Mit Man of Steel wurde der nächste Versuch unternommen, Superman dauerhaft auf die Kinoleinwand zurück zu bringen.

Alle Augen auf den Dunklen Ritter

Der Versuch, mit Superman Returns den Vorzeigehelden von DC nach Jahrzehnten der Abwesenheit wieder auf die Kinoleinwand zu bringen, konnte man getrost als gescheitert erklären. 2008 nahm daher Warner Bros. Pitches von Comicautoren an, darunter auch von Mark Millar, der ein achtstündiges Epos vorschlug, wo wie bei der Herr der Ringe-Filmtrilogie jedes Jahr ein neuer Teil in die Kinos kommen würde.

Doch dann wurde 2009 ein Urteil verkündet, das es in sich hatte. Denn die Familie von Supermanschöpfer Jerry Siegel hatte Warner Bros. wegen den Rechten an dem Ursprung von Superman und dem Copyright verklagt. Das Gericht stimmte ihnen zu, urteilte allerdings auch gleichzeitig, dass ihnen Warner Bros. wegen den früheren Filmen keine Lizenzgebühren schuldete. Dass wenn aber der Konzern nicht bis 2011 die Produktion an einem neuen Teil anfangen würde, sie von den Nachkommen von Jerry Siegel und Joe Shuster, den Schöpfern von Superman, wegen verlorenen Einnahmen verklagt werden konnten.

Damals richteten sich alle Augen auf Christopher Nolan und seine Batman-Filme. Denn Paul Levitz, zu jener Zeit Präsident und Verleger von DC Comics, meinte, dass sobald der Regisseur für einen weiteren Teil unterschreiben würde, der Weg für eine Superman-Verfilmung frei wäre. Und es sollte sogar noch darüber hinausgehen.

Erfahren in Sachen Comicadaptionen

Denn inspiriert von einem Gespräch, das Christopher Nolan mit dem Drehbuchautor David S. Goyer hatte, pitchte der Regisseur die Idee des Autors, Superman in einem modernen Setting zu präsentieren. Das Studio war von diesem Pitch so beeindruckt, dass es die beiden anheuerte. Christopher Nolan sollte den Film produzieren und David S. Goyer für das Drehbuch verantwortlich sein.

Womit nur noch der Regisseur gefunden werden musste. Und dabei waren mehrere Namen im Raum. Guillermo del Toro war allerdings mit den Vorbereitungen für die Adaption von H.P. Lovecrafts Berge des Wahnsinns beschäftigt. Auch Rober Zemeckis wurde angesprochen. Doch am Ende fiel die Wahl auf Zack Synder der zuvor mit 300 und Watchmen bewiesen hatte, dass er es verstand, Comics erfolgreich zu adaptieren.

Als Superman wurde der Brite Henry Cavill gecastet. Für ihn sollte dies der internationale Durchbruch sein. Er trainierte für die Rolle extensiv und ließ sich bei seiner Darstellung von den Comics Der Tod von Superman, Die Rückkehr von Superman, Superman: Red Son und Superman/Batman: The Search for Kryptonite inspirieren. Amy Adams (Junikäfer) wurde zu der Star Reporterin Lois Lane. Wie bei vielen Filmadaptionen zuvor auch, war sie deutlich älter, als der Superman-Darsteller. Michael Shannon (Pearl Harbor) wurde zu General Zod, derweil Kevin Costner (Waterworld) den Part von Jonathan Kent übernahm, Supermans irdischen Vater. Diane Lane (Streets of Fire) wurde zu Martha Kent, der Adoptivmutter des letzten Sohn von Krypton. Laurence Fishburne (The Matrix) übernahm die Rolle des Chefredakteurs Perry White und die Deutsche Antje Traue (Pandorum) den von Zods Rechter Hand Faora-Ul. Christopher Meloni (Law & Order: Special Victims Unit) wurde zu Colonel Nathan Hardy, derweil die wahren Eltern von Kal-El, Lara Lor-Van und Jor-El, von Ayelet Zurer (Daredevil) und Russel Crowe (Die Klapperschlange) zum Leben erweckt wurden.

Merkwürdig

Der Planet Krypton ist den Untergang geweiht, eine Wahrheit, die nur wenige akzeptieren, darunter auch der Wissenschaftler Jor-El. Gemeinsam mit seiner Frau Lara Lor-Van zeugt er seinen Sohn Kal-El, der auf natürlichem Wege zur Welt kommt. Zur gleichen Zeit versucht General Zod, die Macht über Krypton an sich zu reißen, tötet dabei Jor-El, kann allerdings nicht verhindern, dass die Kapsel mit dessen Sohn und dem für die Kryptonier wichtigen Kodex davonfliegt. Zur Strafe für seine Rebellion wird der General mit seinen Gefolgsleuten in die Phantomzone verbannt.

Als Clark auf der Erde landet, wird er von den Kents adoptiert. Doch wird ihm von Kindheitsbeinen an eingebläut, dass er seine wahren Fähigkeiten nicht zeigen darf, weil die Welt ihn sonst fürchten würde. Was sogar so weit geht, dass Jonathan Kent bei einem Wirbelsturm bewusst ums Leben kommt, damit sein Sohn seine Fähigkeiten nicht zeigen muss. Der zieht daraufhin ziellos durch die Weltgeschichte, rettet dabei Menschen, ohne seine wahre Identität zu zeigen. Bis er auf ein kryptonisches Schiff trifft, wo ihm ein Hologramm seines biologischen Vaters die Wahrheit über seine Herkunft zeigt. Dort kriegt er auch sein Outfit als Superman. Gerade rechtzeitig, denn General Zod, der sich aus der Phantom Zone befreien konnte, versucht die Erde zu erobern.

Man of Steel ist ein merkwürdiger Film. Der einerseits mit guten Darstellern glänzen kann. Aber andererseits in Sachen Pacing und Story Entscheidungen trifft, die man getrost als fragwürdig bezeichnen kann.

Die perfekte Wahl

Die Entscheidung, Henry Cavill als Superman zu casten, war die richtige. Der Brite strotz nur so vor Charisma und ist ein exzellenter Mime. Als Superman strotzt er nur so vor Selbstbewusstsein, wobei man ihm aber auch abkauft, dass er den Menschen nichts Böses will, dass er sie beschützen möchte. Doch in den stillen Momenten oder wenn er als Clark Kent unterwegs ist, sieht man eine verunsicherte Person, die orientierungslos ist. Die einerseits Gutes tun möchte. Aber andererseits von Kindheitsbeinen ständig gesagt wurde, dass er seine Kräfte nicht öffentlich zeigen darf.

Diese Lektion prägt auch den Film. Denn es ist ironisch: Ständig wird gesagt, dass das Symbol von Superman das Zeichen für Hoffnung ist. Doch genau diese kommt in Man of Steel nie so wirklich an. Stattdessen wirkt er über weite Teile wie gehemmt. So, als ob er Angst davor hat, Freude und Hoffnung zu versprühen.

Denn selbst die Momente, wo man meint, dass die ein Zeichen des Aufbruchs sein müssten, wirken eher zurückhaltend und so, als ob Superman in Ketten gelegt wurde, die nur geringfügig gelockert werden. Das sieht man daran, als er sein Kostüm erhält und das erste Mal fliegt. Er lacht zwar dabei. Aber das Ambiente, die Umgebung wirkt auf den Zuschauer nicht euphorisierend, sondern eher zurückhaltend. So als ob ja keine Hoffnung aufkommen darf.

Leute sterben lassen ist Superman?

Es ist aber auch eine merkwürdige Entscheidung seitens der Drehbuchautoren und Regisseurs, dass man dem Man of Steel eine Kindheit angedeiht, die anscheinend nicht von sonderlich vielen glücklichen Momenten geprägt ist. Sondern von einem Vater, der seinem Sohn immer wieder sagt, dass er nicht auffallen soll, dass er seine Fähigkeiten geheimhalten soll. Was sogar soweit geht, dass der Papa freiwillig in den Tod geht, zwar Leben rettet, aber sein eigenes wegwirft, um zu verhindern, dass sein Sohn mit seinen besonderen Fähigkeiten seines rettet.

Nichts gegen die Schauspieler. Kevin Costner macht als strenger, aber auch fürsorglicher Jonathan Kent eine großartige Arbeit. Und Diane Lane gibt eine ebenso rührende Martha Kent ab, die, als ihr Haus beim Kampf zwischen Superman und Zod zerstört ist, froh ist, dass niemand gestorben ist. Aber selbst dem Schauspielveteranen ist es nicht möglich, diese irritierenden Szenen zu retten.

Und dann ist da eben angesprochene Pacing. Der Beginn von Man of Steel ist durchaus gelungen. Es wird viel Zeit darauf verwandt, Krypton zu zeigen und dessen Untergang. Ehe nach 20 Minuten auf die Erde umgeblendet wird, wo man einen orientierungslosen Clark Kent erlebt, eher er schließlich in dem Kryptonischen Schiff die Wahrheit über seine Herkunft, seine Mission und sein Kostüm erhält.

(K)ein Held für die normalen Menschen

Was dann nach so 50 Minuten der Moment ist, wo der Film ins Straucheln gerät. Es wird Tempo aus der Handlung genommen, ehe anschließend die Kryptonier unter General Zod auftauchen und gefühlt sofort der finale Akt anfängt. Zwischendurch lässt sich Kal-El vom US Militär gefangennehmen, fängt seine Beziehung zu Lois Lane an und das war dann auch. Gefühlt besteht der zweite Akt nur aus Wassertreten, ehe in einem überlangen dritten Akt die Endschlacht stattfindet.

Was hier fehlt, sind die Momente, die zeigen, wie Kal-El als Superman der Menschheit hilft. Wie er Katzen von Bäumen holt, wie er Gauner aufhält, so etwas in der Richtung. So wirkt es so, als ob eine gewisse Distanz zwischen ihm und den Bewohnern des Planeten Erde besteht, wo er außer Beteuerungen und der Endschlacht nichts unternimmt, um diese zu überbrücken.

Das mag jetzt alles sehr negativ klingen. Aber Man of Steel ist auf eine andere Art enttäuschend, als Superman Returns. Die Lektionen von damals wurden gelernt. Dieses Mal gibt es mehr Action und keine unsinnigen Schurkenpläne.

Ein Beigeschmack bleibt

Denn die Antagonisten können in diesem Film begeistern. Michael Shannon als General Zod gibt einen Gegenspieler auf Augenhöhe, der intelligent vorgeht. Dem man abkauft, dass ihm das Schicksal seiner Spezies am Herzen liegt, auch wenn man mit der Wahl seiner Mittel nicht einverstanden ist. Und Antje Traue gibt eine wunderbar kaltherzige und knallharte Faora-Ul, die die Befehle ihres Vorgesetzten ohne zu Zögern umsetzt. Man kauft ihnen ab, dass sie Clark Kent bis an die Grenzen seines Könnens treiben, so dass der Sieg über sie schwer erarbeitet worden ist.

Jedoch hat auch der Endkampf einen Beigeschmack. Denn normalerweise ist es so, dass Superman nicht tötet. Das war ebenfalls in den Verfilmungen mit Christopher Reeve der Fall, wo er Lex Luthor einbuchtet, anstatt ihn für seine Vergehen umzubringen. Doch hier, im Finale versucht Zod unschuldige Menschen zu töten und Superman bricht ihm daraufhin in Man of Steel das Genick. Dabei gäbe es mehr als genug Möglichkeiten, genau dies zu vermeiden.

Letzten Endes ist es so, dass die Darsteller begeistern können. Amy Adams als Lois Lane gibt die hartnäckige und exzellente Reporterin, die dank ihres Können herausfindet, wer der Unbekannte in Wahrheit ist. Russel Crow als Jor-El kann ebenso überzeugen. Zu sehen, wie er die Journalistin durch das Schiff von General Zod lotst und sie dabei unterstützt, macht Spaß. Auch die Special Effects sind gelungen. Doch beim ganzen Rest hat man den Eindruck, dass Man of Steel alles will, nur keine Hoffnung auslösen. Was die Figur und ihre Symbolkraft schon fast konterkariert.

Info

Drehbuch: David S. Goyer
Hauptdarsteller:
Henry Cavill, Amy Adams, Michael Shannon, Kevin Costner, Diane Lane, Laurence Fishburne, Antje Traue, Ayelet Zurer, Christopher Meloni, Russell Crowe
Produzent: Charles Roven, Christopher Nolan, Emma Thomas, Deborah Snyder
Regie: Zack Snyder

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