Der Freizeitpark ist der Ort, wo sich Jessica Jones’ Leben verändert.

Alles, nur nicht langweilig

Jessica (Krysten Ritter) wurde von ihrer Mutter Alisa entführt. Ihre Mutter (Rebecca De Mornay) will mit ihr ein neues Leben anfangen, doch Jessica ist zunächst skeptisch, ehe sie dann dennoch überzeugt wird. Ausschlaggebend ist ein Ereignis, bei dem sie zusammen eine Familie aus einem brennenden Fahrzeug retten können. Allerdings ist klar, dass die Polizei sie nicht in Ruhe lassen wird, weshalb sie versuchen wollen, auf Umwegen über die kanadische Grenze zu kommen.

Trish Walker (Rachael Taylor) erwacht derweil aus dem Koma. Sofort versucht ihre Mutter, die Kontrolle über ihr Leben zu übernehmen, doch sorgt sich die frühere Reporterin eher darum, wie es ihrer Schwester geht. Und Malcolm Ducasse (Eka Darville) beschließt, sich Jeri Hogarths (Carrie-Ann Moss) Fall anzunehmen.

Man kommt nicht umhin, Der Freizeitpark mit Lächeln, dem Finale der ersten Staffel, zu vergleichen. Beiden Folgen ist gemein, dass sie höchstdramatisch sind. Doch im Vergleich war der Actionanteil des ersten Seasonfinales wesentlich höher. Wer daraus jedoch schließt, dass das zweite Staffelfinale deswegen jetzt langweilig sei, der irrt sich gewaltig.

Es wird intensiv

Es ist ein sehr intensives, sehr emotionales Ende der zweiten Season. Eines, wo nochmal alle Ereignisse, die in dieser Staffel geschehen sind, aufgearbeitet werden. Wo Familien entstehen, nur um dann einfach so wieder auseinandergerissen werden. Wo Leute im Prinzip alles verlieren, nur um Ende doch noch etwas zu gewinnen.

Hauptsächlich dreht sich Der Freizeitpark um Jessicas Flucht mit ihrer Mutter Alisa. Es wird gut rübergebracht, wie die Detektivin anfänglich von den Plänen und Taten ihrer Mama wenig überzeugt ist. Das Interessante ist allerdings, dass am Ende beide Seiten irgendwie überzeugende Argumente haben.

Jessica sorgt sich zu Recht um die Fähigkeit ihrer Mutter, sich selber zu kontrollieren. Nicht ganz zu unrecht, wie man ja unter anderem in Drei Leichen sind erst der Anfang gesehen hat, wo sie in einem Anfall von Wut und Trauer eine Beamtin, die auf sie aufpassen sollte, bei ihrer Flucht einfach so umgebracht hat. Doch andererseits muss man auch den Argumenten von Alisa zustimmen, wenn sie sagt, dass Menschen Gutes tun, womit sie ihre Tochter unterstützt, ihr zu helfen, sich besser zu kontrollieren.

Das Schicksal kann gnadenlos sein

Das wird ja wunderbar exemplarisch bei der Rettungsaktion gezeigt, die Jessica und ihre Mutter unternehmen. Mit ihren Fähigkeiten gelingt es ihnen, eine in Lebensgefahr geratene Familie zu retten. Wobei Alisa sogar mitten in ein Flammeninferno stürzt, um das letzte Familienmitglied vorm Tod zu retten. Diese Ereignisse sind ja auch mit Grund, wieso Jessica sich dann überzeugt zeigt, mit ihrer Mutter zu fliehen.

Wobei hier das Drama die nächste Stufe erreicht. Denn die Polizei verfolgt das Frauenduo und blockiert alle offiziellen Wege. Darum schlagen sich die zwei über die Seitenstraßen zur kanadischen Grenze durch, wo Alisa auf einmal auf den Freizeitpark stößt, den ihre Familie so gerne besucht hat. Was dann auch der Ort ist, wo das Schicksal unbarmherzig zuschlägt.

Zuvor wurde immer wieder eingestreut, wie Trish aus dem Koma erwacht und sich selbst im geschwächten Zustand nach Jessica erkundigt. Sehr zum Entsetzen ihrer Mutter, die jedoch, wie es für sie üblich ist, eigentlich eher ihre eigenen Interessen im Sinn hat.

Ein Tod ohne Vorwarnung

In jedem Fall sorgt dann Trish für die endgültige Eskalation, als sie Alisa erschießt, gerade als diese mit Jessica redet. Eine Aktion, die ihre Schwester so wütend macht, dass sie der ehemaligen Reporterin beinahe etwas antut. Sie lässt sie aber anschließend laufen und nimmt stattdessen die Schuld an der Tat auf sich.

Es ist interessant, wie Alisas Tod inszeniert wird. Er kommt ohne Vorwarnung, ohne ein Zeichen, dass da was kommt. Sie wird mitten in einem Gespräch mit Jessica durch einen Kopfschuss erledigt. Dieses Ableben verstärkt das emotionale Trauma, das ihre Tochter und auch der Zuschauer erleiden. Und man kann die Trauer, die Alisas Ableben verursacht, sehr gut nachvollziehen, weil damit die letzte Person verstorben ist, die zu Jessicas eigener Familie gehört.

Und man hätte es nicht für möglich gehalten, dass man als Zuschauer am Ende erstaunt feststellt, dass damit eine Figur ausscheidet, die man liebgewonnen hat. Die zwar stellenweise antagonistisch dargestellt wurde, aber bei der es auch zu ausreichend Momenten gab, die sie zu einer dreidimensionalen Figur machen, die zwar Übles getan hat, bei der allerdings ebenso viel Wert darauf gelegt wurde, glaubwürdige Motivationen für ihre Taten zu präsentieren.

Verloren und doch gewonnen

Es kommt dann am Ende von Der Freizeitpark zu einer aufschlussreichen Szene: Jessica kommt zurück in ihr Büro, wo Trish schon auf sie wartet und mit ihr reden will. Das blockt die Detektivin jedoch mit den Worten ab, dass sie am heutigen Abend zum zweiten Mal ihre Familie verloren hat. Und das ist ein heftiger Satz, wenn man bedenkt, wie sehr Jessica sich bislang um ihre Schwester gesorgt und gekümmert hat.

Unterm Strich haben beide Frauen nahezu alles verloren. Jessica hat ihre Familie und ihren Assistenten verloren, Trish das Vertrauen ihrer Schwester und ihre berufliche Zukunft. Allerdings zeigt die Folge, dass beide auch etwas gewonnen haben. Jessicas Beziehung zu Arocho ist für sie ein normales Leben, derweil Trish anscheinend auf einmal über erhöhte Reflexe verfügt.

Und vor allem Letzteres ist ein aufschlussreiches Ende. Denn eigentlich kommt sie damit im Vergleich am besten weg. Schließlich hat sie etwas gewonnen, was sie sich schon lange gewünscht hat: außergewöhnliche Fähigkeiten. Mal sehen, was sie daraus machen wird. Schließlich gibt es auch eine dritte Staffel, in der sie im Mittelpunkt des Geschehens stehen wird.

Zwei Gewinner

Dabei vergisst Der Freizeitpark nicht den Plot um Jeri Hogarth und Malcolm Ducasse. Letzterer beschließt, sein Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen und den Fall der Anwältin zu übernehmen. Und so schafft er es, ihr Material zu geben, mit dem sie ihre Partner erpressen kann, ehe sie am Ende eine eigene Kanzlei aufbaut.

Im Prinzip sind die beiden die Gewinner der zweiten Staffel. Man sieht eine Jeri Hogarth, die sich von den Ereignissen erholt und ihre Krankheit akzeptiert hat, sich aber davon nicht unterkriegen lässt. Die immer noch eiskalt und arrogant agiert, wie man es schon immer von ihr gewohnt ist.

Malcolm Ducasse hingegen hat sein Schicksal von Jessica Jones losgelöst. Er ist jetzt Detektiv in einer anderen Agentur und er und seine frühere Arbeitgeberin sind sich völlig fremd geworden. Was man ebenfalls am Ende sehen kann, als sie aneinander im Flur begegnen, sie allerdings wortlos an ihm vorbeiläuft und ihn ignoriert.

Der Freizeitpark ist eine heftige Folge. Eine mit vielen Verlusten. Die aber dennoch halbwegs versöhnlich endet. Definitiv ein Must-See.

Info

Drehbuch: Story by  Jesse Harris, Teleplay by  Melissa Rosenberg
Showrunner: Melissa Rosenberg
Regie: Uta Briesewitz

 


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Götz Piesbergen

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