Drei Leichen sind erst der Anfang vom Ende der zweiten Jessica Jones-Staffel.
Wenn die Psyche leidet
Nachdem Jessica (Krysten Ritter) den Wachmann Dale Holiday in Notwehr umgebracht hat, ist sie traumatisiert. Sie hört die Stimme von Kilgrave (David Tennant), der sie dazu inspiriert, alles wie einen Selbstmord aussehen zu lassen. Und danach werden ihre Halluzinationen von ihm immer stärker, bis sie vermeint, ihn diverse Male real zu sehen.
Sie ist allerdings auch deshalb unter Druck, weil ihre Schwester Trish (Rachael Taylor) mit Dr. Karl Malus (Callum Keith Rennie) abgehauen ist. Voller Wut versucht sie ihnen nachzuspüren. Und schafft es schließlich, sie über ihren Assistenten Malcolm Ducasse (Eka Darville) ausfindig zu machen.
Nachdem es in Schweinekotelett darum ging, wie bei allen Protagonisten das Vertrauen missbraucht und zerstört worden ist, dreht sich Drei Leichen sind erst der Anfang um die Konsequenzen dieser Tat. Es ist dabei vor allem eine Episode, bei der Krysten Ritter grandios aufspielt. Besonders an ihr sieht man, wie die Ereignisse der letzten Zeit an ihrer Psyche zerren und sie gnadenlos runterzieht.
Die dunkle Seite ist nie weit entfernt
Das wird exemplarisch durch die Rückkehr von David Tennant symbolisiert. Als Kilgrave war er ja in der ersten Season der Bösewicht, den er grandios darstellte. Und auch jetzt kann er begeistern. Mit spürbaren Vergnügen spielt er den Antagonisten, der ständig auf Jessica einredet und sie ermuntert, noch mehr Leben zu nehmen. Es ist klar, dass er nur ein Ausdruck ihrer in Mitleidenschaft gezogenen Psyche ist. Dennoch bleibt er eine grandiose Präsenz in dieser Episode.
Und man kann verstehen, wieso Jessica von ihm halluziniert. Er ist für sie ein Symbolbild für die schlimmste Zeit ihres Lebens. Als sie nur eine willenlose Puppe war, die von ihm nach belieben manipuliert worden ist. Vermutlich versucht ihre Psyche mit den Ereignissen der letzten Zeit dadurch fertig zu werden, dass es ihn im Prinzip wiedererweckt. Wodurch er quasi Jessicas unterdrückte finstere Seite die Möglichkeit gibt, mit ihr zu sprechen.
Und er hat ja irgendwo Erfolg. Auch wenn man sieht, wie es Jessica im Laufe der Episode sichtbar immer schlechter geht, wie sie von den Geschehnissen immer mehr runtergezogen wird, merkt man ebenfalls, dass sie gegenüber seinen Worten immer mehr empfänglicher wird. Was dann sogar so weit geht, dass sie am Ende kurz davor steht, einen weiteren Mord zu begehen. Nur, um sich im letzten Moment zu fangen. Was Kilgrave nur damit kommentiert, dass er nicht weit entfernt ist.
Wenn das Vertrauen dahin ist
Man merkt in Drei Leichen sind erst der Anfang allerdings auch, wie sehr sie der Vertrauensmissbrauch von Malcolm Ducasse und Trish Walker schmerzt. Denn die beiden sind die Personen, die sie besonders nah an sich herangelassen hat. Trish ist schließlich auch ihre Schwester, um die sich bislang immer gesorgt hat. Das ausgerechnet diese sie jetzt reingelegt hat, muss ihr doch sehr wehtun.
Wobei man allerdings auch Malcolm Ducasse verstehen kann. Er beschwert sich zu Recht, das nach all dem, was er mit ihr durchgemacht hat, was er für sie getan hat, sie ihn immer noch herablassend behandelt. Dass er deshalb dann am Ende der Episode die Reißleine zieht und kündigt, ist da nur folgerichtig.
Doch wesentlich interessanter ist das Verhalten von Trish. Sie zwingt Dr. Karl Malus, sie derselben Prozedur zu unterziehen, wie Trish, damit sie dieselben Fähigkeiten wie diese erhält. Und schießt am Anfang der Episode sogar auf ihre eigene Schwester, damit sie mit dem Wissenschaftler fliehen kann. Und ihre Motivation ist eindeutig die, dass sie dieselben Kräfte wie Jessica haben möchte. Dass sie dafür sogar die Beziehung zu ihr in Gefahr bringt, zeigt, dass sie im Grunde genommen diese Sehnsucht als neue Sucht gegen ihre alte ausgetauscht hat.
Es wird dramatisch
Am Ende sorgen diese Ereignisse allerdings dafür, dass der Wissenschaftler sich selbst tötet und seine Forschungsergebnisse dabei gleich mit zerstört. Und als Jessicas Mutter Alisa dies erfährt, verfällt sie in einen Anfall und bricht aus dem Gefängnis aus. Wobei sie gleichzeitig eine Wächterin umbringt.
Am Ende sind dies die besten Zutaten für ein dramatisches „Jessica Jones“-Finale. Bei dem Jessica vermutlich ziemlich alleine sein wird.
Info
Drehbuch: Jack Kenny & Lisa Randolph
Showrunner: Melissa Rosenberg
Regie: Jennifer Lynch
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