In der Filmreihe A Quiet Place machen blinde Aliens Jagd auf die Menschheit. Doch wie realistisch ist dieses Szenario?

Könnte eine blinde Spezies die Raumfahrt entwickeln?

In A Quiet Place machen grässliche Monster Jagd auf Menschen. Zwar sind die Wesen blind, doch sie gehen gnadenlos auf jedes Geräusch los und töten, was immer es auch verursacht. Während im ersten Teil nichts über die Herkunft der Kreaturen zu erfahren ist, beginnt die Fortsetzung mit einer Rückblende, in der zu sehen ist, wie sie Meteoriten gleich vom Himmel stürzen. Es handelt sich also offenkundig um Außerirdische. Doch wäre eine blinde Spezies überhaupt in der Lage, sich zu einer raumfahrenden Zivilisation zu entwickeln?

A Quiet Place

In der Natur gibt es durchaus Beispiele für nahezu blinde Spezies. Maulwürfe zum Beispiel. Diese sind perfekt an ihre Lebensräume angepasst, in denen es mangels Licht ohnehin nicht viel zu sehen gibt. Eine hochentwickelte Zivilisation ist jedoch aus keiner dieser Spezies entstanden, denn dafür fehlen schlichtweg einige Voraussetzungen.

Sicherlich, es gibt blinde und sehbehinderte Menschen, die sich bestens im Alltag zurechtfinden und an modernen Technologien teilhaben. Sie haben sogar eine eigene Schrift, die sich erfühlen statt visuell lesen lässt. Allerdings sind sie in eine Gesellschaft hinein geboren worden, in welcher die Mehrheit sehen kann. Und das macht einen großen Unterschied, da blinde Menschen im Idealfall Hilfe und Assistenz bekommen. Fast alle Alltagsgegenstände, darunter auch viele Hilfsmittel für Blinde, sind von Sehenden entwickelt worden.

Das soll Blinde jetzt nicht herabsetzen, aber einige technische Erfindungen wären ohne Augenlicht nie gemacht worden. Allen voran optische Geräte wie Monitore, Fernrohre, Mikroskope und Teleskope. Diese haben wiederum zu Entdeckungen geführt, die ohne Sehvermögen schwer vorstellbar wären. Hätte die Menschheit z. B. Viren und Bakterien entdeckt, ohne den Blick durch ein Mikroskop? Die Medizin wäre vermutlich längst nicht so weit, wenn alle Menschen blind wären.

Über Licht wüssten wir wohl auch nicht viel, denn schon Newton hätte ohne Sehvermögen nie entdeckt, dass sich weißes Licht mittels eines Prismas in sein komplettes Farbspektrum zerlegen lässt. Ohne diese Erkenntnis wären wiederum keine Spektralanalysen möglich, welche aber nötig sind, um die Beschaffenheit von Exoplaneten zu ergründen und nach Lebensmarkern Ausschau zu halten. Und da wären wir auch schon bei der interstellaren Raumfahrt, welche die Kreaturen aus A Quiet Place offenkundig beherrschen.

Nur wie konnten sie die Erde entdecken? Geschweige denn überhaupt eine Vorstellung vom Universum entwickeln? Teleskope sind, wie bereits erwähnt, für eine blinde Spezies völlig nutzlos. Während die Wesen zumindest ihre eigene Sonne aufgrund ihrer Wärmestrahlung wahrnehmen dürften und sich daher auch des Tag-Nacht-Rhythmus’ bewusst sein sollten, wird es mit fernen Sternen schon schwieriger. Erst recht gilt dies für Exoplaneten und Monde.

Da das Vakuum des Weltraums keinen Schall überträgt, können die geräuschfixierten Wesen die Gestirne wohl kaum hören. Schmecken, fühlen und riechen können sie außerhalb ihrer eigenen Welt ebenfalls nichts, wobei ihr Geruchssinn ebenfalls unterentwickelt oder nicht vorhanden zu sein scheint, da sie ihre Opfer offenkundig nicht einmal wittern können. Es blieben vielleicht noch Sinne wie das Wahrnehmen elektrischer Felder, welche z. B. Haie besitzen. Es deutet jedoch nichts darauf hin, dass die Kreaturen aus A Quiet Place über einen solchen Sinn verfügen, denn andernfalls könnten sie Menschen jederzeit anhand ihrer bioelektrischen Felder aufspüren, was offensichtlich auch nicht der Fall ist.

Es ist also nahezu ausgeschlossen, dass die Wesen überhaupt etwas über den Weltraum wissen und erst recht nicht über ferne Planeten. Falls ihre Heimatwelt einen Mond hat, könnten sie den vielleicht noch aufgrund seiner Gravitationskräfte spüren, aber das gilt definitiv nicht für Exoplaneten. Die Erde zu entdecken wäre für sie also nahezu unmöglich. Einzig die Funksignale der Menschheit könnten die Wesen empfangen haben. Vorausgesetzt natürlich, sie haben die nötigen Technologien entwickelt.

Das wäre dann das nächste Problem. Um Radioteleskope zu bauen, braucht es einen hohen technischen Entwicklungsstand, welcher wiederum die Beherrschung des Feuers, die Entwicklung von Werkzeugen und das Wissen um chemische Elemente, allen voran Metallverarbeitung, voraussetzt. Das alles ohne Sehsinn zu meistern, wäre zumindest eine große Herausforderung. Abgesehen von den Raumschiffen, mit denen diese Aliens kommen, benutzen sie jedoch keinerlei Werkzeuge, Waffen oder sonstige Geräte. Sie besitzen nicht einmal Raumanzüge oder Kleidung, sondern rennen völlig nackt umher.

Nichts deutet darauf hin, dass diese Spezies überhaupt etwas beherrscht, mit Ausnahme der interstellaren Raumfahrt. Nur wie sollten die Wesen diese entwickelt haben, ohne eine Vorstellung vom Universum zu haben? Navigieren könnten sie zwar anhand der irdischen Funksignale, allerdings reicht das Wissen über den Standort eines Ziels noch längst nicht aus, um dieses auch zu erreichen.

Warum wollen die Wesen überhaupt zur Erde?

Angenommen, die Wesen hätten die Menschheit aufgrund unserer Funkübertragungen ausfindig gemacht: Warum sollten sie sich im Blindflug zu uns begeben? Sie wüssten wohl kaum, was sie hier erwartet.  Unsere Bildübertragungen sind für diese Wesen faktisch wertlos. Unsere Sprache müssten sie derweil erst einmal entschlüsseln, was für sie umso schwieriger wäre, da sich viele unserer Worte auf optische Eindrücke beziehen. Anhand unseres Lärms könnten sie höchstens schlussfolgern, dass wir mit hoher Wahrscheinlichkeit eine aggressive Spezies sind, die einen nicht zu unterschätzenden technologischen Entwicklungsstand erreicht hat.

Und was könnten sie über die Erde wissen? Eigentlich nichts. Wie bereits erwähnt, fällt eine Spektralanalyse aus, weshalb die fremden Kreaturen nicht einmal wissen können, ob unsere Atmosphäre für sie überhaupt atembar ist. Glück gehabt, sie ist es offensichtlich. Doch ohne Wissen um die chemische Zusammensetzung eines Planeten, macht es wenig Sinn, diesen zu erobern. Was wollen die Wesen also auf der Erde? Ressourcen? Billige Arbeitssklaven? Eine neue Heimat? Nein, nein und nochmals nein!

Offensichtlich wollen die Invasoren einfach nur alle Menschen töten. Warum? Das wird nicht erklärt. Vielleicht sind wir ihnen mit unseren Funksignalen auf den Sack gegangen. Aus Hunger töten sie ihre Opfer jedenfalls nicht, denn man sieht sie niemals essen und sobald sie jemanden getötet haben, gehen sie einfach sofort auf das nächste Opfer los. Dabei reagieren sie auf wirklich jedes Geräusch, egal ob biologisch oder künstlich. Selbst Geräusche wie Gewehrschüsse, die eigentlich auf eine Gefahr hindeuten, ziehen sie magisch an. Wahrscheinlich würden sie sogar auf einen ausbrechenden Vulkan zu rennen.

Scheinbar handelt es sich um reine Tötungsmaschinen, ohne Sinn und Verstand. Das macht es nur umso unglaubwürdiger, dass sie die interstellare Raumfahrt beherrschen. Die Filmreihe verlangt vom Publikum, einfach alles als gegeben hinzunehmen und bloß nichts zu hinterfragen. Sie gibt keinerlei Antworten und pfeift sowohl auf Wissenschaft als auch auf Logik. Es geht hier einzig und allein um den Nervenkitzel durch eine übermenschlich schnelle und starke Spezies, die einem beim kleinsten Geräusch zum Verhängnis wird.

Ein ähnliches Konzept hat auch der Film The Silence, welcher 2019 genau zwischen beiden Teilen von A Quiet Place erschienen ist. Obwohl auch dieser Film einige Schwächen aufweist, bietet er zumindest eine glaubhafte Herkunft der geflügelten Angreifer, die im Blindflug auf jedes Geräusch losgehen. Bei diesen handelt es sich um Kreaturen, die aus einer bisher verschlossenen Felsenhöhle entkommen sind. Dort lebten sie über Äonen in völliger Dunkelheit, weshalb ihr Sehsinn komplett verkümmert ist. Aus Sicht der Evolution macht das schon mal Sinn.

Weiterhin stammen die Wesen aus The Silence von der Erde und es handelt sich um triebgesteuerte Tiere. Das ist allemal glaubwürdiger als eine blinde Spezies von Killern, die extra von einem anderen Planeten anreist. Außerdem töten die fledermausartigen Kreaturen nicht aus Spaß oder Langeweile, sondern um zu fressen. Da sie nicht sonderlich intelligent sind und daher keine Vorstellung von künstlichen Geräuschen haben, ist es schon eher plausibel, dass sie auf jeden Lärm reagieren. Das wird ihnen allerdings auch schon mal zum Verhängnis, z. B. als ein ganzer Schwarm in einen Häcksler fliegt.

Alles in allem ist The Silence glaubwürdiger als A Quiet Place, obgleich er sich schamlos bei diesem bedient. Nicht nur ist das Grundkonzept gleich, auch die Charaktere ähneln sich. So ist in beiden Fällen die Tochter der Familie gehörlos, weshalb die Familien sich in Gebärdensprache unterhalten können. Ein Vorteil, wenn man keinen Laut von sich geben darf. Ein weiterer Punkt, den sich beide Filme teilen, ist die Gefahr, die von anderen Menschen ausgeht, seien es nun Plünderer oder religiöse Fanatiker.

Irrationale Aliens, irrationale Menschen

In einer Welt, in der jedes Geräusch augenblicklich zum Tod führt, werden auch andere Menschen zur Gefahr. In A Quiet Place sind sowohl böse Absicht als auch Leichtsinn im Spiel. So entscheiden sich die Abbotts, die bereits zwei Kinder haben, für ein Baby. Was könnte da schon schief gehen, in einer Welt, in der man keinen Mucks von sich geben darf? Das Baby müssen sie in einer gedämmten Kiste umhertragen und damit es dort nicht erstickt, braucht die Familie neben Vorräten auch noch Sauerstoffflaschen.

Da der erste Teil chronologisch nach dem zweiten spielt, weiß das Publikum bereits, dass die ganze Aktion umsonst ist, denn im Kleinkindalter entdeckt Beau ein lärmendes Spielzeug, welches er natürlich gleich ausprobieren muss. Da er nicht auf seine Eltern hören kann, wird er nicht sonderlich alt. Dabei ist er durchaus schon in einem Alter, in dem er versteht, was seine Eltern von ihm wollen. Ebenso weiß er von den Monstern. Vielleicht will er ja einfach sterben.

Weiterhin müssen sich die Abbotts mit Menschen herumschlagen, die einfach nicht die Fresse halten wollen. Darunter ein gottesfürchtiger Mann, der die Invasoren für Dämonen hält und es nicht lassen kann, laut zu beten. Gott hilft ihm jedoch nicht, sondern bestraft ihn für seine Dummheit. Okay, am ersten Tag der Invasion kann noch niemand wissen, dass die Aliens auf Geräusche abgehen. Dennoch sollte es einleuchten, dass man still zu sein hat, wenn man sich vor einem tödlichen Feind versteckt.

Monate später locken einige Menschen in dem Wissen um die Geräuschempfindlichkeit der Aliens selbige aus purer Bosheit an. Sie stellen mitunter Lärmfallen auf, mit denen sie ihre eigenen Unterschlupfe absichern. Irgendwie ziemlich blöd, denn damit haben die Betreffenden neben den unerwünschten Eindringlingen auch gleich noch die außerirdischen Killer am Hals. Sowohl als Abschreckung wie auch als Alarmanlage sind solche Fallen denkbar ungeeignet.

Weiterhin gibt es Plünderer, die ihre Opfer mit lärmenden Gegenständen behängen, was aber ebenfalls nicht nur fies, sondern bescheuert ist. Ein Überfall sollte möglichst geräuschlos ablaufen, da er sonst in einem Gemetzel endet. Was natürlich der Fall ist, womit die Plünderer Opfer ihrer eigenen Falle werden. Vater Abbott und seine Tochter können derweil mit einem Boot entkommen und schaffen es schließlich auf eine Insel, auf welcher sie in Sicherheit sind, da die Kreaturen nicht schwimmen können.

Dummerweise hat niemand nachgesehen, ob sich vielleicht eines der Aliens auf das Boot geschlichen hat. Warum dieses jedoch eine gefühlte Ewigkeit mit seinem Angriff wartet, ist noch weniger nachvollziehbar. In trügerischer Sicherheit gab es schon auf der Überfahrt scheinbar keinen Grund mehr, still zu bleiben. Auf der Insel angekommen, wird es dann so richtig laut. Dennoch lässt sich das Wesen weiterhin viel Zeit, bevor es endlich auf den Lärm reagiert. Warum? Wahrscheinlich nur aus dramaturgischen Gründen.

Der sichere Hafen ist schnell dahin und fast alle Inselbewohner sterben, weil sie wider besseres Wissen lauthals herumschreien. Schlussendlich gelingt es jedoch, die Kreatur zu besiegen, indem man sie mit hohen Frequenzen bombardiert. Die kleine Regan Abbott hatte diesen Trick schon lange drauf und eines der Wesen damit lange genug abgelenkt, bis ein Freund es erschießen konnte. Da fragt man sich doch unweigerlich, warum die Abbotts diese Schwachstelle nicht längst allen anderen Überlebenden mitgeteilt haben.

Ebenso seltsam erscheint es, dass weder Wissenschaftler noch Militärstrategen auf die Idee gekommen sind, Schallwaffen gegen die Invasoren einzusetzen. Und selbst ohne diese sollte es dem US-Militär doch gelungen sein, wenigstens ein paar der Kreaturen ins Jenseits zu befördern. Obwohl die Aliens unbewaffnet sind, gelingt es ihnen im Handumdrehen, den Planeten zu erobern. Damit verlieren sowohl die Kreaturen als auch das irdische Militär ihre Glaubwürdigkeit. Zumal ein gezielter Kopfschuss die Wesen durchaus zu töten vermag.

Fazit: Viel Lärm um nichts

Beide Teile von A Quiet Place sind wenig bis gar nicht durchdacht. Es sind reine Monsterfilme, die keinerlei Wert auf Logik oder gar wissenschaftliche Plausibilität legen. Da sich obendrein noch die Menschen total dämlich verhalten, kommt dabei auch weniger Spannung auf als viel mehr Fremdschämen. Nachdem schon die ersten beiden Teile nach denselben Mustern abgelaufen sind, erscheint es überflüssig, dass 2025 ein dritter Teil folgen soll.

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Positiv

  • Die Erleichterung, wenn endlich der Abspann läuft.

Negativ

  • Unplausible Story voller Logiklöcher.
  • Unfassbar dumme Charaktere.
  • Sogar das Rip-Off ist besser als das Original.

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