Soll man als Zuschauer Verzweiflung / Hoffnung verspüren?

Es ist einem egal

Der Dämonenkiller treibt weiter sein Unwesen und tötet weitere Yakuza. Unterdessen haben Kiryu (Ryoma Takeuchi) und Yumi (Yuumi Kawai) Aiko (Misato Morita) aufgespürt und können sie davon abhalten, Selbstmord zu begehen. Sie wollen das gestohlene Geld zurückgeben, doch ausgerechnet Nishkiki  (Kento Kaku) macht ihnen einen Strich durch die Rechnung.

Zehn Jahre früher bricht der alles entscheidende Untergrundkampf an. Und während Nishkiki zunächst glücklich ist, weil er anscheinend einen Nierenspender gefunden hat, den er nur noch bezahlen muss, zerbricht sein Glück sehr schnell. Denn die Dojima-Familie verlangt, dass Kiryu den Kampf verliert, und er soll dies herbeiführen. Doch als es soweit ist, verlaufen die Dinge anders als geplant.

Verzweiflung / Hoffnung ist die vorletzte Episode von Like A Dragon: Yakuza. Naturgemäß beginnen sich die Dinge hier zuzuspitzen. Allerdings gibt es einen bedenklichen Aspekt: Dem Zuschauer sind die Geschehnisse vollkommen egal.

Drama, Baby, Drama!

Das große Problem ist, dass die Serie mittlerweile ein einziges Melodram ist. Die Plots gleichen Klischeesammlungen, und die Figuren sind meistens nur noch eine Enthüllung von dramatischen Zusammenbrüchen entfernt. Was insofern schade ist, als dass zu Beginn der Serie einige Charaktere durchaus vielversprechend wirkten.

Am besten merkt man das an Kiryu, dem Hauptprotagonisten der Reihe. Zu Beginn der Serie, bei dem ersten Auftritt des Kiryus aus dem Jahr 2005, hatte er die nötige Badass-Attitüde, die ihn auch in den Videospielen auszeichnete. Die Art und Weise, wie er die angreifenden Gangster ohne großartige Mühe ausschaltete und sich dann ihren Wagenschlüssel nahm, war genau so, wie man es erwartet hatte. Leider wurde dieses Verhalten, diese Ausstrahlung und Lässigkeit nur noch ein einziges Mal wieder aufgegriffen. Ansonsten ist der Kiryu aus dieser Zeit nur ein besserer Nebencharakter, der mit dem Geschehen treibt, anstatt es zu kontrollieren.

Was aber auch daran liegt, dass der Fokus der Reihe mittlerweile mehr auf der Vergangenheitsebene liegt, anstatt auf der Gegenwart. Extensiv wird gezeigt, wie der Kampf zwischen Kiryu und seinem Kontrahenten im Finale des Untergrundkampfes stattfindet. Es wird blutig und überaus dramatisch, als die Anweisung des Clanoberhaupts an Nishkigi bekannt wird.

Völlig übertrieben

Das Problem ist, dass hier alles übertrieben dramatisch dargestellt wird. Zu übertrieben. Gefühlt stehen hier alle Figuren kurz vor einem emotionalen Kollaps, weil dieses oder jenes bekannt wird. Klar, es ist eine sehr angespannte Situation, in der sie sich befinden. Aber dass wirklich nahezu jeder Hauptcharakter davon betroffen ist, kann einfach nicht überzeugen.

Auch die Enthüllung, dass das Ganze ein abgekartetes Spiel des Dojima-Clans war und dass Nishkigi im Grunde genommen den Tod seiner Schwester Miho selber herbeigeführt hat, indem er zu treu ergeben war, ist ein Plottwist zu viel. Seine Aktionen in Verzweiflung / Hoffnung lassen ihn zu sehr wie ein Weichei erscheinen und erklären nicht, wie und weshalb er es zehn Jahre später zu einem der Clanführenden geschafft hat. Fast wirkt es so, als ob er jegliche Schuld auf andere abgewälzt hat und seine Hände in Unschuld wäscht.

Wie auch allgemein der Zusammenbruch der Freundschaft zwischen den vieren durch Mihos Tod übertrieben wirkt. Das Yumi sich in Kiryu verliebt hat, dies aber zunächst leugnet, wirkt an den Haaren herbeigezogen, einfach weil das nie vorher großartig aufgebaut wurde. Oder dass Kiryu zufälligerweise im Anzug vor ihrer gemeinsamen Unterkunft vor sich hin brütet, wo ihn dann Yumi auffindet.

Es lässt einen kalt

All dies führt unter anderem auch dazu, dass einem die ganzen Figuren mittlerweile egal sind. Besonders krass trifft es da Aiko, die von Anfang problematisch dargestellt wurde. Aber in Verzweiflung / Hoffnung ist sie endgültig unten durch. Es ist klar, dass sie einen psychischen Knacks hat, vermutlich dadurch ausgelöst, weil sie den Selbstmord ihrer Mutter miterlebt hat. Allerdings agiert sie völlig egoistisch, ohne Rücksicht auf andere und dann auch noch unvorhersehbar. So versucht sie wie ihre Mutter Selbstmord zu begehen, weil sie meint, dass ihre Tochter bei dem Bombenanschlag in Brüder / Schwestern ums Leben gekommen ist. Obwohl sie vorher jede Menge Zeit gehabt hätte, selber nachzuschauen, ob ihr Kind noch lebt. Oder dass sie in der Vergangenheit ihre Arbeitgeberin verraten hat, um Geld zu kriegen, obwohl sie damit ebenfalls ihrer Schwester Yumi schadet.

Auch die Handlung um den maskierten Yakuza-Killer lässt einen kalt. Vermutlich soll hier Spannung aufgebaut werden, doch das Gegenteil ist der Fall. Der Plot läuft jetzt schon seit einigen Episoden und man hat das Gefühl, er tritt auf der Stelle. Es gibt zu keinem Zeitpunkt einen Hinweis darauf, wer unter der Maske steckt. Stattdessen konzentriert sich die Serie lieber auf andere Plots.

Am Ende von Verzweiflung / Hoffnung bleibt nur das nüchterne Fazit, dass die Like A Dragon: Yakuza-Reihe mittlerweile nicht mehr zu retten ist. Denn, egal was geschieht, es interessiert einen nicht mehr. Und das ist so ziemlich das Schlimmste, was einer Serie passieren kann.

Info

Drehbuch: Toshihiro Nagoshi
Showrunner: Shuji Utsumi


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Götz Piesbergen
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