. So kommen sie eventuell Energiekostenlos ins Spiel, oder verdoppeln sich und kosten nur noch 0 Energie, wie bei Swarm.

Zerstören: Auch dies gibt es als Aufdecken-Effekt, aber auch wieder als Reaktion darauf. Wolverine regeneriert sich mit +2 Stärke an einem beliebigen Standort, wenn er zerstört (oder abgeworfen) wird und Knull (im Screenshot) bekommt als Fortlaufend-Effekt die Stärke sämtlicher zerstörter Karten.

Wenn euch das nun nicht zu kompliziert war, dann habt ihr sicherlich schon mal ein Sammelkartenspiel gespielt, diese werden in der Regel mit jeder Erweiterung komplexer, da immer neue Effekte dazu kommen. Das gibt es hier zwar auch, aber nicht in so einem großen Maße, wie in anderen Genrevertretern. Wer mit der Erklärung nichts anfangen konnte, dem kann ich sagen: Keine Sorge, ich wusste am Anfang auch nicht, was ich da tue. So ist das eigentlich immer, wenn man erst spät dazu stößt. Man lernt schnell die Synergie der Karten und kommt auch gut voran. Wichtig ist, dass das Deck taktisch aufgebaut ist. Ein Beispiel: Wong hat als Fortlaufend Effekt, dass alle Aufdecken Effekte an seinem Standort zweimal ausgeführt werden. Es gibt einen Standort mit dem gleichen Effekt. Habe ich ein Deck mit fast ausschließlich Fortlaufend-Effekten und die Karte Spektrum mit dem Aufdecken-Effekt, allen Fortlaufend-Karten +2 Stärke zu verleihen, machen Wong und der Standort daraus glatt +8 Stärke. Der Silver Surfer hat einen ähnlichen Effekt, dieser gibt allen anderen Karten die 3 kosten, ein Plus an Stärke.

Man kann es aber auch umdrehen und reagieren – Rogue kann einen Fortlaufend-Effekt klauen, manche Karten wie Shang-Chi können gegnerische Karten zerstören. Ihr seht, es gibt unzählige Möglichkeiten, sein Deck zu gestalten, man muss sich nur ein wenig reinfuchsen, denn idealerweise kennt man die Karten und deren Besonderheiten.

Als „Spieleinsatz“ dienen Würfel, zu Beginn geht es nur um einen, zieht sich kein Spieler zurück sind es am Ende 2. Beide Spieler können aber snappen und somit den Einsatz auf acht erhöhen. Diese Würfel sorgen für den Rang, um einen Rang aufzusteigen braucht man 10 Würfel, alle 10 Ränge bekommt man einen Bonus. Gewinnt man, bekommt man den Einsatz, verliert man, werden sie abgezogen. Im Conquest-Mode erspielt man sich besondere Belohnungen, hier hat man tatsächlich sowas wie Lebenspunkte anstelle der Würfel, wer zuerst bei 0 ist hat verloren und der Gewinner kommt eine Runde weiter.

Neue Karten gibt es auf unterschiedlichen Wegen. Jede Season wird eine Karte vorgestellt, die es mit dem Season Pass zu kaufen oder erspielen gibt. Es gibt Missionen, die einem Punkte für den Season Pass geben und Währung. Mit Gold kann man bestimmte Karten kaufen, mit Credits kann man Karten aufwerten. Dafür braucht man noch Booster, die man allerdings wirklich überall bekommen kann. Obwohl das Aufwerten nur kosmetischer Natur ist, steigt dadurch der Sammlungslevel, was uns ebenso Belohnungen verschafft, wie Booster, Gold, oder sogar neue Karten. Außerdem gibt es dort Zeichen des Collectors, mit denen wir aktuelle Karten einfach kaufen können, sonst muss man immer ein wenig Glück haben.

Die Idee mit den Standorten ist hier das Salz in der Suppe, da es das eigene Deck behindern oder helfen kann. Es gibt regelmäßig neue Karten und Standorte, Anpassungen von alten Karten, Events und Seasons, in denen man sich messen kann. Zu vielen Karten gibt es so genannte Varianten, die ein anderes Artwork haben. Teilweise sind diese von bekannten Künstlern wie Dan Hipp oder Rian Gonzales, andere sind gezeichnete Versionen der MCU-Charaktere, außerdem gibt es auch noch Baby und Pixel-Versionen.

Entwicklung

Hinter dem Studio Second Dinner stecken die ehemaligen Hearthstone-Entwickler Hamilton Chu, Ben Brode, Yong Woo, Jomaro Kindred, und Michael Schweitzer. In der Beta gab es noch Lootboxen zu kaufen, diese wurden in der finalen Fassung aber entfernt, da Spieler und Presse sich darüber negativ geäußert hatten. In Eröffnungstrailer nahm Samuel L. Jackson seine Rolle als Nick Fury wieder auf. Zu Beginn hatte das Spiel 170 Charaktere,

Pay2Win?

Spiele, bei denen man Geld ausgeben kann, müssen sich dieser Frage immer wieder stellen. Und manche Leute sind der Meinung, dass alleine der Zeitvorteil durch Geld bereits für Pay2Win reicht. Und ganz von der Hand weisen kann man das nicht, aber auch nicht komplett bestätigen. Natürlich muss sich ein Spiel irgendwie finanzieren. In vielen Bereichen reicht der Verkaufspreis aber schon lange nicht mehr aus, DLCs und Mikrotransaktionen sind seit The Elder Scrolls IV – Oblivion in der Gamingwelt angekommen. Die Frage ist also eher: Erkauft man sich mit der gesparten Zeit einen so großen Vorteil? Meine Antwort ist Nein, denn so ziemlich alles ist Zufall. Es gehört zu einem Sammelkartenspiel dazu, dass man mit viel Geld auch viele Karten bekommt und somit die Chance hat, ein gutes Deck zu bauen. Aber es ist eben nicht garantiert. Das Herausnehmen der Lootboxen ist auf jeden Fall ein weiterer Punkt, der gegen Pay2Win spricht.

Fazit zu Marvel SNAP

Wir sollten ehrlich sein – für Gelegenheitsspieler ist dies eher nichts, zumindest nicht, wenn man einiger Maßen mitspielen will. Für Kartenspielfreunde, die schon Hearthstone, Magic – The Gathering oder eines der vielen anderen dieser Art gespielt haben, ist es sicher einen Blick wert – Marvelfans freuen sich natürlich umso mehr. Das im Vergleich zu anderen Vertretern simple Gameplay ist aber ein guter Einstieg.

Info

Erschienen: 18. Oktober 2022
System: Android, iOS, macOS, Windows
Engine: Unity
Entwickler: Second Dinner
Publisher: Nuverse

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