Der Wunsch Betet für meine Patsy erweist sich als Bumerang.

Nur noch eine Episode

Trish Walker (Rachael Taylor) wird ins Krankenhaus eingeliefert, während Jessica Jones (Krysten Ritter) und ihre Mutter Dorothy (Rebecca De Mornay) sich um sie sorgen. Wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Derweil es Jessica wirklich um ihre Schwester an sich geht, geht es Dorothy mehr um den Ruhm, den ihre Tochter hat. Und da sie an keiner Kamera oder Mikrofon einfach so vorbeigehen kann, gibt sie bald ein verhängnisvolles Interview, welches Alisa (Janet McTeer) auf den Aufenthaltsort von Trish aufmerksam macht. Womit deren Leben jetzt in Gefahr ist.

Jeri Hogarth (Carrie-Ann Moss)  hat unterdessen herausgefunden, wo ihre gestohlenen Wertsachen hingekommen sind. Sie sind in einem Pfandhaus erhältlich. Und dort kann die Anwältin gegen ein wenig Schmiergeld herausfinden, wo sich Inez Green befindet. Woraufhin ihren Racheplan ausführen kann.

Nur noch eine Episode und dann ist auch die zweite Jessica Jones-Staffel vorbei. Und wenn man von Betet für meine Patsy ausgeht, dann wird es ein spannendes Finale werden. Bei dem aktuell noch vollkommen unklar ist, wie es aussehen wird. Ob jemand stirbt, ob es Veränderungen gibt und wie es allgemein mit der Titelheldin weitergehen wird.

Eine unberechenbare Mutter

Diese absolute Unklarheit ist etwas wunderschönes. Weil sie klar macht, dass damit die Serie sehr spannend ist und nicht vorhersehbar. Was natürlich für den Zuschauer am schönsten ist, da so die Wahrscheinlichkeit, dass man bis zum Ende der Season bestens unterhalten wird, hoch ist.

Dabei dreht diese Folge noch einmal mehr an der Spannungsschraube, bis es kaum zum Aushalten ist. Im Grunde sieht man hier den Fallout der letzten Ereignisse. Man sieht, wie Jessica hin und hergerissen ist. Zwischen ihrer geschwisterlichen Liebe zu Trish, auch wenn sie stocksauer über deren Taten ist, und ihrer Zuneigung gegenüber ihrer Mutter Alisa, auch wenn deren Taten durch nichts zu rechtfertigen ist. Und so erlebt man eine Jessica Jones, die es schier zerreißt, weil sie nicht wirklich weiß, was sie tun soll. Und als schließlich einen Entschluss fasst, geht der nach hinten los.

Was man dabei in Betet für meine Patsy wieder erlebt, ist, wie unberechenbar Alisa ist. Wenn es sie packt, wenn sie durchdreht, schreckt sie vor nichts zurück. Dann ist sie wie ein Monster, wie eine Maschine, die einzig und allein auf ihr Ziel fokussiert ist. Und dabei geht sie zur Not über Leichen, was man auch daran sieht, dass sie eine der Polizisten, die sie verhaften wollen, mit sich zieht, als sie aus einem Gebäude springt. Sie überlebt, die Polizistin nicht. Diese liegt in zerschmettert in einer Blutlache, von der Fußspuren wegführen.

Welch verquere Mutterliebe

Und dann, wenn sie sich wieder berappelt, ist bei ihr auch so etwas wie Reue zu merken. Allerdings jetzt nicht, weil sie Leute getötet hat. Sondern weil sie ihre Tochter gefährdet hat. Und Jessica ist für sie mittlerweile die einzige ihr liebgewonnene Person, die sie noch hat. Was sie wiederum zu einer erstaunlichen Tat am Ende der Folge bringt.

Es ist also Mutterliebe, wenn auch eine sehr verquere, die Alisa motiviert. Und doch wirkt diese Liebe realer und nachvollziehbarer, als die, die Dorothy Walker gegenüber ihrer Tochter empfindet. Für sie zählt der Erfolg von Trish. Das ist das, worüber sie ihre Zuneigung definiert. Weshalb es auch kein Wunder, dass ihre Tochter so verquer geworden ist.

Trish selbst ist über weite Teile der Folge bewusstlos. Sie kommt aber in einer Szene zu sich, wo sie und Jessica sich über ihr Bedürfnis austauschen, dass sie so stark wie ihre Schwester sein will. Und auch wenn diese versucht, ihr das auszureden, hat man nicht den Eindruck, dass das verfängt. Wobei am Ende der Episode sie eh erstmal mit dem Leben kämpfen muss.

Rache genießt am besten Eiskalt

Auch Jeri Hogarth taucht in Betet für meine Patsy auf. Und hier zeigt sich, wie eiskalt sie sein kann. Aber ebenso, wie intelligent sie ist. Denn wie sie herausfindet, wo Inez Green sich aufhält und wie sie diese dann dazu manipuliert, dass sie Ryback erschießt, nur um anschließend eiskalt die Polizei anzurufen: Das ist schon heftig. Und zeigt eigentlich, wie sehr man diese Frau bislang unterschätzt hat. Denn wenn sie wirklich mit dem Rücken zur Wand steht und nichts mehr zu verlieren hat, dann lehrt sie einen das Fürchten.

Es ist eine geile Episode. Und leider auch die vorletzte Folge, dieser doch so gelungenen zweiten Staffel von Jessica Jones.

Info

Drehbuch: Raelle Tucker & Hilly Hicks Jr.
Showrunner: Melissa Rosenberg
Regie: Liz Friedlander


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Warpskala

Warpskala
10 10 0 1
10/10
Total Score
Götz Piesbergen

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