In Kick-Ass 2 werden wieder Ärsche getreten und Leute ermordet.

Veränderungen hinter der Kamera

Der allererste Kick-Ass-Film war ein Sensationserfolg. Bei einem Budget von 28 bis 30 Millionen US Dollar spielte er das Dreifache ein. Was für einen Superheldenfilm, der nicht auf Marvel oder DC-Figuren basierte, schon außergewöhnlich war.

Dementsprechend war klar, dass es auch einen zweiten Teil geben würde. Allerdings gab es dabei einige Veränderungen hinter den Kulissen. Matthew Vaughn, der bei dem ersten Film Regie geführt hatte, kehrte nicht mehr zurück, sondern war „nur“ noch Produzent. Stattdessen wählte er Jeff Wadlow als seinen Nachfolger aus, der dazu ebenfalls das Skript für Kick-Ass 2 schrieb.

Kurze Zeit später wurde bestätigt, dass Aaron Taylor-Johnson und Chloë Grace Moretz ihre Rollen als Kick-Ass und Hit-Girl wieder aufnehmen würden. Allerdings mussten deshalb beim Drehbuch einige Änderungen vorgenommen werden. Da Chloë Grace Moretz inzwischen deutlich älter als ihre Figur im Comic war, wurde ihr Charakter für den Film mehr femininer und weniger heftig gestaltet. Die Änderungen nahmen Chad Gomez Creasey und Dara Resnik Creasey vor, die dafür allerdings nicht in den Credits gelistet wurden.

Ein prominenter Name

Im Juli 2012 wurde schließlich bekannt, das Christopher Mintz-Plasse wieder seine Rolle als Chris D’Amico aufnehmen würde. Dieser würde dieses Mal unter dem Namen The Motherfucker agieren. Mintz-Plasse zeigte sich dabei dankbar, dass eine Vergewaltigungs- und Kindermordszene der Vorlage nicht übernommen wurde.

Vom restlichen Casting stach vor allem eins hervor: Jim Carrey, der berühmte Comedian, wurde als Colonel Stars and Stripes gecastet, dem Anführer der Superheldentruppe Justice Forever. Anscheinend sollte er an Stelle von Nicolas Cage treten, was allerdings nur bedingt funktionierte. Denn wenige Monate, bevor Kick-Ass 2 in die Kinos kommen sollte, kam es zu dem Sandy Hook Schulmassaker. Woraufhin Jim Carrey daraufhin seine Unterstützung für den Film zurückzog und das mit dem Level an Gewalt und Brutalität, die in diesem stattfanden, begründete. Zu sagen, dass dies wohlwollend aufgenommen wurde, wäre eine Lüge.

Es gab zahlreiche Gegenstimmen, die die Worte des Darstellers anzweifelten. Mark Millar, der Autor der Comicvorlage, meinte beispielsweise in seinem offiziellen Internetforum, dass der Film sich auf die Folgen der Gewalt konzentrieren würde und nicht auf die Gewalt an sich. Ebenso verglich er den Kinofilm mit den Werken eines Quentin Tarrantinos oder eines Martin Scorceses.

Fortsetzung folgt?

Am Ende war es egal. Kick-Ass 2 feierte am 14. August 2013 sein Debüt. Und parallel dazu wurde auch bekannt, dass es einen dritten Teil geben würde. So jedenfalls der Plan.

Vier Jahre sind vergangen, seitdem Dave Lizewski (Aaron Taylor-Johnson) aufgehört hat, als Kick-Ass Verbrechen zu bekämpfen. Doch gelangweilt fängt er an, gemeinsam mit Hit-Girl (Chloë Grace Moretz) zu trainieren. Was seine Freundin allerdings so interpretiert, als ob er fremdgeht und ihn daraufhin verlässt.

Parallel dazu tötet Chris D’Amico (Christopher Mintz-Plasse) aus Versehen seine Mutter. Weshalb er jetzt allein das Verbrechensimperium seines Vaters kontrolliert. Er erschafft daraufhin eine neue maskierte Identität als der Motherfucker und gründet eine Gruppe an Superschurken, die er Toxic Mega Cunts nennt. Sein Motiv ist vor allem Rache an Kick-Ass, der wieder zurückgekehrt ist und sich seinerseits einer Gruppe an Gleichgesinnten angeschlossen hat.

Andere Schwerpunkte gesetzt

Es ist sicherlich bezeichnend, dass der vor der Premiere angekündigte dritte Teil bis heute nicht erschienen ist. Das hat seine Gründe. Denn anders als der durchaus gelungene erste Kick-Ass-Film war Kick-Ass 2 eine Enttäuschung, sowohl kommerziell wie auch bei den Kritikern.

Es macht sich eben bemerkbar, dass Matthew Vaughn nicht mehr für Drehbuch und Regie verantwortlich war. Sein Nachfolger Jeff Wadlow setzt andere Schwerpunkte. Die leider die Falschen sind.

Man hat den Eindruck, dass er sich zwar den ersten Film angesehen hat. Aber daraus die falschen Schlüsse gezogen hat. So scheint er der Meinung zu sein, dass es vor allem Humor war, der den ersten Teil zum Erfolg gemacht hat. Und präsentiert deshalb in Kick-Ass 2 ebenso jede Menge davon.

Gags auf Toilettenniveau

Das klingt jetzt nicht so verkehrt. Bis man feststellen muss, dass die herrlich überdrehte Ironie des ersten Teils hier vollkommen verschwunden ist. Stattdessen dominieren Gags auf Toilettenniveau. Doppeldeutige Bewegungen und Bemerkungen sind ständig wahrzunehmen und gefühlt alle paar Minuten werden männliche Geschlechtsteile als Grundlage für Jokes genutzt, die alles andere als witzig sind.

Wenn etwa Jim Carreys Hund auf Befehl in den Schwanz eines gefangenen Asiaten beißt und sich darüber lustig gemacht wird, kann man bestenfalls nur mit den Augen rollen. Oder wenn im Endkampf einer der Schurken sich sehr grafisch übergibt und das von einem Polizeischild aufgefangen wird, soll das wohl humorig wirken. Doch schafft dies in Kick-Ass 2 nur das Gegenteil, man ekelt sich.

Der Film hätte viel Potential geboten, wenn er die Elemente, die den ersten Teil so erfolgreich gemacht haben, aufgenommen und weiterentwickelt hätte. Wenn er die Auswirkungen der Existenz zweier Gruppen an „Superwesen“ auf die Gesellschaft näher analysiert hätte. Stattdessen wird das nur gestreift. Man kriegt mit, wie die Polizei versucht, den kostümierten Helden Herr zu werden und daran scheitert. Das war es dann auch.

Abziehfiguren als Nebencharaktere

Die wiederkehrenden Figuren sind ebenfalls, bis auf eine Ausnahme, eine einzige Enttäuschung. Christopher Mintz-Plasses Motherfucker fehlt der Kampf um die Anerkennung seines Vaters. Er hat in Kick-Ass 2 nichts, was ihn motiviert, abgesehen von der Rache an Kick-Ass. Was allerdings auf Dauer etwas dürftig und zu wenig ist.

Es ist auch schade, dass die meisten kostümierten Figuren zu puren Randbemerkungen verkommen. Der Fokus liegt eben vermehrt auf Hit-Girl, Kick-Ass und dem Motherfucker. Danach kommt noch Colonel Stars and Stripes, dessen Hintergrundgeschichte sehr faszinierend und exzellent ist. Schade, dass er der einzige der neuen Figuren ist, bei dem dies der Fall ist.

Der Rest verkommt zu Namen, Superheldennamen und Gimmick. Dementsprechend blass wirken sie. Sie verkommen zu Abziehbildern, deren Schicksal einem am Ende schlichtweg egal ist. Und das ist einfach für einen Film, wie es Kick-Ass 2 sein will, nicht in Ordnung.

Hit-Girl Best Girl

Einen Lichtblick gibt es. Wann immer Hit-Girl auftaucht, wird der Film exzellent. Zu sehen, wie sie, die von ihrem Vater als Waffe aufgezogen worden ist, versucht, ein ziviles Leben zu führen und daran scheitert, ist großartig. Ebenso, wie es gleichzeitig einem in der Seele wehtut, weil man gerade ihr, die so viel verloren hat, alles nur erdenklich Gute wünscht. Gleichzeitig sind aber auch die Actionszenen, in denen sie glänzen kann, phantastisch. Wie etwa, als sie die Entführung von Dave vereitelt.

Dave, also Kick-Ass, selbst ist in diesem Film ein Rätsel. Ihm widerfahren in Kick-Ass 2 einige schlimme Sachen. Doch hat man nie das Gefühl, dass es ihn wirklich berührt. Er macht ungerührt weiter, obwohl man sich mehr Momente gewünscht hätte, wo er über die Konsequenzen seines Superheldendaseins reflektiert hätte. Da ist Hit-Girl wesentlich weiter.

Der Wille – und die Gewalt – war da. Doch das Endprodukt wirkt bestenfalls bemüht und kann nicht überzeugen.

Info

Drehbuch: Jeff Wadlow
Hauptdarsteller: Aaron Taylor-Johnson, Christopher Mintz-Plasse, Chloë Grace Moretz, Jim Carrey
Produzent: Matthew Vaughn, Adam Bohling, Tarquin Pack, David Reid
Regie: Jeff Wadlow

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Götz Piesbergen

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