Agent Carter will sich beweisen.

Rückkehr alter Bekannter

Die Marvel One-Shots waren bislang durch die Bank weg gut. Weshalb man sich damals als Käufer der DVD oder BluRay-Fassung von Iron Man 3 auf den nächsten beigefügten Kurzfilm freute. Dieses Mal sollte sich das Filmabenteuer mit Agent Carter beschäftigen.

Der Film sollte schildern, wie es der Titelfigur nach den Ereignissen von Captain America: The First Avenger ergangen war. Louis D’Esposito, der bereits zuvor bei Objekt 47 Regie führte, setzte sich für den neusten One Shot erneut auf den Stuhl des Filmemachers. Eric Pearson sollte wieder fürs Skript verantwortlich sein.

Es war gut, dass die beiden zurückkehrten. Denn Hayley Atwell war bereits ein Fan von Objekt 47, was sie mit davon überzeugte zurückzukehren. Das, und weil Agent Carter für sie eine Rückkehr zu dem Charakter bedeutete, den sie liebte und weil sie einige Skills zeigen konnte, was ihr im Kinofilm nicht möglich war.

Budgetbedingte Einschränkungen

Dieser One-Shot war so ziemlich der ambitionierteste aller bisherigen. Er sollte von der Laufzeit her der längste sein, mit mehr Kampfszenen und mehr Schauspielern, sowie einem 40er Jahre-Setting. Allerdings sollte der Kurzfilm nicht das Mega-Budget haben, was sich in vielerlei Hinsicht hinter der Kamera bemerkbar machte.

Eine Konsequenz war, dass es für den Film kein Storyboard gab, anhand dem die Kameraeinstellungen geplant wurden. Stattdessen wurde anhand von Stand-In-Darstellern eine Shot-Liste erstellt. Auch machte sich das Budget bei den Kampfszenen bemerkbar, wo Regisseur Louis D’Esposito nicht alle Aufnahmen kriegen konnte, die er wollte, weshalb er das Optimum unter der gegebenen Situation herausholte. Ebenso wurden Visual Effects Aufnahmen aus Captain America: The First Avenger wieder verwendet, um Budget zu sparen.

Nach dem Tod von Captain America und dem Ende des Zweiten Weltkriegs arbeitet Agent Peggy Carter beim Strategic Scientific Reserve (SSR). Allerdings wird sie von ihrem Boss John Flynn herablassend behandelt und darf nur Daten analysieren und Codes knacken. Derweil er seinen Männern immer die Außeneinsätze gibt, obwohl sie gerne auf einen solche gehen würde.

Eine Frau tut das, wofür sonst fünf Männer von Nöten sind

Das ändert sich eines Abends, als sie zurückbleibt, weil er ihr wieder eine undankbare Aufgabe aufs Auge gedrückt hat, derweil er mit seinen Jungs ausgeht. Ein Anruf geht ein, bei dem es um Zodiac geht. Eigentlich ist dies eine Mission für drei bis fünf Leute, doch Peggy macht sich alleine daran, Zodiac zu kriegen.

Die budgetären Probleme von Agent Carter merkt man beim Zuschauen zu keinem Zeitpunkt. Stattdessen wird man mit einem Kurzfilm präsentiert, der das Beste aus seinen Möglichkeiten macht. Und dabei jede Menge Spaß macht.

Natürlich wirkt die Ausgangslage aus heutiger Sicht zunächst übertrieben. Aber zur damaligen Zeit war Sexismus noch weit verbreitet und mussten Frauen sich ihre Rechte erst noch hart erstreiten. Mit diesem Wissen im Hinterkopf kann man nachvollziehen, wieso Agent Carter mit der Ausgangslage alles andere als glücklich ist.

Ein Schleimbrocken von Vorgesetzten

Es hilft auch, dass John Flynn von Bradley Whitford herrlich schleimig dargestellt wird. Er strotzt aus jeder Pore seine von sich selbst überzeugte männliche Überlegenheit. Wie er mit gönnerhafter Pose Agent Carter eine neue undankbare Aufgabe zuschanzt und sich am Ende der Folge darüber aufregt, dass sie den Fall selber gelöst hat, ohne mit ihm Rücksprache gehalten zu haben, ist einfach nur grandios.

Wobei die titelgebende Agentin dabei natürlich am besten wegkommt. Zu sehen, wie sie als eine Art Tour de Force durch die Feinde pflügt und sie nach und nach besiegt, ist schon genial. Ebenso, wie sie hierbei auch intelligent vorgeht. Wie sie mit ihrem Taschenspiegel die Lage auskundschaftet – was übrigens laut Louis D’Esposito von Hayle Atwell improvisiert gewesen sein soll – oder mit gezielten Schüssen ein Loch in eine Tür schießt, durch das sie eine Rauchgranate wirft: All dies sind wunderbare Szenen.

Der Höhepunkt ist dann natürlich das Finale. Als in dem Moment, wo Agent Carter von John Flynn zusammengestaucht wird, Howard Stark anruft und sie zu seiner Stellvertreterin bei S.H.I.E.L.D. macht. Womit auch ein Übergang zur Carter of S.H.I.E.L.D.-Serie geschaffen wurde, die dann kurz darauf in Produktion ging.

Ein typischer McGuffin

Der einzige Mangel, wenn man so will, den dieser Kurzfilm hat, ist die Midcreditszene. In der man sieht, wie Howard Stark und Dum Dum Dugan am Pool sitzen und zwei Frauen im Bikini bewundern. So recht weiß man nicht, wie man diese Szene einsortieren soll. Soll hier gezeigt werden, dass auch S.H.I.E.L.D. mit Sexismus zu kämpfen haben wird?

Und natürlich ist Zodiac ein typischer McGufinn. Es ist ein Mittel, damit die Story voranschreiten kann, wobei nicht wirklich klar ist, was es genau ist. Und das wird auch nicht geklärt. Man sieht, dass es sich um eine Phiole mit einer blauen Flüssigkeit handelt. Doch was diese bewirkt, bleibt unklar.

Doch davon abgesehen ist dies ein wunderbarer One-Shot.

Drehbuch: Eric Pearson
Hauptdarsteller:
Hayley Atwell, Bradley Whitford, Dominic Cooper
Produzent: Kevin Feige
Regie: Louis D’Esposito

Warpskala

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9 10 0 1
9/10
Total Score
Götz Piesbergen

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