Wurde die Erde in der Vergangenheit von Außerirdischen besucht? Wenn es nach Star Trek geht, lautet die erstaunliche Antwort ja!
Die Ursprünge der Prä-Astronautik
Unter Prä-Astronautik ist eine Hypothese zu verstehen, die davon ausgeht, dass die Erde in der Vergangenheit von Außerirdischen besucht wurde. Da die Menschen selbst noch kein Verständnis von Raumfahrt hatten, sollen sie die fremden Besucher aus dem All als Götter fehlinterpretiert haben. Daher auch die Bezeichnungen „Astronautengötter“ oder „Ancient Aliens“. Im Prinzip geht es um das gleiche Thema wie beim modernen UFO-Phänomen, welches jedoch aufgrund unserer eigenen Fähigkeit zur Raumfahrt heute nicht mehr in die Kategorie der Prä-Astronautik fällt.
Populär wurde die Theorie der antiken Alienbesuche durch den Schweizer Autor Erich von Däniken (*1935), der sie jedoch keineswegs als Erster aufstellte. Der französische Autor Robert Charroux (*1909, †1978) bezichtigte ihn gar, sein Buch Phantastische Vergangenheit von 1963 plagiiert zu haben, welches wiederum auf dem Werk Aufbruch ins dritte Jahrtausend von Louis Pauwels (*1920, †1997) und Jacques Bergier (*1912, †1978) basieren soll.
Der Beste seines Faches ist von Däniken auch nicht unbedingt. Er besitzt nicht nur keinerlei wissenschaftliche Qualifikation, er hat zudem nachweislich einiges ausgeschmückt und hinzuerfunden. Sein Lebenslauf ist gelinde gesagt turbulent und seine angebliche Begegnung mit einem Außerirdischen namens Tomy höchst unglaubwürdig. Letztere hat er in seinem Roman mit dem unfreiwillig selbstironischen Titel Tomy und der Planet der Lüge verarbeitet.
Nun sollte aber nicht gleich das Kind mit dem Bade ausgekippt werden, denn einige Behauptungen von Erich von Däniken verdienen durchaus eine genauere Betrachtung. In antiken Texten und insbesondere der Bibel wimmelt es tatsächlich von Überlieferungen, die sich wie Science-Fiction lesen und teilweise wirklich nur dann Sinn ergeben, wenn man Begegnungen mit Außerirdischen in Betracht zieht. Die viel zitierte Entrückung des Propheten Hesekiel durch Engel ist da ein gutes Beispiel. Höhlenmalereien von Wesen, die wie moderne Grey-Aliens aussehen, sind ebenfalls zumindest interessant.
Inzwischen beschäftigen sich recht viele Menschen mit der Prä-Astronautik und der History Channel dreht stetig neue Staffeln der Doku-Reihe Ancient Aliens. Diese ist allerdings ebenso wie von Däniken mit Vorsicht zu genießen, da darin mitunter Esoteriker und Channelmedien wie David Wilcock zu Wort kommen. Mit Wissenschaft hat das meist herzlich wenig zu tun und sogar Mitwirkende wie Giorgio A. Tsoukalos, der 12 Jahre lang Direktor des Erich-von-Däniken-Centers zur Prä-Astronautik-Forschung war, raten bei manchen Aussagen zur Skepsis.
Einer der seriösesten Autoren im deutschsprachigen Raum ist derweil Lars A. Fischinger. Obwohl er selbst ein großer Fan von Erich von Däniken ist, glaubt er nicht jeden Unsinn, der durchs Internet geistert. In seinen Youtube-Videos entlarvt er zahlreichende Mythen als Falschbehauptungen oder Fehlinterpretationen. Seine bodenständige Herangehensweise, die sich scharf von UFO-Sekten und dergleichen abgrenzt, ist durchaus erfrischend wissenschaftlich.
Dieser Artikel soll nun aber kein Urteil darüber fällen, ob die Prä-Astronautik richtig liegt oder an den Haaren herbeigezogener Unfug ist. Sie basiert auf Indizien, die sicherlich interessant sind, bleibt jedoch den ultimativen empirischen Beweis schuldig. Gerade dieser Raum für Spekulationen ist es, der die Prä-Astronautik zur Fundgrube für die Science-Fiction macht. Die Drehbuchautoren von Star Trek haben sich dabei mehr als nur einmal dieser Thematik bedient.
Astronautengötter in Star Trek
Bereits in der zweiten Staffel der Classic-Serie findet sich die Episode Der Tempel des Apoll, welche ein Jahr vor von Dänikens Buch Erinnerungen an die Zukunft erschienen ist. Star Trek hat also auch diesen Hype vorausgesehen, wenn nicht sogar maßgeblich mit beeinflusst. Immerhin wird hier ein griechischer Gott zum Außerirdischen erklärt, welcher in antiken Zeiten die Erde besucht hat.
Damals wurde Apollo von den Menschen vergöttert und das möchte er gerne wieder werden, als die Enterprise seinen Planeten entdeckt. Seine Fähigkeiten erscheinen geradezu magisch. Captain Kirks Raumschiff packt er mit einer riesigen Hand, er kann Materie umformen und lässt es blitzen und donnern, wie es ihm gefällt. Doch schlussendlich stellt sich alles als fauler Zauber heraus und die Vernichtung von Apollos Energiequelle entmachtet ihn.
Wer muss da nicht sofort an Arthur C. Clarkes berühmtes Zitat denken: „Jede hinreichend fortgeschrittene Technologie ist von Magie nicht mehr zu unterscheiden.“ Clarke (*1917, †2008) bediente in seinem Werk 2001: Odyssee im Weltraum übrigens ebenfalls das Thema Prä-Astronautik. Der Schöpfungsmythos erhält darin ein modernes Upgrade und wird einer außerirdischen Zivilisation zugeschrieben, welche schwarze Monolithen auf der Erde und im Weltall hinterlassen hat.
So weit geht Star Trek zwar nicht, aber die Gleichsetzung der Götter mit Außerirdischen sowie die technologische Erklärung von deren magischen Fähigkeiten reichen für den Anfang. Da die Menschheit sich im 23. Jahrhundert weiterentwickelt hat, fallen Kirk und seine Crew selbstverständlich nicht mehr auf den faulen Zauber herein und verweigern Apollo die Gefolgschaft. Schlussendlich bittet er die anderen Götter um die Aufnahme in den Olymp, woraufhin er sich auflöst. Es bleibt offen, ob er auf einen anderen Planeten oder gar in eine andere Dimension teleportiert worden ist.
Jedenfalls ist er nicht der Einzige, der das antike Griechenland live miterlebt hat. In der Folge Platons Stiefkinder stößt die Enterprise auf einen weiteren Planeten, dessen Bewohner der griechischen Antike entstammen. Diese haben auf Platonia telepathische Fähigkeiten entwickelt und drangsalieren damit Kirks Außenteam zu ihrem sadistischen Vergnügen. Es stellt sich jedoch heraus, dass die telepathischen Fähigkeiten mit der Natur des Planeten zusammenhängen. Nachdem Kirk und seine Leute die dortige Nahrung zu sich genommen haben, entwickeln sie alsbald selbst derartige Fähigkeiten und können sich gegen die Platonier wehren.
Von Aliens entführt
Offenkundig handelt es sich bei den Platoniern nicht um Außerirdische, sondern um Menschen von der Erde. Wie sie die Erde verlassen konnten, wird leider nicht erklärt. Möglicherweise reisten sie mit Göttern wie Apollo. Oder sie wurden von einer anderen Spezies umgesiedelt, wie die amerikanischen Ureinwohner in Der Obelisk. Die Motive scheinen dabei unterschiedliche zu sein. Die Ureinwohner wurden nämlich wegen ihrer Friedfertigkeit von der Erde gerettet und außerdem haben ihre Gönner einen Obelisken zurückgelassen, der ihren Planeten vor Asteroideneinschlägen schützt.
Eventuell könnten die Vianer hinter der Rettung des Stammes stecken, denn in der Episode Der Plan der Vianer gibt es gewisse Parallelen. In dieser stehen zwei von intelligenten Spezies bewohnte Planeten vor der Auslöschung durch eine Supernova. Da die Vianer nur die Kapazität haben, eine der beiden Spezies zu retten, testen sie diese auf ihre Empathiefähigkeit. Eines ihrer Testobjekte besteht die Prüfung und ihre Spezies wird auf einen neuen Planeten umgesiedelt. Die Crew der Enterprise erlebt hier live mit, was schon einmal mit den amerikanischen Ureinwohnern geschehen ist.
Eine Oberste Direktive haben die Vianer freilich nicht. Die Föderation schon, weshalb sie nur ihren Forschungsposten evakuiert. Ein Jahrhundert später steht die Crew der Enterprise-D erneut vor einer solchen Situation, als der Planet Boraal II kurz davor steht, unbewohnbar zu werden. Auch dort hat die Föderation einen heimlichen Beobachter stationiert, bei dem es sich um Worfs Adoptivbruder Nikolai handelt. Dieser sendet einen Notruf, dem Captain Picard folgt.
Picard ist selbstverständlich nur bereit, Nikolai zu evakuieren. Laut Oberster Direktive sind die Boraalaner, die sich auf dem Niveau der Bronzezeit befinden, zum Aussterben verdammt. Da gerade keine Vianer zugegen sind und Nikolai sich obendrein auf eine Boraalanerin eingelassen hat, die von ihm schwanger ist, beamt er kurzerhand eine Dorfgemeinschaft auf ein Holodeck der Enterprise.
Der Captain befindet sich damit in einer Zwickmühle, da das Zurückbeamen der Boraalaner auf ihre inzwischen tote Heimatwelt grausamer Mord wäre. Er entschließt sich daher, sie auf einen ähnlichen Planeten umzusiedeln und auf dem Holodeck einen entsprechenden Übergang zu erschaffen, sodass die Kultur der Boraalaner nicht kontaminiert wird. Der Dorfchronist entdeckt jedoch die Täuschung und gelangt in die Gänge des Raumschiffs. Seine Situation ist vergleichbar mit der des biblischen Hesekiel. Leider verkraftet er die Erkenntnis jedoch weit weniger gut und begeht schlussendlich Suizid.
Während die Föderation nur in Ausnahmefällen unterentwickelte Zivilisationen umsiedelt und sich die Vianer als Retter in der Not verstehen, gibt es auch Spezies, die weit weniger wohlwollende Absichten haben. Wie die Crew der Voyager in der Episode Die 37er erfährt, haben die Briori in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Handvoll Menschen von der Erde entführt, um sie auf einem Planeten im Delta-Quadranten zu versklaven. Darunter die Flugzeugpionierin Amelia Earhart.
Da das Jahr 1937 noch vor dem Beginn des irdischen Raumfahrtzeitalters liegt, fällt dieser Eingriff streng genommen noch in den Bereich der Prä-Astronautik. Das moderne UFO-Zeitalter mit den ersten Sichtungen der sogenannten Foo Fighter im zweiten Weltkrieg liegt allerdings auch nicht allzu fern, sodass diese Folge schon eher mit dem Entführungsphänomen spielt. Amelia Earhart und ihr Navigator Fred Noonan verschwanden im Juli 1937 übrigens tatsächlich während eines Pazifiküberflugs für immer. Doch ob die beiden tatsächlich von Außerirdischen entführt wurden oder nicht viel eher am Grund des Pazifiks ein feuchtes Grab gefunden haben, werden wir wohl erst erfahren, wenn die Voyager im 24. Jahrhundert den Delta-Quadranten bereist.
Kosmische Aussaat
In Star Trek werden derartige Entrückungen jedenfalls gerne herangezogen, um die Vielfalt der humanoider Völker in der Milchstraße zu erklären. Ein anderes Erklärungsmodell ist die gezielte Aussaat durch eine humanoide Ursprungsspezies, wie sie in der TNG-Episode Das fehlende Fragment aufgegriffen wird. Während Captain Picard von der Erkenntnis des gemeinsamen Ursprungs aller humanoider Spezies fasziniert ist, reagieren die Klingonen, Romulaner und Cardassianer mit Ablehnung. Deren Feindschaft untereinander hatten die Urahnen aller Humanoiden gewiss nicht im Sinn.
Die Theorie der gezielten Aussaat der Menschheit ist ein Teilgebiet der Prä-Astronautik und wird u. a. von Erich von Däniken in Werken wie Aussaat und Kosmos vertreten. In der Science-Fiction ist diese Annahme ebenfalls populär und findet sich neben Star Trek auch in Filmen wie Jupiter Ascending.
In diesem Werk der Wachowski-Schwestern verfolgen die außerirdischen Ahnen der Menschheit jedoch gänzlich andere und obendrein finstere Absichten. Seit Millionen von Jahren züchten sie auf Tausenden von Planeten humanoide Völker, um sie nach Erreichen einer genügend großen Population abzuernten und genetisch auszubeuten. Die Erdlinge sind für sie nichts weiter als ein Rohstoff, aus dem ein Elixier gewonnen wird, welches ewige Jugend verleiht.
Das ist noch weitaus schlimmer als das, was die Son’a ihren Ba‘ku-Geschwistern in Star Trek IX – Der Aufstand anzutun beabsichtigen. Es ist geradezu schändlich, dass die Sternenflotte sich an der Deportation der Ba’ku beteiligen wollte, was im krassen Gegensatz zur Umsiedelung der Boraalaner gestanden hätte. Da die Ba’ku allerdings keine Präwarp-Zivilisation sind, wie die Föderation zunächst angenommen hatte, fällt dieser Kontakt nicht in den Bereich der Prä-Astronautik. Das heimliche Beobachten von Präwarp-Zivilisationen zu Forschungszwecken ist hingegen durchaus üblich. Trotz der Risiken wohlbemerkt, denn vor der Enttarnung des Forschungspostens auf dem Ba’ku-Planeten durch Commander Data gab es bereits einen ähnlichen Zwischenfall.
Was man beobachtet, verändert man auch
Durch eine Fehlfunktion ist ein ähnlicher holografisch getarnter Außenposten auf Mintaka III aufgeflogen, wobei ein Einheimischer verletzt wird. Da die Föderation für das Schicksal des Mintakaners verantwortlich ist, entscheidet Picard, ihn auf der Krankenstation zu heilen. Dort kommt er unerwartet zu Bewusstsein und glaubt, dass er durch Magie von den Toten zurückgeholt worden sei. Da Picard der Anführer der fremden Wesen ist, wird er unfreiwillig zum Gott der Mintakaner.
In Anbetracht der Obersten Direktive bietet sich in dieser Episode das Worst-Case-Szenario. Da das sprichwörtliche Kind bereits in den Brunnen gefallen ist, bleibt Picard nur die Möglichkeit, die Mintakaner darüber aufzuklären, dass er kein Gott ist. Zu diesem Zweck entrückt er eine ihrer Anführerinnen. Er zeigt Nuria die Enterprise und erklärt ihr, woher sein Volk stammt und dass sich die Menschheit einst auf einem ähnlichen Entwicklungsniveau befunden hat.
Wenn man diese Folge betrachtet, muss man erneut unweigerlich an die Geschichte von Hesekiel denken. Hat es sich in biblischen Zeiten vielleicht genauso zugetragen? Und hat Hesekiel seine Erlebnisse nur deshalb religiös interpretiert, weil er im Gegensatz zu Nuria zu begriffsstutzig war? Star Trek greift dieses Thema jedenfalls ziemlich offen auf und setzt dabei die Menschen an die Stelle der Astronautengötter. Durch diese neue Perspektive wird die Prä-Astronautik um einiges nachvollziehbarer.
Ebenso nachvollziehbar wird der Sinn der Obersten Direktive, denn die Föderation erdreistet sich keineswegs, sich als göttliches Pantheon aufzuspielen, wie andere Spezies das tun. Sei es nun das Volk von Apollo, welches sich einst von der Menschheit anbeten ließ, oder die Entität, welche den Edo ihre Moralvorstellungen aufzwingt. Die Folge Das Gesetz der Edo verkörpert diesbezüglich den absoluten Umkehrschluss von Der Gott der Mintakaner.
Der Sinn der Obersten Direktive
Die Sternenflotte ist dagegen stets um Schadensbegrenzung bemüht. Als Data in der Episode Brieffreunde Kontakt zu einem Mädchen namens Sarjenka aufnimmt und Picard sich dazu hinreißen lässt, ihren zerbrechenden Heimatplaneten zu retten, lässt er anschließend das Gedächtnis der Kleinen löschen. Ihr bleibt nur ein singender Stein, den Data ihr geschenkt hat.
In der Folge Radioaktiv ist es abermals Data, der radioaktive Trümmer vom Planeten Barkon IV aufsammeln soll, dessen Bewohner sich kulturell auf dem Entwicklungsstand des europäischen Spätmittelalters befinden. Dummerweise verliert diesmal Data durch einen Unfall sein Gedächtnis und kontaminiert das nächstgelegene Dorf nicht nur mit dem radioaktiven Metall, sondern ebenso mit fortschrittlichem Wissen. So klärt er die Dorfbewohner über die Fehler ihrer Elementarlehre auf und baut ein Mikroskop.
Was in diesen beiden Episoden zurückbleibt, sind Artefakte und seltsame Erzählungen, die durchaus einen Effekt auf die betreffenden Kulturen haben könnten. In der irdischen Geschichte wimmelt es ebenfalls von solchen Artefakten und Sagen, die rein hypothetisch auf das Einwirken Außerirdischer zurückgeführt werden könnten. Wenn unsere Religionen tatsächlich ein Ergebnis derartiger Eingriffe wären, dürften die Verantwortlichen wohl keine Oberste Direktive haben. Die Ergebnisse ihres Wirkens müssten als ebenso fatal eingeordnet werden, wie die kulturellen Kontaminationen in den Star Trek-Episoden Epigonen und Schablonen der Gewalt aus der Classic-Serie.
In Epigonen führt der Absturz der U.S.S. Horizon im Jahr 2168 auf Sigma Iotia II dazu, dass dessen Bewohner sich das mitgebrachte Buch Chicago Mobs of the Twenties zum Vorbild nehmen. Als die Enterprise rund 100 Jahre später bei dem Planeten eintrifft, hat sich dort eine gewalttätige Kultur der Straßengangs entwickelt.
Während dieses Beispiel noch ein bedauerliches Unglück darstellt, ist das Verhalten des Föderationshistorikers John Gill gegenüber den Ekosianern unverzeihlich. Um deren unterentwickelte Kultur voranzubringen, etabliert er auf Ekos ein faschistisches Regime nach dem Vorbild des 3. Reichs. Die Verfolgung der Zeonisten vom Nachbarplaneten mag dabei unbeabsichtigt gewesen sein, aber als Historiker hätte Gill diese Entwicklung vorhersehen müssen.
Zwar können Kirk, Spock und Dr. McCoy Gill davon überzeugen, seine Fehler öffentlich einzugestehen und den Völkermord an den Zeonisten zu beenden, doch die Nachwirkungen dieses Bruchs der Obersten Direktive bleiben unabsehbar. Es ist schade, dass keine der späteren Serien das Thema wieder aufgegriffen hat, um zu sehen, ob es auf Ekos 100 Jahre später noch Neonazis gibt.
Zuweilen sind es aber nicht die Menschen, die Präwarp-Zivilisationen kontaminieren, sondern andere Aliens. Wie schon auf Sigma Iotia II und Ekos fällt es dabei in den Aufgabenbereich von Captain Kirk, den angerichteten Schaden wieder gutzumachen.
In Die Stunde der Erkenntnis trifft die Crew der Enterprise auf eine steinzeitliche Spezies. Diese ist jedoch nicht allein auf Gamma Trianguli VI, sondern wird von einer künstlichen Intelligenz kontrolliert. Eine Maschine namens Vaal hält die Eingeborenen absichtlich auf einem niedrigen geistigen Niveau und steuert sie mittels Gehirnsonden. Das scheinbare Paradies entpuppt sich somit als Alptraum. Die Bewohner des Planeten sind in Wahrheit Sklaven, welche die Maschine als Gott anbeten und mit Nahrung füttern. Als die Eindringlinge von der Föderation die von Vaal installierte Ordnung gefährden, bringt dieser den Eingeborenen das Mittel der Gewalt bei.
Kirk lässt sich das natürlich nicht gefallen und macht das, was er am besten kann: den Computer zerstören. Nachdem er Vaal erledigt hat, vergleicht sich der Captain selbst mit der Schlange im Garten Eden, weil er den Bewohnern von Gamma Trianguli VI die Erkenntnis gebracht hat. Dabei war es eigentlich Vaal, der wie eine Schlange daher kam. Auf jeden Fall ist die prä-astronautische Anspielung auf die Bibel unverkennbar.
Zu einem noch drastischeren Eingriff wird Captain Kirk in der Folge Der erste Krieg gezwungen. In dieser kehrt er nach 13 Jahren auf den Planeten Neural zurück, wo er sich einst mit Tyree, dem Stammesfürsten des Bergvolkes, angefreundet hatte. Inzwischen wird das Bergvolk von den Dorfbewohnern bedroht, welche plötzlich im Besitz von Handfeuerwaffen sind. Diese haben sie nicht selbst erfunden, sondern von den Klingonen erhalten. Um das Gleichgewicht wiederherzustellen, händigt Kirk auch dem Bergvolk Gewehre aus. Zweifelsohne ein direkter Bruch der Obersten Direktive, aber da die Klingonen damit angefangen haben, war die Kultur des Planeten Neural bereits äußeren Einflüssen ausgesetzt.
Mit solchen Einflüssen durch Dritte bekommt es über 100 Jahre zuvor auch Captain Archer zu tun, als die Enterprise NX-01 in der Episode Die Saat die Heimatwelt der Akaali entdeckt. Um eine Beeinflussung der Präwarp-Kultur zu verhindern, tarnt sich ein Außenteam als Einheimische. Aus der Forschungsmission wird jedoch schnell eine Rettungsmission, denn die Akaali leiden unter einer mysteriösen Krankheit.
Wie sich herausstellt, wird diese durch den Einsatz einer Chemikalie ausgelöst, welche die Malurianer beim heimlichen Abbau eines Erzes verwenden. Da es sich um den schädlichen Einfluss durch eine fremde Spezies handelt, beendet Archer das Treiben der Malurianer. Im Gegensatz zur späteren Mission von Kirk gibt es dabei keine bleibenden Schäden in der Kultur der Akaali.
Die Rückkehr der Götter
Während einige Spezies unterentwickelte Welten mal heimlich, mal offen ausbeuten und im schlimmsten Fall sich als Götter verehren lassen, nutzen andere die daraus entstandenen Legenden schamlos aus. So behauptet eine Gaunerin dreist, sie sei die mythologische Gestalt Ardra, mit welcher die Bevölkerung von Ventax II vor 1.000 Jahren ein Vertrag geschlossen hat. Ein wahrhaftiger Pakt mit dem Teufel, denn für den 1.000-jährigen Frieden haben sich die Ahnen der Ventaxianer verpflichtet, dass ihr Volk eines Tages von Ardra versklavt werden wird.
Es mag sein, dass damals tatsächlich ein Vertrag mit einer außerweltlichen Macht geschlossen wurde. Doch die Person, welche nunmehr behauptet, Ardra zu sein, kann von Captain Picard als Betrügerin entlarvt werden, die sich technischer Tricks bedient, um die Ventaxianer in Angst und Schrecken zu versetzen. Einmal mehr kommt einem das Zitat von Clarke in den Sinn: „…v on Magie nicht zu unterscheiden.“ Nur ist die Föderationstechnologie ebenso hoch entwickelt und so kann Picard den Hokuspokus mit Leichtigkeit nachahmen.
Interessant an dieser Episode ist die Architektur der Ventaxianer, die an Maya-Pyramiden erinnert. Mit hoher Wahrscheinlichkeit soll das auf den Ablauf des Maya-Kalenders im Jahr 2012 anspielen, der sowohl mit verheerenden Katastrophen als auch mit der Rückkehr der Götter assoziiert worden ist. Beides ist Bestandteil der Folge. Bestandteil einer alten Maya-Prophezeiung ist dieses Szenario allerdings nicht. Der Maya-Kalender endete zwar tatsächlich 2012, doch handelt es sich um einen zyklischen Kalender, der einfach von vorne beginnt. Ganz ohne Apokalypse oder Erstkontakt.
Bajor und die Prophethen
So viel zur Prä-Astronautik in den ersten beiden Star Trek-Serien. In Deep Space Nine gibt es insgesamt zwar weniger spezifische Folgen zu diesem Thema, dafür hat aber der gesamte Handlungsstrang um die bajoranischen Propheten einen prä-astronautischen Hintergrund. Die Wurmlochwesen beobachten die Bajoraner nämlich schon seit deren Entstehung und haben ihre Kultur maßgeblich geprägt.
Eine große Rolle spielen dabei die Drehkörper oder Tränen der Propheten. Über diese können die Wurmlochwesen mit den Bajoranern kommunizieren und haben ihnen dabei über die Jahrtausende auch Visionen über die Zukunft gegeben. Außerdem haben sie mindestens zwei Abgesandte erwählt, darunter den Sternenflottenoffizier Benjamin Sisko, dessen Zeugung auf den Einfluss der Propheten zurückgeht. 200 Jahre zuvor war bereits der Bajoraner Akorem Laan ihr Abgesandter, der durch einen Irrtum für kurze Zeit im 24. Jahrhundert landet und die bajoranische Gesellschaft durch seine konservativen Ansichten durcheinander bringt.
Es fällt nicht schwer, hier Parallelen zu irdischen Religionen zu erkennen. Allerdings werden auf der Erde die Abgesandten wie Moses, Jesus, Mohammed oder Buddha als Propheten bezeichnet, während auf Bajor die Propheten die Götter sind. In der religiösen Sichtweise der Bajoraner wird außerdem das Wurmloch zu einem himmlischen Tempel und nicht einmal das Erreichen des wissenschaftlich aufgeklärten Raumfahrtzeitalters ändert etwas an dieser Interpretation. Aber es sollte nicht über die Bajoraner gespottet werden, denn auch auf der Erde unserer Zeit sind religiöse Sichtweisen noch weitaus verbreiteter als die Prä-Astronautik. Diese wird trotz ihres wissenschaftlich-rationalen Ansatzes oftmals belächelt, während die Mehrheit der Menschen noch an brennende Büsche glaubt, die sprechen können.
Wohin solch religiöser Eifer führen kann, zeigen Episoden wie Blasphemie. In dieser wird ein Anschlag auf Keiko O’Briens Schule verübt, weil sie dort die wissenschaftliche Sichtweise der Föderation auf das Wurmloch gelehrt hat. An solchen Beispielen zeigt sich, wie richtig die Oberste Direktive ist. Nur leider halten sich andere Spezies wie die Wurmlochwesen nicht daran. Und dabei haben diese zumindest noch positive Absichten im Gegensatz zu ihren Konterparts, den Pah-Geistern. Letztere erinnern an irdische Legenden von Djinn, die wie die Pah-Geister aus rauchlosem Feuer bestehen sollen. Es wäre nicht verwunderlich, wenn sich die Drehbuchautoren hier wieder einmal direkt bei der irdischen Mythologie bedient hätten.
Ein wenig radikaler sieht die Sache bei den Klingonen aus, die ihre Götter kurzerhand umgebracht haben. Angesichts der Sterblichkeit dieser Götter muss es sich wohl ebenfalls um außerweltliche Besucher gehandelt haben. Zu einem weiteren Kontakt mit Fremdweltlern kam es im 14. Jahrhundert, als die Hur’q aus dem Gamma-Quadranten durch das Wurmloch reisten und es bis nach Quo’noS schafften. Sie plünderten den Planeten und stahlen dabei u. a. das legendäre Schwert des Kahless. In der gleichnamigen Episode finden Kor, Worf und Jadzia Dax das Schwert auf einem Hur’q-Planeten im Gamma-Quadranten wieder. Vielleicht taucht dort ja auch irgendwann der heilige Gral wieder auf …
Prä-Astronautik im Delta-Quadranten
Weiter geht es in den Delta-Quadranten, wo nicht nur die 37er wieder aufgetaucht bzw. aufgetaut sind. In der Folge Tattoo stößt die Voyager kurz darauf auch auf einen Planeten, auf welchem Chakotay vertraute Symbole entdeckt. Die Bewohner scheinen zunächst an keinerlei Kontakt interessiert zu sein und manipulieren ihre Umwelt, um die Crew der Voyager zu vertreiben. Erst als Chakotay sich ihren spirituellen Gebräuchen anpasst, geben sie sich schlussendlich doch zu erkennen.
Sie sehen das Stammestattoo in Chakotays Gesicht und klären ihn daraufhin über ihren Erstkontakt zur Menschheit auf, welcher vor 45.000 Jahren stattfand. Sie geben sogar zu, die Steinzeitmenschen genetisch manipuliert zu haben, was die prä-astronautische Interpretation der Genesis aufgreift. Fortan wurden die Fremden als „Geister des Himmels“ verehrt und prägten vor allem die Kultur der nordamerikanischen Ureinwohner.
Bei ihrem letzten Besuch mussten sie jedoch feststellen, dass diese Völker von den europäischen Eroberern nahezu ausgerottet worden waren. Dies war auch der Grund, warum sie zunächst sehr feindselig auf die Ankunft der Voyager reagiert haben. Chakotay gelingt es natürlich, die Fremden davon zu überzeugen, dass sich die Menschheit inzwischen geändert hat.
Wenig später beeinflusst die Crew der Voyager ihrerseits zwei humanoide Spezies. In Entscheidungen infizieren sich Captain Janeway und Chakotay mit einem Virus und müssen vorübergehend auf einem fremden Planeten in Quarantäne, bis Tuvok ein Heilmittel von den Vidiianer erhält. Bei ihrer Abreise überlassen die beiden ihre provisorische Hütte einem Affen. Bis aus dessen Nachfahren einmal intelligente Wesen werden, dürften die hinterlassenen Artefakte jedoch längst verrottet sein, sodass in diesem Fall kein Verstoß gegen die Oberste Direktive vorliegen sollte.
Anders sieht es da schon auf einem Planeten im Hanon-System aus, dessen Bewohner sich bereits auf dem Entwicklungsstand der frühsten Steinzeit befindeen. Die dort erfolgte Verletzung der Obersten Direktive geschieht absolut unfreiwillig, da die Kazon mit Hilfe von Seska die Voyager übernommen und die Crew auf dem Planeten ausgesetzt haben.
Für die Ausgesetzten beginnt Der Kampf ums Dasein, doch mit Hilfe des Doktors, des Killers Lon Suder sowie Tom Paris und einiger Talaxianer kann die Voyager zurückerobert werden. Die Crew wird wieder aufgesammelt und einmal mehr stellt sich die Frage, was wohl einst aus dem Volk von Hanon werden wird. Werden auch sie Höhlenmalereien von fliegenden Objekten und fremden Wesen hinterlassen? Zumindest hat die Voyager-Crew einen guten Eindruck hinterlassen, da Chakotay einer Stammesfrau das Leben gerettet hat.
Einen weitaus schlimmeren Einfluss haben die beiden Ferengi Arridor und Kol in der Episode Das Wurmloch auf eine Zivilisation, die sich auf dem Niveau der Bronzezeit befindet. Die zwei waren einst durch das Barzan-Wurmloch in den Delta-Quadranten gereist und dort gestrandet, als sich dessen Ausgang verlagert hat. Der nächstbeste Klasse-M-Planet war leichte Beute für die Ferengi, da dessen Bevölkerung im „Lied der Weisen“ die Ankunft zweier Halbgötter angekündigt wurde. Sie benutzen diese Sage, um ein kapitalistisches Ausbeutungssystem zu etablieren, welches ausschließlich ihnen dient.
Captain Janeway bemüht sich um Schadensbegrenzung, doch Arridor und Kol lassen nicht mit sich verhandeln. Der Trick, Neelix als Ferengi zu verkleiden, schlägt ebenfalls fehl. Erst als Chakotay einen Barden dafür bezahlt, das „Lied der Weisen“ zu rezitieren, eröffnet sich eine Chance, die Ferengi zu vertreiben. Denn darin heißt es weiter, dass die Fremden „auf den Flügeln des Feuers“ an den „himmlischen Ort“ zurückkehren würden, von dem sie gekommen sind. Dumm nur, dass die Bewohner des Planeten die „Flügel des Feuers“ als Scheiterhaufen interpretieren, auf dem neben Arridor und Kol auch Neelix landet.
Zum Glück gelingt es, die drei rechtzeitig an Bord der Voyager zu beamen. Deren Crew arbeitet daran, das Barzan-Wurmloch zurück zu holen, was ihre Reise in den Alpha-Quadranten beenden könnte. Das Wurmloch erweist sich jedoch als instabil und einmal mehr hören Arridor und Kol nicht auf die Warnungen der Föderation. Im Ergebnis springen beide Enden des Wurmlochs unkontrolliert durch den Raum und die beiden Ferengi sind endgültig verschollen. Es bleibt zu hoffen, dass sie nicht noch einmal auf eine Präwarp-Zivilisation treffen.
Bis zum nächsten Kontakt mit einer unterentwickelten Kultur vergehen dann erst einmal drei Jahre. Dafür vergehen die Jahrhunderte auf dem Planeten in Es geschah in einem Augenblick wie im Flug. Zumindest für Außenstehende, denn während der Planet aus Sicht der Voyager 58 Umdrehungen pro Minute hinlegt, erleben seine Bewohner den Zeitverlauf völlig normal.
Als das Föderationsschiff vom Gravitationsfeld der ungewöhnlichen Welt eingefangen wird, befindet sich die einheimische Spezies noch in der Steinzeit. Die Ankunft des neuen Sterns, der die Erde zum Beben bringt, nimmt unmittelbar Einfluss auf die frühe Religion. Es entsteht ein richtiger Kult um den „Bodenschüttler“, dem Früchte geopfert werden. Im Mittelalter hält ein junger Protektor dies bereits für Aberglauben und geht wie Giordano Bruno davon aus, dass der Himmel voller intelligenter Wesen ist. Der Versuch, dem „Bodenschüttler“ eine Nachricht per Heißluftballon zukommen zu lassen, ist jedoch zum Scheitern verurteilt.
Im Industriezeitalter angekommen, zeichnet sich bereits ab, dass die Voyager auch erheblichen Einfluss auf die Wirtschaft und Architektur des Planeten nimmt, denn durch die von ihr verursachten Erdbeben müssen alle Gebäude viel stabiler gebaut werden und dazu ist mehr Eisen nötig, als eine normale Zivilisation auf diesem Entwicklungsstand verbrauchen würde. Dank größerer Teleskope wissen die Bewohner der Welt inzwischen, dass der bodenschüttelnde Stern ein Raumschiff ist, und versuchen, per Funk Kontakt aufzunehmen. Doch wie schon das SETI-Projekt scheitern auch diese Kommunikationsversuche, da das Signal zu lange braucht, um anzukommen.
Captain Janeway bringt die Bitte um Antwort in eine Zwickmühle. Soll sie Kontakt mit einer Präwarp-Zivilisation aufnehmen? Chakotay und Paris haben jedoch völlig recht damit, dass der Kontakt bereits hergestellt und die Kultur auf dem Planeten kontaminiert worden ist. Seine Bewohner wissen obendrein, dass sich ein fremdes Raumschiff im Orbit befindet. Der Holodoc bestätigt nach einem dreijährigen Aufenthalt, dass die Präsenz der Voyager Erfindungen, Religion, Kultur und sogar Kinderspielzeug beeinflusst hat.
Wer muss da jetzt nicht sofort an die zahlreichen Grey-Aliens denken, die in Filmen von Unheimliche Begegnung der 3. Art bis Paul, ein Alien auf der Flucht unser Bild von Außerirdischen prägen? Und ja, auch die gibt es als Spielzeugfiguren. Es geschah in einem Augenblick verdichtet die gesamte Menschheitsgeschichte aus Sicht der Prä-Astronautik über das heutige UFO-Phänomen bis hin zum offiziellen Erstkontakt und überträgt das Thema auf eine fremde Spezies.
Diese Spezies macht immer schnellere Fortschritte und fängt schließlich an, das Föderationsraumschiff mit Antimateriewaffen zu beschießen. Erst als ein Astronaut, der für einige Zeit auf der Voyager verweilen darf, zu seinem Volk zurückkehrt, schicken diese zwei hochmoderne Raumschiffe, welche die Voyager aus dem Gravitationsfeld des Planeten befreien. Bei der Rückkehr der Voyager in den Alpha-Quadranten rund zwei Jahre später dürfte die Zeitraffer-Zivilisation der Föderation technologisch bereits weit voraus sein … oder sich selbst zerstört haben.
Schlussendlich erfolgt in der Episode Die Muse zum dritten Mal eine unfreiwillige Verletzung der Obersten Direktive. Als B’Elanna Torres mit dem Delta-Flyer auf einem Klasse-M-Planeten abstürzt, wird die Geschichte der Voyager zur Vorlage für ein Theaterstück. Der Autor Kelis bedient sich dabei zunächst des Logbuchs, während Torres noch ohnmächtig ist. Als sie erwacht, versucht sie, den Schaden zu begrenzen und behauptet, die Erde sei eine Insel und die Voyager ein Segelschiff. Im Gegenzug für weitere Inspiration erhält sie Dilithium und Leiterplatten für die Reparatur des Delta Flyers.
So wie B’Elanna die Geschichte erzählt, klingt das verdächtig nach dem Mythos von Atlantis. Kelis hat die technischen Möglichkeiten des Delta Flyers gesehen und glaubt nun an ein mächtiges Inselreich. Damit nimmt er die Rolle von Platon ein. Das Amphitheater, in dem die Voyager-Stücke aufgeführt werden, erinnert ebenfalls an das antike Griechenland.
Einen ähnlichen Plot hat übrigens der Voyager-Comic Ein Hauch von Avalon, der kurze Zeit nach Die Muse erschienen ist. Auch dort ist die Voyager ein Segelschiff und ihre Crewmitglieder werden zu Fabelfiguren. Nur ist das Ambiente im Comic eher mittelalterlich.
Die letzte Folge, in der es um die Folgen eines verfrühten Kontaktes mit Außenweltlern geht, ist Friendship One. In dieser stößt die Voyager auf einen verwüsteten Planeten, der offenkundig von irdischer Kultur beeinflusst wurde. Die Bewohner hatten das Pech, Besuch von der Raumsonde Friendship One erhalten zu haben, welche die Menschheit im 21. Jahrhundert kurz nach dem Erstkontakt mit den Vulkaniern auf die Reise geschickt hatte.
Das Ziel der Sonde war es eigentlich, friedlichen Kontakt mit weiteren intelligenten Spezies herzustellen. Angekommen ist sie jedoch bei einer Zivilisation im Delta-Quadranten, welche die Antimaterie-Technologie als Waffe nutzbar gemacht und sich damit fast selbst ausgelöscht hat. Die Schuld geben die Überlebenden der Menschheit, die Derartiges aber nie intendiert hat. Einmal mehr zeigt sich, wie fatal sich ein vorzeitiger Kontakt zu einer Präwarp-Zivilisation auswirken kann.
Ob diese Folge jedoch in den Bereich der Prä-Astronautik fällt, ist umstritten. Immerhin war die kontaminierte Kultur bereits technologisch weit genug entwickelt, Antimaterie-Technologie nachzubauen. Die Landung von Friendship One hat da schon mehr vom Roswell-Absturz. Bei dem sollen ja laut Kleine grüne Männchen drei allseits bekannte Ferengi und ein Wechselbalg aus der Zukunft die Erde besucht haben. Diese Episode fällt jedenfalls in den verwandten Themenbereich der UFOlogie, aber nicht unbedingt der Präastronautik.
Star Trek ist kein Einzelfall
Zusammengefasst gibt es mehr als genug Beispiele für dieses Thema in Star Trek. Noch mehr gibt es in anderen Science-Fiction-Werken, die teils sogar komplett auf der Ancient-Aliens-Hypothese aufbauen. Das bekannteste Beispiel dürfte dabei das Stargate-Franchise sein. Die Anleihen bei Erich von Däniken sind sowohl in Roland Emmerichs Kinofilm von 1994 als auch in den darauf basierenden drei Serien kaum zu übersehen.
Sämtliche Götterwelten werden in Stargate auf außerirdische Besucher zurückgeführt. Nachdem in Ägypten ein antikes Sternentor ausgegraben wird, trifft ein von Militärs begleitetes Forschungsteam auf dem Planeten Abydos zuerst auf die ägyptischen Götter, welche sich als parasitäre Alienspezies namens Goa‘uld herausstellen. Aus dem Schlangenschmuck, den die Pharaonen am Kopf getragen haben, wird in Stargate eine Schlange im Kopf. Eine wirklich interessante Interpretation.
In der Serie kommen alsbald die Asgard hinzu, welche die nordischen Götter repräsentieren, darunter Thor. Als Vorlage dienen dabei die allseits bekannten Grey-Aliens, die bei den Berichten über Alien-Entführungen eine zentrale Rolle spielen. Diese Spezies wird zudem für Sagen über Zwerge und Kobolde verantwortlich gemacht und findet sich sogar in steinzeitlichen Höhlenzeichnungen wieder. Kein Wunder also, dass sie in der Serie eine große Rolle spielen, auch wenn die Verbindung zur nordischen Götterwelt an den Haaren herbeigezogen ist.
Schlussendlich gibt es dann noch die Antiker, deren Name bereits auf die Kontakte in der Antike anspielt. Diese werden sogleich zu den Erbauern von Atlantis erklärt, welches in Wahrheit auf einem fremden Planeten in der Pegasus-Zwerggalaxie im Ozean versunken sein soll. Mit Platons Überlieferung hat dies rein gar nichts mehr zu tun. Inzwischen geht die Mehrheit der Historiker zwar davon aus, dass Atlantis, ebenso wie das inzwischen wiederentdeckte Troja, tatsächlich existiert hat. Allerdings wird es definitiv auf der Erde verortet. Als heißer Kandidat wird die von einem Vulkan zerstörte Insel Santorin gehandelt, auf der Relikte der Minoer gefunden worden sind. Mit Prä-Astronautik hatten die aber nicht viel zu tun.
Eine weitere Serie, die sich massiv der Ancient-Aliens-Hypothese bedient, ist Battlestar Galactica. Sowohl in der Originalserie von 1978 als auch im Reboot von 2002 wird gar der Ursprung der Menschheit selbst im Weltraum verortet. Die Erde soll dabei lediglich die 13. Kolonie der Menschen sein, welche ursprünglich vom Planeten Kobol stammen. Eine Auffassung, die wie bereits erwähnt auch in Filmen wie Jupiter Ascending aufgegriffen wird. Im Remake wird dabei zumindest anerkannt, dass es auf unserer Erde bereits eine hominide Spezies gab, mit der sich die Menschen von den 12 Kolonien bei ihrer Ankunft vor 150.000 Jahren ausgekreuzt haben.
Das neben Star Trek populärste Franchise im Bereich Science-Fiction bildet in Sachen Prä-Astronautik ebenfalls keine Ausnahme. Star Wars spielt nicht umsonst vor langer Zeit und eben nicht in der Zukunft. Die Erde kommt zwar nicht vor, allerdings der Mond Endor, dessen plüschige Bewohner noch in der Steinzeit leben und den goldglänzenden C3-PO für eine Gottheit halten. Noch eben wussten die Ewoks nichts über fremde Welten oder gar höhere Intelligenzen und schon werden sie mitten in deren Krieg hineingezogen.
Da fallen einem doch mitunter die Auseinandersetzungen der Götter in den indischen Veden ein, die mit ihren Vimanas über den Himmel geflogen sein sollen. Oder die Luftkämpfe über Europa im 16. Jahrhundert, die in Flugblättern mit Holzschnittdarstellungen festgehalten worden sind. Die Himmelspektakel fanden 1554 über Plech, 1561 über Nürnberg und 1566 über Basel statt und geben bis heute Rätsel auf. Vielleicht wurden unsere Vorfahren ja tatsächlich wie die Ewoks Zeugen eines Kriegs der Sterne?
Die Wahrheit werden wir wohl erst erfahren, wenn es zu einem offenen Erstkontakt kommt. Bis dahin wird die Prä-Astronautik weiterhin die Fantasie der Science-Fiction-Autoren beflügeln. Ob man nun daran glauben möchte oder nicht, aus der Popkultur ist die Theorie der Ancient Aliens nicht mehr wegzudenken. Das betrifft nicht nur die genannten Serien, sondern auch Comics wie Marvels Thor oder die Eternals. Das Thema begegnet uns überall. Kein Wunder, ist es doch in jedem Fall eine unerschöpfliche Quelle spannender Geschichten.
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