Soul Brother #1 zeigt, was geschieht, wenn ein Machtvakuum gefüllt werden soll.

Es ändert sich nicht viel

Die erste Luke Cage-Staffel fing großartig an und endete lahm. Es erwies sich als ein Fehler, Cottonmouth nach ungefähr zwei Dritteln der ersten Season durch den Schurken Diamondback auszutauschen. Der trotz persönlicher Beziehungen zu dem Serienhelden es nicht schaffte, das Interesse des Zuschauers dauerhaft zu wecken.

In der zweiten Staffel änderte sich hinter den Kulissen nichts. Showrunner wurde erneut Cheo Hodari Coker, derweil von den Schauspielern auch alle zurückkehrten, deren Figuren das Finale der ersten Season überlebt hatten. Neu zum Main-Cast stießen Mustafa Shakir als John „Bushmaster“ McIver und Gabrielle Dennis als Tilda Johnson.

Coker benannte dieses Mal alle Folgen der Staffel nach Songs von dem Hip-Hop-Duo Pete Rock & CL Smooth. Außerdem basierte die Handlung dieses Mal auf keinen bestimmten Comics. Vielmehr basierte sie auf den Figuren selbst, die auftauchten.

Der Übergang

Luke Cage (Mike Colter) ist nach den Ereignissen der ersten Staffel und der Defenders-Serie eine lokale Berühmtheit geworden. Er sorgt auf den Straßen für Recht und Ordnung, derweil er gleichzeitig versucht, den Verkauf einer Droge mit seinem Namen zu unterbinden. Doch auch, wenn er diverse Drogenlabore ausheben kann, die Drahtzieher im Hintergrund kann er nicht finden.

Gleichzeitig versucht Misty Knight (Simone Missick) damit klar zu kommen, dass sie nur noch einen Arm hat. Eigentlich wollte sie nicht wieder zurück in den aktiven Dienst. Doch dann muss sie erfahren, dass einige der Verbrecher, die sie früher verhaftet hatte, erneut auf freiem Fuß sind. Darunter sind auch einige, die für Leute arbeiten, die großes Interesse an Mariah Dillards (Alfre Woodard) Verbrechensimperium haben.

Soul Brother #1 fühlt sich ein wenig wie eine Übergangsepisode an. Es wird noch einmal der Status Quo vom Ende der ersten Season und der Defenders-Reihe gezeigt. Ehe dann damit angefangen wird, die Elemente für die zweite Staffel vorzubereiten.

Ähnlichkeiten und Unterschiede

Der Auftakt ist daher auch eher gemächlich inszeniert. Regisseurin Lucy Liu (die berühmte Schauspielerin) lässt sich Zeit, was der Handlung allerdings durchaus gut tut. Sie präsentiert ausführlich, wie sich das Privatleben von Luke Cage, Misty Knight und Mariah Dillard geändert hat. Derweil sie gleichzeitig die neue Hauptbedrohung der aktuellen Staffel einführt.

Und man sieht noch nicht viel von Bushmaster. Er taucht nur in einigen wenigen Szenen auf, wo er als jemand dargestellt wird, der intelligent und nach Plan agiert. Der aber auch nicht zögert, sich selber die Hände schmutzig zu machen. Was man vor allem am Ende sieht, wo er einen Gangsterboss umbringt und dessen Handlanger mit Capoeira-Moves lahmlegt. Dabei zeigt, dass er anscheinend ähnlich stark und kugelsicher, wie Luke Cage selber ist. Was natürlich eine interessante Entwicklung ist, bei der man noch nicht absehen kann, wohin das führen wird.

Interessant ist vor allem das Drumherum. Anders, als bei den meisten anderen handlungstragenden Figuren ertönen bei seinem Auftritt keine Hip-Hop-Klänge. Stattdessen ertönt Reggea-Musik, wodurch er bereits ein gewisses Alleinstellungsmerkmal erhält.

Keine normale Vater-Sohn-Beziehung

Bei Luke Cage selbst erlebt man jemanden, der mit seinem Leben im Reinen ist. Er konnte Pop rächen und ist aus dem Knast raus. Ebenso führt er eine glückliche Beziehung mit Claire Temple, derweil er versucht, die Straßen von Harlem von Drogen und ähnlichen Gefahren reinzuhalten.

Natürlich ist das für eine zweite Staffel zu wenig. Es bedarf Veränderungen und Bedrohungen. Und da ist das interessante, dass die Gefahr dieses Mal nicht von den Drogen ausgeht, die nach ihm benannt wurden. Deren Quelle räumt er ja am Ende der Folge aus dem Weg.

Vielmehr scheint eine potentielle Quelle der Unruhe sein Vater zu sein, der auf ein Mal wieder in sein Leben getreten ist. Dieser ist ein fanatischer Prediger, der Luke als eine moralische Gefahr sieht und ansonsten sehr von sich selbst überzeugt ist. Die Episode versucht alles, um ihn als Unsympathen darzustellen. Ehe er losgeht, hält er eine flammende Predigt vor dem Spiegel, wo er seinen Sohn runtermacht. Und als die beiden sich dann treffen, wird klar gemacht, dass er von seinem Sohn enttäuscht ist. Was allerdings auf Gegenseitigkeit beruht, wenn man hört, was Luke seinem Erzeuger alles vorwirft.

Das ist noch zu wenig

Bei Misty Knight wird betont, wie sehr sie unter dem Verlust ihres Armes leidet. Sie wirkt über weite Teile der Episode in sich zurückgezogen und sehr passiv. Was sich erst dann ändert, als sie realisiert, dass ihr ehemaliger, korrupter Partner, dafür gesorgt hat, dass 30 der Leute, die sie festgenommen hat, wieder auf freien Fuß sind. Was für sie die Motivation ist, wieder in den aktiven Dienst zurückzukehren. Hoffentlich bleibt dies nicht ihre einzige Beschäftigung in der Season, weil dies auf Dauer etwas wenig ist.

Mariah Dillard kommt von den drei Hauptfiguren am wenigsten vor. Man sieht, wie sie nach außen hin, die glückliche Frau an der Seite von Shades gibt. Doch insgeheim versucht sie, Luke Cage zu schaden. Denn sie gibt unter anderem Judaskugeln, die ihn in der letzten Season verletzen konnten, an andere Gangster weiter. Was dann am Ende nicht so verläuft, wie gehabt. Auch hier wird es interessant, was ihr widerfahren wird. Denn die Rache an Luke Cage alleine reicht nicht aus, um den Charakter über die gesamte Season hinweg interessant zu halten. Da muss noch etwas geschehen.

Soul Brother #1 ist eine gute Auftaktfolge, auch wenn am Ende nur Luke Cage selbst am meisten von ihr profitiert. Bei Misty Knight wird nur die Basis für eine interessante Handlung gelegt, während bei Mariah Dillard noch vollkommen unklar ist, was ihr Seasonplot sein wird.

Infos:

Drehbuch: Cheo Hodari Coker
Showrunner: Cheo Hodari Coker
Regie: Lucy Liu

 


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Warpskala

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8 10 0 1
8/10
Total Score
Götz Piesbergen

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