In Lieber Doktor stehen Dr. Phlox und Captain Archer vor einer schweren moralischen Entscheidung.

Staffel 1, Folge 13 – Datum unbekannt
„Lieber Doktor“ – „Dear Doctor“

Die Handlung

Wie der Titel es vermuten lässt, steht hier Doktor Phlox (John Billingsley) und sein Verhältnis zum Rest der Crew im Mittelpunkt. Doktor Phlox pflegt eine Brieffreundschaft mit Dr. Lucas, einem menschlichen Arzt auf Denobula. Die beiden tauschen sich über medizinische Dinge, aber eben auch über private Dinge aus. So beschreibt Phlox unter anderem Annäherungsversuche von Crewman Cutler (Kellie Waymire).

Die Enterprise entdeckt ein treibendes Pre-Warp-Schiff im All. Nach der medizinischen Versorgung der Besatzung, wird schnell klar, dass die Valakianer an einer Krankheit leiden und eine Heilung suchen. Beim Besuch des Heimatplaneten entdeckt das Außenteam, dass circa ein Drittel der Valakianer bereits infiziert sind, aber auch, dass der Planet von einer zweiten humanoiden Lebensform bewohnt wird, den Menk, die immun gegenüber der Krankheit sind. Doktor Phlox sucht nach einem Heilmittel, während die ersten Valakianer Ansprüche stellen – sie wollen den Warpantrieb haben, damit sie sich auf die Suche nach anderen Spezies machen können, die eventuell ein Heilmittel haben.

Doktor Phlox ist erfolgreich bei der Suche nach einem Heilmittel. Er äußert aber auch seine Bedenken über eine solche Einmischung in die natürliche Evolution, denn die Krankheit ist ein Gendefekt. Captain Archer (Scott Bakula) möchte aber nicht eine Rasse über die andere stellen. Trotzdem entscheidet er sich für eine Nichteinmischung, übergibt ihnen aber ein Mittel, dass die Symptome lindern kann und ihnen somit mehr Zeit verschafft.

Lieber Doktor
Captain Archer teilt Dr. Phlox seine Entscheidung mit © CBS

Rezension von Lieber Doktor

Es hat einen sehr einfachen Grund, warum ich in meinen „kreuz-und-quer“ Reviews diese Folge als erstes Review von Enterprise ausgewählt habe. In dieser Folge erkennen wir die ersten Grundzüge der Obersten Direktive, Archer erwähnt sogar, dass er hofft, dass die Menschen eines Tages eine Direktive erlassen über das, was er hier draußen tun darf und was nicht.

Archer und Phlox stehen hier in einem Dilemma. Archer möchte nicht Gott spielen und wählen, wer leben darf. Phlox verweist darauf, dass die Evolution bzw. die Natur solche Angelegenheiten selbst regelt. Scott Bakula bringt glaubhaft den inneren Zwiespalt zwischen seinem Mitgefühl und der Angst vor dem, was passieren könnte, rüber.

Dadurch, dass Archer und Phlox unterschiedliche Ansichten haben, werden auch beim Zuschauer Gedankengänge losgetreten.

Wie weit dürfen wir uns in der Tat einmischen? Was ist, wenn die Valakianer sich später als eine Bedrohung ähnlich dem Dominion herausstellen? Oder wenn die Menk dazu werden? Wenn man nun Technologie da lässt, wie eben den Warpantrieb, was bedeutet das für den Sektor? Erobern die Valakianer vielleicht andere Planeten, die noch nicht so weit entwickelt sind um sich selbst zu erhalten?

Das sind ethische und teils philosophische Fragen, die aufgeworfen werden und in der Tat, eine Nichteinmischung ist wahrscheinlich das sinnvollste. Picard (Patrick Stewart) sagt es in Der Aufstand – „Wer sind wir, dass wir die nächste Evolutionsstufe für diese Leute bestimmen dürfen?“,und Admiral Dougherty sagt im selben Film „Der Warpantrieb hat aus einem Haufen romulanischer Gauner ein Imperium gemacht.“

Diese Folge brilliert dabei auf mehreren Ebenen. Zum einen intergriert sie den Doktor als Crewmitglied nun vollständig, über den wir bisher noch nicht viel erfahren haben. Auch die Liebesgeschichte mit Crewman Cutler trägt ihren Teil zur Episode bei, ebenso wie der generelle Aufbau. Dieser ähnelt der TNG-Folge Data’s Tag, in der Data Commander Maddox seine Erlebnisse als eine Art Tagebuch schildert, in der Hoffnung, es könnte ihm bei seiner Arbeit helfen.

Diese Erzählweise bringt den Vorteil mit sich, dass man auch die Gedanken des Doktors erzählen kann, da er seinen Brief an Dr. Lucas quasi im Hintergrund vorliest.

In der ersten Staffel nimmt diese Folge eine Sonderstellung ein. Es gibt zwar einige gute Geschichten in der Staffel, aber keine mit so einem hohen philosophischen Anteil. Für mich ist diese Folge das absolute Highlight der ersten Staffel und ein deutliches Zeichen dafür, dass es sich auch bei Enterprise um eine lupenreine Trek-Serie handelt.

Fun Facts

  • Crewman Cutler trat auch schon in der Folge Geistergeschichten auf.
  • Kellie Waymire (Cutler) spielte auch in einer Voyager-Episode mit.
  • Karl Wiedergott (Larr) spielte ebenfalls in einer Voyager-Episode mit.

Der deutsche Titel

Lieber Doktor ist die korrekte Übersetzung von „Dear Doctor“ und spielt auf die Anrede in einem Brief an.

 


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Marco Golüke

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