Mit You Know My Steez endet unter anderem der Kampf Luke Cage gegen Diamondback.

Gut abgebaut

Ein von einem speziellen Anzug verstärkter Diamondback (Erik LaRay Harvey) greift den Friseursalon an. Er und Luke Cage (Mike Colter) prügeln sich gegenseitig durch die Gegend, wobei der Kampf sich schnell auf die Straßen Harlems verlagert. Dessen Bewohner feuern Luke an, dem es am Ende auch gelingt, Willis Stryker zu besiegen.

Doch damit sind die Probleme noch nicht vorbei. Die Polizei verhaftet ihn und Mariah Dillard (Alfre Woodard). Die Stadträtin zieht alle Register ihres Könnens, um unschuldig freizukommen, derweil sich Luke einfach nur ausruhen möchte. Wer wird am Ende ins Gefängnis kommen und wer auf freien Fuß sein?

You Know My Steez ist das Ende der ersten Luke Cage-Season. Es ist dabei ein Staffelfinale, dass sehr schön zeigt, wie sehr die Serie mit dem Tod Cottonmouths abgebaut hat. Und dass es für sie ggf. besser gewesen wäre, sich auf Mariah Dillard als neue Hauptgegenspielerin zu fokussieren, anstatt auf Willis Stryker.

Ein lahmer Kampf

Denn die ersten 20/25 Minuten der Folge sind entsetzlich lahm und langweilig. Der finalen Auseinandersetzung zwischen Luke und seinem Stiefbruder fehlt jegliche Dynamik. Klar, man jetzt kein gelungenes Kampfballett wie in der Daredevil-Reihe erwarten. Aber zu sehen, wie sich zwei vorgeblich superstarke Leute ein bisschen durch die Gegend schubsen, übertrieben formuliert, ist sehr ermüdend.

Vor allem, wenn der Kampf in You Know My Steez durch die Bewohner Harlems beobachtet und kommentiert wird. Das ganze nimmt stellenweise etwas komische Ausmaße an, wenn etwa zwei Jugendliche das Geschehen mit einer Kamera filmen. Und es ist am Ende auch ein Wunder, dass keiner der Leute verletzt wird.

Die zwischendurch eingeblendeten Rückblenden in die Zeit, wo Carl Lukas und Willis Stryker gemeinsam Boxen trainieren sind ebenfalls allerhöchstens leidlich interessant. Es dient im Prinzip nur dem Zweck, die Art und Weise vorzubereiten, wie Luke Cage seinen Gegenspieler besiegt. Wobei das Kampffinale an sich ebenfalls sehr lahm wirkt.

Es wird aufgedreht

Und dann landet Luke Cage in You Know My Steez auf dem Polizeirevier, wo er erstmal eine kitschige Rede über Harlem, seine Bewohner und die Zukunft halten darf. Man kann verstehen, woher das kommt. Aber es wirkt einfach völlig übertrieben inszeniert und beißt sich im Grunde mit der bisherigen Präsentation der Serie.

Doch dann dreht die Reihe auf. War sie vorher ermüdend und langweilig, wird sie von jetzt auf gleich spannend und abwechslungsreich. Weil die Macher der Serie sich was trauen und ausnahmsweise kein Happy End inszenieren, sondern eins, in dem auch die Bösen mal davonkommen und die Grenzen von Recht und Ordnung aufgezeigt werden.

Dabei zeigt sich, was für eine grandiose Gegenspielerin Mariah Dillard ist. Wie sie es in You Know My Steez versteht, andere für ihre Zwecke zu manipulieren. Wie sie den Medien verrät, dass Luke Cage der gesuchte Carl Lukas ist. Oder im Verhör den Mord an ihrem Cousin so verdreht, dass sie in Wahrheit die Unschuldige ist. Kurz um, man lernt es, zu lieben, sie zu hassen.

Ein Knaller-Ende

Denn sie weiß, auf wen sie sich verlassen kann. Dass zum Beispiel Shades draußen noch herumläuft und versucht, die Beweise gegen sie zu vernichten. Und dass sie immer noch eine Stadträtin ist, mit enormen Beziehungen zu überall hin.

Weshalb You Know My Steez auch mit einem Knaller endet. Mariah Dillard kommt frei und übernimmt mit Shades „Harlems Paradise“. Und Luke Cage wird von Federal Agents wegen seiner Flucht aus Seagate verhaftet. Die Helden sind am Ende die Verlierer, was einfach nur ein gelungenes Seasonfinale ist.

Gleichzeitig werden auch Vorbereitungen für eine zweite Staffel getroffen. Es werden Hinweise darauf gestreut, das Luke Cage freikommen wird. Und ebenso wird angedeutet, dass eine bestimmte andere Person, die im Umfeld von Luke Cage aber auch einem anderen Held demnächst ihren Auftritt feiern könnte. Worauf man sich als Zuschauer jetzt schon freut.

You Know My Steez ist leider kein gelungenes Staffelfinale. Erst in der zweiten Hälfte dreht die Folge richtig auf. Was allerdings für die Episode etwas zu spät ist.

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Götz Piesbergen
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