Mit Jahrtausende kommen wir zum vierten Teil von Christophe Becs und Stefano Raffaeles Olympus Mons-Reihe.

Jahrtausende
© Splitter Verlag

In den ersten drei Teilen hat sich die Erzählung bereits sehr vielversprechend entwickelt, doch geriet in den Bänden 2 und 3 der Mars ein wenig zu sehr ins Abseits, was sich in Jahrtausende hoffentlich ändern wird.

Jelena Schewtschenko auf dem Mars

Jahrtausende beginnt mit einem kleinen Mädchen, das eine russische Münze auf ein Bahngleis legt, über das wenige Augenblicke später ein Zug gefahren kommt, der eine Sojus-Rakete transportiert, die kurz darauf in den Weltraum geschossen wird. Das kleine Mädchen beobachtet das Geschehen mit großen Augen. Natürlich handelt es sich bei dem Kind um Jelena Schewtschenko, deren Leidenschaft für den Weltraum an jenem Tag erweckt wurde.

Als einziger noch lebender Mensch auf dem Mars befindet sich Jelena 2026 n. Chr. auf dem Weg zum Raumschiff auf dem Olympus Mons. Schließlich erreicht sie das gewaltige Wrack und dringt in dessen Inneres vor. Mit Aaron Goodwins Hilfe (siehe unten), gelingt es ihr, das Cockpit des Wracks zu finden. Auf dem Rückweg entdeckt sie schließlich eine Höhle, in der sie von einer Energiewelle getroffen das Bewusstsein verliert.

Aaron Goodwin

In Amerika verspottet lässt sich der Hellseher Aaron Goodwin von den Russen anheuern. Als er das Begräbnis seiner Kollegin Marta Kulgina in Russland besucht, erscheint ihm deren Geist. Kurz darauf wird Aaron zum Hangar 754 gebracht, wo russische Wissenschaftler das Raumschiff vom Berg Ararat untersuchen. Aaron versteht, dass dieses Raumschiff einer anderen Zivilisation entstammt als die Anomalie 1. Eine Vision lässt ihn in die Vergangenheit blicken, wo er beobachtet, wie das Raumschiff von einem anderen abgeschossen wird. So wird dem Hellseher offenbart, dass zwei außerirdische Zivilisationen sich seit Jahrtausenden bekriegen, wobei das Kampfgebiet das gesamte Sonnensystem und vielleicht sogar die ganze Galaxie umfasst.

Aaron besucht den alten Weltraumbahnhof, auf dem Jelena Schewtschenko dem Start der Sojus-Rakete beigewohnt hatte. So gelingt es ihm, Kontakt mit ihr aufzunehmen und ein wichtiges außerirdisches Symbol zu identifizieren. Schließlich gelangt er durch eine weitere Vision auch selbst auf den Mars und beobachtet den Abschuss des dort befindlichen Raumschiffs, das entsandt worden war, um die Anomalie 1 zu bergen. Es stellt sich außerdem heraus, dass Jelena nicht alleine auf dem Mars ist. Sowohl Maschinenwesen als auch mit diesen befeindete Drohnen befinden sich auf dem Mars.

Der Berg Ararat in verschiedenen historischen Szenarien

Wie wir aus den vorherigen Bänden wissen, ist zu einem uns noch unbekannten Zeitpunkt ein Raumschiff auf dem Berg Ararat abgestürzt. Durch verschiedene historische Szenarien erfahren wir nun Näheres zum Zeitpunkt des Absturzes. Zunächst begleiten wir Alexander den Großen, der 334 v. Chr. am Ararat vorbeizog. (Wie schon in der Prometheus-Reihe scheint Zeichner Stefano Raffaele auch hier Colin Farrell im Sinn gehabt zu haben, als er Alexander zeichnete.)

Im Jahr 1013 n. Chr. ist es dann soweit. Über einem Dorf am Ararat findet eine Weltraumschlacht statt. Ein Raumschiff stürzt ab. Die Dorfbewohner können das Ereignis natürlich nicht richtig einordnen und glauben, dass ihnen der Berg grollt. Einige Jahre später, 1097 n. Chr., erscheinen christliche Kreuzritter in der Gegend, um nach der Arche Noah zu suchen, die laut antiken Schriften auf dem Ararat gestrandet sein soll. Statt der Arche stoßen die Ritter auf das Raumschiffwrack und gehen aufgrund der Strahlung jämmerlich zugrunde.

Tracker Legends

Der Sensationsjournalist Mark von der Sendung “Tracker Legends” erholt sich von den schweren Strahlenschäden, die ihm die außerirdischen Wrackteile zugefügt haben, die er auf dem Berg Ararat gefunden hat. In seiner nächsten Sendung will das Team darüber berichten, was sich statt der Arche Noah wirklich auf dem Ararat befunden hat. In der Zwischenzeit tritt Mark in verschiedenen Fernsehsendungen auf und berichtet dort von den außerirdischen Artefakten, die er gefunden hat.

Anomalie 1

Nachdem das Raumschiff auf dem Meeresgrund durch das Eindringen der Menschen aktiviert worden ist, befinden sich zwei U-Boote in Seenot, denen die kompletten Maschinen ausgefallen sind. Derweil sind Russen und Amerikaner jeweils damit beschäftigt, der Anomalie 1 Herr zu werden, bevor dies der jeweiligen andere Macht gelingt.

Das Forscherteam von “Oceans Pathfinder” taucht zur Anomalie herab und findet die acht toten Navy Seals. Ein russischer Taucher, der von den Außerirdischen vor diesen amerikanischen Spezialeinheiten geschützt wurde, tritt nun in Kontakt mit der Besatzung des Raumschiffs. Es handelt sich um Roboter, die dem Menschen zu erklären versuchen, was passiert ist. Nachdem das Schiff vor 1.000 Jahren abgestürzt war, konnte es nicht mehr geortet werden. Erst 1952 aktivierte es sich wieder aufgrund größerer Flottenbewegungen in der Absturzregion. Die außerirdische Zivilisation wollte das Schiff bergen, um die Menschheit vor dessen Zerstörungspotenzial zu schützen, doch vertrieben irdische Seestreitkräfte der Operation Mainbrace die Bergungstruppen, sodass sie nicht zum Wrack vordringen konnten.

Mein Eindruck von Olympus Mons Bd. 4 Jahrtausende

Der Titel des Bandes (Jahrtausende) leitet sich von der Erkenntnis ab, dass zwei außerirdische Zivilisationen seit Jahrtausenden Krieg miteinander führen und die Erde mit in diesen Konflikt einbezogen wurde. Somit dürften nun die wesentlichen Hintergrundinformationen bekannt sein. Offen bleibt lediglich, warum sich die beiden Zivilisationen bekriegen. Fest steht jedenfalls, dass die Menschheit in diesem Konflikt nicht als Feind wahrgenommen wird.

Endlich geht es mit dem Erzählstrang um Jelena Schewtschenko weiter, die auf dem Mars das gewaltige Raumschiff untersucht hat und am Ende auf eine geheimnisvolle Höhle gestoßen ist, wo sie aufgrund einer Energiewelle das Bewusstsein verliert.

Die Bilder sind weiterhin gewaltig, besonders wenn es um das Raumschiff auf dem Mars geht. Auch die Erzählung weist bisher kaum Mängel auf. Lediglich bei den unterschiedlichen Tauchteams, die die Anomalie 1 aufsuchen, ist es manchmal schwierig, den Überblick zu bewahren.

Fazit

Jahrtausende beantwortet einige offenen Fragen und endet mit einem sehr spannenden Cliffhänger. Nur gut, dass kürzlich Band 5 der Olympus Mons-Reihe erschienen ist, der den sehr vielversprechenden Titel Im Schatten der Sonne trägt.


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Michael Kleu
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