Der von Daniél Espinosa inszenierte Sci-Fi-Horrorstreifen Life hält die Zuschauenden bis zum Schluss unter Spannung. Der Film steht in bester „was wäre wenn“-Tradition und ehrt hier auch die Alien-Filmreihe.

Hintergrund

Die erste Idee zum Film wurde bereits ab 2012 entwickelt, als die Sonde Curiosity River der NASA auf dem Mars landete. Was wäre, wenn die Proben auf der ISS analysiert werden würden und es auf dem Mars wirklich Leben gäbe? Der Produzent David Ellison erklärte, dass es zudem schon länger den Gedanken gab, einen Thriller zu realisieren, der auf der Internationalen Raumstation spielt. Als schließlich Rhett Reese und Paul Wernick das Konzept eines einzelligen Organismus, der auf Kohlenstoff basiert, vorstellten, nahm das Projekt schließlich eine konkrete Form an. Sollte auf dem Mars etwas überleben können, müsste dies – auch laut NASA-Experten – ein Einzeller sein.

Daniél Espinosa übernahm die Regie und vermittelt in seiner Inszenierung ein starkes Gefühl der Enge mit klaustrophobischen Ansätzen, das so wohl auf der ISS herrscht. Er bezeichnet den Film aber auch als eine Verneigung vor dem Mut, dem Unbekannten ohne Angst zu begegnen. Ursprünglich war ein Low-Budget-Film geplant, mit den Verpflichtungen von Ryan Reynolds und Jake Gyllenhaal standen für die Produktion schließlich 65 Millionen US-Dollar zur Verfügung. Rebecca Ferguson übernahm den Part der Miranda North, der für die Sicherheit zuständige Wissenschaftlerin. Als Vorlage dienten die Alien-Filme sowie Persona von Ingmar Bergman und Solaris von Andrej Tarkowskij.

Handlung

Der Film spielt in einer nicht allzu weit entfernten Zukunft. Die ISS ist mit einer internationalen Crew von Wissenschaftlern besetzt. Ihr konkreter Auftrag lautet, eine Bodenprobe vom Mars mit einem außerirdischen Organismus, der in fossiler Form konserviert ist, zu untersuchen. Da die Sonde beschädigt ist, muss Adams (Ryan Reynolds) in einer gewagten Aktion die Bergung gewährleisten. Der leitende Wissenschaftler Dr. Derry, der von der Taille abwärts gelähmt ist, beginnt mit den Untersuchungen. Durch Zufuhr eines Luftgemischs kann der Organismus schließlich zum Leben erweckt werden, was zum Jubel auf der Station und auf der Erde führt. Derry übernimmt zunächst eine Art Vaterrolle für Calvin, wie der Organismus von Schülern einer gleichnamigen Schule auf der Erde benannt wird.

Derry ist begeistert, als Calvin beginnt, zu wachsen und auf seine Handbewegungen zu reagieren. Er nimmt langsam selbst die Form einer Hand an, wahrscheinlich, weil es das Erste ist, das er wahrgenommen hat. Nach einem Zwischenfall im Labor verfällt der Organismus allerdings zurück in eine Starre. Als Derry verzweifelt versucht, ihn wieder zu reanimieren, nutzt er als letzte verzweifelte Maßnahme Stromstöße. Das hat Erfolg, jedoch reagiert Calvin aggressiv und attackiert Derrys Hand. Er scheint sie nicht nur zu brechen, sondern praktisch auszusaugen und wächst erneut.

Der Wissenschaftler ist bewusstlos und Calvin nimmt die fallengelassenen Instrumente in seiner Box zu Hilfe, um die Schutzmembran zu zerstechen. Er entkommt und hat somit die erste Firewall durchbrochen. Hilflos sehen die anderen Crewmitglieder zu, bis schließlich Adams entgegen des Rats von Miranda North das Labor öffnet, um den bewusstlosen Wissenschaftler zu retten. Nun wird er aber von Calvin attackiert und bleibt im verriegelten Labor zurück. Adams versucht, Calvin mit einem Brenner zu zerstören, dieser jedoch dringt durch den Mund in ihn ein, nimmt das Innere wie Nahrung auf, sprengt schließlich Adams’ Kopf und entkommt dem Labor durch die Lüftungsanlage.

Der Organismus ist wieder beträchtlich gewachsen. Er versteckt sich im Kühlkreislauf und trinkt das Kühlwasser, sodass mehrere Funktionen der Station, auch die Kommunikation zur Erde, ausfallen. Die Crew weiß nun nicht sicher, ob der abgesetzte Funkspruch wirklich rausgegangen ist.

Golovkina, die Kommandatin der Station, begibt sich im Raumanzug nach draußen, um die Antenne zu reparieren. Doch auch Calvin ist dort, um das letzte Kühlwasser zu konsumieren. Sie opfert sich schließlich, damit er nicht mehr in die Station hineinkommt. Leider umsonst. Der Organismus ist nicht nur aggressiv, sondern auch extrem intelligent.

Die restliche Besatzung zieht sich zurück und versucht, den übrigen Bereichen den Sauerstoff zu entziehen, den auch Calvin benötigt. Die Station ist durch die verzweifelten Aktionen in den Sinkflug zur Erde gelangt und die wenigen Treibstoffreserven werden nun benötigt, um die ISS wieder auf Kurs zu bringen. Der Organismus darf nie die Erde erreichen.

Nach und nach fallen weitere Crewmitglieder Calvin zum Opfer bis nur noch Miranda North (Rebecca Ferguson) und David Jordan (Jake Gyllenhaal) übrig sind.

Von der Erde kommt unerwartete Hilfe, allerdings ist es keine Rettungsmission, sondern das ankommende Schiff soll die ISS in die Tiefen des Alls schieben, um die Gefahr abzuwenden. Miranda erklärt, wie die Firewalls funktionieren. Firewall 1 war die Box im Labor, Firewall 2 war das Labor und Firewall 3 ist die Station selbst.

Doch die Aktion misslingt. Nun droht die gesamte Station auf die Erde zu stürzen. Jordan möchte Calvin zu sich in eine Rettungskapsel locken. Mit dem restlichen verbliebenen Treibstoff will er sich gemeinsam mit dem Organismus in die Tiefen des Alls steuern. North soll mit einer weiteren Ein-Personen-Kapsel zur Erde zurückkehren und dort berichten, was vorgefallen ist. Die Station und die Kapseln kommen ins Schlingern, Calvin attackiert Jordan und schließt diesen in sich selbst ein. Miranda North nimmt eine Audioaufzeichnung auf, falls sie den Eintritt in die Erdatmosphäre nicht überleben sollte.

Der Film endet mit der verzweifelten Erkenntnis Mirandas, dass sie in die falsche Richtung fliegt. Derweil tritt Jordans Kapsel in die Erdatmosphäre ein und wassert im südchinesischen Meer. Dort wird sie trotz der verzweifelten Rufe Jordans von Fischern geöffnet.

Fazit

Was für ein Wahnsinnsritt! Die Handlung fesselt und lässt den Zuschauenden kaum Luft zum Atmen. Der Film startet zunächst relativ ruhig und vermittelt die klaustrophibische Atmosphäre der ISS. Die Charaktere werden gut eingeführt und ihre Handlungen werden somit nachvollziehbar. Hier spiegeln sich auch die Eigenschaften der Hauptdarsteller wieder. Gyllenhaal als besonnener Stationsarzt und Reynolds als waghalsiger  Ingenieur. Reynolds Charakter erleidet den ersten Tod, was überraschend und clever ist. Er ist mit auf dem Filmposter und schon nach wenigen Minuten Geschichte. Es war anzunehmen, dass er der Held sein würde und so wird den Zuschauenden klar: Niemand ist sicher.

Klar, Life erinnert stark an Alien und das ist durchaus auch so gedacht. Espinosa führt hier eine Filmtradition weiter, er kopiert nicht. Im Gegensatz zum Alien-Epos macht Life an unterschiedlichen Stellen klar, dass Calvin kein Monster ist. Der Organismus möchte nur überleben. Hier stellt Espinosa die richtigen Fragen. Haben wir den Mut, dem Fremden ohne Angst zu begegnen? Und ist das wirklich die richtige Vorgehensweise?

Der Twist am Ende war vorhersehbar, aber bis zum Schluss hat man sich doch gewünscht, dass es anders kommt. Life nimmt im letzten Drittel fast zu viel Fahrt auf. Als Laie kann man die ganzen wissenschaftlichen Knackpunkte beim ersten Sehen gar nicht aufnehmen, daher sind eventuelle Logiklöcher komplett unwichtig und können vernachlässigt werden.

Info

Regie: Daniél Espinosa
Drehbuch: Rhett Reese, Paul Wernick
Produktion: David Ellison, Dana Goldberg, Bonnie Curtis, Julie Lynn
Hauptdarsteller: Jake Gyllenhaal, Rebecca Ferguson, Ryan Reynolds
Kamera: Seamus McGarvey
Schnitt: Frances Parker, Mary Jo Markey
Musik: Jon Ekstrand

 


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Warpskala

Warpskala
10 10 0 1
10/10
Total Score

Positiv

  • Fesselnde Spannung bis zum Schluss
  • eine großartige Rebecca Ferguson

Negativ

  • wissenschaftliche Twists oft nicht ganz nachvollziehbar
Melanie Frankl
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