Der Krieg der Trekkies: Was ist besser? Star Trek oder Star Wars? Discovery ist kein Star Trek, Picard irgendwie vielleicht schon und im Grunde hat jeder Trekkie jetzt seine selbst gemachte Bibel im Kopf, was für ihn Star Trek ist und was nicht.

Nein, also das kann es jetzt doch nicht gewesen sein, oder? Eine Fangemeinschaft, die sich jahrelang aufgrund des fehlenden Internets mühselig über Printmedien ausgetauscht hat und sich einig war, zerbröckelt jetzt in tausend Splittergruppen, die sich gegenseitig im Netz kaputt trollen.

Was ist passiert?

Einige argumentieren, dass im Fandom noch nie alles eitel Sonnenschein war. Beispiel: The Next Generation wurde zu Beginn von den Fans niedergemacht, da es der alten Crew nicht das Wasser reichen konnte. Roddenberry hatte nach dem ersten Kinofilm nichts mehr zu sagen und auch in TNG stieg er nach wenigen Staffeln aus. Übernommen haben Männer wie Rick Berman, denen dann auch gleich vorgeworfen wurde, Star Trek nicht zu verstehen. Filme wie First Contact warfen die Ideale von Star-Trek über Bord und konzentrierten sich auf Monster, Massenmord oder Raumschiffschlachten und gelten als die besten Filme des ganzen Franchise.

Also was ist denn nun Star Trek? Und bin ich jetzt ein Trekkie oder nicht?

Da gibt es jetzt zwei Antworten. Zum einen kann dir keiner sagen, was du bist und was nicht. Du kannst objektiv der schlechteste Trekkie sein (weil du z.B. die ganze Zeit über Star Wars redest und einfach die beiden Franchise durcheinandergebracht hast) und trotzdem darfst du dich Trekkie nennen. Du darfst dich alles nennen, wenn es dich glücklich macht. Lass dich nicht von Leuten fertigmachen, die sich selbst unter ihresgleichen nicht einig sind, was sie selbst sind.

Die zweite Antwort ist, dass Star Trek gute Unterhaltung ist. Und es ist eine Geldmaschine. Diese beiden Dinge können zusammenpassen, müssen es aber nicht. Wenn man gute Qualität liefert, dann macht man Geld. Man kann aber auch schlechte Qualität liefern und die kaufen dann einfach die Massen, dann macht man auch Geld.

Star Trek wird nicht weitergeführt, um ein Fandom am Leben zu erhalten oder dem Fandom gute Qualität zu liefern. Nein, man melkt eine Kuh, so lange es geht, und so billig, wie es geht. Wenn man Glück hat (und mit „man“ meine ich die Produzenten genauso wie die Kunden), dann findet man einen Künstler, der gute Qualität zum kleinen Preis abliefert, und alle sind zufrieden. Aber das heißt nicht, dass so ein Künstler, der z.B. Deep Space Nine zu einem Hit macht (Ira Steven Beer), auch Bock hat, das sein ganzes Leben lang zu machen und nur für Star Trek zu arbeiten. Oder dass er es hinnimmt, dass er immer weniger Geld für seine Arbeit bekommt.

Wo passt da jetzt die Trek-Frage hinein?

Ist es Trek oder ist es nicht Trek? Das interessiert nur insofern, als dass ein kohärentes Universum mit streng abgetrennten Grenzen einen Teil der Qualität ausmacht. Es ist schön, wenn man ein in sich stimmiges Universum hat, wo zwischen den Serien und Filmen auch ein Austausch stattfindet. Das sieht man derzeit auch im MCU (Marvel Cinematic Universe), wo in dem Film Avengers Helden aus verschiedenen Filmen zusammengeführt werden.

So ein kohärentes Universum wird aber ständig gestört. Etwa mit einem neuen Bruder von Spock (Sybok in Star Trek V) oder mit der Zerstörung der Enterprise. Dann gibt es aber auch andere Störungen, wie die verschiedenen Angaben der Sternzeit oder der Warpskala. Im einen Film sind die Borg unaufhaltsam, im nächsten sind sie einfach zu besiegen.

Im Grunde lässt sich das alles hinbiegen, sofern es mit unseren Vorstellungen von Qualität übereinstimmt. Es stört mich nicht, wenn Spock noch drei Geschwister bekommt. Die wurden halt vorher nie erwähnt. Es stört mich aber, wenn die Enterprise in Discovery anders aussieht, als ich es aus TOS kenne (Das soll doch eine Zeitlinie sein!).

Die Lösung: Das kohärente Universum, und damit die Qualität, wird durch den Künstler sichergestellt. Hat man jedes Mal einen anderen Künstler, dann können diese gute Arbeit abliefern, sie haben aber trotzdem immer einen anderen Ansatz, weil sie verschiedene Menschen sind. Und das führt zu einem leicht abgewandelten Trek-Universum. Und selbst Roddenberry hat seine eigenen Regeln manchmal über den Haufen geworfen. Doch die Kernprinzipien blieben gleich und man hatte das Vertrauen, DAS ist Star Trek.

Robert Beltran
Star Trek Voyager

Und manchmal bemerkt man gar nicht, dass sich etwas verändert hat. Star Trek II: Der Zorn des Khan ist ein völlig neues Star Trek mit Horrorelementen und strikten Militärstrukturen. Und trotzdem hat es keinen gestört, da es gute Qualität war. Nicolas Meyer weiß nach eigener Aussage nicht, was Star Trek ausmacht. Aber er weiß, wie man einen guten Film macht. Er bekam ein winziges Budget und künstlerische Narrenfreiheit. Er durfte Roddenberry so sehr verärgern, wie er wollte. Roddenberry hatte kein Mitspracherecht am zweiten Kinofilm und es sollte nur ein B-Movie werden.

Den Schauspielern war immer klar: Das ist jetzt der letzte Star-Trek-Film. Deshalb verlangten sie auch keine deutlich höheren Gagen. Dann kam Star Trek III und das war dann wieder der letzte Film. Warum passen die alle so gut zusammen? Warum passt die Qualität? Weil da immer die gleichen Leute dahintersteckten, wie Harve Bennett oder Leonard Nimoy.

Wenn dann 2009 ein J. J. Abrams kommt, dann ist das einfach eine andere Nummer. Ist das dann Star Trek? Ja, es ist J. J.-Star Trek. Ob das für dich dann in dein Roddenberry-Weltbild passt oder Rick-Berman-Trek-Bild oder Nicolas-Meyer-Trek-Bild, das hast du dir die letzten Jahrzehnte immer selbst beantwortet. Und offenbar immer mit einem Ja, denn du hast offensichtlich gar nicht bemerkt, wie viele Treks es gibt.

Wenn du es jetzt bemerkst, dann liegt das vielleicht auch einfach daran, dass wir mittlerweile viel mehr hinterfragen und uns viel leichter über das Internet vernetzen und informieren können. Vielleicht wäre Star Trek II gefloppt, wenn man nach dem Kinobesuch heimgegangen wäre und gegoogelt hätte, dass das gar nicht mehr sein Roddenberry Trek ist. Aber ohne Internet haben es viele einfach akzeptiert. Es war unterhaltsam und es war ja sowieso der letzte Star-Trek-Film, es kam ja sowieso keine Serie oder Film mehr, also warum sich aufregen?

Ein Franchise gab es zu der Zeit eigentlich noch gar nicht. Und die Fans waren sich sicher, das Trek-Universum bleibt immer kohärent. Und dann kam ein neuer Film, eine neue Serie und alle jubelten! Und egal, ob es dann eine gute Serie oder Film war, die Kohle hat den Machern signalisiert: Hey! Wir haben alles richtig gemacht! Das Gleiche mit Star Trek 2009 – war das noch Star Trek? Na klar, schau die Kohle an! Discovery? Aber hallo! Picard? Der Rubel rollt!

Geht das jetzt immer so weiter? Wird an Star Trek rumgedoktert, bis alle Ideale ins Gegenteil verkehrt wurden? Dass der Schuss auch nach hinten losgehen kann, sieht man an Star Wars. Überraschung: George Lucas hat mehr an den Prequels mitgeschrieben als an der originalen Trilogie. Bei den klassischen Filmen war nämlich nur der erste Teil aus seiner Feder. Hat das einer gemerkt? Nö.

Und dann schaut man sich Solo – A Star Wars Story an und denkt sich: Warum ist der gefloppt und Rogue One nicht? Und wer hat die drei ganz neuen Teile verhunzt? Ist das noch Star Wars? Ja, das ist Star Wars. Aber anders als bei Star Trek können wir da nicht sagen: Hätten sie mal den Original-Künstler engagiert. Denn Lucas weiß selber nicht, was Star Wars ist oder seine zweite Trilogie hätte besser zu den ersten drei Teilen gepasst.

Es bringt nichts rumzuheulen. Ein Künstler fällt nicht einfach vom Himmel. Man kann Glück haben und man bekommt bessere Qualität und man kann Pech haben und es ist halt weniger Star Trek. Auch die Frage ‚Sollen sie noch Trek-Serien/Filme machen oder nicht?‘, liegt nicht in unserer Hand und lag es auch nie. Allein dadurch, dass wir über schlechten Trek diskutieren, zeigt, dass es uns kümmert. Und aus allem, was uns kümmert, kann man Geld machen. Ergo: Sie machen weiter Star Trek.

Ist das noch unser Star Trek? Das gab es nie. Es gab Qualität. Und es gab Künstler. Und es gibt die Umstände unserer Welt. Wir können die Zeit nicht mehr zurückdrehen und uns dümmer, blauäugiger machen. Wir können Star Trek ansehen und sagen, ob es uns gefällt. Und ob wir finden, dass es zum Rest passt. Dann ist es zumindest zu einem Teil für uns Star Trek. Und wenn man dann im Gespräch jemanden findet, dessen Gedankenwelt zu der eigenen passt, dann hat Star Trek noch etwas geleistet. Es hat uns zusammengebracht, schlechte oder gute Qualität hin oder her.

Gastautor: Daniel Niedermayr

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