Aliens crashen eine Halloween-Party.

Vom Kinderfilm zum brutalen Horror

Die Kids Gary (Dominic Mariche), Jack (Asher Grayson) und Miles (Ben Tector) drehen einen abgefahrenen Science-Fiction-Trashfilm, wobei sie von Garys älterer Schwester Samantha (Phoebe Rex) unterstützt werden. Als eine Gruppe jugendlicher Rowdies in die Dreharbeiten platzt und die Kinder aufmischt, schlägt sich Sam auf die Seite der Gleichaltrigen, da sie Billy (Calem MacDonald), den Anführer der Schlägertypen, anschmachtet. Der lässt erst von seinen Opfern ab, als sie ihm anbietet, seine Halloween-Party im Haus ihrer Eltern zu veranstalten.

Fast hätte sich Sam dem Rowdy sogar hingegeben, doch auf der Party wird schnell klar, dass Billy überhaupt nicht an ihr interessiert ist. Als seine Freunde die Bude komplett zerlegen und sie ihn darauf hinweist, dass dies das Haus ihrer Eltern sei, meint er nur dreist, dass es aber seine Party ist. Mit anderen Worten kümmert es ihn herzlich wenig und als Krönung pisst er in Sams Zimmer. Dabei wird er von einer Drohne gefilmt, deren Bild Gary und seine Freunde direkt ins Wohnzimmer projizieren.

Der Bloßgestellte dreht daraufhin völlig frei und will sich an den Kindern vergreifen. Dazu kommt es jedoch nicht mehr, da die Party von Außerirdischen überfallen wird. Diese entführen alle Partygäste, die nicht rechtzeitig fliehen können, und bringen sie an Bord ihres Raumschiffs, welches sie in einem nahen See geparkt haben. Dort lösen sie eine von Billys Freundinnen mit einem ätzenden Schleim auf und verwandeln seinen besten Kumpel Dallas (Isaiah Fortune) mit grüner Alienkotze in ein Monstrum mit Scherenhänden.

Sam schnappt sich derweil eine Taucherausrüstung, um ihren Bruder und dessen Freunde zu retten. An Bord findet sie ein fremdartiges Schwert, mit dem sie einige der Aliens töten kann. Gemeinsam können sie fliehen, werden jedoch von den Aliens, dem Dallas-Monster und Billy verfolgt. Letzterer hat nichts Besseres zu tun, als den kleinen Jack abzustechen, statt vor den Aliens zu flüchten. Kurz darauf erwischt ihn sein bester Kumpel Dallas. Am Ende taucht eine Gruppe Soldaten auf, welche die Aliens erschießt und die Kinder gefangen nimmt.

Eiseners Angst vor Entführungen durch Aliens

Der Filmhandlung liegt eine Urangst des Regisseurs zugrunde. Jason Eisener ist in der kanadischen Provinz Nova Scotia aufgewachsen, in der 1967 eine Gruppe Fischer den Absturz eines UFOs beobachtet haben will. In Anlehnung an diesen Vorfall ist zu Beginn seines Films ebenfalls eine Gruppe Fischer zu sehen, die ein Raumschiff in die Fluten stürzen sehen, um kurz darauf von den Aliens gemeuchelt zu werden. In der Realität haben die Fischer jedoch überlebt und es darf bezweifelt werden, dass das von ihnen beobachtete Flugobjekt wie ein glühender Schädel aussah.

Eisener hat seiner Fantasie ähnlich freien Lauf gelassen, wie die Macher des Films Feuer am Himmel (1993), welcher zwar auf dem Entführungsfall von Travis Walton im Jahr 1975 basiert, jedoch erheblich von Waltons Aussagen abweicht. Als Kind ängstigten Eisener sowohl dieser Film als auch eine Doku über den Vorfall in Nova Scotia, was erklärt, warum es sich bei Kids vs. Aliens um einen Horrorfilm handelt. Mit dem realen Entführungsphänomen hat dieser jedoch absolut nichts zu tun. Da empfiehlt sich schon eher der TV-Film Intruders (1992), welcher auf den Recherchen des UFO-Forschers Budd Hopkins (1931–2011) basiert.

Die Darstellung der Außerirdischen in Kids vs. Aliens als mordende Monster, die ihre Opfer just for fun zu Tode foltern, ist völlig an den Haaren herbeigezogen. Ihr Verhalten ergibt überhaupt keinen Sinn und ihre  Motive werden nicht einmal ansatzweise erklärt. Sie gleichen eher Dämonen aus der Hölle oder zumindest einer Horde klischeehafter Weltraumsatanisten, die einfach gerne Menschen opfern. Da hätten eigentlich eher Reptiloide gepasst, die ironischerweise von den Kids in deren Trashfilm portraitiert werden.

Die Aliens, von denen sie anschließend entführt werden, ähneln dagegen entfernt den typischen Greys, weichen bei genauerer Betrachtung jedoch stark von diesen ab. Am ehesten erinnern sie vielleicht noch an die Spezies der Givin aus Star Wars. Übrigens sind immer nur vier Außerirdische gleichzeitig zu sehen, weil das Budget nicht für mehr Kostüme gereicht hat.

Kids vs. Aliens (2022)

Außerirdische und irdische Soziopathen

In der dünnen Story sind die Aliens nicht die einzigen Soziopathen. Übertroffen werden sie noch von Billy, der sich gleich zu Beginn an jüngeren Kindern vergreift. Derartig feiges Verhalten findet man wohl an jeder Schule und oft werden aus solchen Rowdies später einmal Straftäter. Teilweise gelingt es ihm jedoch, sich zumindest gegenüber Sam zu verstellen und sie geschickt zu manipulieren, um seine Halloween-Party im Haus ihrer Eltern abhalten zu können. Billys impulsives und reueloses Verhalten auf der Party passt ebenfalls ins Bild eines Soziopathen, welches spätestens mit seinem Totalausfall bestätigt wird, der seiner Bloßstellung durch Gary und dessen Freunde folgt.

Billy befiehlt Dallas, Gary den Arm zu brechen, was dieser verweigert. Die anderen Gäste feuern ihn jedoch an und haben bereits vorab Billys Fehlverhalten gefeiert. Diesem geht jedes Schuldbewusstsein abhanden, doch bevor er völlig ausrasten kann, tauchen die Aliens auf. Obwohl diese auch ihn entführen, offenbart er in der Gefangenschaft seinen kompletten Mangel an Empathie. Als die Aliens eines der Kinder zur Opferung mitnehmen, freut er sich darüber. Dabei müsste ihm eigentlich klar sein, dass die Außerirdischen ihn als nächstes töten werden. Auch auf der anschließenden Flucht macht er weiter Jagd auf die ihm verhassten Kinder und tötet sogar eines, während die Aliens ihn jagen. Das ist schon eindeutig geisteskrank!

Außerdem schadet dieses überzogene Verhalten dem Film massiv. Man möchte sich aber nicht nur deswegen permanent die Haare raufen. Billys mutierter Freund ist fast noch schlimmer. Der verwandelt sich, weil ihm die Aliens ihre grüne Kotze einflößen, was schon absolut haarsträubend ist. Dass ihm dann aber noch metallene Freddy-Krueger-Handschuhe wachsen, ist einfach nur beknackt. Dadurch wird der eigentliche Horror zerstört und driftet ins Lächerliche ab.

Wie wenig ernst der Film sich nimmt, merkt man spätestens am Ende. Die Soldaten haben nicht allen Ernstes eine Kiste für das von Sam erbeutete Alien-Schwert dabei, deren Schaumstoffpolsterung exakt der Form des Schwertes entspricht. Wie konnte das Militär die genauen Maße eines fremden Artefakts wissen, mit dessen Bergung nicht gerechnet werden konnte?

Zum Schluss taucht noch einmal das Schädelraumschiff der Außerirdischen auf, welches erst kurz zuvor mit einer Ladung Silvesterraketen zerstört wurde. Es ist schwer zu beurteilen, was davon nun lächerlicher ist. Der Film ist wirklich von vorne bis hinten so dumm wie das Verhalten seiner Charaktere. Und das ist schon unfassbar dumm. Was tut man zum Beispiel, wenn man gerade von Aliens umgebracht wird und sich eine Retterin von hinten anschleicht? Natürlich lautstark ihren Namen rufen, damit die Aliens vorgewarnt werden! Zum Glückt geht der Film nur 75 Minuten. Umso eher kann man froh darüber sein, dass er endlich vorbei ist.

Fazit von Kids vs. Aliens: Zu grell, zu bunt, zu überdreht

Schon der Einstieg fällt durch seine grellen Farben und die lebhaften Fantasien der Kinder auf, deren Trashfilm eine Mischung aus Mad Max und Cyberpunk mit Dinoaliens ist. Leider sind die echten Aliens kaum glaubwürdiger. Deren Schädelraumschiff kommt wie eine billige Halloween-Dekoration daher, im Prinzip hätten sie auch gleich mit einem Kürbiskopf durchs All fliegen können. Es entsteht der Eindruck, dass der Regisseur sämtliche Ängste aus seiner Kindheit zusammengewürfelt hat, sei es vor Alien-Entführungen oder älteren Jugendlichen.

Letztere hat er tatsächlich das Ferienhaus seiner Eltern für die Halloween-Party zerlegen lassen. Die jungen Darsteller hatten sicherlich ihren Spaß dabei. Der Film macht dagegen überhaupt keinen Spaß. Horrorfans werden bereits zu Beginn abgeschreckt, da er zunächst wie ein Kinderfilm daher kommt. Kinder sollten hingegen diesen Film lieber nicht anschauen, da der Gewaltpegel eindeutig zu hoch ist. Zumal nicht einmal vor den Kids aus dem Hauptcast halt gemacht wird. Der kleine Jack erlebt das Ende des Streifens nicht mehr.

Ein wirklich stimmiges Gesamtbild bietet sich hier nicht. Es handelt sich weder um einen ernstzunehmenden Horrorfilm, noch um einen Coming-of-Age-Streifen. Zwar werden Elemente aus beiden Genres bedient, aber sie wollen nicht so recht zusammen funktionieren. Der Vergleich mit den „Goonies“ hinkt ebenfalls, denn Kids vs. Aliens mangelt es auf ganzer Linie an Witz, der den Film vielleicht noch hätte retten können. Die tolle Aufmachung des Mediabooks mit irisierender Oberfläche täuscht deutlich mehr vor, als der Inhalt zu bieten hat. Eine regelrechte Mogelpackung! Ob diese die nötigen Verkaufszahlen generieren wird, um die geplante Fortsetzung zu rechtfertigen, darf bezweifelt werden.

Info

Drehbuch: John Davies & Jason Eisener
Regie & Schnitt: Jason Eisener
Musik: Andrew Gordon Macpherson
Kamera: Mat Barkley

 


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