Am laufenden Band werden neue Serien angekündigt. Ich frage mich also: „Gibt es zu viel Star Trek?“
Ich sehe schon die ersten Kommentare auf diese Kolumne, ohne sie überhaupt gelesen zu haben. „Es kann gar nicht genug Star Trek geben.“ Deswegen schon mal allen ein Danke, die hier geklickt haben und tatsächlich meinen Gedanken folgen wollen.
2005 war vorerst das Ende für Star Trek gekommen. Enterprise wurde vorzeitig abgesetzt, der letzte Kinofilm Star Trek Nemesis war 2002 gefloppt. Das nur wenige Jahre nach Blockbustern wie Das unentdeckte Land oder Der erste Kontakt und einer Zeit, zu der im TV immer zwei Serien gleichzeitig liefen. Heute reden wir dabei von Franchise Fatigue.
Das änderte sich 2009, als der simpel Star Trek genannte erste Film der Reboot-Reihe von J. J. Abrams ins Kino kam. Der Film war finanziell ein voller Erfolg, spaltete aber auch die Fans. Der Reboot schrieb die bisher bekannte Geschichte komplett um und setzte seinen Fokus auf Effekte und Action. Sein Erfolg sorgte für zwei Fortsetzungen, eine dritte scheiterte bisher nur an den Gehaltsvorstellungen. Also entschloss man sich bei CBS, auch wieder eine Serie ins Rennen zu schicken. Star Trek Discovery startete 2017 und wurde ebenfalls ein Erfolg, der aber genau wie die Reboot-Reihe der sogenannten Kelvin-Zeitlinie die Fans uneins zurück ließ. Dies war zwar nicht ungewöhnlich, denn Fans sind keine homogene Masse, die alles gleich gut oder schlecht findet, aber in diesem Ausmaß war es bisher nicht zu sehen.
Wurde sich bei älteren Serien darüber beklagt, dass Star Trek zwingend auf einem Raumschiff spielen muss, dass Star Trek nur Star Trek ist, wenn es die Originalcrew ist oder dass ein Schwarzer oder eine Frau als Captain gar nicht gehen, waren es nun Dinge, die man nachvollziehen konnte. Sowohl die neuen Kinofilme als auch die neue Serie nahmen es nicht so genau mit der bisherigen Geschichte, gestalteten Völker komplett neu und erfanden neue Technologien. Die meisten Zuschauer störte dies scheinbar aber nicht.
Rechtlich gab es da auch ein paar Hindernisse. So war Paramount im Besitz einer Lizenz für Filme, während alles andere zu CBS gehörte. Die beiden haben sich nach der Trennung aber wieder zusammengeschlossen und in der Theorie könnte nun wieder alles aus einem Guss kommen. Aber erst mal bekommen wir mehr Serien.
Offenbar war der Erfolg von Discovery so enorm, dass man sich bei CBS dachte, „wir müssen noch mehr Serien nachschieben.“ Alles natürlich, um den eigenen Streamingdienst zu promoten, denn Star Trek ist dort das große Zugpferd. Picard, Lower Decks, Strange New Worlds, Prodigy und die noch unbetitelte Sektion-31-Serie wurden schon gesendet, stehen kurz davor oder wurden angekündigt. Insgesamt also sechs Serien, die derzeit in Produktion sind. Ziel ist es, das ganze Jahr über neues Trek zu haben.
Droht uns da vielleicht ein neues Franchise Fatigue?
Ich kann nicht sagen, dass ich was dagegen habe, nahezu jede Woche im Jahr eine neue Folge Star Trek zu schauen. Ich befürchte aber, dass sich die schiere Anzahl an Serien negativ auf die Qualität auswirken wird. Die beiden neuen Serien, die schon gelaufen sind, Discovery und Picard, wichen stark von dem ab, was wir bisher kannten. Jetzt ist frischer Wind prinzipiell eine gute Sache, es klappte bei fast jeder anderen Trek-Serie auch, aber wenn der Wind nicht nur frisch ist, sondern auch aus einer anderen Richtung kommt, dann kann sich das Blatt eben auch schnell wenden.
Wir müssen uns keine Gedanken darüber machen, was die Hardcore-Fans denken, denn die sind es, die alles einschalten, nur weil Star Trek drauf steht. Ich habe keine Ahnung, wie groß deren Anteil am Fandom ist, aber ich glaube nicht, dass sie eine Mehrzahl darstellen. Wir müssen uns auch weniger Gedanken um die Zuschauer machen, die sowieso nur das einschalten, was sie interessiert. Viel mehr sind die Fans entscheidend, die mit einem kritischen Auge ihr Objekt der Begierde betrachten. Denn diese neigen dazu, auch mal abzuspringen, wenn es sie nicht anspricht. Die Hater lasse ich mal außen vor, denn die werden wir nie zufrieden stellen können. Und diese sind auch in der Unterzahl.
Ein anderes Problem liegt eben auch in der heutigen Serienlandschaft. Serien werden zum bingen gemacht, also zum mehrere Folgen hintereinander schauen. Eine Folge auszulassen, ist also nicht mehr einfach machbar, stellt aber auch kein Problem in der Streamingzeit dar. Allerdings gibt es dann auf manche Fragen auch erst später eine Antwort oder sie bleiben einfach unbeantwortet.
Das ist schade und eine in meinen Augen nachteilige Entwicklung, aber leider derzeit normal. Auch Serien, die noch im regulären TV laufen, sind mittlerweile überwiegend so aufgebaut, dass man quasi keine Folge verpassen darf. Wenige Ausnahmen wie The Orville halten die Fahne dennoch hoch. Angekündigt wurde Strange New Worlds auch als episodisch, mit einer Rahmenhandlung im Hintergrund. Erinnert an Babylon 5 oder Deep Space Nine, was prinzipiell ja nicht verkehrt ist. Auch Lower Decks scheint mehr in diese Richtung zu gehen.
Die Hoffnung, dass man verschiedene Zielgruppen mit Discovery und Picard im Visier hatte, zerschlug sich schnell. Eventuell hat man also daraus gelernt und setzt bei anderen Serien nun auf ein eigenes Konzept. So kann, denke ich, einem zweiten Franchise Fatigue auch entgegen gewirkt werden. Für jeden ist etwas dabei.
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Früher: Eine Staffel ca 20-24 Episoden. Heute pro Serie ca 10 Episoden je Staffel. Somit haben wir schon bei der Menge trotz vieler kleiner Serien nicht so arg den Übersättigungseffekt.
Bricht man es ganz böse herunter, kann man derzeit etwa alle 1,5 Wochen eine Episode StarTrek geniessen und hat keine Zeit ohne sein Franchise bzw ohne Zeit, die man mit Reruns füllen muss. Passt für mich