Mit den Eternals zieht gleich eine ganze Gruppe von Helden ins MCU ein. Hat sich das Warten gelohnt?

Ein Ausflug in die Präastronautik

Vor rund 7.000 Jahren kamen einige Eternals im Auftrag der Celestials auf die Erde, um die Menschheit vor den monströsen Deviants zu schützen. Von den Menschen wurden sie für Götter gehalten, wobei ihre Namen an jene griechischer und sumerischer Gottheiten angelehnt sind. Während die Eternals die Deviants über die Jahrtausende bis zur scheinbaren Ausrottung dezimiert haben, durften sie sich ansonsten nicht in die Entwicklung der Menschheit einmischen.

Schlussendlich führten ihre unterschiedlichen Ansichten über die Menschheit nach dem Ende der Deviants zu einem Bruch zwischen den Beschützern der Erde. Sie zerstreuten sich und lebten fortan unerkannt unter den Menschen. Von den einstigen Göttern blieben nur Mythen, ebenso wie von den Deviants.

Die Apokalypse droht … mal wieder

Achtung: Spoiler!

Im Hier und Heute werden die Eternals nach einem Deviant-Angriff in London jedoch gezwungen, erneut zusammenzuarbeiten. Ihre alten Feinde sind plötzlich zurück und einer von ihnen hat Superkräfte entwickelt. Als wäre das noch nicht genug, erwacht der goldene Celestial Tiamut, welcher in der Erde schlummert. Dies löst heftige Erdbeben aus und der Erde droht die Zerstörung.

Wie sich herausstellt, hatten die Eternals eine gänzlich andere Aufgabe als gedacht und sind obendrein viel älter als sie sich zurückerinnern können. Sie stehen vor der Wahl, ob sie die Befehle der Celestial erfüllen oder die Menschheit retten sollen. Ikaris hat sich bereits entschieden, wofür Ajak und Gilgamesch einen hohen Preis zu zahlen haben. Im Showdown kämpfen Eternals gegen Deviants, Celestials und andere Eternals. Die größte Klopperei seit Avengers: Endgame.

Optisch eindrucksvolle Zeitreise

Der Film beginnt mit der Ankunft der Eternals auf der Erde, wo die steinzeitlichen Menschen von den Deviants angegriffen werden. Ihr Raumschiff wirkt auf die Erdlinge allerdings nicht weniger erschreckend. Obwohl sie noch keinesfalls bereit für einen Erstkontakt sind, zwingen die Umstände zum Eingreifen. Alle Fans der Ancient-Aliens-Theorie dürften von diesem Einstieg begeistert sein.

Die Handlung macht von da aus einen Sprung in die Gegenwart und die restliche Vorgeschichte der Eternals wird in Rückblicken erzählt. Besonders eindrucksvoll ist dabei das antike Babylon. Neben dem blauen Ischtar-Tor, von welchem heute nur noch Ruinen übrig sind, gibt es dabei auch die hängenden Gärten zu sehen, die einst zu den sieben Weltwundern zählten. Dies ist mit Abstand die eindrucksvollste Szene im gesamten Film.

Während die Eternals den Platz der Götter einnehmen, werden die Deviants zu Interpretationen von Drachen und anderen Monstern aus den antiken Legenden. Erich von Däniken hätte wohl seine Freude an diesem Film. An der technischen Umsetzung seiner Ideen gibt es jedenfalls nichts auszusetzen. Derart eindrucksvoll wurde das Thema Präastronautik zuletzt in Roland Emmerichs Stargate umgesetzt.

Eine inkonsequente Nichteinmischungsdirektive

Den Eternals wurde von den Celestials aufgetragen, die menschliche Entwicklung nicht zu beeinflussen und sie lediglich vor den Deviants zu schützen. Ihre bloße Anwesenheit stellt allerdings schon eine Beeinflussung dar. Allein ihre überirdische Erscheinung prägt die menschliche Kultur in einem Ausmaß, das man selbst Captain Kirk nicht hätte durchgehen lassen. Das Gebot der Nichteinmischung wird hier ad absurdum geführt.

Noch unlogischer wird es, als die Eternals erfahren, was ihre eigentliche Aufgabe ist. Sie sollen die Deviants nämlich bekämpfen, damit diese nicht die Menschen fressen und der Bestand an Erdlingen möglichst schnell auf ein Milliardenmaß heranwächst. Doch wenn die Menschen sich gegenseitig niedermetzeln, dürfen die Eternals nicht eingreifen, obwohl dies ebenfalls zu einer Dezimierung der Erdbevölkerung führt.

Ebenso darf Phastos den Menschen nicht schon in der Antike die Dampfmaschine geben. Wenn es den Celestials darum geht, die Erdbevölkerung möglichst schnell wachsen zu lassen, ist das eine dumme Entscheidung, da die Dampfmaschine die Landwirtschaft revolutioniert hätte. Noch unlogischer ist es, dass Phastos der Menschheit zumindest den Pflug vermachen darf, was ja dann doch wieder eine Einmischung in ihre Entwicklung darstellt.

Starke Abweichung von der Comicvorlage

An diesem Punkt wäre ein Vergleich mit der Comicvorlage angebracht. Der Grund, warum die Celestials eine rasch wachsende Menschenpopulation brauchen, ist nämlich der goldene Celestial Tiamut, welcher in der Erde heranwächst. Dieser benötigt intelligentes Leben als Nahrung. Celestials sind auf der einen Seite Schöpfer von ganzen Sonnensystemen und Galaxien, doch sie werden aus sterbenden Welten geboren. Offenkundig eine Parabel darauf, dass die Materie, aus der wir bestehen, die Asche eines toten Sterns ist. Der Kreislauf des Lebens in kosmischen Maßstäben.

Zugegebenermaßen ist das ein interessanter Gedanke, doch leider geht dieser total an der Mythologie der Comicvorlage vorbei. In dieser dienen nämlich die Deviants den Celestials als Nahrung und nicht die Menschen. Die Deviants wurden demnach auch nicht dazu erschaffen, die Spitzenprädatoren der Erde zu dezimieren, damit die Menschheit heranreifen kann, was am Ende nach hinten losgeht, da die Deviants selbst zu Raubtieren werden. Zumindest sehen sie im Film aber wesentlich besser aus als im Comic. Zwar immer noch furchteinflößend, aber nicht abstoßend. Die optische Aufwertung ist durchaus zu begrüßen, da die ursprünglichen Deviants kaum als Vorlage für Drachen und dergleichen getaugt hätten.

Es gibt allerdings weitaus radikalere Änderungen der grundlegenden Mythologie. Im Comic wurden nicht nur die Deviants und Eternals von den Celestials erschaffen, sondern auch die Menschheit. Dies alles geschah vor einer Million Jahren, während die Eternals im Film gerade mal vor 7.000 Jahren zur Erde entsandt worden sind. Im Comic befinden sich außerdem alle 100 Eternals auf der Erde, während es im Film gerade einmal 10 sind. Da die restlichen Eternals, von denen Eros im Abspann einen kurzen Cameo-Aufritt hat, ebenfalls die Namen irdischer Götter tragen, macht es wenig Sinn, dass sie die Erde nie betreten haben sollen.

Die Geschlechtsumwandlung einiger Eternals macht diesbezüglich ebenfalls keinen Sinn. Frauenquote hin oder her, Ajax der Große sowie der Götterbote Merkur sind in sämtlichen Überlieferungen männlich, was auch für die Comicvorlage gilt. In der Verfilmung sind Ajax und Makkari nunmehr weiblich, dabei hätte es genügt, einfach auf andere weibliche Gottheiten zurückzugreifen.

Schlussendlich hat auch der jüngste Eternal Sprite sein Geschlecht gewechselt. Die Prämisse, dass die ewige Kindheit Sprite von jeder sexuellen Beziehung ausgrenzt, gibt es bereits im Comic, doch dass sie nunmehr Ikaris anschmachtet, ist neu. Zumindest die einstige Beziehung zwischen Ikaris und Sersi wird im MCU beibehalten, ebenso der Verrat durch Sprite. Allerdings ist es im Film nicht Sprite, der bzw. die die Erinnerungen der Eternals löscht.

In diesem Punkt gibt es wiederum eine radikale Neuinterpretation, denn einige Eternals überwachen nicht zum ersten Mal die Geburt eines Celestials. Die gottgleichen Wesen löschen nach jeder Mission das Gedächtnis der Eternals, da diese immer aufs Neue erfahren, dass sie gar nicht die Bevölkerung der Planeten beschützen, auf die sie geschickt werden. Sie sind vielmehr Hirten, die die Schafherde vor den Deviants bewachen, damit die Celestials sich an ihnen nähren können. Die Gedächtnislöschung dient also im Prinzip der Beruhigung des Gewissens.

Schlussendlich gibt es bei den Celestials einige Abweichungen zur Comicvorlage. Zunächst einmal sind sie in den Comics mit um die 100 Meter Höhe schon durchaus beachtliche Titanen, aber im Film beträgt ihre Größe gleich mehrere Kilometer. Im MCU wurde der goldene Celestial zudem nicht zur Strafe nahe San Francisco unter der Erde schlafen gelegt, weil er mit den Deviants sympathisierte. Er ist stattdessen quasi ein Embryo, welcher auf seine Geburt wartet. Zumindest passt aber der Name Tiamut in Anlehnung an die babylonische Göttin Tiamat. Diese verkörpert das Salzwasser, und der Celestial wird demnach nicht zufällig im Ozean geboren.

Da Tiamut nun ein neugeborener Celestial ist, dem die Eternals eine Ab(t)reibung verpassen, ist es am Ende nicht er, welcher ankündigt, in Kürze über das weitere Schicksal der Erde zu richten. Im Gegensatz zum Comic ist es hier der rote Celestial Arishem, der die Menschheit prüfen und anschließend über sie richten will.

So viel zu den gröbsten Abweichungen. Gleich geblieben sind derweil die Namen und Fähigkeiten der Eternals. Nur werden sie nicht immer für die gleichen Zwecke wie im Comic eingesetzt. So nutzt Druig seine Fähigkeit der Gedankenkontrolle nicht etwa, um eine fiktive ehemalige Sowjetrepublik unter seine Herrschaft zu bringen, sondern begnügt sich mit der Rolle eines Sektengurus. Etwas Ähnliches gab es bereits in der Stargate-Episode Seth, in welcher der gleichnamige Goa’Uld ebenfalls eine Sekte kontrolliert, wenn auch mittels eines Gases statt Kraft seiner Gedanken.

Wirklich überraschend ist dagegen, dass in der Mid-Credit-Szene angedeutet wird, dass Thanos auch im MCU ein Eternal war, denn Eros stellt sich als sein Bruder vor. Dadurch stellt sich allerdings die Frage, warum die Celestials seinem Treiben tatenlos zugesehen haben. Immerhin ist er ihnen mit der Auslöschung der Hälfte allen Lebens im gesamten Universum kräftig in die Parade gefahren. Außerdem hätten die anderen Eternals der Menschheit im Kampf gegen Thanos beistehen müssen, auch wenn er kein Deviant war. Dafür war er einer der ihren, was ein Einschreiten durchaus gerechtfertigt hätte.

Fazit: Immer noch sehenswert!

Die Abweichungen von der Comicvorlage sollten nicht in die Endwertung einfließen. Das MCU hat sich noch nie streng an selbige gehalten, zumal es auch innerhalb der Comicreihen immer wieder Reboots mit Neuausrichtungen gab. Das ist völlig okay, solange das MCU in sich schlüssig bleibt. Von daher sind die teils gravierenden Logiklücken viel schlimmer. Sowohl innerhalb des Eternals-Films als auch innerhalb des MCU. Wenn es sich z. B. bei Starlords Vater Ego um einen Celestial handelt, der ja ebenfalls in einem Planeten heranreift, warum lässt sich Tiamut dann nicht auch einfach mit einer Bombe töten? Fragen über Fragen …

Nichtsdestotrotz macht Eternals Spaß und bietet viel fürs Auge. Obendrein bekommt man dabei endlich mal wieder eine präastronautische Sichtweise auf die Götter der Antike, was es so zuletzt in Stargate gab. Das ist eine nette Abwechslung zu Filmen wie Kampf der Titanen, The Legend of Hercules oder Gods of Egypt, die allesamt ins Fantasy-Genre gehören und nicht in die Science-Fiction.

Die darstellerischen Leistungen können größtenteils überzeugen, was auf die Charaktere nicht immer zutrifft. Am nervigsten ist dabei wohl Kingo, der als Bollywood-Star nicht gerade untergetaucht ist wie die anderen Eternals. Gespielt wird Kingo von Kumail Nanjiani, der vor allem aus Komödien wie Stuber bekannt ist, und das merkt man leider. Er ist der Pausenclown unter den Eternals.

Viele stören sich außerdem an Sprite, dabei kommt dieser Charakter trotz Geschlechtsumwandlung der Comicvorlage ziemlich nahe. Nur eigentlich sollte Sprite der TV-Star sein und nicht Kingo. Alle anderen geben derweil eine gute Figur ab, wobei mit Selma Hayek als Ajak und Angelina Jolie als Thena ein paar richtig bekannte Namen im Cast vertreten sind.

Alles in allem haben die Marvel Studios einen soliden Film abgeliefert, der in Sachen Mythologie fast schon epische Ausmaße erreicht. Hier und da gibt es ein paar Ecken und Kanten, womit Eternals vielleicht nicht der beste MCU-Film ist, aber auch bei Weitem nicht der schlechteste. Sehenswert ist er also allemal!

8/10
Total Score

Positiv

  • Die Mythologie des MCU wird erheblich erweitert.
  • Fans der Präastronautik kommen voll auf ihre Kosten.
  • Das antike Babylon sieht hammermäßig aus.
  • Die Deviants sind nicht so ekelerregend wie in der Comicvorlage.

Negativ

  • Der Geschlechterwechsel einiger Charaktere macht in Bezug auf die Göttervorlagen wenig Sinn. Es standen genügend Göttinnen zur Auswahl.
  • Druig bleibt weit hinter seinen Möglichkeiten zurück, die er in den Comics hatte.
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