Krieg und Frieden herrschen in Gnade Gott dem Penner.

Wut!

Bei ihrem Versuch, mehr über IGH herauszufinden, kommen Jessica Jones (Krysten Ritter) und Trish Walker  (Rachael Taylor) einen gewaltigen Schritt weiter. Dank Maximilian Tatum (James McCaffrey), der mit Trish als Minderjährige Sex hatte, gelangen sie an die Akten der Firma. Und finden heraus, dass eine gewisse Inez Green ebenfalls von dieser verändert wurde. Es gilt, sie zu finden, ehe die Frau mit den Narben ihnen zuvorkommt.

Derweil schließt Jessica Frieden mit ihrem Hausverwalter, während Jeri Hogarth (Carrie-Anne Moss) erkennt, dass ALS ihr Leben nicht mehr lebenswert macht. Doch findet sie keine legale Methode, wie sie sich selbst schmerzlos töten kann. Immerhin bricht sie dafür mit dem Privatdetektiven Cheng (Terry Chen), der damit alles andere als einverstanden ist. Stattdessen versucht er Jessicas Assistenten Malcolm Ducasse (Eka Darville) zu engagieren, um ihr so zu schaden. Während er parallel jemanden ausschickt, um ihre Detektei nach nutzbaren Beweisen zu durchforsten. Was sich als furchtbarer Fehler herausstellt.

Aggression und unterdrückte Wut ist das große Thema dieser Episode. Man sieht zu Beginn von Gnade Gott dem Penner, wie Jessica an einer Gruppensitzung teilnimmt, wo es um Aggressionskontrolle geht. Wo sie schließlich über ihre Gefühle spricht und dabei den Wutball, den die Teilnehmer nutzen, zerstört.

Wut als Instrument

Es ist ein ausdrücklicher Hinweis darauf, wie sehr der aktuelle Fall an ihren Gefühlen zerrt. Wie sehr dabei alte Wunden wieder aufgerissen werden. Und wie wenig ihre bislang meistgeliebten Methoden, mit so etwas fertig zu werden, nämlich viel Alkohol und Zynismus, an ihre Grenzen stoßen.

Die Wut ist bei ihr immer präsent. Und es reicht „schon“, wenn sie in Gnade Gott dem Penner erfährt, dass der Filmemacher Tatum ihre Stiefschwester als Minderjährige missbraucht hat, damit sie wieder zu Tage kommt. Wobei sie am Ende die Aktion, die diese Wut auslöst, umlenken kann, so dass nur eine Motorhaube dran glauben muss und nicht der Kopf dieser Person.

Trish Walker hat hingegen gelernt, ihre negativen Gefühle als Instrument zu nutzen. Als Mittel zum Zweck, um in den Ermittlungen vorwärts zu kommen, um dadurch Jessica zu helfen und sich selbst zu beweisen, dass sie in der Lage ist, sich auch um seriöse Themen zu kümmern. Und natürlich mit ihrer Schwester mithalten zu können.

Wenn das Selbstmitleid stärker als das Mitleid ist

Privat scheint es bei ihr zu laufen. Die Beziehung zu Griffin Sinclair ist stabil und übersteht auch solche Turbulenzen, wie etwa, als Jessica ihr in aller Öffentlichkeit eine Affäre andichtet. Nur zeigt sich am Ende von Gnade Gott dem Penner, dass er anscheinend ein doppeltes Spiel spielt. Fragt sich nur, für wen er arbeitet?

Grandios ist der Plot um Jeri Hogarth. Jede Szene, in der sie auftritt, ist einprägsam. Sei es, als sie auf offener Straße eine Frau mit ALS das Gleichgewicht verlieren sieht und, anstatt ihr aufzuhelfen, sie mit Selbstmitleid anstarrt. Oder als sie bei Jessicas Berichte über die diversen Ausgaben ihrer Partner diese als Mandantengeschenke abtut. Nur um dann Jessica zu sagen, dass sie ein Pro Bono Fall war. Daran sieht man, dass die tödliche Krankheit nun nicht unbedingt dafür sorgt, dass sie ihr Verhalten verändert. Im Gegenteil: Es scheint ihre Egozentrik nur noch zu verstärken.

Auch die Entwicklung von Malcolm Ducasse ist in Gnade Gott dem Penner interessant. Er entwickelt im Laufe der Folge immer mehr Selbstbewusstsein. Dass er, nachdem er mal wieder gefeuert wurde, kurz darauf Jessica quasi konfrontiert, dass er weiterhin mit ihr zusammenarbeiten möchte. Nur, dass er auch besser bezahlt werden will. Was ihr anscheinend so imponiert, dass sie dem zustimmt. Das Selbstbewusstsein von ihm geht ja sogar so weit, dass er das Angebot von Cheng ablehnt. Was jener natürlich nicht nachvollziehen kann.

Ein unbefriedigendes Ende

Eigentlich ist dies eine famose und grandiose Episode. Wäre da nur eine Sache, die nicht gefällt. Der Plot mit Jessicas Hausmeister. Der wird in dieser Folge beendet, aber auf eine Art und Weise, die nicht sonderlich zufriedenstellend ist. Denn auf ein Mal ist er dadurch, dass Jessica seinem Sohn das Leben rettet lammfromm, kommt mit Alkohol vorbei und sie sprechen sich aus. Jessica versucht ihn dann noch zu verführen, scheitert damit aber. Ein wenig fühlt sich dieses Handlungsfinale wie abgewürgt an. So, als ob der Plot nicht mehr wichtig ist und deshalb vorzeitig eingestellt wurde.

Immerhin endet Gnade Gott dem Penner heftig. Ein Angestellter von Cheng wird brutal ermordet, was dann wiederum mit den IGH-Ermittlungen in Zusammenhang steht. Und Jessica wird am Ende verhaftet. Was ein spannender Cliffhanger ist.

Info

Drehbuch: Jack Kenny
Showrunner: Melissa Rosenberg
Regie: Deborah Chow

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Warpskala

Warpskala
8 10 0 1
8/10
Total Score
Götz Piesbergen

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