They Reminisce Over You ist ein interessantes Luke Cage-Finale.
Ein unerwartetes Ende
Mariah Dillard (Alfre Woodard) wird verhaftet und verurteilt. Sie warnt vor Gericht davor, dass eine Verurteilung dazu führen wird, dass auf den Straßen der Bronx die Gewalt ausbrechen wird. Was sie allerdings nicht erwähnt hat, ist, dass sie dabei tatkräftig mitmischt, um unliebsame Zeugen aus dem Weg zu räumen.
Gleich mehrere Personen wollen das Chaos auf die eine oder andere Art beenden. Luke Cage (Mike Colter), indem er mit allen Beteiligten spricht und sie warnt. Misty Knight (Simone Missick), indem sie mit der Macht des Gesetztes vorgeht. Und Tilda Johnson (Gabrielle Dennis), indem sie die – in ihren Augen – Wurzel allen Übels direkt bekämpft.
Als die letzte Episode der zweiten Luke Cage-Season auf Netflix zu sehen war, dürfte niemand damit gerechnet haben, dass dies die finale Staffel der Serie sein würde. Denn als später bekannt wurde, dass Disney an seinem eigenen Streamingdienst Disney+ arbeiten würde, stellte Netflix im Februar 2019 alle eigenen Marvel-Serien ein. Es wurden zwar noch die Staffeln gesendet, die in der Produktion schon weit vorangeschritten waren. Doch ansonsten sollte es von diesem Streaminganbieter keine weiteren Episoden mehr geben.
Kein Grund für eine Jubelarie
Deshalb ist They Reminisce Over You auch so eine interessante Folge. Weil sie einerseits sehr gut als eine Art Schlussstrich unter der Luke Cage-Serie funktioniert, sich aber andererseits ebenso eine gewisse Hintertür für eine damals noch durchaus mögliche dritte Season offenhielt.
Dementsprechend fühlt sich diese Folge wie ein großes Aufräumen an. Alle noch offenen Plots werden abgeschlossen, wobei am Ende dann noch ein neuer Status quo für den Serienhelden geschaffen wird. Und nicht jede Figur überlebt das Staffelfinale.
Das Ergebnis ist eine der besseren Episoden der letzten Zeit. Aber gleichzeitig ist dies keine Folge, die einen in Jubelstürme ausbrechen lässt, die also nicht an das Niveau der ersten Episoden der Staffel anschließen kann.
Was für eine Wandlung
Man muss den Mut der Macher bewundern, mit dem sie nicht nur eine Figur aus der Reihe schreiben, die sie lange Zeit geprägt hat, sondern ebenso Luke Cage ein vergiftetes Geschenk kriegen lassen, das die Intention hat, ihn zu verändern. Und so deutet das Ende der Folge an, dass dieses Vorhaben durchaus erfolgreich ist.
Es ist gerade dieses Ende, das dafür sorgt, dass die Episode einem in besserer Erinnerung bleibt als die Folgen, die unmittelbar davor liefen. Und mit Abstrichen auch die Ereignisse, die zuvor stattfanden.
Dass Mariah Dillard ins Gefängnis kommt und von dort aus einen Rachefeldzug beginnt, mit vielen Opfern, ist ein weiteres Zeichen dafür, wie sich die ehemalige Stadträtin gewandelt hat. Sie ist jetzt absolut skrupellos und tut alles, um wieder rauszukommen. Sogar all diejenigen töten zu lassen, die einst für sie arbeiteten.
Keine finale Begegnung
Dementsprechend geht es in dieser Folge sehr brutal und blutig zu. Man sieht, wie Leute abgeschossen oder abgestochen werden. Ebenso, wie Knochen deutlich gebrochen werden.
Trotzdem hat man das Gefühl, dass hier etwas fehlt. Beziehungsweise, dass gewisse Elemente nicht ganz so überzeugen können, wie es sich die Macher der Reihe sicherlich erhofft haben. Ein wenig entsteht der Eindruck von verpassten Chancen.
So hätte man sich eine finale Begegnung zwischen Luke Cage und Bushmaster gewünscht, einfach, um die Rivalität der beiden abzuschließen. Stattdessen taucht der Jamaikaner bei Tilda Johnson auf, schwer mitgenommen von der Überdosis Nightshade, die er in der letzten Episode genommen hat. Und dann kehrt er mit seinen überlebenden Verwandten nach Jamaika zurück. Was ein Abschluss ist, der sehr platt wirkt und nicht sonderlich überzeugend.
Plötzlich abgebrochen?
Auch der Gangkrieg um die Bronx und wie Luke Cage darauf reagiert, kann am Ende nicht überzeugen. Hier ist das Problem, dass dies alles sehr plötzlich und übers Knie gebrochen wirkt. Weil: Woher kommt das auf einmal? Die skrupellose Mariah Stokes ist erst in den letzten Folgen aktiv gewesen, und da wirkte die Handlungszeit, die hierbei verstreicht, nicht ausreichend genug, um eine solche Macht aufzubauen. Es gab schließlich auch nur eine einzige Szene, in der sie mit den anderen Verbrecherbossen interagiert hat.
Dies und das plötzliche Ende des Plots wirken befremdlich. Im Grunde genommen ärgert es einen, dass man Luke Cage nicht wirklich als Held arbeiten lässt. Er hält ein Attentat auf und geht dann direkt zu den Bossen und Mariah Dillard selbst. Das untergräbt ein wenig die ansonsten phantastische Wirkung des Endes.
Am Ende ist dies dennoch eine der besten Episoden der letzten Zeit.
Info
Drehbuch: Cheo Hodari Coker
Showrunner: Cheo Hodari Coker
Regie: Alex García López
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