In King Kong – Frankensteins Sohn erlebt der bekannte Riesenaffe ein Abenteuer in Japan.

Lebenszeichen aus Japan

Der Schnellschuss King Kongs Sohn war ein kommerzieller Misserfolg. Bei einem Budget von 269.000 $ spielte er „nur“ 616.000 $ ein, was im Vergleich zum allerersten King Kong, der 5,2 Millionen $ bei einem Budget von 672,254 $ erzielte, deutlich hinter den Erwartungen zurückblieb. Mit der Konsequenz, dass der Riesenaffe zumindest im Westen lange Zeit nicht mehr auf einer Kinoleinwand erschien.

Anders sah es jedoch im Osten aus. In Japan gab es mit Wasei Kingu Kongu (1933) und The King Kong That Appeared in Edo (1938) zwei Filmproduktionen, in denen der Riesenaffe ebenfalls auftrat. Doch beide Produktionen hatten nicht die Genehmigung, die Kreatur zu benutzen, und gelten heutzutage als Lost Media. Besser sah es hingegen 1962 aus, als Toho, das Studio, dem Godzilla gehört, die Filmrechte an King Kong erhielt und ihn anschließend in Die Rückkehr des King Kong auch auf ihre bekannte Riesenechse stoßen ließ, was der Auftakt zu einer schönen Prügelei war. Das Ergebnis war am Ende zwar gerade mal ein überdurchschnittlicher Film, der vor allem durch sein niedriges Budget auffiel, doch an den Kinokassen war er ein Erfolg. Mit der Konsequenz, dass es 1967 mit King Kong – Frankensteins Sohn (Wie für die damalige Zeit üblich macht der deutsche Titel absolut keinen Sinn) einen weiteren Auftritt des Affen in einem Film von dem berühmten Studio geben sollte.

Doch bei dem Skript sollte es eine Besonderheit geben. Denn in den USA war zu dem Zeitpunkt, als der Kinofilm entstand, gerade eine Zeichentrickserie mit dem Namen King Kong ausgestrahlt worden. Die Story von diesem basierte auf dem allerersten Film und handelte davon, dass der titelgebende Riesenaffe sich mit einem Jungen anfreundet und beginnt, für das Gute zu kämpfen. Hauptgegner war dabei der böse Wissenschaftler Dr. Who (weder verwandt noch verschwägert mit einem gleichnamigen britischen Zeitreisenden).

Stimmliche Probleme

Die Trickserie wurde von Rankin/Bass produziert, einem der bekanntesten Trickfilmstudios jener Zeit, berühmt geworden durch ihre Stopmotion-Puppenfilme. Und diese sollten auch gemeinsam mit Toho King Kong – Frankensteins Sohn produzieren. Mitinhaber Arthur Rankin jr. lieferte die grundlegende Story, wobei im Prinzip nur der Plot der Zeichentrickserie genommen und von Takeshi Kimura schließlich in ein Drehbuch umgewandelt wurde.

Größter Unterschied im Vergleich zur Trickserie war dabei, dass der Film mehr an einen Spionagefilm erinnerte. Dr. Who zeigte sich von Dr. No inspiriert, Madame Piranha wurde von Mie Hama dargestellt, die zuvor in Man lebt nur zweimal mitwirkte. Es gab aber auch andere Inspiriationsquellen. So erinnerte der U-Boot-Kommandant Nelson an Admiral Nelson aus Unternehmen Feuergürtel, der dort ebenfalls in einem Unterseeboot gegen Monster kämpfte. Regie führte natürlich Tohos Allzweckwaffe Ishiro Honda.

Es sollte nicht die einzige Verbindung zu Godzilla sein. Wie es bei den Filmen des Studios zur damaligen Zeit üblich war, tauchten in diesem Kinofilm viele Stammschauspieler auf, die bereits mit Riesenkreaturen ihre Erfahrung gesammelt hatten. Akira Takarada war in der Showa-Ära das Gesicht der Godzilla-Filme und war in mehreren von diesen in diversen Rollen zu sehen. Auch Hideyo Amamoto konnte auf viele Auftritte mit der Riesenechse zurückgreifen. Doch das Besondere an King Kong Escapes, wie der Kinofilm übrigens auf englisch heißt, war die Tatsache, dass hier zwei englischsprachige Schauspieler mitwirken sollten. Rhodes Reason war als der U-Boot-Kommandant Carl Nelson der erste Hauptdarsteller, derweil das Modell Linda Jo Miller die weibliche Hauptrolle innehatte. In der japanischen Fassung gab man den beiden einheimische Stimmen.

Und auch in den USA wurde der Film neu synchronisiert, wobei der erfahrene Voiceactor Paul Frees den Großteil aller männlichen Stimmen neu einsprach. Einzige Ausnahme war Rhodes Reason, der sich selber neu sprach. Bei den weiblichen Figuren war Julie Bennett die Sprecherin. Jo Miller war allerdings mit ihrer amerikanischen Stimme unglücklich, während sie hingegen ihre japanische mochte. Auch war sie mit der Tatsache unzufrieden, dass sie – anders als Rhodes Reason – sich nicht selber neu sprechen konnte. Doch der Grund dafür war einfach und nachvollziehbar. Sie lebte in jener Zeit in Japan und war nicht Teil der Screen Actors Guild, weshalb die Kosten einer Reise nach New York nicht gerechtfertigt waren.

Simpel und weitestgehend unterhaltsam

Ein böser Wissenschaftler mit dem Namen Dr. Who (Hideyo Amamoto) hat einen riesigen Roboter namens Mecha-Kong gebaut. Dieser soll das hochradioaktive Element X-Material sammeln. Doch das Unternehmen schlägt fehlt, die Strahlung sorgt dafür, dass die Maschine eine Fehlfunktion erleidet und zum Stillstand kommt. Madame Piranha (Mie Hama), die für das Land, das die Operation finanziert, die Aufsicht führt, ist darüber nicht sehr erbaut und droht damit, die Finanzierung einzustellen. Jedoch findet der Wissenschaftler King Kong und plant, diesen einfach zum Abbau zu bringen.

Jedoch ist er nicht der Einzige, der den Riesenaffen auffindet. Auch ein U-Boot unter dem Kommando von Commander Carl Nelson (Rhodes Reason) und seinem Stellvertreter Lt. Commander Jiro Nomura (Akira Takarada) stoßen auf das Eiland, wo sich der Affe befindet. Der hat allerdings nur Augen für die Krankenschwester des Boots, Lt. Susan Watson (Jo Miller). Es kommt zu einem kleinen Konflikt, der zum Glück friedvoll und durch viel gutes Zureden von dem weiblichen Offizier beigelegt wird. Bis allerdings Dr. Who zuschlägt und das Trio alles daran setzen muss, King Kong zu befreien, ehe ihm Schlimmes zustößt.

King Kong – Frankensteins Sohn ist ein Kinofilm, der trotz vieler Fehler stellenweise gut unterhalten kann. Dessen Mischung aus Kaiju-Film und Spionageabenteuer funktioniert erstaunlich gut. Seine Story fällt im Vergleich noch simpler aus, als die von Die Rückkehr von King Kong.

Man merkt der Geschichte an, dass sie auf einer Zeichentrickserie basiert, die sich naturgemäß an ein junges Publikum orientiert. Das ist jetzt kein Manko, sondern war damals so. Trickserien, die auch erwachsenere Zuschauer ansprachen, kamen erst mit den 1990er Jahren richtig in Mode.

Eine interessante Figur

In jedem Fall merkt man den Ursprung der Geschichte an den einfachen Charakterzeichnungen. Gut und Böse sind klar verteilt. Auf der Seite der Heroen von King Kong – Frankensteins Sohn findet man die U-Boot-Besatzung, auf der Seite der Antagonisten vor allem Dr. Who und seine Heerscharen. Bei der Darstellung von letzterem hätte nur gefehlt, dass er irgendwann wie ein Klischeeschurke lacht.

Die einzige Ausnahme des simpel gestrickten Casts ist Madame Piranha, die über weite Teile des Films als eine für damalige Verhältnisse sehr selbstständige und selbstbewusste Frau dargestellt wird. Sie hat eigentlich das Sagen und entscheidet über Wohl und Wehe der Operationen Dr. Whos. Jedoch hält diese erstaunlich emanzipierte Charakterisierung nicht den ganzen Film vor. Denn am Ende verliert sie ihre Contenance und ist auf einmal den Tränen nahe oder braucht die starken Arme eines Mannes. Das ist dann schon enttäuschend, ebenso wie ihr finales Schicksal. Es wird übrigens nie gesagt, für welches Land sie agiert, aber vermutlich ist es in kommunistisches, weil diese Staaten zu jener Zeit die Standardgegner stellten.

Als Kontrastprogramm zu Madame Piranha lernt man in King Kong – Frankensteins Sohn die von Linda Jo Miller dargestellte Susan Watson kennen. Sie übernimmt die Rolle der schönen – vor allem weißen – Frau, der King Kong verfällt. Wobei sie am Ende jedoch dafür sorgt, dass der Riesenaffe nicht den Tod findet, sondern eher dafür sorgt, dass er die nötige Unterstützung kriegt, um siegreich zu sein.

Schwache Special Effects

Auch die Darstellung von King Kong selbst ist simpel. Er ist ein Werkzeug des Guten, der die Menschen schützt. Schade ist, dass man anders als in seinem ersten Auftritt, nicht viel über die Insel erfährt, auf der er wohnt. Man sieht nur, dass er in einer Szene gegen einen Dinosaurier kämpft und dass ein alter Mann ebenfalls auf dem Eiland lebt. Ansonsten ist er für große Action zuständig, wenn er zum Beispiel gegen Mecha Kong antritt.

Spannungstechnisch plätschert King Kong – Frankensteins Sohn vor sich hin. Der Film bemüht sich zwar, Sympathien für seine Protagonisten zu erwecken, aber dafür ist ihr jeweiliger Charakter nicht sonderlich gut ausgearbeitet. Bis auf Madame Piranha sind nahezu alle Figuren so etwas wie Schablonen, die auf die Story angewandt wurden, ohne dass diese dadurch hinzugewinnen konnte.

Wobei mit Ursache dafür auch die Tatsache sein könnte, dass die Special Effects überwiegend lachhaft sind. Das waren sie schon in Die Rückkehr von King Kong. Aber hier wurde nochmal gefühlt einer draufgesetzt. Man sieht dem Titelprotagonisten an, dass hier einfach nur ein Mann in ein Kostüm gesteckt wurde, vermutlich sogar dasselbe, wie aus seinem Erstauftritt bei Toho. Denn hier ist ebenfalls ein Reißverschluss zu erkennen. Auch die Szenen, in denen ein Körperteil von dem Riesenaffen mit den Menschen interagiert, wirken billig und nicht sehr überzeugend. Das Problem ist einfach, dass wenn man die ersten King Kong-Filme gesehen hat, die Special Effects im Vergleich wesentlich besser wirken, trotz der Tatsache, dass diese damals über 30 Jahre älter waren. Und das ist für diesen Film wahrlich ein Armutszeugnis.

Am Ende kann man es positiv formulieren: King Kong – Frankensteins Sohn hält das Niveau seines Vorgängers. An den Kinokassen selbst drückte sich das in Form von 1 Million $ Einspielergebnis aus. Womit also einer weiteren Fortsetzung aus dem Hause Toho nichts im Wege stand. Oder …?

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Götz Piesbergen
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