King Kongs Sohn ist ein … „interessanter“ Film.
Hollywoods Gesetze galten auch damals
Als King Kong 1933 herauskam, war er ein Erfolg und erhielt zu Recht einen Eintrag in das Geschichtsbuch der Filmhistorie. Die Story, trotz einiger heutzutage problematischer Elemente, und die Special Effects sind auch heute noch prägend. Deshalb traten ebenfalls in jenen Jahren die Gesetzmäßigkeiten von Hollywood in Kraft, und eine Fortsetzung produziert wurde.
Es ist interessant, dass damals wie heute das Motto galt und gilt, dass bei einer erfolgreichen Produktion ein Sequel gedreht werden muss! Und dass so lange Fortsetzungen herauskommen, bis ein Teil floppt. Dass dabei die Qualität mit jedem weiteren Film abnimmt, weil dann häufig auch das Budget von Mal zu Mal kleiner wird, gehört mit dazu.
Nur, dass die meisten Fortführungen ungefähr zwei Jahre Zeit erhalten, ehe sie dann in die Lichtspielhäuser kommen. Nicht so bei King Kongs Sohn. Zwischen seiner Premiere und der von King Kong waren in den USA 1933 gerade Mal neun Monate vergangen. Weshalb man eigentlich nicht davon ausgehen konnte und durfte, dass das Endergebnis überzeugen würde. Oder?
Die Rückkehr bekannter Leute
Immerhin waren an der Produktion einige bekannte Leute beteiligt. Ruth Rose hatte bereits am Skript zu King Kong mitgearbeitet und war dieses Mal alleine für das Drehbuch verantwortlich. Auch Ernest B. Schoedsack kehrte wieder zurück, dieses Mal allerdings ohne Merian C. Cooper, der beim ersten Teil mit Regie führte.
Und Ruth Rose wusste, was die Stunde geschlagen hatte. Sie versuchte erst gar nicht, die Story für einen ähnlich ernsten Film wie King Kong zu verfassen. Sie selbst meinte, dass wenn du es nicht größer machen kannst, es dafür lustiger werden lässt. Was man auch bei King Kongs Sohn bemerkte.
Vom King Kong Cast sollten Robert Armstrong, Frank Reicher, Victor Wong, Steve Clemente und Nobel Johnson ihre Rollen wieder aufnehmen. Neu hinzu kamen Helen Mack als Hilda Petersen, John Marstrom als Nils Helstrom und Ed Brady als Red. Bei den Nebenfiguren durfte man Harry Tenbrook als Tommy, Clarence Wilson als Hildas Vater und Lee Kohlmar als Mickey begrüßen. Bis auf Letzteren wurde keiner der neuen Nebendarsteller in den Credits gelistet.
Interessant?
Ein Monat, nachdem King Kong die Stadt verwüstet hat, ist der Filmemacher Carl Denham nahezu bankrott. Geplagt durch viele verschiedene Anklagen versucht er den Geldeintreibern zu entfliehen und geht an Bord der Venture, wo er sich mit Captain Englehorn trifft, der ebenfalls vor den Schuldeneintreibern fliehen will. Doch ihre Versuche, im asiatischen Raum irgendwie an Geld zu kommen, sind nicht von Erfolg gekrönt. Noch dazu wird die Mannschaft, die ohnehin nicht die beste ist, langsam unruhig.
Doch dann geschehen einige Sachen. Zunächst lernt Carl Denham in einem abgelegenen Hafen die wunderschöne Hilda kennen, die bald darauf ihren Vater und ihr „Zuhause“ im Feuer verliert. Sie kommt an Bord der Venture, wo aber bald darauf eine Meuterei stattfindet, bei der sie, der Captain, Carl Denham, Charlie und Nils Helstrom in einem Beiboot ausgesetzt werden. Sie landen auf Skull Island, wo sie schon bald auf King Kongs Sohn treffen.
King Kongs Sohn ist ein … interessanter Film. Der Ansatz der Filmemacher, nicht dem Epos und dem Drama des großen Vorgängers nachzueifern, war sicherlich eine gute Idee. Doch das Endprodukt lässt einen irritiert zurück.
Humor, statt Drama
Der Ansatz, statt auf Dramatik auf Humor zu setzen, ist eine krasse Idee, die in dieser Art heute sicherlich nicht mehr geschehen würde. Dabei hat der Film diverse gelungene Szenen. Etwa, wenn Denham und Captain Englehorn bei der Aufführung von Hilda im Publikum sitzen und nur wenige Einheimische klatschen, derweil der Rest mit starrem neutralen Gesichtsausdruck dasitzt. Oder als King Kongs Sohn gegen einen Felsen kracht und man richtig sieht, wie ihm etwas schwindelig ist.
Auch die Special Effects von King Kongs Sohn lassen sich sehen. Gefühlt wurde hier nochmal eine Schippe draufgelegt, weil sehr viele Einstellungen existieren, in denen man den Kleinen von Nahem sieht oder im Hintergrund Menschen zu sehen sind. Hier gibt sich der Film keine Blöße.
Wobei Rassismus und Sexismus natürlich immer noch vorhanden sind. Da hat sich im Vergleich zum ersten Film nichts getan. Dass die weibliche Hauptdarstellerin Hilda heißt, erfährt man erst, wenn man die Credits liest. Ansonsten wird sie entweder als Kind bzw. Mädchen bezeichnet. Sie ist zwar etwas selbstständiger als Ann Darrow, doch überwiegend ist ihre einzige Funktion, die Damsel in Distress zu sein, die ab und an gute Ideen hat, die sie gönnerhaft vorschlagen darf und die dann die Herren der Schöpfung in die Tat umsetzen.
Wurde hier gekürzt?
Ansonsten merkt man allerdings, dass King Kongs Sohn innerhalb weniger Monate und mit deutlich weniger Budget gedreht wurde. Die erwähnten Special Effects sind zwar genial, doch im Vergleich zum Originalfilm sieht man die geringere Summe, die zur Verfügung stand. So wurden deutlich weniger Kreaturen animiert bzw. sind auch erheblich weniger Szenen zu sehen, wo der Junior sich mit diesen Wesen auseinandersetzt. Und diese Kämpfe haben längst nicht die epische Atmosphäre des Vorgängers.
Ebenso hat man das Gefühl, dass der komplette letzte Akt des Films stark gekürzt wurde. Auf ein Mal setzt ein Unwetter ein, dass aus irgendwelchen nicht erklärten Gründen die vollständige Insel überspült, King Kongs Sohn Carl Denham rettet, um daraufhin in den Fluten zu ertrinken. Es ist ein Finale, dass keinen Sinn macht, dass wie aus dem Nichts kommt und überhaupt nicht vorbereitet wurde. Anscheinend sollte hier an das Drama um den Tod von King Kong aus dem vorigen Film angeknüpft werden, was jedoch aus dem eben genannten Grund nicht funktioniert. Stattdessen wird man irritiert zurückgelassen.
Dabei ist dies kein Einzelfall. Denn die Handlung von King Kongs Sohn besteht aus vielen Dingen, die nur geschehen, damit der Plot sich weiterentwickelt. Der Tod von Hildas Vater? Sorgt nicht für Trauer, sondern nur dafür, dass man Nil Helstrom nicht mag. Die Meuterei? Wird zwar aufgebaut, doch die Gründe der Meuterer werden nur angerissen. Ansonsten hat dies nur den Zweck, dass die Offiziere und das Mädchen auf Skull Island landen. Und so zieht es sich durch den gesamten Film. Die Charakterisierungen bleiben rudimentär, vieles wird angedeutet, nichts wirklich erklärt und Sachen geschehen, weil sie geschehen müssen weil sonst die Handlung nicht fortschreiten kann und und der Film nach nur 70 Minuten beendet wäre.
Potential ist vorhanden
Dabei ist es nicht so, dass der Film kein Potential hat. In den wenigen Szenen, in denen er auftritt, wird King Kongs Sohn charismatisch dargestellt. Er ist etwas unbeholfen, nicht so groß und mächtig wie sein „Vater“, doch immer noch mächtig genug, um sich gegen andere Kreaturen zur Wehr setzen zu können. Aber es wird unterm Strich nichts draus gemacht, eben weil, wie schon kritisiert, die Charakterisierungen rudimentär bleiben und Dinge nur geschehen, weil sie geschehen müssen.
Man merkt einfach, dass dieser Dreh nur darauf aus war, schnell an den Erfolg des Vorgängers anzuknüpfen, um schnell weiter Geld zu scheffeln. Das ist den Machern zwar gelungen, aber eben nur gerade so. Bei einem Budget von 269,000 $ spielte King Kongs Sohn nur 616.000 $ ein. Es schien so, als ob die Luft aus King Kong raus war und er somit ein Opfer der Zeit werden würde, vergessen und nur etwas, woran sich echte Cineasten erinnern.
Doch der Riesenaffe wurde schon bald wiederbelebt. Allerdings nicht in Amerika, sondern in Japan, wo man ihn das erste Mal auf eine bekannte Riesenechse treffen ließ. Die Rede ist natürlich von Die Rückkehr des King Kong …
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