Mit Die Luftschlacht um England startet die Konzeptserie Kriege und Drachen.

Ein interessantes Konzept

Drachen waren und sind immer noch faszinierende Kreaturen. Mal sind sie auf der Seite der Bösen, mal auf der der Guten. Mal sind es mystische, sagenumwobene Wesen, ein anderes Mal wahre Monster, die nur durch spezielle Methoden zu kontrollieren sind.

Drachen jetzt in ein historisches Setting anzusiedeln, ist dabei nichts Neues. In den Romanen hat dies unter anderem auch Naomi Novik mit der Die Feuerreiter seiner Majestät-Reihe. Insofern erfindet die von Nicolas Jarry und Jean-Luc Istin (Die Welten von Aquilon) erdachte Kriege und Drachen-Serie nicht das Rad neu. Dabei hat das Konzept der Comicreihe durchaus etwas: Geschildert werden Schlachten, die auch in der realen Welt stattgefunden haben. Nur, dass in ihrer Idee Drachen ein essentieller Teil von diesen waren. Der Auftakt macht Die Luftschlacht um England, die sie mit dem Illustrator Vax (Yiu) umsetzen.

England im Jahr 1940: Krieg liegt in der Luft. Das Deutsche Reich bereitet einen Luftangriff auf das britische Königreich vor. Ihre Luftmacht ist dank ihrer Drachen schier unschlagbar. Trotzdem versuchen Leute wie der Lieutenant of Kent das Beste, um sich vorzubereiten, ihr Land zu verteidigen.

Ein Coming-of-Age im Krieg

Doch der Familiensegen hängt schief. Seine Frau ist wütend wegen seinem Verhalten und möchte ihre Kinder schützen. Wobei die Situation endgültig eskaliert, als ihre Tochter Alexandra auf einen Drachen trifft und dabei anscheinend eine Art Band zu diesem auftaucht. Doch das Wesen wird vertrieben und Alexandra und ihr jüngerer Bruder werden auf ein Schiff gebracht, dass sie nach Amerika in Sicherheit bringen soll. Als dieses allerdings von den Deutschen angegriffen wird, scheint ihr Schicksal besiegelt.

Die Luftschlacht um England ist jetzt weniger ein Kriegscomic, als vielmehr eine Art Coming-of-Age-Geschichte. Im Mittelpunkt des Geschehens stehen einerseits die noch junge Alexandra, wie ihr älterer Bruder Edward. Beide werden im Laufe der Story erwachsener, durchlaufen dramatische und traumatische Ereignisse, die sie prägen. Und die sie dazu bringen, auf ihre jeweilige Mentoren zu hören.

Dabei könnte die Charakterisierung der beiden nicht unterschiedlicher sein. Alexandra sieht man vor allem immer mit einem Buch im Schoss. Ebenso hat sie auch eine Art unterdrückter Wut, was unter anderem daran liegen kann, dass sie den Streit ihrer Eltern zu Beginn der Story mitkriegt und dies scheinbar nicht das erste Mal ist. Sie ist neugierig und weiß mehr über das Weltgeschehen, als man es für ihr Alter möglich gehalten hätte. Gleichzeitig kümmert sie sich auch rührend um ihren jüngeren Bruder Michael, der von dem ganzen Geschehen um sich herum in seiner kindlichen Naivität nichts mitkriegt.

Wichtige Mentoren

Edward hingegen muss sich, nachdem sein Vater im Krieg gefallen ist, als Pilot beweisen. Auch ihm liegt seine Familie am Herzen. Das wird wiederholt deutlich gemacht, etwa, als er mit seinem Flieger bei einer Mission nach Überlebenden suchen möchte. Dies aber die Pflicht verhindert.

Beide haben Mentoren, die sich um sie kümmern. Alexandra wird nach dem Schiffsunglück mit ihrem Bruder an einen einsamen Leuchtturm angespült, dessen Leuchtturmwächter Taggart mehr über Drachen weiß, als er vorgibt. Edward hingegen wird von dem vom Krieg gezeichneten Piloten Captain Ferguson unter die Fittiche genommen.

Es sind die menschlichen Dramen, die von Nicolas Jarry in den Vordergrund gestellt werden. Man erlebt wirklich, wie die Figuren leiden, aber durch ihr Leid wachsen. Am Ende lassen sie sich nicht unterkriegen, sondern wachsen daran.

Schwankende Illustrationsqualität

Wobei die Drachen dabei eine große Rolle spielen. Alexandra baut eine Verbindung zu einem weißen Drachen auf, in einer Gesellschaft, in der diese Wesen verpönt und verboten sind. Zu sehen, wie sie nach und nach immer mehr und mehr über diese Kreatur lernt, wie sie ihn in seinen Kämpfen dann auch lenkt, ist faszinierend. Sie nutzt diese Wesen. Edward hingegen sucht nach Möglichkeiten, gegen sie zu kämpfen, was sich als sehr herausstellt.

Die Wesen werden als Kreaturen dargestellt, die jedoch mehr mit Klauen und Zähnen, statt mit Feuer kämpfen. Interessanterweise sind die Antagonisten eben überwiegend die Drachen. Es tauchen keine menschlichen Feinde auf. Die Nazis bleiben unsichtbar, man sieht nur ihr Werk. Was allerdings in diesem Comic sehr gut funktioniert.

Der Schwachpunkt dieses Comics sind leider die Illustrationen von Vax. Die Qualität seiner Zeichnungen ist stark schwankend. Mal sind sie hervorragend, mal schwach. Vor allem Gesichter und heranwachsende bereiten ihm Probleme. Manche Gesichter wirken sehr skizzenhaft und die Proportionen von Alexandra ändern sich gefühlt von Panel zu Panel. Die Actionszenen sind hingegen grandios.

Die Luftschlacht um England ist ein guter Auftakt zur Kriege und Drachen-Reihe.

Info

Autor: Nicolas Jarry
Script Doctor:
David Courtois
Zeichnungen: Vax
Farbe:
Vincent Powell
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite

 


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Götz Piesbergen

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