Eine persönliche Anekdote zum Dune-Universum.

Als ich kürzlich mit der Autorin Freya von Korff für einen Podcast über Atlantis sprach, erklärte sie mir, weshalb die Atlanter in ihrem Roman ‚Die Krone von Atlantis‘ blaue Augen haben. Als sie mit ihrer Erklärung fertig war, fügte sie mit Begeisterung an, dass sie außerdem als Kind ein großer Fan von Dune gewesen sei, wodurch sich schnell ein Exkurs über diverse Verfilmungen und Computerspiele ergab. (Die Fremen, ein zentrales Volk im Dune-Universum, haben aus bestimmten Gründen extrem blaue Augen.)

Durch die Neuverfilmung von Frank Herberts Romanreihe wird es in letzter Zeit wohl vielen gehen wie Freya und mir. Einerseits freut man sich wie Bolle auf Denise Villeneuves Neuinterpretation der Geschichte um Paul Atreides, die Fremen und die Harkonnen. Andererseits werden aber auch viele in Erinnerungen an David Lynchs – durchaus umstrittene – Verfilmung aus dem Jahr 1984 schwelgen. Grund genug, sich gemeinsam mit euch an meine Jugend mit blauäugigen Wüstenkriegern zurückzuerinnern.

Wie alles begann – Meine Eltern und der Club

Meine Eltern waren in den 1980ern Mitglieder in einem Club, bei dem man Kataloge zugeschickt bekam, aus denen man sich dann Filme, Bücher und weitere tolle Sachen aussuchen konnte. Irgendwann ging die Entscheidungsgewalt von meinen Eltern auf mich über und ich begann, munter anhand von bunten Bildchen und kurzen Inhaltsangaben VHS-Videokassetten zu bestellen.

Besonders beeindruckt war ich vom Titelbild einer Videokassette, auf dessen Mitte ein gewaltiger Sandwurm mit aufgerissenem Maul zu sehen war. Darüber stand in vier großen Buchstaben Dune geschrieben. Selbstverständlich musste ich da nicht lange überlegen und der Film wurde bestellt.

David Lynchs Dune und ich – Liebe auf den ersten Blick

Als endlich der Tag gekommen war, an dem sich meine heiß erwartete VHS-Kassette in der Post befand, schob ich sie sofort in den Videorekorder hinein, um mich dann sogleich in einer großartigen Welt zu verlieren. Das Haus Atreides, die Fremen, die fiesen Harkonnen und die Sandwürmer! Dazu der Wüstenplanet Arakis, der Imperator, die Bene Gesserit-Schwesternschaft und die Handelsgilde. Ein unglaubliches Universum voller Science-Fiction, aber auch voller mythischer Anspielungen, die ich damals sicherlich noch nicht so gänzlich verstanden habe, die aber dennoch eine tiefe Wirkung auf mich zeigten. Und dann noch dieser Soundtrack!

Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich an manchen Tagen den Film guckte, zurückspulte und gleich wieder von vorne begann. Dune war mein Film!

Dune 1984
Szene aus der Verfilmung von 1984

Dune auf dem Amiga 500

Umso erfreuter war ich, als ich irgendwann Anfang der 90er ein Adventure für den Amiga 500 in die Finger bekam, in dem man die Handlung des Films im Groben nachspielen konnte, wobei das Spiel die Atmosphäre des Films erstaunlich gut wiedergab. Bald darauf erschien mit Dune II eines der ersten – wenn nicht sogar das erste – Echtzeit-Strategiespiel. Es erübrigt sich wohl zu sagen, dass ich mit beiden Spielen sehr viel Zeit verbracht habe.

Mein Freund Volker und das Bücherregal – Dune als Buch?

Wenn ich meinen Schulfreund Volker besuchte, wunderte ich mich immer wieder über ein Buch im Regal seiner Eltern, das sonderbarerweise Dune – Der Wüstenplanet hieß. Anfangs konnte ich mir nicht vorstellen, dass das Buch irgendwas mit meinem Film zu tun haben könnte, doch nahm ich es dann doch irgendwann mal in die Hand, um den Klappentext zu lesen. Buch und Film teilten nicht nur den Titel, sondern auch die Story! Und noch besser war: Im Regal von Volkers Eltern gab es nicht nur ein Dune-Buch, sondern gleich mehrere!

Frank Herberts Dune-Reihe

In der örtlichen Bücherei erwarb ich Dune bald als Buch, wobei es vermutlich der erste Moment in meinem Leben war, in dem ich feststellen musste, dass Film und Buch inhaltlich nicht zwingend deckungsgleich sein müssen. Dennoch liebte ich das Buch genauso wie den Film. Mit den Folgebänden tat ich mich etwas schwerer, da ich als Jugendlicher glorreiche Heldengeschichten lesen wollte und das spätere Schicksal des Paul Muad’Dib Atreides so gar nicht in mein Bild eines Heldenepos passen wollte.

So habe ich also Der Wüstenplanet, Der Herr des Wüstenplaneten und auch die Kinder des Wüstenplaneten gelesen. Bei Der Gottkaiser des Wüstenplaneten warf ich das Handtuch. Ich war einfach noch zu jung für diese Reihe. Jahre später, ich war mittlerweile Student, begann ich die Reihe auf Empfehlung meines Kommilitonen David aufs Neue und beendete den Gottkaiser diesmal erfolgreich, woraufhin schließlich noch Die Ketzer des Wüstenplaneten und Die Ordensburg des Wüstenplaneten folgten. Jetzt war ich alt genug, diese Meisterwerke der Science-Fiction noch einmal auf einer ganz anderen Ebene zu verstehen und zu würdigen.

Der TV-Mehrteiler und Brian Herberts Bücher

Da ich so auf David Lynchs Dune-Verfilmung eingeschossen war, tat ich mich relativ schwer mit dem TV-Mehrteiler aus dem Jahr 2000. Für mich war Kyle MacLachlan Paul Atreides und Jürgen Prochnow war sein Vater Leto. Man konnte mir die Geschichte jetzt nicht einfach so mit anderen Schauspielern präsentieren.

Ähnlich erging es mir mit den Büchern von Frank Herberts Sohn Brian, der die Geschichten seines Vaters weitererzählte. Was konnte da schon bei rumkommen? (Gut, bei den Tolkiens hat das recht gut funktioniert …)

Das Dune-Universum und ich im Jahr 2020

Rückblickend muss ich sagen, dass mich David Lynchs Dune bereits als Kind mit einem Vokabular vertraut gemacht hat, das spätestens mit dem 11. September 2001 in den allgemeinen Wortschatz überging. So wusste ich schon in jungen Jahren, was ein Dschihad ist, ohne allerdings zu verstehen, dass es sich dabei um einen realen Begriff handelt. Hinzu kommen zahlreiche Motive aus der Mythologie, die ich teilweise erst heute in ihrer Tiefe realisieren kann.

Als Vorbereitung auf die Villeneuve-Verfilmung habe ich mir David Lynchs Dune vor wenigen Wochen als Blu-ray gekauft – meine alte VHS-Kassette hat zwischenzeitlich ausgedient. Natürlich erkenne ich heute anders als in Kindheitstagen die deutlichen Schwächen des Films, doch ergibt sich für mich immer noch ein positiver Gesamteindruck und ich gehe sogar soweit, ihn als ein Kunstwerk zu bezeichnen, das von grandiosen Bildern, einer barocken Science-Fiction, unglaublichen Gesichtsausdrücken, einem krassen Star-Ensemble (u.a. Patrick Stewart) und nicht zuletzt von einem unglaublich guten Soundtrack lebt. So begeistert ich von der Doku über Jodorowsky’s Dune aus dem Jahr 2013 bin, ist es vermutlich besser, dass Lynch den Film in die Kinos gebracht hat und nicht Jodorowsky.

Nichtsdestotrotz bin ich heute distanziert genug, um auch der TV-Miniserie eine Chance zu geben. Vielleicht ist sie auf ihre eigene Art und Weise gar nicht mal schlecht. Sicherlich werde ich auch bald die Romanreihe ein weiteres Mal in die Hände nehmen – nur zu Brian Herberts Büchern kann ich mich irgendwie immer noch nicht so richtig durchringen …

Dune und ich – ein Fazit

Das Dune-Universum begleitet mich seit meiner Kindheit und war schon vor Star Trek und vor Star Wars für mich da. Die Neuverfilmung, die Ende dieses Jahres in die Kinos kommen soll, gibt mir schon jetzt das Gefühl, dass das wohl noch eine ganze Weile so bleiben wird.


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Michael Kleu
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