Die Orville ist auf dem Weg nach Moclus, denn Bortus steht sein Ja’loja bevor: Er muss pinkeln. Und zwischen der Crew tut sich einiges in punkto Beziehungen.
Staffel 2, Folge 1
Ja’loja
Handlung
Der zweite Offizier Bortus bittet Captain Ed darum, einen Stopp in seiner Heimatwelt Moclus einzulegen. Es gibt schließlich einen feierlichen Anlass. Er wird seine Blase entleeren. Das kommt bei Moclanern schließlich nur einmal jährlich vor und wird mit der formellen Zeremonie „Ja’loja“ gewürdigt.
Auf dem Weg nach Moclus merkt der Zuschauer, dass die Crew seit dem Ende der ersten Staffel weiter zusammengewachsen ist. Es sind offensichtlich einige Monate ins Land gegangen. Ed ist enttäuscht, dass Kelly die in der letzten Staffel erneut aufkeimenden Gefühle nicht erwidern möchte. Ihre Begründung: Das gäbe unter Kollegen nur Probleme. Erst recht in einem Ober-Unter-Verhältnis.
Sie hat in der Zwischenzeit ohnehin mit dem attraktiven Lehrer Cassius (Chris Johnson) angebandelt. Das gefällt Ed natürlich gar nicht. Eifersüchtig stalkt er seine Ex mit einem Shuttle vor dem Quartierfenster, als die gerade innig ihren Neuen küsst. Kelly stellt Ed am nächsten Tag zur Rede. Der zeigt sich aber nach wie vor nicht unbedingt einsichtig.
Er stattet Cassius einen Besuch ab und unterbreitet ihm sozusagen ein Friedensangebot. Dabei stellt Ed dummerweise fest, dass der so verhasste Cassius eigentlich sogar ganz nett ist. Er gibt Cassius sogar Beziehungstipps, um einen kleinen Streit mit Kelly beizulegen.
Auch Alara ist nicht glücklich über ihr Single-Dasein. Bortus hat auf seine Weise Verständnis dafür und möchte sie gerne mit einem seiner Offiziere verkuppeln. „Dann“ entspricht allerdings nicht unbedingt den optischen Ansprüchen von Alara. Als Alien mit fleckig-grüner Haut, riesigem Hinterkopf und sechs Nasenlöchern ist er nicht wirklich mit Attraktivität gesegnet. Er gesteht ihr, dass seine Art aufgrund ihres Äußeren Schwierigkeiten hat, mit anderen Spezies engeren Kontakt aufzubauen. Und da Dann sich in diesem Moment auch erst einmal als recht witzig entpuppt, geht Alara am Abend mit ihm Essen.
Hier überfällt er sie allerdings mit einem „romantischen“, recht zweifelhaften Gedicht. Als Alara ihm auf sein Drängen hin sagt, dass seine Lyrik an einigen Ecken noch optimierungsbedürftig sei, reagiert Dann enttäuscht. Sie verlässt das Restaurant und lässt sich auch durch eine Message mit „Ich vermisse dich“ nicht wieder zurückholen. Frisch verliebt ist hingegen Lt. Gordon Malloy: Das neue Crew-Mitglied Janel Tyler hat ihm ordentlich den Kopf verdreht. Aber die Spezialistin für dunkle Materie zeigt keinerlei Interesse an seinen hilflosen Annäherungsversuchen. John LaMarr gibt seinem Kollegen daraufhin vermeintlich hilfreiche Flirt-Tipps. Aber Gordon bringt einfach den Mut nicht auf, Janel nach einem Date zu fragen.
Ganz andere Sorgen plagen Dr. Claire Finn: Sie hat mit ihrem pubertierenden Sohn Marcus zu kämpfen. In seinem Klassenkammeraden James hat er einen ziemlich schlechten Umgang gefunden. Die Kinder hacken heimlich einen Replikator und replizieren sich eine Flasche Vodka. Diese kippen sie sich auf dem Holodeck hinter die Binde. Leider werden sie von Kelly erwischt.
Claire verbietet ihrem Sohn daraufhin den Umgang mit James. Letzterer schiebt bei seinen Eltern die komplette Schuld auf Marcus. Und die wollen, dass Claires Sohn ab sofort in eine andere Klasse versetzt wird. Bei einem Gespräch mit Cassius, der der Lehrer der beiden ist, stellt der Androide Isaac fest, dass der Vodka-Vorfall bei weitem nicht das Schlimmste war, das James verbrochen hat: Er hat sich obendrein noch in die Datenbank gehackt, um seine Noten zu verschönern.
Ohnehin verbringt Isaac auffällig viel Zeit mit der Finn-Familie. Er gibt Ty Klavierunterricht, die Kinder hängen an ihm und er unterstützt Claire in punkto Erziehung mit manchmal etwas zweifelhaften, aber nett gemeinten Erziehungsratschlägen. Claire lädt ihn sogar ein, sie zu Bortus Ja’loja-Party zu begleiten. Und Isaac nimmt jede Gelegenheit dankend an, die menschliche Rasse weiter zu studieren.
Nachdem Bortus sich auf Moclus in einem feierlichen Moment erleichtert hat, findet auf der Orville die Ja’loja-Party statt. Cassius haben die Beziehungstipps von Ed offensichtlich weitergeholfen: Kelly hat ihm bei der kleinen Auseinandersetzung vergeben. Ed sitzt allein an der Bar und will sich wegen seiner guten Ratschläge an seinen Konkurrenten am liebsten selbst ohrfeigen. Janel fragt, ob sie sich zu ihm setzen darf.
Rezension von Ja’loja
Die Folge ist definitiv nicht unbedingt das, was ein „gewöhnlicher“ Sci-Fi-Staffelauftakt normalerweise bietet: Es gibt keine fulminante Storyline oder gar gewaltige Raumschlachten. Aber was ist bei „The Orville“ schon gewöhnlich?
„Ja’loja“ ist dennoch sehr gut gelungen. Sie weist diesen ganz eigenen Orville-Charme auf, bei dem viel Liebe ins Detail gelegt wird und die kleinen Fehler der Crew-Mitglieder im Mittelpunkt stehen. Vielleicht liebt man die Ed & Co. gerade deshalb so sehr: Sie sind einfach nicht perfekt. So gut wie jeder Zuschauer kann sich mit der ein oder anderen unangenehmen bzw. merkwürdigen Situation identifizieren.
So reagiert das Team erst einmal erstaunt bis pikiert, als sie vom jährlichen Pinkelritual und der dazugehörigen Party von Bortus erfahren. Und natürlich kann sich der ein oder andere einen dummen Witz nicht verkneifen. Dennoch läuft die Prozedur für Orville-Verhältnisse am Ende erstaunlich „feierlich“ ab. Zumindest wenn man selbst kurz vergessen kann, worum es eigentlich geht.
Etwas erstaunlich war das schnelle Heranwachsen von „Topa“, dem Kind von Bortus und Klyden. Während es in der ersten Staffel noch ein Baby war, mutet Topa jetzt bereits wie ein etwa zehnjähriger Junge an. Offensichtlich reifen Moclaner weit schneller heran als Menschen. Viel zu sehen war bisher jedoch noch nicht von dem kleinen Moclaner.
Mehr Aufmerksamkeit bekam stattdessen Claires Sprössling Marcus. Claire steht der Pubertät ihres Kindes momentan ein wenig hilflos gegenüber. Einen schlechten Einfluss hat dabei vor allem James, Marcus neuer Freund. Dieser ist Claire sofort unsympathisch – und das nicht ganz unbegründet. Als die Eltern von James den kleinen Kotzbrocken noch als wahres Engelchen bezeichnen, muss sie sich offensichtlich mehr als zusammenreißen. Dass Claire ausgerechnet im Androiden Isaac eine Schulter zum Anlehnen und Ausheulen findet, beschert den Zuschauern viele witzige Situationen. Er kommentiert alles trocken und emotionslos und findet alles höchst interessant.
Beziehungstechnisch versucht es Sicherheitschefin Alara erneut mit den Männern. Dann ist auf den ersten Blick nicht das, was sie sich optisch erhofft hatte. Und der dritte Blick gibt ihr recht: Das selbst verfasste Gedicht von Dann ist zum fremdschämen. Die arme Alara ergreift die Flucht.
Malloy redet bei seiner Flamme Janel von einem Fettnäpfchen ins nächste. Hilfesuchend wendet er sich an LaMarr. Dieser gibt ihm bereitwillig Flirt-Tipps und stattet Malloy erst mal mit einem neuen Outfit aus. Die lila Lederjacke ist so ziemlich das Hässlichste, was man je gesehen hat: Überall befinden sich überflüssige Reißverschlüsse. Wenn es nach LaMarr geht könnten es sogar noch ein paar mehr sein. Aber auch die Jacke hilft Malloy nicht, über seinen Schatten zu springen. Er schafft es nicht, seine Angebetete endlich zum Ja’loja einzuladen. Die zeigt offenbar sowieso mehr Interesse an Ed.
Zum Brüllen war, dass Ed sich aus Eifersucht ein Shuttle schnappt, um Kelly durch das Fenster auszuspionieren. Die küsst gerade Cassius. Viel zu spät aktiviert Ed eine Tarnvorrichtung. Kelly hat ihn längst entdeckt und ist stocksauer. Seine dümmliche Ausrede kommt nicht gut an. Und als Cassius durchaus Verständnis für Eds Reaktion zeigt, macht sie das noch wütender. Ausgerechnet Ed weist dem eigentlich sehr sympathischen, aber ein wenig glatten Rivalen einen Weg aus dem Streit. Und Ed ärgert sich über sich selbst.
Bemerkenswert
Nach einem Jahr Orville-Abstinenz wollte MacFarlane eine Folge schaffen, die die Zuschauer wieder mit der Crew verbindet. Er legte absichtlich viel Wert auf die weitere Charakterentwicklung und die Neueinführung von Cassius und Janel. Die beiden vergrößern den Graben zwischen Ed und Kelly noch mehr.
Die eigentliche Ja’loja-Szene war ursprünglich 28 Sekunden lang und war mit plätschernden Geräuschen untermalt. MacFarlane wollte jedoch nicht, dass die Spezies der Moclaner ins Lächerliche gezogen wird. Deshalb wurde es wieder herausgeschnitten. Allerdings hatten die Schauspieler Schwierigkeiten damit, ernst zu bleiben. Besonders MacFarlane konnte sich das Lachen kaum verkneifen.
Fazit
Ein etwas ungewöhnlicher Staffelauftakt, der viel Wert auf das Zwischenmenschliche legt. Dennoch sind es gerade die kleinen Fettnäpfchen, in die die Crew regelmäßig hineintritt, welche die Serie so liebenswert machen.
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